Читать книгу The magic of Love - Evi Huter - Страница 4
02 - Einleitung:
ОглавлениеLena saß ganz unruhig in diesem aus Leder gefertigten Stuhl, als die Tür aufging, und eine junge Frau mit braun gewelltem Haar, und Business Outfit in den Raum trat. Unter ihrem rechten Arm hatte sie einen Notizblock geklemmt. Mit der anderen freien Hand stellte sie sich Lena als ihre Psychologin Jennifer Hudson vor. Lena war sehr nervös, und spielte ständig mit ihren langen blonden Haaren herum. Sie war noch nie bei einer Psychologin. Warum auch? Bis vor kurzem hatte sie dies auch noch nicht nötig. Denn da war ihre heile Welt noch in Ordnung. Sie lebte mit ihren Eltern Joshua und Maria Stoltzfuss in Pennsylvania. Und sie gehörten den dort lebenden Amisch Leuten an. Als Lena kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter stand, kam für sie die Zeit der Selbstfindung. Unter den Amischen wird diese Zeit "Rumspringa" genannt. Da werden den angehenden Erwachsenen mehr Freiheiten zugestanden. Sie dürfen hinaus gehen, in diese andere Welt, und ein modernes Leben führen. Sie können nach etwa einem Jahr entscheiden, ob sie wieder zurück in ihre Gemeinde kommen wollen, und fortan als Amische zu leben, mit all den strengen Regeln. Oder sie wählen den Weg der modernen Welt treu zu bleiben. Die meisten jugendlichen kehren nach ihrem "rumspringa" wieder zurück in ihre Familien. So tat dies auch Lena. Sie war 18 Jahre alt, zierlich und schlank, und in einem heiratsfähigen Alter. Als sie nach ihrer " Auszeit" wieder zurück kam, war sie nicht mehr dieselbe, wie sie es vor der sogenannten Übersprengtaufe war. Sie spürte ganz tief in ihrem Herzen, dass sie anders war als die anderen Frauen. Doch diese Gefühle durfte sie nicht mehr fühlen. Denn sie entschied sich zurück zu kehren, und sich den strengen Regeln der Amischen zu beugen. Da waren ihre Wurzeln, ihr zuhause.
Während Jennifer Hudson Lena´s Akte noch einmal per Computer abrief, dachte Lena daran, wie stolz ihre Eltern waren, als sie wieder zu ihnen zurück kehrte. Nie würde sie das stolze Gesicht ihres Vaters vergessen, der sonst eher streng und höchst konservativ war. Selten bekam sie eine liebevolle Geste von ihm zu sehen. Umso mehr war ihr der Augenblick wichtig, als er zu ihr sagte, dass sie ihn nun sehr stolz gemacht hätte. Das war wie Balsam für ihre doch so empfindsame Seele. Da Lena´s Eltern ein sehr hohes Ansehen in ihrer Gemeinde genossen, war es ihnen sehr wichtig, dass Lena nun einen anständigen Mann heiraten muss. Ob Lena damit einverstanden war, stand nicht zur Debatte. Es war ihre Pflicht. Und als gute Amisch Tochter galt es für sie zu tun, was von ihr verlangt wurde. Sie hatte keine andere Wahl.
In diesen Gedanken versunken, saß das dunkelblonde nervöse Mädchen da, und ringelte ganz nervös ihre Haare um den Zeigefinger. Jennifer Hudson setzte sich nun zu ihr, gespickt mit all den Informationen die sie für dieses erste Gespräch brauchte. „ Nun, Lena, „ sagte Jennifer Hudson zur Einleitung. „ Ich hab nun schon ein paar Vorinformationen über ihren Fall. Möchten sie mir vielleicht erzählen, warum sie hier sind? Sie müssen es nicht tun, wenn sie nicht wollen. Aber vielleicht erzählen sie mir einfach nur das wozu sie bereit sind. Geht das?" Lena sah beschämt zu Boden. Erst nach einem tiefen Atemzug, antwortete sie: „ Es gehört sich nicht darüber zu sprechen. Es ist eine Sünde." Darauf erwiderte die Psychologin: „ Wenn sie mir nichts erzählen wollen, ist das vorerst auch gut. Dann lese ich ihnen vor, was in der Akte drin steht. Und sie hören mir einfach nur zu. Ok?" Lena nickte nur ganz sachte, mit dem Blick immer am Boden haftend. Jennifer Hudson öffnete daraufhin die Akte, und begann zu lesen. " Am 8. September des Jahres 2000 wurde die Patientin Lena Miller in einem äußerst desolaten Zustand ins Pennsylvania Hospital eingeliefert. Zahlreiche Hämatome an Brust, Gesicht und Oberschenkel konnten festgestellt werden. Zudem konnte eine mutmaßliche Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Jedoch verweigerte die Patientin jegliche Untersuchungsmaßnahmen, die diese Vermutung bestätigen oder widerlegen konnte. Sie wurde etwa 30 Meilen vor Lancaster, abseits von der Straße bewusstlos von einem Autofahrer gefunden, welcher sofort nach Sichtung die Ambulanz und die Polizei verständigte. Die Patientin ist nicht bereit eine Aussage zu machen, was möglicherweise darauf zurück zu führen ist, dass sie stark traumatisiert ist." Jennifer Hudson legte die Akte wieder beiseite, sah Lena an, und fragte: „ Wollen sie mir denn nicht erzählen, was ihnen zugestoßen ist? Wer hat ihnen diese schlimmen Dinge angetan? Wir können den Täter zur Rechenschaft ziehen. Das geht aber nur, wenn sie mir sagen, wer sie so zugerichtet hat." Lena schüttelte energisch den Kopf, und sagte kein Wort. Sie wollte und konnte den Namen nicht nennen, der ihr so weh getan hat. Jennifer Hudson merkte, dass sie auf den direkten Weg nicht an Lena heran kam, also versuchte sie einen anderen. Sie fragte: " Wie ist es eigentlich so, als Amisch zu leben?"
Nach dieser Frage hob Lena endlich ihren Kopf, und sah der Psychologin direkt in die Augen. Sie antwortete:" Das Leben bei uns ist sehr hart. Aber wir beklagen uns nicht. Manchmal haben wir gute Ernten. Manchmal auch schlechte. Die Männer arbeiten täglich beinahe 14 Stunden auf den Feldern. Und wir Frauen sorgen für ein sauberes und wohliges Heim. So ist unser Leben als Amische. Sehr einfach, und doch auch sehr hart. Wir folgen Gottes Weg." Jennifer merkte sofort, dass sie es schwer haben wird, nur eine Kleinigkeit aus diesem eingeschüchterten Mädchen heraus zu bekommen. Also brach sie das Gespräch ab, und bat sie am nächsten Tag wieder zu kommen. Vielleicht hätte sie dann mehr Glück. Irgendwann wird Lena schon reden, da war sie sich ganz sicher. Lena war in einem Frauenhaus untergebracht. Das dumme war, dass sie selbst nicht wusste, wo genau sie sich befand. Sie wusste nur noch, dass sie irgendjemand bewusstlos geschlagen hatte, und dass sie kurze Zeit später in einem fremden Zimmer, in einem fremden Haus, bei fremden Menschen wieder zu sich kam. Sie konnte sich zwar erinnern, wer ihr diese schlimmen Dinge angetan hat, und was mit ihr geschehen war. Doch darüber wollte sie nicht nachdenken. Lieber dachte sie an die Zeit ihrer Selbstfindung. Sie war frei, und konnte tun und lassen was sie wollte. Bevor diese Zeit angebrochen war, freute sie sich schon darauf, neue Erfahrungen machen zu dürfen. Gleichzeitig hatte sie aber auch Angst davor. Getrieben von der Neugier, und gehalten von der Angst, machte sie sich auf den Weg in eine neue Welt.