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GANZHEIT

Der Begriff Ganzheit ist ein Abstraktum, gebildet aus dem Adverb ganz, und bedeutet heil, unverletzt und vollständig. Ganzheit wird verstanden als die Gesamtheit aller Teile.

Im physischen wie auch im moralischen Sinne bedeutet sie Integrität, eigentliche Bestimmung und Vollkommenheit. Bestimmt ist es kein Zufall, dass gerade die Ganzheit mein zweites Kapitel ist. Die Ganzheit fand ich für meinen Sohn, als ich auf der Suche nach einer Lösung war, um Jan Antworten oder eine Perspektive zu geben und ihm die Ruhe zurückzugeben. Danach habe ich an meiner eigenen Ganzheit gearbeitet und dank ihr kam ich in meine Kraft, fand mein Strahlen wieder und die innere Ruhe, welche ich oft vermisst und nach der ich immer gesucht habe, obwohl mein Leben durchaus erfolgreich verlief.

Heute arbeite ich mit der Ganzheit in meiner Praxis. Sie fehlt selten in meinen Kursunterlagen und bildet einen festen Bestandteil in der Gesprächstherapie.

Selbstsicherheit belegt, auf gleicher Höhe mit den Attributen frei, gelassen, gesund und glücklich, Rang eins auf der Liste der genannten Wunschgefühle.

Werden wir selbstbewusst oder nicht selbstbewusst geboren?

Hat man Selbstsicherheit von Geburt an oder erwirbt man sie im Laufe des Lebens?

Nein, wir kommen nicht selbstbewusst auf die Welt. Selbstvertrauen entwickelt sich mit dem Erwachsenwerden, mit unterschiedlichen Bedingungen und Erfahrungen, bei den einen mehr, bei den anderen weniger.

Selbstvertrauen, Selbstsicherheit kann jeder lernen.

Selbstsicherheit = sich selbst sicher sein. Das Zauberwort heißt Selbstwert, sich selber anzunehmen, mit allen Teilen. Sich selber zu lieben und sich selber zu achten, das ist die Grundvoraussetzung für Selbstvertrauen.

Auf sich zu vertrauen und sich zu trauen, auch die schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit anzuschauen und anzunehmen.

Es ist die Einstellung zu uns selbst, die uns Sicherheit gibt.

«Wie möchtest Du Dich fühlen, was wünscht sich Dein Herz?» Das ist immer meine erste Frage an meine Klienten. Ihre Antwort, meistens ist es ein Wort, notiere ich dann auf meinem Protokoll, oben rechts, in den goldenen Bilderrahmen – um die Wichtigkeit, die Bedeutung vom Wunschgefühl auch optisch zu untermauern.

Es handelt sich um ein Gefühl, das wir uns wünschen, oder um den Wunsch, dieses Gefühl zu haben.

Es klingt nach einer Wortspielerei, aber genau so ist es – ganz einfach. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn durchaus erfolgreiche Klienten, welche mit beiden Beinen im Leben stehen, diese Frage mit «ich wünsche mir mehr Selbstsicherheit» beantworten. Sie empfinden in unterschiedlichsten Alltagssituationen Unsicherheiten, oder sie reagieren in gewissen Konstellationen nicht so, wie sie es möchten.

Es scheint ein identisches Muster zu geben, welches diese Menschen verbindet. Es gibt einen Teil in ihnen, der zweifelt, der glaubt, nicht zu genügen. Auf die Frage, wie genau sich diese Unsicherheit anfühle, kamen Antworten wie:

«So wie ein Zimmer, zu dem der Schlüssel fehlt», oder

«so als ob da noch ein Gang wäre, ich aber nicht hochschalten kann».

Ganz so bildhaft ausdrücken konnten es die wenigsten, es wird immer ein Gefühl beschrieben, dass da noch etwas sei, was man nicht erklären könne,

etwas Bremsendes, etwas, das sich weder kontrollieren noch genau ausdrücken lasse, weil der Zugang fehle.

Diese Gefühle werden durchgehend als positiv wahrgenommen, und doch möchte man sie «loswerden».

Daran schließe ich gern die folgende Frage an: «Wenn Du ganz stark an dieses Gefühl denkst, es Dir verinnerlichst und gleichzeitig Dein Herz öffnest: Wer oder was kommt Dir in den Sinn, woran oder an wen denkst Du?»

Einige Klienten sehen dann ein Gesicht oder eine Person, die Mehrheit bezeichnet das Gefühl aber

einfach als etwas, was fehlt oder was nicht (mehr) vorhanden sei.

Es ist ein ganz kleiner Teil, den sie sich nicht erlauben anzunehmen, oder der aus irgendeinem Grund «abgeschnitten» wurde; und es spielt keine Rolle,

wie klein oder wie schmal dieses Stück ist, es fehlt etwas – vom Ganzen.

Wenn Du Dir das Ganze als einen Kreis vorstellst, wird es, wenn Du einen Stift nimmst und immer ringsherum fährst, nicht enden. Es ist vollkommen rund.

Du kannst immer weiter und weiter machen, noch eine Runde und noch eine, pausenlos, endlos – eben ganz.


Dieser Kreis verkörpert für uns ein Stück: die Ganzheit. Und wenn dieser Kreis nun unsere Bühne wäre, wäre er gefüllt mit wundervollen Schauspielern. Jeder einzelne spielt seine Rolle und trägt so seinen Beitrag für eine gelungene Aufführung bei. Dabei ist es nicht von Bedeutung, wie groß jede einzelne Rolle ist, denn alle zusammen machen schlussendlich das Stück aus. Es wird auch einzelne Statisten geben in diesem Stück, ohne die, obwohl sie nur dastehen und inhaltlich das gesamte Erlebnis nicht prägen, etwas fehlen würde.

Die Hauptdarsteller kämen nicht richtig zur Geltung, wenn die Nebendarsteller fehlen würden, die das richtige Licht, den richtigen Glanz auf sie lenken. Adaptiert auf die Ganzheit heißt das:

Alle, jeder einzelne noch so kleine Teil, macht Dich aus, macht Dich authentisch und lässt Dich in Deiner ganzen Kraft sein.

Sobald diesem Kreis ein Stück fehlt, und sei es noch so klein, dann sieht immer noch jeder, dass es ein Kreis ist, aber dass er nicht mehr aus einem Guss besteht.

Das heißt, Du musst jedes Mal mit dem Stift absetzen und dann wieder weitermachen, oder einen Schritt machen, um weiterzumachen.


Um wieder auf unsere Bühne zurückzukehren: Es fehlen ein Schauspieler und zwei Statisten! Das Stück wird gespielt, aber wegen der fehlenden Statisten fehlt es an Tiefe. Auch der kurze Text des Nebendarstellers muss ersatzlos gestrichen werden, was wahrscheinlich niemand bemerken wird. Aber Du als Hauptdarsteller, Du weißt, dass etwas gefehlt hat. Auch wenn es keinen der Zuschauer gestört hat, Dich hat es genervt, weil Du gewusst hast, dass das nicht 100 Prozent waren. Und diese 100 Prozent stehen für Ganzheit.

Dieses kleine, fehlende Stück bedeutet nicht, dass Dein Leben nicht gelingt oder dass Du keinen Erfolg hast.

Im Gegenteil, es kann sehr wohl sein, dass Du gar nichts vermisst.

Vielleicht empfindest Du gewisse Sachen als anstrengend, als kräfteraubend, und es ist Dir bewusst, dass es immer wieder ganz bestimmte Situationen gibt, in denen Du klar realisierst, dass da etwas stört.

Am ehesten nimmst Du es als ein unerwünschtes, emotionales Verhalten wahr, welches Dich nicht einmal richtig nervt, aber das Du trotzdem «weghaben» möchtest, ohne konkret benennen zu können, was es ist oder woher es kommt. Du bist froh, wenn es wieder weg ist und Du nicht mehr daran denken musst.

Ganzheit ist auch ein Teil des ganzen Innen, also auch alle die Teile, die Du gar nicht möchtest oder welche Du am liebsten vergessen möchtest.

Das funktioniert leider nicht, das Leben hat keine Korrekturtaste, obwohl das ab und an ganz dienlich wäre.

Auch Sachen, die Du heute bereust, anders oder nicht mehr machen würdest, gehören zu Dir. Du bist gewachsen, und jeder einzelne Teil, ob dunkel oder hell, schwach oder stark, beschämend oder bewundernswert, gehört zu Dir, ist ein Teil des Ganzen. Genau das macht diese Ganzheit aus.



Ungewollt und doch da

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