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Die Geschichte vom Schatz in der Mühle I

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Vor vielen, vielen Jahren, als ringsum noch riesige tiefgrüne Wälder das Gesicht der Landschaft prägten und man die Mühle lediglich mit Kerzen erhellte, begaben sich in dunkler, nebliger Nacht zwei Räuber vom Dorfe Ockerwitz zum kleinen Dorf Podemus. Durstig vom Weg, kehrten sie immer wieder in Gasthäusern ein. Dort tranken sie ein Bier und noch ein Bier und immer so weiter und schmiedeten dabei einen Plan:

,Wir wollen dem Müller in der Zschoner Mühle einen Besuch abstatten.

Auf ihrem Wege hatten sie erfahren, dass der Müller im Zschoner Grund ein reicher Mann sei und einen Schatz versteckt hielte. Die Mühle steht sehr einsam, das wussten sie. Das kam ihnen entgegen. Und so wankten sie durch das dunkle Tal in den Grund hinab. Aus dem Mühlenraum schimmerte das Licht einer einzigen Kerze. Durch das ein wenig offene Fenster sahen sie im abziehenden Mehlstaub den Müller, der sich noch mit seinem Tagewerk plagte. Die dreisten Räuber zwängten sich geschwind durch das Fenster. Sie griffen den verblüfften Müller von hinten an. Doch der schwere, starke Mann kämpfte tapfer gegen die beiden Eindringlinge. Bald gewannen die beiden Räuber die Oberhand — bald war der Müller überlegen. Der Kampf tobte hin und her.

Schließlich gelang es dem Müller, gestählt durch seine tägliche harte Arbeit, den einen Liederjahn zu fassen. Er schleuderte ihn gegen ein Kammrad, wo der Räuber ein jämmerliches Ende fand. Voller Entsetzen sah nun auch der andere sein letztes Stündlein gekommen. So flink es noch ging, nahm er seine Beine in die Hand und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Leider wurde der Schatz bis zum heutigen Tag nicht gefunden, aber ein riesiger Beinknochen ist der Beweis für diese schaurige Geschichte.“

Jetzt war es ganz still. Alle erschraken, als ein Balken knarrte. Das Mädchen war einen Schritt nach vorn gegangen und schaute den Müller fragend mit großen runden Augen an.

„Stimmt das alles?“

Der Müller hob die Schultern:

„Wer weiß das schon so genau. Eine lange Zeit ist darüber hinweggegangen. Sie löscht manche Details und erfindet neue.“

Die Zuhörer nickten und besprachen sich noch ein Weilchen.

Sebastian schlüpfte unterdessen an die Seite von Onkel Thomas, der sich an der Kellertür aufgebaut hatte.

„Was meinst Du, Sebastian“, lächelte der Müller, „nun verabschieden wir uns zünftig, ja?“ Sebastian nickte, öffnete die wie immer quietschende Kellertür und rief:

„Das war’s, meine lieben Zuhörer. Ich hoffe, die Zschoner Mühle hat euch gefallen. Lasst es euch alle Zeit gut gehen und Glück zu!“

Über dreißig Glück-zu-Müllergrüße mussten sie zu seinem Erstaunen noch sagen, ehe alle aus dem Kellerraum verschwunden waren. Es war geschafft. Onkel Thomas blinzelte ihm zu und sagte:

„Prima, Sebastian, das war gute Arbeit. Kannst mich öfter vertreten ab jetzt, abgemacht?“

„Abgemacht! ... Onkel Thomas, ich gehe jetzt ein wenig in den Zschoner Grund. Bist du einverstanden?“ rief Sebastian glücklich und rannte erst einmal davon. „Geh nur, so gegen sechs ist Abendbrot.“ „ Jaaa!“ schallte es aus dem Zschoner Grund.

Sebastian in der Mühle

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