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4. Dezember

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Backen ist reine Glückssache

Im Advent backten Mutti, Katrin und Nikolas immer Weihnachtsplätzchen. Das war jedes Mal eine furchtbar aufregende Sache. Vor allem für Mutti. Sie backte nun mal nicht gern. „Backen ist reine Glückssache“, sagte sie oft. Allerdings stellte sie sich dabei auch ein bisschen ungeschickt an.

An diesem Samstag sollte es losgehen. Zuerst wollte Mutti Zimtsterne machen. „Die sind einfach“, meinte sie.

Doch dann stellten sie plötzlich fest, dass der Zimt zu einem Klumpen verbacken war.

Katrin betrachtete die Dose genauer. „Das Zeug ist ja ganz alt“, rief sie. „Guckt mal auf das Verfallsdatum.“

„Was sollen wir denn jetzt machen?“ Mutti sah Nikolas und Katrin hilflos an. „Die Geschäfte haben schon geschlossen! Und Zimtsterne ohne Zimt – das können wir vergessen!“

„Geh doch rauf zu Frau Bender!“, schlug Nikolas vor. „Vielleicht kann sie dir was geben!“

Frau Bender hatte zum Glück brauchbaren Zimt im Haus und es konnte weitergehen. Mutti übernahm das Kommando. „Zieht ihr schon mal die Mandeln ab“, sagte sie, „ich trenne inzwischen die Eier.“

„Soll ich das machen?“ Katrin erinnerte sich noch mit Schrecken an letztes Jahr, als ein Ei auf den Boden gefallen und kaputtgegangen war.

„Lieber nicht. Das ist zu kompliziert.“

Das Eiertrennen war tatsächlich kompliziert, zumindest für Mutti. Die Schalen zerbrachen an den unmöglichsten Stellen und immer wieder flutschte das Eigelb mit hinaus. Statt nur drei Eiern brauchte Mutti sechs. Nikolas und Katrin warfen sich heimlich Blicke zu. Sie wussten, was gleich kommen würde. Und da sagte Mutti es auch schon: „Nie wieder backe ich Weihnachtsplätzchen!“

Als der Teig endlich ausgerollt war, sollten Katrin und Nikolas die Sterne ausstechen. Mutti ging inzwischen ins Wohnzimmer, um sich bei einer Tasse Kaffee zu erholen.

„Super!“, sagte Nikolas. „Jetzt können wir so viel probieren, wie wir wollen.“ Sie waren nämlich beide der Ansicht, dass Teig sowieso viel besser schmeckte als Plätzchen.

Die Zimtsterne waren schon eine Weile im Ofen, als Mutti plötzlich schrie: „O nein! Das darf nicht wahr sein!“

„Was ist denn nun schon wieder los?“

„Ich habe das Salz vergessen!“ Mutti fiel auf einen Küchenhocker.

„Salz? Du meinst sicher Zucker.“

„Nein!“ Muttis Stimme klang ungeduldig. „Ich meine die Prise Salz, die in den Teig gehört, damit er nicht so fad schmeckt!“

„Er schmeckte aber gar nicht fad“, versuchte Katrin sie zu beruhigen. Ein warnender Blick von Nikolas brachte sie zum Schweigen. Aber da war es schon zu spät.

„Ich habe euch hundertmal gesagt, dass ihr nicht naschen sollt!“, brauste Mutti auf. „Sonst lohnt sich doch die ganze Backerei nicht.“

„Wir haben nur probiert.“ Wie viel, das sagte Nikolas lieber nicht.

Mutti schaute in den Ofen. Die Zimtsterne waren leicht angebräunt.

„Ich überlege, ob wir die Dinger jetzt rausholen sollten.“

Nikolas und Katrin überlegten auch.

„Ich glaube, sie müssen noch im Ofen bleiben“, entschied Mutti. „Nikolas, stell den Küchenwecker mal – sagen wir, auf fünf Minuten!“

Hinterher ließ sich nicht feststellen, wie das passieren konnte. Lag es am Teig? Oder waren fünf Minuten doch zu lang gewesen? Hatte Nikolas womöglich den Küchenwecker nicht richtig eingestellt?

Als der klingelte, war es jedenfalls zu spät. Die Zimtsterne lagen sehr dunkelbraun, um nicht zu sagen schwarz im Ofen.

Mutti riss das Blech so hastig heraus, dass sie sich die Finger verbrannte. Während sie die Hand unter dem Wasserkran kühlte, schimpfte sie, ob mit Nikolas und Katrin, den Plätzchen, sich selbst oder mit allen gleichzeitig, das konnte man nicht genau verstehen.

Später standen sie um den Tisch herum und betrachteten, was Mutti aus dem Ofen geholt hatte. In der Küche roch es streng und gar nicht weihnachtlich.

„Das war endgültig das letzte Mal. Nie wieder backe ich Weihnachtsplätzchen!“, sagte Mutti in bestimmtem Ton.

„Ob man das essen kann?“ Katrin tippte auf die schwarzbraunen Sterne.

Sie warteten, bis die Plätzchen etwas abgekühlt waren, und versuchten hineinzubeißen. Aber leider waren es keine Zimtsterne, sondern Zimtsteine geworden, die außerdem noch ganz bitter schmeckten.

Mutti setzte sich an den Küchentisch und stützte den Kopf in die Hände. „Nie wieder“, murmelte sie vor sich hin, „nie, nie wieder!“

„Und wenn wir die Zimtsterne mit Zuckerguss überziehen?“, schlug Katrin vor.

Mutti sah sie mit funkelnden Augen an. „Als ob sie dadurch weicher würden!“

„Weicher nicht, aber schöner“, mischte sich Nikolas ein. „Wir könnten sie als Schmuck in einen Strauß aus Tannenzweigen hängen.“

Mutti holte erst Luft um weiterzuschimpfen, aber dann sagte sie: „Ich habe noch Lebensmittelfarbe. Damit lassen sich die Sterne sogar bunt verzieren.“

„Aber wie sollen wir sie befestigen?“, fragte Katrin.

Mutti wurde auf einmal ganz eifrig. „Mal sehen, ob man Löcher hineinstechen kann!“

Sie versuchten es alle drei, aber wenn es gelang, die steinharten Plätzchen mit einer Stricknadel zu durchstoßen, zerbrachen sie leider in tausend Stücke.

Nikolas schüttelte den Kopf. „So geht das nicht! Wir müssen den Zwirnsfaden ankleben.“

„Gute Idee!“, rief Mutti. „Also los, Kinder, an die Arbeit!“

Die rosa, grünen, gelben und weißen Tupfen und Linien hoben sich wirklich wunderhübsch von dem schwarzbraunen Untergrund ab.

Danach holten sie Tannenzweige aus dem Garten und hängten die Sterne hinein.

„Man kann genau erkennen, welche Sterne Mutti verziert hat“, flüsterte Katrin Nikolas ins Ohr. Ihr Bruder nickte. Muttis Zuckergusslinien waren krumm und schief, und die Tupfen sahen aus wie ungleichmäßige kleine Fladen. Aber davon abgesehen war der Strauß wirklich wunderschön.

„Einfach sagenhaft!“ Muttis Stimme klang richtig begeistert.

„Siehst du, jetzt war die Arbeit doch nicht umsonst!“ Nikolas klopfte ihr auf die Schulter.

„Du ahnst ja nicht, wie froh ich darüber bin! Aber ich darf gar nicht an morgen denken! Da wollte ich nämlich Lebkuchenherzen backen.“

„Wenn wir morgen wieder Pech haben“, sagte Katrin, „schmücken wir eben einen zweiten Strauß. Bunte Lebkuchenherzen sehen bestimmt auch toll aus!“

„Ein beruhigender Gedanke“, meinte Mutti, „vor allem wenn man bedenkt, wie viel Glück man beim Backen braucht.

„Machen wir auch noch Spritzgebäck?“

„Meinetwegen. Aber danach ist Schluss. Weihnachtsplätzchen zu backen, das ist mir einfach zu aufregend.“

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