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Vorwort zur ersten Ausgabe

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Der Ursprung dieses Buches liegt etwa zwanzig Jahre zurück. Mein Mann und ich saßen mit guten Freunden, Anita und Barry, beim Kaffee. Anita, die als Flüchtlingskind schon 1930 nach England gekommen war, bemerkte, dass ihr Mann, der bei Kriegsende zehn Jahre alt war, so gut wie nichts von meinem persönlichen Schicksal während des Holocausts wusste.

Ich zögerte zuerst, begann dann aber nach und nach darüber zu berichten. Die beiden waren ernsthaft interessiert und wussten offensichtlich sehr wenig über die nationalsozialistische Zeit. Fragen über Fragen kamen auf mich zu, und ich fand mich plötzlich in der Lage, Einzelheiten zu schildern, über die ich bislang noch mit niemandem gesprochen, ja, die ich viele Jahre zu verdrängen versucht hatte.

Gegen Ende des Abends waren wir alle in Tränen aufgelöst und sprachlos vor innerer Bewegung. Meine Freunde waren entsetzt darüber, wie unendlich fern dieses Grauen heute für die meisten Leute ist.

Die beiden – und mein Mann – drangen in mich, meine Geschichte niederzuschreiben. Dieser Gedanke ließ mich in den darauffolgenden Wochen nicht mehr los und bewirkte, dass ich Abschnitt für Abschnitt auf mein Leben zurückblickte. Bei allem, was ich während des Krieges durchmachen musste, empfinde ich weder Hass noch Bitterkeit, aber ich habe den Glauben an das Gute im Menschen verloren.

Meine jüngere Stiefschwester, Anne Frank, schrieb in ihrem Tagebuch: »Doch ich halte daran fest, trotz allem, weil ich noch stets an das Gute im Menschen glaube.« Mir geht dabei immer wieder durch den Kopf, dass sie das niedergeschrieben hat, bevor man sie nach Auschwitz und Bergen-Belsen deportierte.

All die schrecklichen Jahre hindurch hatte ich stets das Gefühl, dass mich ein allmächtiges Wesen beschützt. Gleichzeitig aber warf gerade diese Sicherheit viele quälende Fragen für mich auf. Warum war ich am Leben geblieben und Millionen andere, auch mein Bruder und mein Vater, nicht? Hat die Welt aus diesen schrecklichen Erfahrungen der Massenvernichtung gelernt? War es nicht wichtig, diese Geschichte immer wieder zu erzählen und sie aus nur jedem denkbaren Blickwinkel zu betrachten? Wie viel Zeit blieb dieser Handvoll Überlebender, ihre unvorstellbaren Erinnerungen, die nur sie zum Leben erwecken können, der Nachwelt zu überliefern? Hatten nicht ich und die anderen Überlebenden die Pflicht den Millionen von Opfern gegenüber, dafür zu sorgen, dass ihr Tod nicht umsonst war?

Schließlich kam ich zu der Überzeugung, dass ich schon eine Menge erreicht hätte, wenn es mir gelänge, die Menschen in meinem Umfeld zu bewegen, sich mehr um ihre Mitmenschen zu kümmern. Darin sah ich meine Aufgabe.

Ich beschloss, meine Freundin Evelyn Kent zu fragen, ob sie mir helfen würde, meine Erlebnisse während des Dritten Reiches niederzuschreiben. Schon nach ein paar Worten unterbrach sie mich und sagte: »Eva, seit ich dich vor zwanzig Jahren zum ersten Mal sah, warte ich darauf, deine Geschichte zu schreiben.«

So kam es zu diesem Buch.

Evas Geschichte

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