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3. Dezember

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Der Sternenjunge, der nicht leuchten wollte

Strahlemann war ein Sternenkind und noch so klein, dass er bis vor kurzem nicht nachts am Himmel stehen durfte. Aber zu Beginn der Weihnachtszeit hatte der Mond ihm einen Platz zugewiesen, wo er sein Licht anzünden und zur Erde hinunterscheinen sollte. „Weihnachten soll es am Sternenhimmel besonders schön leuchten“, erklärte er. „Deshalb muss jeder hier mithelfen.“ Seitdem rieb sich der junge Stern abends blitzblank und funkelte, dass es nur so sprühte.

Aber eines Abends wurde alles anders.

„He, du musst aufstehen!“, rief Glitzi ihm zu.

Strahlemann antwortete nicht und drehte sich auf die andere Seite.

Sein Freund trat an das Wolkenbett und rüttelte ihn an der Schulter. „Beeil dich! Die Sonne ist eben untergegangen. Alle anderen putzen sich schon blank.“

Der Sternenjunge zog sich die Wolkenwattedecke über den Kopf. Es sah es so aus, als würde er darunter ein paarmal kurz aufblinken. Dann kam er wieder zum Vorschein. „Ich stehe heute nicht auf“, verkündete er.

„Du musst! Sonst bleibt doch dein Platz am Sternenhimmel leer!“

„Na und?“ Damit zog er sich die Decke erneut über den Kopf.

„Was ist bloß los mit dir? Bist du krank?“

Strahlemann schoss hervor. „Ich bin nicht krank! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!“

Irgendwas stimmte hier nicht. Glitzi beschloss den Mond zu holen.

Als der an Strahlemanns Wolkenbett erschien, tat der kleine Stern so, als ob er schliefe.

„Was soll der Unsinn?“, schimpfte der Mond. „Es ist kurz vor Weihnachten und du weißt genau, dass in dieser Zeit alle Sterne besonders schön glänzen müssen.“

Strahlemann kniff die Augen zu, presste die Lippen aufeinander und antwortete nicht.

„Wenn du nicht auf der Stelle aufstehst, bekommst du Bettarrest für mindestens eine Woche.“

Da öffnete der Stern die Augen. „Einverstanden.“

Das machte den Mond erst recht wütend. „Ach so, jetzt verstehe ich! Du bist zu faul zum Arbeiten. In diesem Fall ist Bettarrest natürlich keine geeignete Strafe.“ Er schnaufte, ehe er weitersprach. „Mir fällt da gerade was ein: Meine Wolkenvilla müsste mal wieder geputzt werden. Das wirst du machen, und zwar gründlich, vom Keller bis zum Dachboden!“

„Einverstanden.“

So etwas hatte der Mond noch nie erlebt. Ein Sternenkind, das lieber sauber machen als scheinen wollte! Kopfschüttelnd setzte er sich auf sein Mondmotorrad und brauste davon.

Strahlemann sprang aus dem Bett. Kurze Zeit später eilte er die Milchstraße entlang. Beinahe wäre er mit Elektro zusammengestoßen, der ihm entgegenkam.

Der alte Stern blieb stehen. „Warum machst du dein Licht nicht an?“, schimpfte er. „Man kann dich ja gar nicht sehen!“

„Und warum setzt du deine Brille nicht auf?“, erwiderte der Sternenbengel im Vorbeirennen. „Wenn du das tätest, könntest du mich sehr wohl sehen!“

Elektro verschlug es die Sprache. So ein ungezogener junger Stern war ihm noch nie über den Weg gelaufen. Kopfschüttelnd ging er weiter.

Der Mond öffnete Strahlemann die Tür. „Dies ist deine letzte Chance“, sagte er. „Wenn du sofort an deinen Platz zurückkehrst und dein Licht einschaltest, brauchst du hier nicht sauber zu machen.“

„Wo ist das Putzzeug?“

Der Mond zuckte die Schultern und zeigte Strahlemann eine kleine Kammer unter der Treppe. „Hier findest du alles, was du brauchst. Fang auf dem Dachboden an. Und wehe, ich entdecke dort noch ein Stäubchen, wenn ich zurückkomme!“

Der junge Stern nahm Eimer und Wischmopp und machte sich an die Arbeit.

Zwischendurch verschwand er in der dunklen Putzkammer. Doch jedes Mal kam er kurz darauf wieder heraus, stieg mit hängenden Zacken die Treppe nach oben und schrubbte weiter.

Als der Mond seine erste Runde über den Sternenhimmel beendet hatte, wollte er in der Wolkenvilla nach dem Rechten sehen. „Strahlemann!“, rief er.

Keine Antwort.

Er lief die Treppe hinauf.

Keine Spur von dem kleinen Stern.

Der Mond wurde ärgerlich. „Komm sofort hervor!“

Die Tür zur Putzkammer ging langsam auf.

„Was machst du da? Du faulenzt doch nicht etwa?“

„Ich habe was gesucht.“

„Erzähl mir keinen Unsinn! Du hast doch gar nichts in der Hand.“

Schnell griff der Sternenjunge hinter sich, bekam ein Tuch zu fassen und hielt es ihm entgegen. „Hab ich doch!“

Der Mond betrachtete den Lappen misstrauisch. Dann stieg er zum Dachboden hinauf und blickte sich um. „Du bist wirklich fleißig gewesen“, gab er zu. „Hier sieht es schon recht ordentlich aus.“

Als er nach seinem zweiten Kontrollgang in der Wolkenvilla vorbeischaute, war seine Putzhilfe wieder verschwunden. In der Kammer unter der Treppe rumorte es. Er schlich sich zur Tür und riss sie auf.

Da stand Strahlemann und leuchtete. Erschrocken knipste er sein Licht aus.

„Nun verstehe ich gar nichts mehr.“ Der Mond kratzte sich an der Glatze. „Am Himmel willst du nicht scheinen, aber hier – in dieser dunklen Kammer, wo dich niemand sehen kann – stehst du und leuchtest vor dich hin.“

Auf einmal fing der kleine Stern an bitterlich zu weinen. „Ich kann doch gar nicht mehr richtig scheinen“, schluchzte er. „Sosehr ich mich auch anstrenge, es geht einfach nicht.“

„Ich habe dich doch gerade blinken sehen!“

Der Sternenjunge wischte sich die Tränen ab. „Schau mal“, sagte er und schaltete sein Licht ein. Es glomm trübe und matt. Nach kurzer Zeit begann es zu flackern und ging aus.

Wieder rollten dicke Silbertränen über Strahlemanns Gesicht. „Ein Stern, der nicht scheinen kann! Was sollen die anderen von mir denken? Alle werden sich über mich lustig machen.“

Da geschah etwas sehr Merkwürdiges. Erstaunt blickte er den Mond an. Der krümmte sich und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Du Dummerchen“, rief er, „sag bloß, du weißt nicht, dass du ab und zu deine Batterien wechseln musst?“

„Ba – Batterien?“, stotterte der junge Stern. Davon hatte er noch nie was gehört.

Der Mond trat hinter ihn und machte sich an seinem Rücken zu schaffen. Er zeigte ihm mehrere kleine Rollen. „Deine Batterien sind leer. Ich hole schnell neue aus dem Schrank und setze sie dir ein.“

„Warte! Tut das weh?“

Der Mond schmunzelte. „Kein bisschen.“

„Fertig“, sagte er wenige Minuten später. Der Sternenjunge machte sein Licht an und es strahlte wieder genauso schön und hell wie früher. Strahlemann funkelte und blitzte, wie Sterne in der Weihnachtszeit funkeln und blitzen müssen.

„Danke, lieber Mond!“, jubelte er. „Darf ich jetzt an meinen Platz zurückgehen?“

Die Nacht war noch nicht vorbei und er wollte sich unbedingt noch ein Weilchen mit seinem Freund Glitzi unterhalten.

„Einen Augenblick!“, rief der Mond. „Und was ist mit meinem Dachboden?“

„Du hast doch eben selbst gesagt, dass es dort schon recht ordentlich aussieht.“

Der Mond lachte. „Meinetwegen, dann lauf.“

Auf der Milchstraße begegnete Strahlemann wieder dem alten Stern, den er auf dem Hinweg beinahe angerempelt hätte. „Tut mir Leid, dass ich eben so frech zu dir war“, rief er im Vorbeirennen. „Mein Licht funktionierte nicht mehr und ich wusste nicht, wieso, aber jetzt klappt es wieder.“

Elektro lächelte. Es war zwar schon sehr, sehr lange her, doch er konnte sich noch genau an seinen ersten Batteriewechsel erinnern.

„Nach Weihnachten brauchst du bestimmt wieder neue!“, rief er Strahlemann hinterher.

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