Читать книгу Prinzessin Feuerrose und die Schneerosenelfen - Eva Markert - Страница 7
Die Suche bei den Tannen
ОглавлениеAußer Feuerrose wollte niemand nach dem Gespenst suchen.
„Ich kann es aber nicht allein machen“, sagte sie. „Stellt euch vor, das weiße Wesen nimmt mich gefangen und verzaubert mich oder was weiß ich. Und niemand ist da, der es sieht und mir helfen oder euch warnen könnte.“
Als sie das sagte, lief jeder Elfe außer Samtian ein Schauer über den Rücken.
„Ich fände es trotzdem besser, wenn das weiße Wesen nur dich verzaubert und nicht uns alle“, bemerkte Dorno.
„Nein, Feuerrose hat Recht“, mischte Duftine sich ein. „Es ist weniger gefährlich, wenn wir zu mehreren suchen. Aber ich habe, ehrlich gesagt, auch zu viel Angst.“
Sämtliche Blicke richteten sich plötzlich auf die Prinzessin der gelben Rosenelfen.
„Honigrose sollte mitgehen“, hörte man einige Stimmen.
„Wenn es sein muss“, seufzte die. „Wo sollen wir anfangen zu suchen?“
„Wir können nicht wild herumfliegen und nachgucken, ob zufällig irgendwo ein Gespenst herumhängt“, stimmte Feuerrose zu.
„Wenn ich ihr wäre“, begann Blütelia, „ – aber zum Glück bin ich es ja nicht -, würde ich bei den Tannen anfangen, denn dort ist das weiße Gespenst schon zweimal erschienen.“
Feuerrose nickte. „Keine schlechte Idee.“
Honigrose warf einen Blick auf die hohen Bäume am Ende des Gartens. Sie standen so dicht, dass kaum ein Sonnenstrahl durch die Zweige fiel. Sie fröstelte, als sie sah, wie düster diese Ecke sogar am helllichten Tag war.
Honigrose fasste Feuerrose bei der Hand. Beide hatten eiskalte Finger.
„Viel Glück!“, riefen die Rosenelfen ihnen nach.
Je näher sie den Tannen kamen, desto stiller wurde es um sie herum.
„Als ob sich niemand hierher wagen würde“, flüsterte Honigrose, „außer Geistern.“
„Augen zu und durch“, sagte Feuerrose.
„Wenn du die Augen zumachst, siehst du nichts“, wandte Honigrose ein. „Also Augen auf und durch.“ Dabei zerquetschte sie Feuerrose fast die Hand.
Sie schwebten in die kühlen Schatten unter den Tannen hinein und flogen geräuschlos zwischen den borkigen Baumstämmen hindurch.
Auf einmal stieß Honigrose einen schrillen Schrei aus.
Vor Schreck verlor Feuerrose das Gleichgewicht und taumelte durch die Luft wie ein betrunkener Schmetterling.
„Jemand will mich fangen!“, quiekte Honigrose.
Feuerrose blickte sich hastig um. „Hier ist niemand.“
„Ich hab es aber genau gemerkt.“
Beiden Prinzessinnen zitterten vor Schreck die Flügel und sie mussten sich erst mal auf einen Tannenzweig setzen.
„Vorsicht! Die Tannennadeln pieksen!“, rief Feuerrose. Plötzlich riss sie die Augen auf. „Dein Kleid ist ja hinten ganz zerrissen!“
Honigrose wurde bleich. „Siehst du“, wisperte sie, „das ist der Beweis: Mich hat wirklich jemand festgehalten.“
Feuerrose grinste. „Ich würde eher sagen, dich hat etwas festgehalten. Guck dir mal den Zweig an, auf dem wir sitzen. Bestimmt bist du an so einem Ding hängen geblieben.“
„Egal, wer oder was es war“, sagte Honigrose, „auf jeden Fall will ich jetzt sofort nach Hause.“
„Halt!“ Feuerrose hielt sie am Arm fest. „Wir können nicht zurückfliegen, ehe wir hier nicht alles gründlich durchsucht haben.“
„Aber das haben wir doch. Es gibt keine Tanne, um die wir nicht mindestens einmal herumgeflogen sind“, entgegnete Honigrose.
Stumm deutete Feuerrose auf den Boden.
„Du willst durch dieses braune Zeug waten?“, rief Honigrose entsetzt.
„Möglicherweise versteckt sich darunter das weiße Wesen.“
„Von mir aus suche darin herum, solange du willst“, erwiderte Honigrose. „Ich guck dir von hier oben aus zu.“
„Nichts da, du kommst mit!“, sagte Feuerrose mit fester Stimme. „Denn erstens bist du meine Freundin und zweitens auch eine Prinzessin.“
Misstrauisch schaute Honigrose sie an. „Wenn man dich so hört, könnte man fast meinen, dir macht das Ganze Spaß!“
„Ich finde es unheimlich spannend“, antwortete Feuerrose. „Aber Spaß? Nein, Spaß macht es mir nicht.“