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Total verkorkt

Es war einmal vor langer Zeit

beim Hauser Sepp zu Haus.

Wir saßen am Balkon zu zweit

und sah’n zum See hinaus.

Da kam der Sepp auf den Gedanken,

um der Romantik willen

wär’s recht, ein Achterl Rot zu tanken

und am Balkon zu chillen.

Schon lief er in den Keller nieder,

wo’s rumpelte und krachte,

dann kam der Seppi keuchend wieder,

total verschwitzt, und lachte.

Seinen Geburtstagswein brachte der Sepp

mit selbstgemachtem Etikett.

Auf dem stand drauf: „Château du Depp –

spendiert vom Fischereiquartett“.

Ein so ein feiner Tropfen,

der kam uns grade recht.

Doch fand der Seppi keinen Öffner

und das war erstmal schlecht.

Im Küchenkasten beim Besteck,

da war das Ding natürlich nicht.

Dasselbe Lied im Schnapsversteck.

Kein Korkenzieher war in Sicht.

Da, plötzlich fiel dem Sepp was ein:

„Auf meinem Schweizer Messer,

da muss ein Korkenzieher sein!“

Die Laune wurde besser.

Ruckzuck das Werkzeug aus der Tasche,

die Spitze auf den Kork der Flasche,

ein paarmal drehen, kurz und knapp:

Mit Quietschen brach der Korken ab.

Dann hieß es, sachte, sachte, sachte

den Öffner nochmals angebracht.

Schon hörte man den Seppi schrei’n!

Der Korken ploppte in den Wein.

Die Flasche glitt ihm aus der Hand,

der Wein ergoss sich auf die Wand,

der Sepp verlor das Gleichgewicht

und stürzte längs auf sein Gesicht.

Doch damit war’s noch nicht genug,

denn ausgelöst durch diesen Ruck

hob’s den Balkon mit einem Sprung

aus seiner Verankerung.

Worauf er in grazilem Stil

mit einem Donnerkrach

ein Stockwerk tief nach unten fiel,

direkt aufs Autodach.

Mit Rettung, Blaulicht und Sirene,

dem Korkenzieher in der Vene,

mit Rippenbruch und Infusion

chauffierte man den Sepp davon.

Drauf hab ich, gänzlich unverletzt,

mich in die nächste Bar gesetzt,

sprach auf den Seppi einen Toast

und trank auf ihn – na endlich. Prost!

Ich glaube, es war im Sommer 2013, als ich dieses Chaosgedichtchen schrieb. Ich sollte einen Beitrag zu einer szenischen Lesung mit dem Titel „Wein, Weiber und so weiter“ abliefern und mir wollte einfach nichts einfallen. Ich hatte also wieder einmal eine wunderbare Schreibblockade, als ich in meinem Ärger die Tageszeitung zur Hand nahm, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Da las ich einen Artikel über einen abgestürzten Balkon …


Die stimmgewaltige Karin Koncsik denkt gar nicht ans Nachhausegehen

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