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Klaus

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Der Club-Besitzer hatte dem Notarzt geholfen, Klaus möglichst bequem abzulegen. Zuvor hatte Klaus eine Beruhigungsspritze erhalten. Sie wirkte noch. Denn als Büchner das Zimmer betrat, in welches man Klaus verbracht hatte, schlief dieser tief und fest. Büchner trat an den Schlafenden heran, rüttelte an seiner Schulter.

„Es tut mir leid. Aber es muss sein."

Klaus, dessen Nachname für Büchner noch unbekannt war, öffnete die Augen. Ganz kurz nur sah er Büchner an, dann blickte er wieder zur Seite weg. Büchner schüttelte ihn nochmal heftig. Das Ergebnis war nun etwas zufriedenstellender: Klaus behielt die Augen offen.

"Was wollen sie, wer sind sie?“

„Mein Name ist Büchner, Hauptkommissar Stefan Büchner. Ich ermittle im Todesfall ihrer Partnerin.“

Klaus schlug die Augen zu. Büchner sah, wie sich in Klaus Augenwinkeln Tränen bildeten.

"Es tut mir leid, aber ich muss sie befragen. Wir müssen dringend noch ein paar Dinge wissen. Vielleicht sitzt der Mörder ihrer Partnerin noch unter uns."

Bei dem Wort Mörder zuckte Klaus zusammen. Er versuchte sich aufzurichten. Am Ende lehnte er halb liegend, halb sitzend an der Rückwand eines Metallbettes.

„Erst mal der Reihe nach. Bitte nennen sie mir ihren Namen, Adresse, Arbeitgeber und Telefonnummern wo ich sie in ihrer Freizeit und am Arbeitsplatz erreichen kann."

"Ich heiße Klaus Behrens, bin selbstständig und habe mit meinem Partner Peter Krankl, ein Österreicher aus Graz, ein gemeinsames Unternehmen.“ Behrens gab seine restlichen Daten zu Protokoll. Dann wandte er sich ab und begann zu schluchzen.

„Auch wenn es schwer fällt, bitte erzählen sie mir möglichst genau, was sie heute Abend gemacht haben.“

Klaus Behrens begann seine Aussage sehr detailgetreue schon bei den Vorbereitungen zum Besuch im Club. Er schilderte, wie er mit Tanja gutgelaunt im Club angekommen war. Er schilderte auch seine Aktivitäten mit Tanja bis ins kleinste Detail.

„Wissen sie, nach Mitternacht bin ich nicht mehr der Standhafteste. Ich brauche dann entweder viel Kaffee, ein Aufputschmittel oder gar eine der blauen Wunderpillen, die es heutzutage für Männer gibt. Tanja ist danach immer noch in der Lage weiterzumachen. Und wenn sie's besonders heftig braucht, dann benutzt sie eben ab und zu den Sattel. Manchmal schaue ich ihr dabei zu, weil es ein geiler Anblick ist.

In letzter Zeit ging sie aber ohne mich in den Keller. Ich höre auch so, wenn sie stöhnt. Und da ich hier auf keine andere Frau Lust habe bleibe ich eben an der Bar, bis sie zurückkommt. So war das auch heute. Ich hab mich mit Hans und Kurt bestens unterhalten. Wir haben uns über Kurts neues Auto unterhalten. Er hat sich einen fürchterlich teuren Sportwagen gekauft. Bestimmt toll zu fahren, aber nicht mein Geschmack. Kurt neigt dazu, anzugeben.

Ich weiß auch wie spitz er auf Tanja ist. Deshalb hat es mich nicht gewundert, dass er sofort aufsprang, als aus dem Keller ihr Stöhnen zu hören war. Der Hans und seine Alte sind genauso drauf. Denen kommt es schon, wenn sie die Tanja nur stöhnen hören. Manchmal haben die beiden Tanja geradezu gedrängt, auf den Sattel zu steigen, nur damit sie sich beim Zuschauen einen runterholen konnten. Das sieht aus, wenn Mann und Frau nebeneinanderstehen und jeder holt sich einen runter. Mann oh Mann"

„Tut mir leid, so etwas habe ich noch nie gesehen. Ich glaub ich will das auch nicht.“

„Ich blieb bei Bastian, als die anderen in den Keller gingen. Erst als der erste wieder die Treppe hoch kam und kurz andeutete, was passiert war, rannte ich runter. Aber da war alles schon passiert, alles zu spät." Klaus schluchzte.

„Sind sie technisch begabt?“

„Das kommt drauf an. Mit meinen Autos und mit meinem Boot komme ich gut zurecht. Im Haushalt bin ich eher eine Niete. Aber warum fragen sie?"

"Ach, nur so.“

„Können sie mir eigentlich sagen, was überhaupt passiert ist?“ wollte Klaus nun wissen.

„Unser Wissensstand ist noch ziemlich unvollständig. Wir können nur eines sagen. Ihre Freundin starb an einem Stromschlag, der absichtlich herbeigeführt wurde. Was wir nicht wissen ist, ob der Anschlag ihrer Freundin gegolten hat, oder ob sie zufällig davon betroffen war."

„Dann hat man Tanja ermordet?“

„Das kann durchaus sein."

Klaus schlug sich beide Hände vors Gesicht, drehte sich ab und begann erneut heftig zu schluchzen.

„Hatte ihre Freundin Feinde?“

„Nicht dass ich wüsste.„

„Haben sie Feinde?“

„Es gibt immer Leute, die einem den geschäftlichen Erfolg nicht gönnen. Wir haben im vergangenen Monat drei Patente neu angemeldet. Die sind aber höchstens für die Chinesen interessant. Nicht für die Europäer.“

„Was waren das für Patente?“

„Es geht um Verbundwerkstoffe und vor allem um die Bearbeitung dieser Werkstoffe.“

„Gibt es denn jemand in ihrer Umgebung, dem sie einen Mord zutrauen würden?“

„Keine Ahnung, Herr Kommissar, keine Ahnung.“

„Haben sie vielleicht jemanden entlassen, der sich an ihnen oder ihrer Partnerin rächen will?“

"Wir kommen im Augenblick mit den Einstellungen nicht nach. Von Entlassungen ist keine Rede.“

„Oder gibt es jemand in der Club-Szene, der so eifersüchtig ist, dass er Tanja aus dem Weg haben möchte?“

„Wenn ich die Blicke der Männer beobachte, dann muss ich davon ausgehen, dass jeder gerne einmal mit Tanja vögeln würde. Bei den Frauen ist das bisweilen ähnlich. Allerdings sind auch einige dabei, die ganz schön missmutig drein schauen, wenn Tanja mit ihrem Luxuskörper durch die Gegend tänzelt.“

Für Büchner war es durchaus nichts Ungewöhnliches, dass Hinterbliebene kurz nach einem Todesfall so sprachen, als würde das Opfer noch leben. Im Falle von Klaus Behrens war das ganz offensichtlich so.

„Wann haben sie sich denn das letzte Mal mit Tanja gestritten?"

"Im zurückliegenden Jahr gar nicht.“

"Das müssen sie mir mal genau erklären. Gibt es darauf ein Patent? Dann will ich das haben!"

"Wir haben beide ein erfülltes Berufsleben. Tanja ist eine meiner Sekretärinnen. Die Hackordnung im Büro ist geklärt. Wir haben, wenn wir Lust bekommen, häufig guten Sex. Wenn Tanja mehr braucht, hat sie einen kleinen elektrischen Helfer. Es gibt im Moment nichts, was uns in unserer Beziehung Stress bereiten würde.„

„Meine allerhöchsten Glückwünsche.“

Büchner wusste schon, als er noch nicht fertig gesprochen hatte, dass diese Glückwünsche nunmehr ins Leere gingen und wie dumm seine Aussage war. Aber vielleicht spendeten sie ein wenig Trost.

Sowohl das Verhalten von Klaus als auch seine Erzählungen ließen zunächst nicht darauf schließen, dass er zum engeren Kreis der Verdächtigen gehören könnte. Aber man wusste ja nie.

„Ich werde sie erst mal in Ruhe lassen. Leider werde ich sie aber in der nächsten Zeit des Öfteren belästigen müssen. Aber das können sie sich sicherlich denken.“

Der Hauptkommissar zog sich zurück, schloss leise die Tür, packte sein Notizbuch ein und beschloss, nochmals bei Dr. Kremer vorbei zu schauen.

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