Читать книгу Damenwahl - Eva Brislinger - Страница 10
ОглавлениеDer Besuch
Eines Abends – als es lau –
saß Fritz mit Liese, seiner Frau,
am Gartentisch beim Blumenbeet.
Da kamen Kurt und Annegret
auf einen Blitzbesuch vorbei
und Fritz, der fragte sorgenfrei:
„Was darf es denn zu trinken sein?
Ein Sekt, ein Bierchen oder Wein?“
Die Annegret, nach alter Sitte,
sprach: „Einen Prosecco bitte!“
„Ja, ein Prosecco! Das wär’ fein!“,
fiel auch gleich die Liese ein.
Und der Kurt, der meinte recht:
„Ein guter Roter wär’ nicht schlecht.“
Der Fritz lief also schnell ins Haus
und brachte die Getränke raus.
Zuerst kam freilich, wie bestellt,
der Sprudel für die Damenwelt.
Dann der Zweigelt für die Herren …
… schon hörte man den Kurtl plärren,
denn kaum griff er die Flasche an,
rief er: „Der Wein ist viel zu warm!
Richtig wären siebzehn Grad.
Höre nun auf meinen Rat
und kühl ihn nochmal ganz kurz ein,
dann schmeckt er besser, rund und fein.“
Während die Damen fröhlich tranken,
pflegte der Fritz schon Mordgedanken.
Nichtsdestotrotz bracht’ er den Wein
wiederum ins Haus hinein
und steckte dann den alten, guten
ins Tiefkühlfach für zehn Minuten.
Die Zeit verging, der Kurtl lachte,
als Fritz den Roten wiederbrachte.
Der Fritzl – durstig – setzte dann
den Korkenzieher endlich an,
schon stoppte ihn der Kurt und rief:
„Dreh bloß die Spindel nicht zu tief,
sonst bröselt Korken in den Wein
und das soll ganz gewiss nicht sein.“
„Ich pass ja auf …“, sprach drauf der Fritz
und zog sogleich auf einen Sitz
den Korken aus dem Flaschenhals,
da meldet’ Kurt sich abermals:
„Du weißt schon, dass der atmen soll,
dann schmeckt er besser, rund und voll.
Am besten eine gute Stunde“,
sprach er heiter in die Runde.
Jetzt hieß es für die Herren warten …
… draußen im kleinen, schönen Garten.
Für die Damen immerhin
floss der Prosecco stets dahin,
und während Fritz am Trocknen saß,
trank Annegret ihr sechstes Glas.
Endlich war es dann so weit,
die Männer voller Heiterkeit
hoben die Gläser hoch zum Gruß …
… da gab es abermals Verdruss.
Denn Anni rutschte von der Bank
und lallte draufhin sterbenskrank:
„Mir issooo schlecht, esiss ein Graus.
Kurti, bring mich schnell nach Haus!“
Der Kurtl, wie vom Blitz getroffen,
rief: „Du bist ja sturzbesoffen!“,
und sagte darauf ausdruckslos:
„Es tut mir leid, wir müssen los.“
Als sie dann fuhren, ei, wie fein,
kehrte im Garten Ruhe ein
und Fritz hat freudig, unverdrossen
ein Glas perfekten Wein genossen.
Die DAMENWAHL backstage
Für mich zählt beim Weintrinken ja prinzipiell nur ein Kriterium: Der Wein muss schmecken. Im Laufe der Jahre musste ich allerdings feststellen, dass es Menschen gibt, die aus dem Kredenzen von Rotwein eine eigene Wissenschaft machen. Da wird während des Besuches in endlos öden, stundenlangen Diskussionen darüber philosophiert, wie man was machen muss, wann welcher Wein welche Behandlung braucht, bei welcher Idealtemperatur er serviert werden darf u. v. m. Ein wenig angesteckt von dieser „influenza vinosa“ kaufte ich mir doch tatsächlich einmal einen Dekanter und schüttete diverse Riojas, Zweigelts, Merlots und Blau fränkische von A nach B. Was für eine Patzerei! Was für ein Theater! Mittlerweile ist der Dekanter mit dem Altglas entsorgt und ich bin weiser und abgeklärter. Für den Besuch gibt’s jetzt in der Regel Bier, gut gekühlten Prosecco oder manchmal auch ein Glas Weißwein zu trinken. Und den Rotwein? Den gibt es nur noch zu ganz besonderen Anlässen. Zum Beispiel in solchen Genießerstündchen wie im nächsten Gedicht.