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Kapitel 3

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Früh morgens weckte sie Stean zärtlich mit einem Kuss auf ihre Wange. „Guten Morgen, meine Schöne, ich hoffe du hast gut geschlafen. Der junge Mann hier“, Stean grinste Lee schelmisch an und Lee gluckste glücklich in Steans Dreitagebart, den er sich hat stehen lassen, hinein, „hatte es schon furchtbar eilig heute Morgen. Wir begrüßten den Tag mit ausgiebigem Plantschen im Pool, nicht wahr, mein kleiner Racker?“ Stean knuddelte Lee und fuhr ihm lachend über seinen weißblonden Haarschopf. „Ich habe uns Frühstück kommen lassen. Speck und Eier, so wie du es magst.“

Himmel, war das eine Einladung. Den Tag mit solch fröhlichen Gesichtern rund um sich zu beginnen, konnte Sue nicht fröhlicher stimmen. Schnell rollte sie sich aus ihrem Laken und nackt wie Gott sie schuf lief sie auf die marmorsteinerne Terrasse und hechtete mit einem gekonnten Kopfsprung in das kühle Nass. Sue spürte Steans aufgeregten und glücklichen Blick in ihrem Nacken, als sie wieder auftauchte und wieder zu ihm zurückschwamm. „Meine kleine Aphrodite“, schwärmte Stean und zog Sue mit starker Hand aus dem Pool. „Jetzt aber nichts wie ran an den Speck“, gluckste er, während Sue sich gekonnt ein Seidentuch um ihren schlanken Körper knotete und sich zu Tisch setzte. „Der kleine Mann hier darf auch probieren“, lachte Stean und schob Lee ein Stückchen gebratenen Speck zu. Lees kleine Hände langten ordentlich zu. Er sah spitzbübisch aus, mit den Fetträndern um seinem Mündchen, und während er keck aus seinem Hochsitz guckte, strampelte er freudig mit seinen Beinchen. „Er hat heute zum ersten Mal Daddy zu mir gesagt.“ Stean wirkte überglücklich. „Ja, hast du? Wirklich?“ Sue stupste Lee mit dem Finger auf die Nase. „Du hast Daddy gesagt? das ist ja schön.“ Ihre Stimme erhöhte sich merklich um einige Lagen, um besondere Freude und Glück zu demonstrieren. Und Stean beobachtete Sues Reaktion mit zufriedenem Gesichtsausdruck. „Ja, mein kleiner Lee hat Daddy gesagt. Das war richtig schön, nicht wahr, Lee? Ich bin dein Daddy. Jaaa, der bin ich!“ Was für ein Bild. Sues Herz überschlug sich fast vor Freude über diesen gelungenen Morgen. Konnte es etwas Schöneres geben, als ihren kleinen Sohn so glücklich zu sehen, so gewollt und so dermaßen von Stean angenommen? Die beiden mochten sich wirklich. Aber auch Kasai war für Lee zu einer wichtigen männlichen Bezugsperson geworden. Die letzten zwei Monate in Guam hatten sie sehr viel Zeit mit Kasai verbracht, sehr viel mehr Zeit als mit Stean. Und langsam, aber sicher, würde die Sache mit den beiden etwas kompliziert werden. Doch Sue wollte sich den anbrechenden, so wundervoll begonnenen Tag nicht mit Sorgen, die sich ihren Weg in ihr Innerstes bahnten, verderben. Also packte sie nach dem herzerwärmenden Frühstück alles Notwendige für den Bootstrip zusammen, auch Windeln und die wichtigsten Utensilien für Lee durften da nicht fehlen, zog sich einen Bikini an, schlüpfte in eine luftige Bermuda und zog sich ein Spaghettitop über, dann konnte es losgehen. Sie freute sich sehr auf diesen Tag.

Seit sie mit Aaron und den Fischern in Sizilien aufs offene Meer gefahren waren, gab es keine Möglichkeit mehr für sie, dieses nasse Element auf hoher See zu genießen.

Der Unterschied zwischen Mittelmeer und Pazifik machte sich schnell anhand der Boote, wie Kasai so nett formulierte, bemerkbar. Sue stand der Mund offen, als sie das Hafenbecken erreichten und Stean einen Skipper anwies die Leinen zu lösen. Er selbst würde heute das Steuer übernehmen. Stean war ein begnadeter Segler gewesen und hatte sportliche Regatten bestritten. Aber die Leinen, die hier gelöst wurden, waren nicht die Leinen eines kleinen Bootes. Nein. Es waren dicke Taue einer riesigen, dreißig Meter langen Motorjacht. Wie wunderschön sie war. Noch nie hatte Sue ein solch anmutiges luxeriöses Schiff bestiegen. Ja, sie hatte schon viel gesehen und sehr viel mehr an schönen luxuriösen Dingen genießen dürfen, doch dieser Tag würde wohl ein Highlight in ihrem Leben werden. Das wusste sie.

Die Sonne brannte heiß auf ihre Haut. Kasai kam mit einem Zwinkern auf sie zu und nahm sie in den Arm. Stean war in der Zwischenzeit wieder zum Parkplatz am Rande des Hafens zurückgeschlendert, um Pedro und seine Tochter abzuholen. „Na du?“ Kasai drückte Sue einen sanften Kuss aufs Ohr, während Lee, der auf Sues Arm hockte, ihn von der Seite aus auf die Wange tätschelte. „Hast du gut geschlafen? Du siehst ...“ Er machte eine kurze Pause, löste sich aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. „Du siehst wunderschön aus.“ Eine ausladende Armbewegung bekräftigte seine Worte. Sue bedankte sich und lächelte. „Sag mal, Kasai, wolltest du mich auf den Arm nehmen, wegen des Bootes?“ „Was meinst du?“ Kasai fragte sichtlich unschuldig und wischte sich dabei den Schweiß von der Stirn. Es war wirklich verdammt heiß heute. „Na ja, das Boot, die Bootsfahrt, ich meine ...“ Sue zog belustigt fragend ihre Brauen hoch. „Du sprachst von einem Boot, aber das hier? Das ist doch kein Boot. Ich meine, ein Boot ist das hier!“ Sue zeigte auf ein kleines Schinakel aus Holz, ein kleines aber feines, etwa fünf Meter langes handbemaltes Fischerboot. Kasai schüttelte verständnislos den Kopf. „Was, du meintest ich nehme dich auf ein solches mit?“

Seine Stimme verriet Verwunderung. „Das ist doch kein Boot, Sue, das ist ein Kutter, ein Arbeitsgerät für einzelne Fischer. Aber doch kein Boot.“ Scheinbar hatten Kasai und sie grundsätzlich andere Vorstellungen von Größe. „Das hier ist unser Boot, Sue.“ Er zeigte auf die bereits vorbereitete Luxusjacht, mit der sie in Kürze in See stechen würden. „Aber das ist doch kein Boot!“ Sue lachte überschwänglich. „Kasai, das ist ne super, riesige, traumhafte Luxusjacht! Ein Schiff ist das, kein Boot!“ „Oh, nein, nein.“ Kasai winkte ab. „Dann hast du noch nie ein richtiges Schiff gesehen. Oder eine richtige Luxusjacht. So wie die von den russischen Ölmultis.“ „Ja, du lieber Himmel.“ Sue stand der Mund weit offen. Kasai zeigte eindeutig, dass er wusste wovon er sprach und dass die obere Klasse der Millionäre immer noch kleine Fische waren, im Gegensatz zu den Milliardären und den der russischen Oligarchen in dieser Welt. „In Osaka haben wir richtige Schiffe“, fuhr Kasai unbeeindruckt fort, als wäre es das normalste auf der Welt. „Du brauchst mich nur zu begleiten, Sue.“ Kasai klärte Sue schulterzuckend auf. Das gabs doch gar nicht. Besaß Kasai Oligarchenstatus? Himmel. In welche Welt war sie hier hineingeraten. Sie dachte, sie kannte Kasai, auch seinen weltlich-materiellen Status. Er hat nie viel davon erzählt, sich nie etwas aus seinem Reichtum gemacht. Über Geld redete er nicht. Dass er es hatte, war klar, sonnenklar, zudem sah man es ihm nie an, so locker und leger wie er sich kleidete. Aber dass er zu einer der reichsten Familien im asiatischen Raum gehörte, das hatte er ihr verschwiegen. „Nun gut“, lachte Sue und Lee suchte mit seinen großen braunen Augen den Hafen nach weiteren Sehenswürdigkeiten ab. „Boo“, rief er begeistert und zeigte auf Kasais und Steans Jacht. „Nein, kein Boot, Lee“, verbesserte ihn Sue kopfschüttelnd. „Ein Schiff. Eine riiiesengroße Jacht ist das, Lee, kein Boot.“ Kasai drehte die Augen über und grinste, nahm den Kleinen auf den Arm und widersprach Sue. „Ja, mein kleiner Lee, das ist ein Boot. Und jetzt gehen wir Boot fahren. Okay?“

Sue stand unter Kulturschock. Das musste sie erst verarbeiten. Wie kann man so was ein Boot nennen? Aber egal. Sie freute sich wie verrückt, den Tag auf dieser Superjacht verbringen zu dürfen. Es war ein Privileg und sie schätzte es sehr, dass Kasai kein großes Ding daraus machte, wie unterschiedlich sie Reichtum einschätzten. Ihre Gedanken schwappten wie die Wellen, die an die Hafenmauer platschten, an Aaron zurück. Wie sehr hatte sie ihn davon abzuhalten versucht, den ihm angebotenen Ferrari als Dienstauto zu verwenden. Auf dem Boden sollte er bleiben. Nicht abheben. Vergeblich. Aaron war erst sechsundzwanzig als er starb, viel zu jung, um mit einem solch enormen sozialen Aufstieg richtig umgehen zu können. Der Reichtum, der ihm und ihr angeboten wurde, hatte ihr Angst gemacht und Aaron beflügelte das Gefühl, seinem Vater endlich beweisen zu können, dass er es geschafft hatte. Sue aber fühlte sich als Verlierer. Denn sie hatte Aaron bereits verloren. Der Aaron und wie sie ihn kennengelernt hatte, war nicht mehr der Aaron von früher. Der Ferrari fahrende Aaron war ein anderer Mensch, ein Mann ohne Skrupel, ein Mann mit Machtanspruch und der Geilheit im Nacken sich alles kaufen zu können, auch die Frauen.

Die Ahnenfrau

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