Читать книгу Wenn ich mich nicht liebe, wie soll mich jemand anders lieben? - Eva-Maria Zurhorst - Страница 10

DU AHNST NICHT, WER DIR IN WIRKLICHKEIT DEINE DATES VERMASSELT …

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… und dafür sorgt, dass andere manchmal nicht gut mit dir umgehen. Fragst du dich nicht manchmal, warum dein Datinglife überhaupt nicht so läuft, wie du dir das vorstellst? Warum du dir nichts sehnlicher wünschst als endlich eine echte Verabredung, aber egal, was du machst, es klappt einfach nicht?

Eine meiner Freundinnen erlebt immer das Gleiche: Erst schreibt sie mit jemandem bei Insta, WhatsApp, Facebook oder Tinder und findet es super, weil auch er ihr die tollsten Sachen zurückschreibt und sich unbedingt verabreden will. Sie freut sich und lässt sich darauf ein. Und dann auf einmal, wie aus dem Nichts und ihr völlig unerklärlich, meldet er sich nicht mehr. Einfach gar nicht mehr!

Eine andere Freundin läuft jedes Mal in eine ähnliche Sackgasse: Zuerst trifft sie sich mit jemandem ein paar Mal ganz entspannt und alles scheint richtig gut anzulaufen. Aber dann irgendwann dreht sich alles, weil sie jetzt nicht mehr locker ist, sondern unbedingt will, dass das mit ihm etwas wird. Sie wird verkrampft, versucht alles besonders gut und gleichzeitig besonders lässig zu machen. Und auf einmal ist er weg.

Und bei einer dritten ist es genau umgekehrt: Am Anfang ist sie immer eine ganze Zeit lang total verliebt und wenn der Mann mehr will, wird es ihr zu eng. Plötzlich ist sie wie auf der Flucht, obwohl sie eigentlich so gerne eine feste Beziehung möchte. Irgendwann findet sie immer etwas Neues an ihm, das nicht richtig ist, sucht ständig nach Ausreden und sagt schließlich: »Ach, ich will mich eigentlich gar nicht festlegen. Es gibt da gerade auch noch einen anderen coolen Typen. Wenn ich kurz nach rechts swipe, kommt bestimmt noch irgendjemand Besseres …« Und schon ist sie raus und alles dreht sich im Kreis: Suchen, Verlieben, Zweifel, Ausreden, Ende – und von vorne.

Auch wenn es erst mal nicht so offensichtlich ist, aber bei dir, mir und meinen drei Freundinnen gibt es nicht einfach nur lauter Zufälle und blöde Typen, sondern feste Muster in unserem Inneren. Das klingt zwar ernüchternd, aber in Sachen Liebe und Beziehung laufen wir alle auf Programm. Bei uns allen wirkt ein ähnlicher Mechanismus, der unsere Beziehung mit anderen vermasselt, egal, wie unterschiedlich unsere Geschichten auch sein mögen. Egal, wie sehr wir das Gefühl haben, da draußen gibt es jemanden, der schuld an dem Schlamassel oder der Grund für unseren Frust oder unseren Schmerz ist. Und auch wenn es zunächst für Widerstand in dir sorgt – aber die wahre Ursache liegt in uns selbst.

Letztens hatten wir so ein unbequemes Mutter-Tochter-Gespräch. Ich hatte zum ersten Mal eine Erfahrung in meinem Leben gemacht, von der so viele Mädels immer betroffen und geschockt sind. Ich wurde »geghostet«. Falls du davon noch nicht gehört hast: »Ghosten« kommt vom englischen Wort »ghost«, was Geist oder Gespenst bedeutet. Es ist etwas, das in unserem Alter immer öfter passiert, vor allem bei Dates, die online ausgemacht werden. An irgendeinem Punkt wird der andere plötzlich unsichtbar, meldet sich nicht mehr und reagiert weder auf Nachrichten noch auf Anrufe. Es ist, als hättest du es auf einmal mit einem Gespenst zu tun.

So hatte ich mit jemandem kurze Zeit unfassbar süß hin und her geschrieben und war von ihm mit Nachrichten bombardiert worden, wie etwa, dass er mich lieber gestern als heute treffen wolle oder dass er lange nicht mehr so coole Gespräche geführt habe. Das war in einer Zeit, als ich völlig entspannt und überhaupt nicht auf einen Mann fokussiert war. Manchmal habe ich nicht gleich geantwortet, weil ich entweder gerade keine Zeit hatte oder weil es nichts mehr zu sagen gab. Er hat dann immer noch mal hinterhergeschrieben und nicht lockergelassen, um endlich ein Date auszumachen.

Ich war total glücklich und voller Vorfreude, hatte aber gerade viel um die Ohren und konnte nicht gleich zusagen. Es war kein Hard-to-get-Spielchen, sondern ich fühlte mich so entspannt, dass ich dachte: Es kommt schon alles so, wie es passt. Bis irgendwann unser Date endlich verabredet war. Übermorgen würde er zu mir kommen. Das war das Letzte, was ich von ihm gehört habe. Dann wurde er zum Gespenst, hat nicht mehr geschrieben, nicht mehr geantwortet, er war einfach vom Erdboden verschluckt. Ende.

Ich fühlte mich ein paar Tage wie nach einem Autounfall mit Aufprall. Du fährst, auf einmal knallt’s und du wirst in den Gurt katapultiert. Dann ist es still und du hast einen Schock. Meine Mutter, die mich in diesem Zustand traf, meinte zwar: »Oh Gott, du Arme …« Aber dann ließ sie nicht lange mit einer typischen Zurhorst-Frage auf sich warten: »Hattest du so etwas letztens nicht schon mal, dass eine Sache so seltsam geendet ist und du es überhaupt nicht verstanden hast?«

Ich wurde innerlich bockig und dachte nur: »Nein! Quatsch, mich hat noch niemand geghostet!« Aber dann musste ich mir eingestehen, dass mich nach meinen beiden längeren Beziehungsgeschichten meine weiteren Begegnungen mit Männern eher sprachlos machten oder verwirrten angesichts ihrer kompletten Unverbindlichkeit. Ein paar Mal konnte ich mich nach einer Datingphase nur noch fragen: »Was war das jetzt eigentlich …?«

Und so ging’s mir nicht alleine. Die meisten meiner Freundinnen sind mittlerweile eine Mischung aus ratlos oder komplett genervt, wenn es um Begegnungen mit Männern geht, weil so viele ihr Herz und ihre Gefühle komplett weggeschlossen oder eingefroren zu haben scheinen. Viele wollen einfach nur etwas mit dir haben und andere sind auf einmal entweder wie vom Erdboden verschluckt oder tun nach ein paar Treffen plötzlich so, als ob sie dich noch nie vorher gesehen haben. »Ach Mama, irgendwie nerven mich die Typen gerade einfach nur.« Das war kein guter Satz für meine Mutter: »Komm, Annalena, du weißt, so einfach ist die Sache eben nicht. Es mag ja sein, dass viele Männer ihr Herz einbetoniert haben, aber was ist dein Job an der ganzen Sache? Glaubst du eigentlich, dass du deine beiden letzten großen Beziehungsbaustellen wirklich aufgeräumt hast? Du hast dich zwar getrennt, aber hast du’s auch verarbeitet? Bist du wirklich schon bereit für eine Begegnung mit offenem Herzen?«

Vielleicht ist das nicht die Art, wie ihr zu Hause über so etwas reden würdet. Und du fragst dich jetzt, was wir für seltsame Psychogespräche führen, wenn meine Mutter mit mir so über eine Erfahrung mit einem Typen redet, der mich geghostet hat. Aber meine Mutter tat das, was sie in so einem Fall immer tut – sie fragt mich: »Was hat so eine Erfahrung mit dir zu tun?«

Denn in unserer Familie ist klar: Wenn einer sich so abrupt und ohne Erklärung aus MEINEM Leben verabschiedet, dann muss es IN MIR eine passende Erfahrung, einen zugehörigen Glaubenssatz und einen entsprechenden Schmerz geben, der mit dem Ganzen »in Resonanz geht«. Es ist etwas in mir, das so eine Erfahrung quasi »anzieht«, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, dass ein anderer sich einfach blöd verhalten und mich verletzt hat.

Vielleicht ist dir diese Art, die Dinge zu sehen, noch fremd. Es hat auch bei mir einige Jahre, zwei längere Arten von Beziehungen, einige Phasen von heftigster Verunsicherung und Angst vor dem Alleinsein gebraucht, bis ich mich wirklich dafür öffnen konnte, die Dinge andersherum zu betrachten und in mir selbst zu schauen und aufzuräumen, anstatt da draußen nach Schuldigen oder Lösungen zu suchen. Du ahnst nicht, wie sehr du dadurch auf einmal Halt in dir selbst findest und all diese Gefühle von Abhängigkeit und Ohnmacht anfangen, sich zu verändern. Wie du so ganz neue Power bekommst und der Schlamassel, in dem du vielleicht gerade noch steckst, beginnt, sich aufzulösen. Heute bin ich so dankbar, dass wir so einen leider immer noch seltenen und für viele ungewöhnlichen Weg in unserer Familie gehen, der mein ganzes Leben so sehr zum Guten verändert hat, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.

Wie so viele Herzensdinge sich für dich zum Guten wenden können und warum dieser Weg auch für dich so unfassbar hilfreich und kostbar sein kann, das möchten wir dir hier im Buch vermitteln. Wenn wir dir unsere Art, mit Beziehungen, mit Angst und Unsicherheit umzugehen, zeigen, dann wird das vielleicht erst mal ungewohnt für dich sein. Aber wenn du wirklich verstehst, wie viel du mit all den Dingen zu tun hast, die dir passieren, und wie sehr du daher auf alles Einfluss nehmen kannst, dann wird es dir wie uns gehen.

Du wirst etwas erleben, das unser beider Leben radikal verändert hat, nämlich: dass du nicht Opfer von irgendwelchen Typen oder Umständen bist, sondern dass dein Denken deine Erfahrungen bestimmt, ja sogar, dass deine Gedanken in Wahrheit deine Realität erschaffen. Dass du da draußen erlebst, was du innerlich glaubst. Und wenn dir das noch zu theoretisch erscheint: Du wirst erleben, dass du dich anderen gegenüber gar nicht so ohnmächtig und ausgeliefert fühlen musst, sondern in Wahrheit unfassbar viel Einfluss darauf hast, was dir in deinen Beziehungen und in deinem Leben passiert. Du wirst sehen, dass du selbst dafür sorgen kannst, die Liebe wieder in dein Leben zu bringen. Und du wirst erleben, wie du dich mit dir wieder richtig wohlfühlst, auch wenn das im Moment für dich noch weit weg erscheint.

Mit den Augen meiner Mutter war beim Ghosten etwas ganz anderes geschehen, als es auf den ersten Blick schien. Sie sah mich nicht einfach als Opfer von irgendeinem Idioten, der Frauen verarscht. Sie sah, dass sich etwas Schmerzliches und Verwirrendes in meinem Leben wiederholte. Deshalb können wir dir nur ans Herz legen, es so wie bei uns in der Familie zu machen. Nimm dir nicht besonders lange Zeit, dich im Jammern zu vergraben und der ganzen Welt oder einem Typen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Stattdessen geht es darum, zuerst einmal zu schauen, was in dir selbst los ist … was du mit dem Ganzen zu tun hast. Das ist zunächst alles andere als angenehm. Aber mittlerweile weiß ich aus eigener Erfahrung, dass du die wichtigen Sachen nur so wirklich gelöst kriegst.

Gerade wenn sich einer, für den du Gefühle hast, nicht einlässt, nicht meldet, keine Gefühle zeigt oder sich in Luft auflöst – was willst du da schon tun? Du kannst bei ihm gar nichts machen. Aber IN DIR kannst du etwas ändern. Er ist weg und du leidest. Darin liegt deine Entscheidung: Du kannst ihn nicht wieder zurückholen, aber du kannst dafür sorgen, dass dein Leiden aufhört, indem du lernst, dich von alten Ängsten zu lösen und neue Entscheidungen über das zu treffen, was du jetzt über die Situation glauben willst. Und du kannst hier neue Einsichten bekommen, die dich so viele Dinge komplett anders sehen lassen. Und das holt dich aus der Abhängigkeit und bringt dir deine Zuversicht, deine Ausstrahlung zurück. Die Lösung für so vieles liegt in dir. Und du wirst es noch sehen – das gilt für die meisten wichtigen Themen in deinem Leben. Erst recht, wenn du immer wieder ähnliche Erfahrungen machst und in ähnlichen Schwierigkeiten steckst.

Wenn ich mich nicht liebe, wie soll mich jemand anders lieben?

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