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KAPITEL 5

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EIN ENGEL STELLT SICH VOR

Um nicht mitten auf dem Gehweg, vor der Nase eines Passanten, sichtbar zu werden und damit einen Nervenzusammenbruch bei jemandem auszulösen, entscheide ich mich, lieber zwischen den dichten Büschen in Jonas‘ Vorgarten Gestalt anzunehmen.

Die Sache mit dem Unsichtbarkeitsmodus ist für meine Arbeit absolut notwendig. Denn so sind wir in der Lage, die Handlungen und Wünsche der Menschen schneller zu verstehen. Unser Tun kann gezielt da eingesetzt werden, wo es von Nöten ist. Wie der Wechsel zwischen den Ebenen von sichtbar zu unsichtbar funktioniert, kann ich nicht genau erklären, aber man kann es sich ungefähr wie bei einem Radio vorstellen.

Während die Menschen bloß einen einzigen Sender hören können, kann meiner einer zwischen den Sendern wechseln und sogar zwei gleichzeitig lauschen. Ich kann jederzeit in den Sichtbarkeitsmodus wechseln und dennoch Wesen von meiner Art sehen, die auch mich wahrnehmen können. Wenn ich wieder zurückswitche auf die Unsichtbarkeits-Ebene, die nur den Himmelswesen vorbehalten ist, gibt es allerdings einen kleinen Haken: Alle Veränderungen, die ich an mir zuvor vollzogen habe, sind weg. Aus diesem Grund verändern erfahrene Engel nur ganz selten ihre Gestalt, höchstens in Notfällen oder wenn sie wissen, dass sie dem Menschen nur einmal in der Form gegenübertreten wollen.

Anfänger erliegen oft der falschen Annahme, einen Auftrag zügiger und einfacher zu erledigen, wenn sie ihr Aussehen umgestalten. Munter wechseln sie zwischen den Ebenen hin und her. Das geht lange Zeit gut, aber irgendwann kommt unweigerlich der Augenblick, wo sie in den Sicht-Modus gehen und vergessen haben, ihre Gestalt wieder in die zu verwandeln, unter der sie ihrem Klienten bekannt sind. Tja und dann stehen sie in ihrem normalen Erscheinungsbild dem Menschen gegenüber, texten ihn zu – und der schaut sie an wie ein Auto, weil er keinen blassen Dunst hat, wer vor ihm steht. In ihrer Panik machen die Neulinge noch alles schlimmer, in dem sie sich verplappern und von unserer Arbeit erzählen. Oder sie drehen vollends durch und wechseln vor den Augen des Klienten ihre Gestalt. Und das … ist dann ein »Null-zwei-GoE«, ein Grund offiziellen Eingreifens für den Löschtrupp, der alles wieder in Ordnung bringt. Übrigens einer der häufigsten Gründe, neben dem »Null-eins«, bei dem Lage oder Form eines Gegenstandes verändert wird, während ein Mensch zuschaut.

Doch egal, wie ich in Zukunft meinen Auftrag angehen werde, jetzt gilt es, mich Jonas vorzustellen und den besten Eindruck zu machen, um den Job als Tagesmutter zu ergattern. Zwischen den Forsythien stehend, ziehe ich mein violettes Shirt glatt und wünsche mir eine Handtasche herbei, in der die Unterlagen sind, die mein Operator Bellamy für mich vorbereiten sollte. Eine Sekunde später baumelt eine schwarze Tasche an meiner Schulter, und nachdem ich mich vergewissert habe, dass die Dokumente ebenfalls da sind, betrachte ich mit einem tiefen Atemzug Jonas‘ Haus.

Es ist eine alte Stadtvilla mit einem kleinen, umzäunten Vorgarten. Riesige Kastanienbäume werfen ihre Schatten auf die teuren Autos, die in den eingezeichneten Flächen unter ihnen parken. Nicht nur die Edelkarossen, auch die instandgehaltenen Gebäude deuten darauf hin, dass ich in einem gut betuchten Viertel der Stadt meine zukünftige Arbeit verrichten werde.

Der nostalgische Charme der renovierten Villa, lässt mich in freudiger Erwartung meinen neuen Auftrag in Angriff nehmen. Darauf bedacht, nirgends an den Zweigen hängen zu bleiben und meinen akkuraten Pferdeschwanz zu ruinieren, schäle ich mich aus dem Gebüsch heraus. Sehr vorsichtig, damit die Gartentür kein Geräusch von sich gibt und Jonas mich in seinem Büro nicht hört, betrete ich den Gehweg. Fröhlich steige ich die Treppe hinauf und drücke die Klingel, denn ich kann es kaum erwarten, meinem gut aussehenden Klienten endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.

Einen Moment später öffnet Jonas die Tür, und mein Herz hüpft, als ich geradewegs in seine strahlend blauen Augen schaue. Ein gelber Kranz wogt um seine Pupille, der mir zuvor gar nicht aufgefallen war. Seine Nase hat einen kleinen Buckel, und seine Unterlippe ist ein Hauch voller als die obere. Obwohl er freundlich lächelt, bemerke ich, wie er mich dabei kritisch mustert.

Klar, nach dem, was alles zu seiner Haustür hereingeschneit ist, würde ich auch skeptisch sein. Höchste Zeit, dem Zuckerschnittchen zu zeigen, dass er nun die Richtige gefunden hat.

Mit einem Schmunzeln stelle ich mich vor. »Hallo, ich bin Evodie Engelmann. Wenn Sie Herr Kinz sind, haben wir gestern miteinander telefoniert, wegen der Stelle als Tagesmutter.«

Meine Worte scheinen, ihn zu beruhigen, denn lächelnd streckt er mir seine Hand entgegen. »Hallo, Frau Engelmann. Ja, ich bin Jonas Kinz. Schön, Sie kennenzulernen.« Sein Händedruck ist warm und kraftvoll. »Kommen Sie, gehen wir in mein Büro, dort können wir uns unterhalten.«

Darauf bedacht, Jonas nicht zu nahe zu kommen, wie Frau Schnabold, trete ich in die Diele und warte, bis er sich traut, an mir vorbeizugehen. Brav folge ich den breiten Schultern, die eine feine männliche Duftfahne hinter sich herziehen. Wie meinen Vorgängerinnen, bietet er auch mir den Stuhl vor seinem Schreibtisch an, auf dem ich dankend Platz nehme. Jonas lässt sich in seinem Chefsessel nieder, und sein erleichtertes Aufatmen deutet an, dass er Hoffnung hat, mit mir ein besseres Los gezogen zu haben als mit den anderen Bewerberinnen. Ich kann nicht anders, als ihm einen kleinen Schrecken einzujagen. Ich seufze laut, worauf sich sofort alarmiert seine dunklen Brauen heben.

»Es geht Ihnen doch gut, oder?«, fragt er ängstlich, und nur schwer kann ich ein Lachen unterdrücken.

»Sicher, danke. Es ist bloß … so schön bei Ihnen. Ach, ich liebe einfach solche alten Stadthäuser. Sie haben eine ganz besondere Atmosphäre, finden Sie nicht?«

Befreit lacht er auf. »Doch, und genau deswegen habe ich mich für diese Immobilie entschieden. Außerdem ist es nicht weit zu Max‘ Schule und zu meinem Büro. Mit dem kleinen Garten ist es optimal für Kinder.«

Ich nicke verständnisvoll und beäuge konzentriert das Bücherregal, dass Frau Hempel aus der Fassung warf. »Ja, das glaube ich. Eine nette Büchersammlung haben Sie da.«

Auf dieses Stichwort hin gefriert er augenblicklich ein. »Wollen Sie die Bücher sortieren?«

Gespielt überrascht schaue ich ihn an, und mein Blick macht ihm klar, dass diesmal ich an seinem Verstand zweifle. »Nein. Sollte ich?«

Hastig lacht er auf. »Nein, entschuldigen Sie. Es war nur …« Jonas merkt, dass er seine Frage gar nicht erklären kann, ohne in verstörende Einzelheiten abdriften zu müssen, und schüttelt den Kopf. Er greift zu einem Stift und rückt den Schreibblock vor sich gerade. Offenherzig blickt er mich an. »Vergessen Sie es. Lassen Sie mich Ihnen etwas über die Stelle erzählen, für die Sie sich bewerben.« Sichtlich lockerer lehnt er sich zurück und beginnt, von seinem Sohn zu reden. »Mein Sohn Max ist acht Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Momentan besucht er nach dem Unterricht die Nachmittagsbetreuung, bei der ich ihn dann abhole. Den Rest des Tages verbringt er dann bei mir im Büro, bis ich mit ihm nach Hause gehe. Wie Sie bestimmt verstehen können, ist das lediglich eine Übergangslösung und gewiss nicht das, was für ein Kind wünschenswert wäre. Wir sind gerade erst, wegen meiner neuen Arbeit, hierhergezogen, und bisher übernahm meine Mutter die Betreuung von Max. Aber das geht jetzt nicht mehr, weil sie zu weit weg wohnt.«

»Natürlich, das kann ich vollkommen verstehen«, pflichte ich ihm bei und ermuntere ihn damit, fortzufahren.

»Ich suche nach einer Frau, die Max von der Schule abholt, ihm das Mittagessen zubereitet oder auch mal eine Pizza bestellt, mit ihm isst, die darauf achtet, dass er seine Hausaufgaben erledigt und ordentlich lernt. Außerdem soll er Freunde treffen und einladen dürfen. Sie wären praktisch den ganzen Nachmittag anwesend, bis ich abends nach Hause komme – und das fünf Tage die Woche. Ich möchte, dass sich jemand um ihn kümmert, dass jederzeit jemand für ihn da ist. Durch meinen Job kann ich das nicht selbst übernehmen, in dem Umfang, wie ich es gerne würde und … er sollte wenigstens eine einigermaßen normale Kindheit haben, nach all dem, was ihm widerfahren ist.«

Ich nicke verständnisvoll und Jonas richtet sich auf, um seine Arme auf die Tischplatte zu legen. Langsam keimt Traurigkeit in seinem Gesicht auf, und beklommen senkt er seinen Blick auf den Stift, den er nach wie vor in den Händen hält. »Meine Frau starb vor drei Jahren an Krebs, und uns blieben damals nur wenige Monate, um Abschied von ihr zu nehmen.« Er reibt sich über die Stirn, und seine Augen finden zaghaft den Weg zu meinen.

Diesen Mann nach Jahren noch immer unter dem Verlust seiner Frau leiden zu sehen, verursacht mir eine Engegefühl in der Brust, und jedes meiner Worte meine ich ernst. »Das tut mir unendlich leid. Es muss ganz schrecklich für Sie und Ihren Sohn gewesen sein. Ihre Frau war sicherlich ein ganz wundervoller Mensch.«

Er schluckt, und ein leises Lächeln spielt um seine Mundwinkel. »Ja, sie war Max eine fabelhafte Mutter und meine große Liebe.« Er räuspert sich verlegen. »Sie sagten am Telefon, Sie hätten Referenzen vorzuweisen?«

Nickend hole ich die von Bellamy fingierten Empfehlungsschreiben aus der Handtasche, die mich als fähige und beliebte Tagesmutter ausweisen. »Hier, bitteschön.«

Ich lege ihm die Unterlagen vor, in dem jegliche Angaben zu den Familien frei erfunden sind. Sollte Jonas eine von ihnen kontaktieren, um Erkundigungen über mich einzuziehen, würde er bei Bellamy oder Zelos landen, die ihm nur das Beste über mich erzählen würden. Für den Ernstfall, dass Jonas meine ehemaligen Arbeitgeber besuchen wollte, hatte ich sogar mit Artreus eine Vorzeigefamilie unter den Cupidas gecastet.

Während sich Jonas in die gefälschten Schreiben vertieft, kann ich nicht umhin, seine markanten Züge zu bewundern. Ob Susan diese freche Kerbe in seinem Kinn ebenso gefallen wird, oder die kräftigen Handgelenke?

Nach wenigen Minuten atmet Jonas durch und schaut mich stumm an. Für einen Moment denke ich, einen begehrlichen Schimmer in seinen Augen zu entdecken, der mich die Luft anhalten lässt.

»Sie scheinen genau die Person zu sein, nach der ich suche, Frau Engelmann.«

Ja, Zuckerstück, die bin ich und noch viel mehr. Also, fast … sozusagen, weil er ja Susan suchen soll und nicht mich. Ich weise ja bloß den Weg. Leider. Nein – das Letzte habe ich jetzt nicht gedacht, das war ein … Versehen?

Noch immer ruht sein Blick eindringlich auf mir. »Könnten Sie sich vorstellen, diesen Job, in dem genannten Umfang, anzunehmen?«

Freudestrahlend erwidere ich: »Ja, durchaus kann ich mir vorstellen, für Max die Betreuung zu übernehmen. Auch das ganze Drumherum, wie Sie es sich wünschen, stellt überhaupt kein Problem dar. Allerdings schlage ich vor, wir sollten noch Max fragen, ob er mit Ihrer Wahl einverstanden ist.«

Jonas wirkt etwas verdutzt. »Ja, ja … natürlich, das sollten wir.« Das von Jonas ausgesprochene Wörtchen »wir« hüpft wie ein Gummiball aufgeregt in meinem Kopf umher. Blinzelnd versuche ich, den rosaroten Gefühls-Flummi aus meinen Gedanken zu katapultieren, und schaue Jonas hinterher, der das Büro verlässt, um nach Max zu rufen. Kurz darauf schiebt er seinen Sohn, den ich bereits von der mittäglichen Sofa-Akrobatik kenne, an den Schultern vor sich her ins Zimmer. »Max, das ist Frau Engelmann. Wir hatten doch besprochen, eine nette Frau zu suchen, die auf dich aufpassen und dir bei den Hausaufgaben helfen würde. Frau Engelmann würde gerne deine Betreuung übernehmen. Wenn du damit einverstanden bist?«

Max ist natürlich von der Gegenüberstellung und der Frage überrumpelt, die ihm eigentlich keine Wahl lässt. Ein mieser Eltern-Trick, den der Kleine noch nicht durchschaut. Freundlich lächle ich den kleinen Jungen an, der mit den dunklen Haaren und den blauen Augen seinem Vater sehr ähnlich sieht.

»Hallo, Max, ich bin Evodie.« Ich beuge mich ihm entgegen und reiche ihm meine Hand, die er mit ernster Miene drückt. Mit seinem zaghaften und kratzigen »Hallo« gewinnt der Kleine mein Herz auf Anhieb. »Wie wäre es, wenn wir einfach mal schauen, wie wir in den nächsten zwei Wochen miteinander klarkommen? Was sagst du? Nach den Hausaufgaben könntest du mir zeigen, was du gern spielst«, fordere ich ihn heraus.

Er lächelt und legt damit eine neckische Zahnlücke frei, die in seinem Oberkiefer prangt.

»Cool«, meint er und kommt dann jedoch ins Grübeln. »Aber – holst du mich dann auch von der Schule ab, so wie Papa es will, obwohl man das nur bei Babys machen muss?«

Oha, das ist wohl ein heikles Thema, denn Max lässt keinen Zweifel daran, dass er diese Abhol-Idee total doof findet.

Mein Blick wandert zwischen Vater und Sohn hin und her. Jonas nickt vielsagend hinter dem Rücken seines Sohnes, Max sieht mich erwartungsvoll an.

»Ich …«, stammle ich und wäge mit verengten Augen meine Sätze ab. »… mache das, was dein Vater wünscht. Aber es könnte sein, dass ich so tue, als würde ich dich nicht kennen, während ich dich aus der Nähe, wie ein Geheimagent, beobachte, ohne dass du meine Anwesenheit auch nur spürst.«

Während Jonas die Lippen zusammenpresst, um nicht laut loszulachen, bekommt Max runde Augen, denn das Geheimagenten-Ding scheint ganz nach seinem Geschmack zu sein.

»Cool«, wispert Max eifrig. »Wartest du dann morgen gleich vor der Schule auf mich?«

Der Kleine ist hellauf begeistert und bringt mich meinem Auftragsziel näher, denn Susans Sohn Leon geht in dieselbe Klasse wie er. Wenn ich Glück habe, würde sie ihren Sohn ebenfalls abholen, und ich könnte auf Tuchfühlung gehen. Jetzt bräuchte ich lediglich Jonas‘ Zustimmung, dass ich am kommenden Mittag mit meiner Stelle als Tagesmutter beginnen kann. Fragend starre ich das Zuckerstückchen an.

Dieser ergreift sofort die Möglichkeit, die sich ihm bietet. »Also, wenn Sie morgen anfangen könnten, wäre das … fantastisch.«

Ich zucke mit den Schultern und gebe die Gelassene, obwohl ich innerlich fast platze vor Stolz, die Sache mit Max erstklassig geschaukelt zu haben.

»Gut, warum nicht? Je früher wir testen, ob das mit Max und mir hinhaut, umso besser.«

In den Mienen der beiden leuchtet Begeisterung, und beide quasseln auf mich ein.

»Das ist eindeutig die beste Nachricht des Tages. Ich schreibe Ihnen sofort die Adresse von Max‘ Schule auf.«

»Evodie, meinst du, wir können am Nachmittag Fußballspielen … im Garten?«

Ein Lachen sprudelt aus mir heraus. »Wenn mir dein Vater den Stundenplan gibt und ich weiß, wann ich vor der Schule sein muss«, erwidere ich in Jonas‘ Richtung und wende mich dann wieder an seinen Sohn. »Dann, ja, sobald du die Hausaufgaben erledigt hast, können wir Elf-Meter-Schießen üben.«

»Kann ich Ihnen den Stundenplan als E-Mail schicken?«, fragt Jonas sogleich und lässt sich hinter dem Schreibtisch nieder, um den Worten Taten folgen zu lassen.

Sein unverhohlener Enthusiasmus amüsiert mich, und ich antworte ihm schmunzelnd: »Ja, meine E-Mail-Adresse und die Telefonnummer, unter der sie mich erreichen können, stehen auf der ersten Seite meiner Unterlagen.«

Ja, sogar eine Cupida hat sowohl ein Handy als auch ein E-Mail-Postfach. Schließlich leben wir nicht hinter dem Mond. Obwohl …

Jonas schaut in meinen Dokumenten nach. Er findet bald, wonach er sucht, und tippt auf seinem Laptop herum. »Max, du hast doch noch den Haustürschlüssel? Mit dem kommt ihr ins Haus. Ich verlege meine Mittagspause und bringe dann Pizza mit. Ist das ein guter Vorschlag?« Um Zustimmung heischend, blickt Jonas seinen Sohn und mich an.

In Max rundem Kindergesicht flackert Fröhlichkeit auf, und in zwei winzigen Luftsprüngen tut er seine Vorfreude kund. »Au ja, Papa. Das wird toll.«

»Vorschlag angenommen«, pflichte ich dem Kleinen bei, und Jonas grinst charmant, während seine blauen Augen mich fixieren.

»Gut. Das ist wirklich gut.«

Aus Verlegenheit reibe ich mir den Nacken, denn irgendwie schwingt da noch eine andere Botschaft in seiner Aussage mit, die ich jedoch nicht ganz verstehe und auch nicht deuten will. Einen Moment später löst Jonas sich von meinem Anblick und schaut wieder auf den Bildschirm seines Laptops.

»So, der Stundenplan müsste bei Ihnen bald ankommen.«

Kaum hat er es ausgesprochen, brummt mein Handy in der Handtasche.

»Ja, hört sich danach an. Danke!«, erwidere ich, und Max gluckst neben mir auf. Der Kleine hat sich unbemerkt immer näher an mich herangepirscht und steht nun dicht bei mir. In kindlicher Geradlinigkeit inspiziert er ohne Scheu mein Gesicht. Lächelnd halte ich seiner Neugier stand und erlaube mir, das Gleiche bei ihm zu tun.

Er ist ein süßes Kerlchen, das man einfach gernhaben muss. Seine blauen Kulleraugen und die vollen Wangen mit der Stupsnase sind einfach zu putzig, als dass man sich ihrer Niedlichkeit entziehen könnte.

Jonas beobachtet uns, während wir uns stumm beäugen, schließlich steht er auf. »Komm, Max, wir sollten Frau Engelmann das Haus zeigen. Morgen Mittag werde ich leider keine Zeit dazu haben.«

»Jaa!«, jubelt Max und springt voraus in den Flur.

Ich erhebe mich und greife meine Handtasche. »Sie können übrigens Evodie zu mir sagen. Das Frau Engelmann verwirrt mich nur.«

»Evodie, ein sehr schöner Name. Außergewöhnlich«, meint mein neuer Arbeitgeber in smarter Lässigkeit und begibt sich zur Tür, wo er schweigend verharrt. Langsam schlendere ich auf Jonas zu, bleibe bei ihm stehen und betrachte aus nächster Nähe, gebannt sein glattrasiertes Kinn mit der Kerbe.

»Ich bin Jonas«, erklärt Zuckerschnittchen leise, und ich sehe, wie sein Adamsapfel hüpft, was mich leicht schmunzeln lässt.

Anscheinend ist mein Arbeitgeber doch nicht völlig immun gegen Weiblichkeit, und das ist für mich die beste Nachricht des Tages. Meine Augen finden den Weg zu seinen, und als sich seine Pupillen weiten, schwebe ich erhaben an ihm vorüber.

Liebesengel küssen nicht

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