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Das Beutelwerk

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Grüppchenweise stiegen sie die steile Treppe hinab, während zwei Vatis den Müller noch in eine Diskussion verwickelten. Einer der Jungen versuchte, mit der Picke eine Furche zu treffen, griff sich dann aber den Kraushammer und raute eine Wange auf. Sebastian aber klopfte bereits mit dem Knochen an große hölzerne Räder.

„Hallo, hier wird gemahlen! Die Münder geschlossen, die Augen zum Müller, die Ohren gespitzt. Sehen wir uns das Räderwerk der Mühle an. Da hinten, das große Kammrad oder Stirnrad kennt ihr ja schon. Es greift mit seinen vielen Kämmen in die der beiden Stockräder hier links und rechts ein und treibt sie an. Diese sitzen auf je einer Welle. Diese Wellen nun bringen die vorderen beiden Kammräder in Bewegung. Die beiden Kammräder wiederum greifen in die senkrecht stehenden Mühlsteineisen ein und bewegen sie. Und die Mühlsteineisen gehen durch die Decke, den unteren Mahlstein, und der Läuferstein ist auf ihm festgemacht... na ihr wisst es ja. Aber eine Sache kennt ihr noch nicht.“

Alle schauten sich gespannt um.

„Hier, diesen Kasten“, meinte einer, „da ist Mehl drin.“

„Ja, genau“, rief Sebastian. „Hier über das Mahlrohr gelangt das Mahlgut aus der Bütte in das Beutelwerk, so nennt sich das Ganze nämlich. Es kommt in den Beutelkasten, wo es so lange gebeutelt wird, bis das feine Mehl ausgesiebt ist. Der Rest, das sagte ich schon, wird wieder und wieder gemahlen, bis nur noch eine Doppelhand voll Kleie übrig ist. Kleie ist der Mahlabfall. Sie ist ein gutes wertvolles Tierfutter. Ach, übrigens kommt der Spruch ‚Der ist in seinem Leben ganz schön durchgebeutelt worden‘ hier aus dem Beutelkasten.“

Die Worte Beutelwerk, Beutelkasten und Beutel mussten alle wiederholen, da hatte Sebastian keine Nachsicht. Der Müller setzte das gesamte Mahlwerk noch einmal in Gang, und alle erlebten das Beutelwerk in Aktion.

„Das Beutelwerk ist ja viel lauter als alles andere in der Mühle“, stellte dann einer der Vatis fest.

„Ja, ja“, sagte Sebastian, „nicht das große Wasserrad klappert in der alten Wassermühle oder vielleicht der Müller, sondern das Beutelwerk. Nur, das weiss keiner.“ Daraufhin bekam er von Onkel Thomas eine kleine Kopfnuss, obwohl dieser das vom Müller auch immer in seinen Führungen sagte. Sebastian lachte nur.

„Aber wir! Wir wissen jetzt, was in der alten Mühle klappert!“ rief plötzlich der Opa laut. Alle lachten wieder.

„Du hast uns prima geführt“, lobte er. „Aber ganz zum Schluss musst du uns noch erzählen, was mit dem alten Knochen los ist, den du als Zeigestock benutzt hast.“

Sebastian schaute etwas verlegen in die Runde und blieb mit den Augen an Onkel Thomas hängen.

„Ganz genau weiß ich die Geschichte nicht mehr“, murmelte er und sagte dann lauter:

„Onkel Thomas, erzähl’ du sie bitte. Du kannst das auch viel besser ... und außerdem hör’ ich selber so gerne zu, ja?“

Der Müller war einverstanden und alle anderen auch. Die Runde hatte einen neuen Erzähler. Die Blicke sammelten sich jetzt beim Müller. Einen Moment lang war es ganz still. Da hob der Müller den Finger zum Mund und flüsterte:

„Psssst ...“

Alle folgten gespannt seinen Bewegungen. Langsam schloss er die quietschende Kellertür und löschte das Licht bis auf eine einzige Glühbirne. Alle rückten heran, um nichts zu verpassen. Da begann der Müller:

„Und nun hört ...

Sebastian in der Mühle

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