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KAPITEL 4
ОглавлениеEIN STUHL UND EINE TASCHE, DIE ES IN SICH HABEN
»Ich bin Jessica Schnabold«, flüstert die hagere Frau dicht vor Jonas‘ Gesicht und inhaliert verzückt seinen Duft. Ihr ganzer Körper scheint zu beben.
Oh je, oh je, was hab ich mit dem Aphrodisiakum bloß angerichtet.
Mit einem erschrockenen Grinsen geht Jonas einen Schritt zurück. »Frau Schnabold …?« Allein die Frage macht deutlich, dass Jonas eine andere Frau mit diesem Namen erwartet hat, was ich ihm nicht verdenken kann. Vermutlich war sie bei ihrem ersten Telefonat nicht so aufdringlich gewesen, sondern eher kühl und leidenschaftslos, was sie nun ganz und gar nicht ist. Jonas‘ Stirn legt sich in Falten, und man kann glasklar in seiner Miene lesen, dass er überrascht ist, die falschen Schlüsse gezogen zu haben. »Natürlich, Frau Schnabold. Kommen Sie doch bitte herein.« Er geht zur Seite und macht den Eingang frei, damit die Dame ungehindert eintreten kann.
Frau Schnabold braucht er dies nicht zweimal sagen, sie folgt nämlich jeder seiner Bewegungen. Es ist mir ein Rätsel, wie Jonas einer Berührung bisher entgehen konnte. Mit einem seltsam anmutenden Lächeln entblößt Frau Schnabold ihre langen Zähne, und ihre Ähnlichkeit mit einer Ziege wird frappierend.
Obwohl sie außerordentlich schlank und die Türöffnung breit genug ist, drückt sie sich an Jonas vorbei, als wäre der Hauseingang ein schmaler Felsspalt. Diesmal gibt es für den Armen kein Entkommen, und er muss den aufgezwungenen Körperkontakt über sich ergehen lassen, den Frau Schnabold mit einem zittrigen Seufzen kommentiert.
»Liebend gern.« Abermals versucht sie, ihren Körper an seinen zu bringen.
»Hier entlang, bitte, zu meinem Büro«, meint Jonas, zeigt die Diele hinunter und schließt unglücklich dreinblickend die Haustür hinter sich.
Er traut der anhänglichen Frau wohl nicht über den Weg, denn keine Sekunde dreht er ihr den Rücken zu.
Weise Entscheidung, Zuckerschnittchen, zumal sich die Ziege bereits die Lippen bleckt. Oder solltest du ihr aufgrund dessen doch lieber die Kehrseite zu wenden?
Offensichtlich kommt er zum gleichen Entschluss und flüchtet, Frau Schnabold immer zwei Schritte voraus, den Flur lang. Sobald Jonas sein Büro betreten hat, verbarrikadiert er sich geschickt hinter der Tür. Er denkt wohl, der Dame damit keine weitere Chance zu bieten, ihm auf die Pelle zu rücken. Falsch gedacht! Die Ziege stellt sich an seine Seite und tippelt ihm schmachtend nach, als er rückwärts laufend die Tür ins Schloss drückt. An die Bürotür gepresst, findet sich Jonas der schrecklichen Wahrheit ausgeliefert: Unternimmt er nichts dagegen, würde die Gute jeden Moment genau das tun, was auch immer in ihrer Absicht liegt.
Jonas schnauft laut und sichtlich entnervt von dem penetranten Benehmen der Bewerberin. »Frau Schnabold, ich sehe mich gezwungen, Sie zu bitten, mir ein wenig Freiraum zu lassen. Nehmen Sie doch bitte dort drüben Platz.«
Ja, am besten in einem anderen Zimmer …
»Oh, entschuldigen Sie.« Frau Schnabold schluckt und entfernt sich zögernd von ihm. Ihre Wangen glühen, und ein nasser Film liegt auf ihrer Stirn.
Amüsiert beobachte ich, wie sie sich auf der Vorderkante des Stuhls niederlässt und ihre Knie eng zusammenzwingt.
In schnellem Gang, um sich so kurz wie möglich in Reichweite der aufdringlichen Dame aufzuhalten, bezieht Jonas hinter seinem Schreibtisch Deckung. Ernste Zweifel, über die Eignung von Frau Schnabold als Tagesmutter, stehen Jonas bereits ins Gesicht geschrieben.
»Wie ich am Telefon erwähnte, würden Sie sich um meinen Sohn Max kümmern.«
Ich muss der Dame leider etwas mehr Feuer unter dem Hintern machen, damit sie Jonas noch stürmischer bedrängt. Im übertragenen Sinn, selbstverständlich. Obwohl – das mit dem Feuer ist gar keine schlechte Idee ist. Lächelnd erwärme ich die Polsterung ihres Stuhls um ein paar Grad.
Augenblicklich entlockt ihr das ein leises Stöhnen, das sie mit einem »Jaaa« überspielen will. Allerdings gelingt es ihr nicht, und Jonas‘ panischer Blick bringt mich zum Lachen.
»Er ist acht Jahre alt und …« Jonas verstummt, denn Frau Schnabold beginnt, auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen.
Das könnte durchaus eine Reaktion auf das Vibrieren sein, welches ich an der Naht im Schrittbereich ihrer Jeans auslöse. Ihr lautes Hecheln lässt Jonas‘ Wangen erröten und meine beinahe gleich mit.
»Geht es Ihnen gut?«, fragt mein Klient misstrauisch.
»Ja. Gut!«, piepst sie und tastet mit zittrigen Fingern aufgeregt in ihrer Kurzhaarfrisur herum.
Anscheinend eine Angewohnheit, mit der sie sich selbst beruhigen will, die ihr aber nicht helfen wird, argwöhne ich. Mit einem Keuchen lässt sie von ihren Haaren ab, und ihre Augen glänzen euphorisch, als sie sich an den geröteten Hals greift und eine ihrer Hände im vibrierenden Schoß vergräbt.
Bloß gut? Na dann – eine Stufe stärker, damit es ihr richtig prächtig gehen wird.
Fest presst Frau Schnabold ihre Lippen aufeinander, um es zu verhindern, doch es gelingt ihr nicht. Ein weiblicher Lustschrei hallt prompt durch das Büro, und zugleich klammert sich die Dame leidenschaftlich an den Armlehnen ihres Stuhles fest.
Demnächst würden Jonas‘ Augen über den Teppich rollen, so schockiert beäugt er die Frau, die sich vor ihm im Stuhl windet. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«
Noch nicht, aber bald, das kann ich jetzt schon voraussagen.
Frau Schnabold gelingt es mittlerweile lediglich, zu japsen: »Ja – ja – ja!«
Ihre Stimmlage gerät mit jeder Silbe höher, und ihr Gezuckel auf dem Stuhl wird stetig unkontrollierter. In Ekstase wirft sie den Kopf in den Nacken und ihr gutturales Ächzen lässt Jonas letztendlich aus dem Zimmer fliehen.
»Ich lasse Sie mal kurz allein, bis Sie … so weit sind.«
Ist recht, Süßer, geh nur. Die Gute hat gerade den Spaß ihres Lebens, auch ohne dich, so wie es ausschaut.
Ihr lang gezogenes »Jaaaaaa« bekommt Jonas wahrscheinlich hinter der verschlossenen Tür mit, denn laut genug ist es. Ich lasse Frau Schnabolds Jeans zur Ruhe kommen und die Polsterung abkühlen. Schwer atmend und ein wenig verstrubbelt, lehnt sie sich im Stuhl zurück.
Ich will sehen, was Zuckerschnittchen treibt, und eine Sekunde später stehe ich neben Jonas im Wohnzimmer. Verstört reibt er sich über sein gut geschnittenes Gesicht und nuschelt leise vor sich hin: »Himmel nochmal, was hat die denn? Als ob … Was mach ich mit der bloß? Da komm ich niemals mit heiler Haut raus.« In seiner Ratlosigkeit läuft er auf und ab. Plötzlich bleibt er an der Tür stehen und schaut in den Flur, die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf. »Max?«, wispert er unschlüssig. »Nein, nein. Das würde den Jungen traumatisieren, das kann ich nicht machen.« Kopfschüttelnd wagt er sich allmählich zur Bürotür zurück.
Genau so ist es, Jonas, selbst Max‘ Anwesenheit würde die Frau nicht davon abhalten, sich so dermaßen danebenzubenehmen.
Das Zuckerstück sieht ein, dass er da wohl oder übel allein durch muss. Zögernd legt er seine Hand auf die Klinke und drückt sie ganz vorsichtig hinunter.
Ich wechsle wieder ins Büro und sehe von dort, wie Jonas‘ Kopf langsam zum Vorschein kommt. Ängstlich sucht sein Blick die Frau, an deren Orgasmus er ungefragt teilhaben durfte.
Ja, die Luft ist rein. Vorerst.
Von seiner Anwesenheit weiß Frau Schnabold nichts, ihre gestrafften Schultern und ihr gerader Rücken zeigen jedoch, dass sie sich um Haltung bemüht. Der Gastgeber richtet sich erleichtert auf, und mit einem lauten Räuspern informiert er seinen Gast, dass er den Raum betritt.
»So, da bin ich wieder. Ich war kurz einen Schluck Wasser trinken. Oh, verzeihen Sie, wollten Sie vielleicht auch ein Glas?«
Ah, ein Gentleman. Spätestens ab jetzt wäre ich verliebt in ihn – wenn ich Susan wäre, natürlich.
Diesmal werden die Wangen der Frau rot, weil sie sich wegen ihres Benehmens schämt. Aber sofort reiben wieder ihre Schenkel aneinander, und ich weiß, dass die Droge ihre Wirkung noch nicht verloren hat.
»Das wäre nett. Es tut mir leid, ich weiß gar nicht, was mit mir …«
Komm schon, es hat dir doch gefallen. Lassen wir nochmal dein Höschen beben.
»… loooos ist«, schreit sie erschrocken auf und rutscht dabei vom Stuhl.
Mit überraschten Augen rappelt sie sich auf die Sitzfläche zurück, um gleich darauf aufzuspringen, weil sich unter ihr das Stuhlpolster wölbt – an ganz bestimmten Stellen.
Komisch, war ich das? Ach, ja.
Sie krallt sich schluckend an der rechten Ecke des Schreibtischs fest. »Ich muss irgendwas Verdorbenes gegessen haben. Vielleicht sollte ich mich doch besser auf den Heimweg machen.«
»Ja«, sagt Jonas und nickt energisch, denn er ahnt seine Rettung nahen. »Ja, bestimmt sind Sie krank. Sie sollten unbedingt nach Hause gehen. Wir können den Termin ein andermal nachholen.«
Klar. Aber nicht mehr in diesem Leben.
Entschlossen steht Zuckerschnittchen auf und packt mutig den Stier an den Hörnern. Oder in diesem Fall die Ziege an den Schultern, um sie in Richtung Ausgang zu schieben. Frau Schnabold entfährt dabei ein Stöhnen, welches einer Pornodarstellerin zur Ehre gereichen würde. Als hätte Jonas sich an ihr verbrannt, lässt er sie sofort los.
»Entschuldiguuuung«, keucht sie taumelnd und versucht, den Schritt ihrer Jeans nach unten zu ziehen, um dem Vibrieren zu entgehen.
Ja, ich bin eine böse Evodie. Nein, eigentlich nicht, denn wir alle wissen, dass diese Frau schon seit langem, laaaangem keinen Spaß mehr hatte. Im Grunde müsste die Ziege Lobeshymnen auf mich singen. Apropos singen …
»Oh Gott, oh Gott!«, stößt sie wild atmend hervor.
Mit der linken Hand zwischen den Beinen torkelt Frau Schnabold, sich an der Wand abstützend, den Gang entlang, bis zur Haustür. Jonas folgt ihr, schön mit Mindestabstand, denn man kann ja nie wissen.
Am Ziel angekommen, kann Jonas seine gute Erziehung dennoch nicht unterdrücken. Er greift um die Dame herum und öffnet ihr hilfsbereit die Tür. Irgendwie kommt es zu einer unbeabsichtigten, folgenschweren Berührung, und Frau Schnabold kiekst ein letztes Mal. Aufbäumend wirft sie sich gegen den Türrahmen und rutscht, nach peinlichen zehn Sekunden voller »Ja – Ja – Ja«, total erledigt zu Boden.
Ich schwöre, wenn sie Jonas jetzt nach einer Zigarette fragt … ich habe damit nichts zu tun. Für das, was zuvor geschah, übernehme ich jedoch voll und ganz die Verantwortung.
Vergebens versucht die hagere Frau, das, was von ihrer Frisur übrig ist, zu retten. Sie erhebt sich mit einem leichten Lächeln. »Danke. Es war … wundervoll.« Auf einmal klingt ihre Stimme weich und völlig entspannt.
Jonas‘ Kopf kreist unentschieden zwischen Nicken und Verneinen. »Bitte. Gern geschehen?!«, murmelt er irritiert und sieht zu, wie sich Frau Schnabold am Treppengeländer herunter auf den Bürgersteig hangelt.
Auch auf dem Gehweg knickt sie noch einige Male um, und daran bin ich nun wirklich vollkommen unschuldig.
Von den Ereignissen überrollt, fährt sich Jonas verzweifelt durch seine dunklen Wellen, die nach wie vor perfekt liegen.
Wie macht der Kerl das?
»Okay, jetzt kann es doch eigentlich nur noch besser werden«, murmelt mein Klient und schließt die Tür. Diesmal bleibt ihm genug Zeit, ein Glas Wasser zu trinken und sich zu erleichtern.
Äh, also nein. Beruhigt euch, keine Panik! Es gibt Dinge, die will niemand sehen, selbst wenn man es kann.
Es klingelt, und wie erwartet, steht Püppie vor der Tür, die ich heute Morgen in ihrem Schlafzimmer besucht habe. Absolut heiß sieht sie in ihren viel zu kurz geratenen Hotpants aus. Und nun gerate ich in Panik, weil … Jonas keinerlei Interesse an ihr zeigt.
So als Mann, versteht ihr? Kein Glotzen, kein Blinzeln, kein Stocken. Locker und cool tritt er ihr gegenüber, und das macht mir Angst, denn das heißt, dass er sein Herz unter einer Eisschicht aufbewahrt. Zwar hatte der Bericht so etwas angedeutet, aber … Halloo, das ist ein vitaler Mann im besten Alter, Single, seit drei Jahren Witwer und dem geht nicht der Puls in die Höhe, beim Anblick dieser weiblichen Kurven?
Shit! Das wird schwer werden. Begierde ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Erst muss man etwas wollen, um es lieben zu können. Verdammt! Ich kann bloß hoffen, dass Püppie nicht seinem Geschmack entspricht, aber Susan dafür umso mehr.
Aalglatt und ungerührt kommt es über seine anbetungswürdigen Lippen. »Sie sind Frau Sonntag. Es freut mich, Sie kennenzulernen. Kommen Sie bitte herein.«
»Hi. Ja, danke. Geil, super Wohnung.«
Äh, eher super Flur, denn mehr kann die dumme Nuss nicht sehen.
Kaugummikauend betritt das junge Huhn das Haus. Ihre beiden Hände versenkt sie, in einer schüchtern verspielten Geste, in den Hosentaschen. Diese schauen unter dem Saum heraus, weil die Hosenbeine zu knapp sind. Als wüsste das wilde Luder nicht um die Wirkung dieser Haltung, die ihr Dekolleté in dem engen Top noch eindrucksvoller betont. Ihre klimpernden Wimpern schreien überlaut in meinen Ohren »Ich will dich hier und jetzt vernaschen«.
Pfff, Schlampe!
So, wie sie sich in Szene setzt, hält sie in ihrer ausgebeulten Umhängetasche wahrscheinlich ein ganzes Sortiment an Kondomen einsatzbereit. Von grob genoppt bis erdbeer-aromatisiert, dafür würde ich mein Cupida-Armband verwetten. Ein striktes Eingreifen ist notwendig, denn die Kleine würde ihm das Blaue vom Himmel herunterlügen, nur um bei ihm zu landen und die Stelle zu kriegen.
Mir steigt, wie bereits vor einigen Stunden, ihre Alkohol-Ausdünstung der vergangenen Partynacht in die Nase, was mich auf die Lösung bringt: Ich verstärke die Aromaschwaden, die sie umgeben. Ein klein wenig. Okay, ein bisschen mehr. Mehr. Und … Jonas schaut. Schaut. Jawohl, er schnüffelt.
Das unmerkliche Schieflegen seines Kopfes macht klar, dass er Vermutungen anstellt, die exakt in die Richtung gehen, auf die ich es angelegt habe.
»Folgen Sie mir, bitte«, meint Jonas etwas weniger freundlich als zuvor. Und wieder gehen wir in sein Büro. Bereitwillig hält er Püppie die Tür auf, und ohne, dass er etwas sagen muss, stiefelt sie munter herein und fläzt sich in den Stuhl.
Laut schmatzend beobachtet sie, wie Jonas um den Schreibtisch geht. Und ja, ich sehe genau, wie sie seinen knackigen Hintern begutachtet und klassifiziert.
Wie billig ist das denn, bitteschön? So etwas macht man doch nicht.
Zuckerschnittchen bleibt stehen und fragt höflich: »Frau Sonntag, kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten. Wasser, Kaffee, Tee … Bier?«
Ein seltsames Grinsen legt sich auf sein Gesicht, das irgendwie nicht echt wirkt und mich vermuten lässt, dass ich mich wegen der Kleinen nicht mehr groß ins Zeug werfen muss.
Nach einer wieder eingesaugten Kaugummiblase erscheint ein Strahlen auf Püppies Gesicht. »Nein, doch kein Bier am Morgen. Aber zu einem kleinen Schluck Wodka sag ich nicht Nein.«
Wodka?! Morgen?! Es ist fünfzehn Uhr! Ja, meine Vermutung war richtig, die hohle Nuss schafft es von ganz allein, die Stelle nicht zu bekommen.
»Tut mir leid, Frau Sonntag, ich denke, wir können das Gespräch hier schon beenden.« Mit einem leicht säuerlichen Ausdruck kommt Jonas wieder hinter dem Schreibtisch hervor.
Püppie, die die Welt nicht versteht, erhebt sich und pöbelt los: »Warum das denn? Jetzt bin ich extra so früh aufgestanden …«
Ich unterbreche sie, indem ich den Riemen ihrer Umhängetasche löse und diese, wie erhofft, auf den Boden poltert. Um Jonas‘ Absichten zu festigen, lasse ich aus der geöffneten Tasche ein paar kleine Schnapsflaschen rausrollen, volle und leere.
Und schau an, was noch mit hinausschlittert. Hab ich es nicht gesagt? Eine ganze Batterie Kondome.
»Wow! Wo kommen die ganzen Schnapsflaschen her? Geil, die sind ja noch voll.« Freudig überrascht klaubt die hohle Nuss die Fläschchen vom Boden auf und stopft sie, samt Verhüterlis, wieder zurück in ihre Handtasche des Sittenverfalls.
Jonas starrt sie nur stumm an und hat keinen einzigen Blick für die Pobacken übrig, die zu ihren Hotpants hinausquellen.
Ich wage, zu behaupten, dass er das Gleiche denkt wie ich: Auf keinen Fall könne diese Frau seinen Sohn hüten. Die Schnalle würde seine Bar leergesoffen haben, bevor man »Alkoholvergiftung, ab sofort ins Krankenhaus!« auch nur ausgesprochen hätte. Nicht auszudenken, was Max geschehen könnte.
»Ja, geil«, stimmt Jonas lakonisch zu und deutet mit ausgestreckter Hand zur Haustür.
Durch das unerwartete Geschenk in ihrer Handtasche hat Püppie glatt vergessen, dass sie eigentlich stinkig ist. Fröhlich nickend, findet sie sogar den Weg zur Tür. Die Verabschiedung fällt kühl und kurz aus, da Jonas das Party-Püppchen aus der Wohnung haben will.
Kaum ist die Haustür geschlossen, höre ich ihn mit sich selbst sprechen: »Ich habe mich geirrt. Es geht noch schlimmer. Was zur Hölle kommt jetzt? Satans Braut?«
Nein, mein Lieber, jetzt kommt ein Engel. Ich. Evodie.