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Lizenzierung im Wandel der Zeit

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Die ganze IT-Branche ist ständig im Umbruch. Was auf Technologie im Allgemeinen zutrifft, gilt für Software im Speziellen umso mehr. Denn Software lässt sich leicht beziehungsweise leichter anpassen als andere Komponenten wie beispielsweise Hardware.

Durch den schnellen Wandel hat sich die Frage, wie Softwareprodukte lizenziert werden können, grundlegend geändert.

Bei Disketten in den 70er Jahren war das Unterfangen noch kein so großes Problem. Natürlich wurden auch diese schon kopiert, allerdings war der Markt deutlich kleiner und die Software meistens für größere Unternehmen und spezielle Situationen angepasst. Software in hohem Wert zu kopieren war zwar möglich, allerdings selten praktisch, da es nicht viel Verwendung dafür gab.

In den 80er Jahren änderte sich das schlagartig. Die Computertechnik war immer verbreiteter und auf dem Markt erschien immer mehr Standardsoftware. Und eine Eigenschaft von Standardsoftware ist es nun mal, in vielen Situationen eingesetzt werden zu können. So stieg auch die Verbreitung ebendieser Produkte, was sie zu einem deutlich lohnendere Ziel für Raubkopien machte. Disketten waren nach wie vor einfach zu kopieren und die aufkommende CD war gerade erst im Begriff, in der Musikindustrie als digitaler Speicher für Musik Fuß zu fassen. Vom einfachen Kopieren durch Endanwender ganz zu schweigen. Eine klassische Maßnahme war es damals, Hardware-Keys zur Sicherung der Software zu verwenden. Diese Keys sind vielleicht besser bekannt unter den Namen Hardware-Dongles beziehungsweise einfach nur Dongles. Der USB-Anschluss war zwar noch lange nicht erfunden – er kam erst gegen Mitte der 90er Jahre – doch auch serielle Anschlüsse eignen sich gut dazu, Dongles anzuschließen und über die Software abgefragt zu werden.

Die hohe Verbreitung der Personal Computer führte in den 90er Jahren dazu, dass sich die Art und Weise der Softwarelizenzierung das erste Mal grundlegend ändern musste. Hardware-Dongles sind zwar ein gutes Mittel, für Standardsoftware bedeuten sie aber einen hohen Aufwand und hohe Kosten. Denn jeder Anwender und jede Anwenderin brauchten ebenso einen Dongle. Alleine Windows 95, veröffentlicht im August 1995, wurde in den ersten drei Monaten nach Verkaufsstart 45 Millionen Mal verkauft [1]. OEM Versionen, also direkt beim Kauf von Computern vorinstallierte Versionen von Windows 95, noch gar nicht eingerechnet. All diese Installationen hätten mit einem Dongle abgesichert werden müssen. Dabei schlägt nicht nur die Produktion und der Versand mit hohen Kosten zu Buche, sondern auch die Wartung. Denn auch Hardware-Dongles können Defekte aufweisen und müssen dann ersetzt werden. Ein weiterer Grund, warum diese Art der Lizenzierung immer weiter in den Hintergrund gedrängt wurde. Eine weitere Fehlerquelle konnte und wollte man sich nicht ans Bein binden. Wer als Hersteller von Softwareprodukten also erfolgreich den Sprung von den 80ern in die 90er Jahre schaffen wollte, musste sich etwas anderes einfallen lassen. Herausgekommen ist, bei der überwiegenden Zahl der Hersteller, die sogenannte softwarebasierte Lizenzierung. Dabei sorgt das Produkt selbst dafür, dass der eingegebene Schlüssel den korrekten Erwerb bestätigt. Wie auch immer dieser Schlüssel aussehen mag. Mal sind es mehr, mal weniger Zeichen und auch die Komplexität schwankt, wenn nur Zahlen, nur Buchstaben oder eine Kombination von beidem zum Einsatz kommt.

Diese softwarebasierte Lizenzierung ist die am weitesten verbreitete Lizenzierungsart. Zumindest in der Hinsicht, dass ein – wie auch immer gearteter – Schlüssel bei der Installation der Software eingegeben werden muss. Hin und wieder, beispielsweise bei Windows, ist es auch möglich, den Schlüssel nach der Installation anzugeben. Dann läuft das Produkt in einer Art Testversion. Zwar ohne funktionelle Beschränkungen, aber zeitlich begrenzt.

Mit der immer stärkeren Verbreitung von Internetanschlüssen ist im neuen Jahrtausend eine weitere Lizenzierungsart hinzugekommen. Softwareschlüssel sind immer noch stark verbreitet und dominieren den Markt. Allerdings werden diese Schlüssel nicht mehr nur von der Software an sich – mithilfe von Algorithmen, überprüft – sondern auch bei Online-Servern verifiziert. Dieser Umstand wird von vielen Kunden gerne auch als Online-Zwang bezeichnet: Viele Produkte laufen ohne Internetverbindung gar nicht mehr. Entweder es wird eine Verbindung bei der Installation des Softwareproduktes benötigt oder sogar während der kompletten Laufzeit. Gerade Letzteres ist in der Spieleindustrie sehr stark verbreitet und führt zu regelrechten Anfeindungen der Spieler Community gegenüber den Herstellern. Ein eindringliches und gleichzeitig abschreckendes Beispiel ist hier die sogenannte Rootkit-Funktion [2] eines Kopierschutzes von Sony BMG, wobei es sich zwar um den Schutz von CDs handelt, dennoch eignet sich das Beispiel gut um aufzuzeigen, wieviel Unternehmen und Konzerne bereit sind zu unternehmen, um das Kopieren von Datenträgern und Produkten zu unterbinden. Der Online-Zwang führt auch regelmäßig dazu, dass Produkte nicht mehr installiert oder genutzt werden können. Das passiert dann, wenn die Online-Dienste vom betreffenden Hersteller abgeschaltet werden [3].

Nichtsdestotrotz hat dieses Vorgehen keinen signifikanten Einfluss auf die Möglichkeit gehabt, Produkte zu kopieren und sämtliche Schutzmaßnahmen zu umgehen. Gerade im Bereich der Computerspiele werden die Schutzmaßnahmen von Produkten sehr schnell nach der Veröffentlichung umgangen und ohne ebendiese Sicherheitsmaßnahmen von der Community veröffentlicht. Wie bei jeder Innovation beziehungsweise Investition kommt es also auch bei der Lizenzierung darauf an, wie hoch der Kostenaufwand gegenüber dem Nutzen ist. In diese Rechnung muss auch der Schaden einberechnet werden, der entstehen kann, wenn eine schlecht umgesetzte oder zu restriktive Sicherheitsmaßnahme ehrliche Käufer und Käuferinnen vom Einsatz des Produktes abhalten. Auch das ist eine Größe, die nicht unterschätzt werden darf.

Bedingt durch die großen Fortschritte in den Bereichen Rechenleistung, Speicherkapazität und Bandbreite, gab es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom beim sogenannten Cloud-Computing. Damit werden eine ganze Reihe neuer Lösungen möglich. Zum einen ist es möglich, die Validierung von Software-Lizenzschlüsseln in die Cloud auszulagern. Dieses Vorgehen ähnelt den bereits erwähnten Online-Services, nur dass jetzt die Validierung nicht mehr zwingend auf selbst gehosteten Servern durchgeführt wird. Zugegeben, das ist ein kleiner Unterschied. Schon deutlicher fallen die Unterschiede auf, wenn andere Dienste in Betracht gezogen werden. Beispielsweise Software as a Service (SaaS) [4] oder Platform as a Service (PaaS) [5]. In beiden Fällen ist es möglich, je nach Ausgestaltung und Anforderungen des eigenen Produktes, die Dienstleistungen auch in der Cloud anzubieten. Die Themenbereiche Lizenzierung und Lizenzmodelle verschieben sich somit ebenfalls in die Cloud. Lizenzen können nun ganz einfach an Log-ins gebunden werden. Entweder für einzelne Arbeitsplätze oder für komplette Organisationen. Es ist kein Softwareschlüssel mehr notwendig. Von einem Dongle oder ähnlichem ganz zu schweigen. Zusätzlich sind weitreichende Analysen möglich. Welche Produkte in der Cloud werden am häufigsten genutzt? Welche Features am meisten und welche gar nicht? All diese Daten fallen natürlich auch bei Lizenzmodellen im klassischeren Desktopbereich an. Grundsätzlich ist es auch möglich, diese zu sammeln und auszuwerten. Der Aufwand, der hierfür getrieben werden muss, ist aber ungleich höher. Von einer Internetverbindung, die diese Daten auch nach draußen lässt, ganz abgesehen.

Welches Vorgehen beziehungsweise System in der Vergangenheit auch immer genutzt wurde. Sicher ist, dass gute Lizenzmodelle und ein mindestens ebenso gutes Lizenzmanagement vorhanden sein müssen, wenn mit dem direkten Verkauf der Software Geld verdient werden soll. Gute und auf das Produkt abgestimmte Dienstleistungen helfen dem Absatz sicherlich auch. Allzu häufig wird ein Produkt aber trotzdem über Umwege beschafft, um Lizenzkosten zu sparen und dieses Geld dann in die Einarbeitung ohne externe Hilfe zu stecken.

Ebenso wichtig ist es auch, für die Zukunft gerüstet zu sein. Wer mit seinem Softwareprodukt den erfolgreichen Sprung aus einem Jahrzehnt ins nächste schaffen möchte, muss auf die Veränderungen des IT-Marktes eingehen. Nicht selten bedeutet das, mehrere Strategien zur Lizenzierung zu verfolgen und anzubieten, um flexibler auf Kundenwünsche reagieren zu können.

Auf viele Aspekte davon geht dieses Buch ein und zeigt praktische Lösungsansätze, mit denen ein Lizenzmodell etabliert werden kann.

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