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Einleitung

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Klima-Fachleute sind sich einig: Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Entweder es gelingt in den unmittelbar nächsten Jahren eine grundlegende Transformation unserer Art und Weise, den Planeten Erde zu bewohnen, oder wir steuern auf eine humanitäre und biologische Katastrophe globalen Ausmaßes zu. Dabei sind wir bereits in einer allgemeinen Krisensituation, die eine extreme soziale Ungleichheit und eine wachsende Gefährdung der Demokratie einschließt. Die Herausforderung, vor der wir stehen, könnte kaum größer sein.

Immer mehr Menschen stellen sich angesichts dieser Situation spirituelle Fragen: Wie kann ich mit der Schwere der Krise persönlich umgehen? Wie kann ich mein Leben tatsächlich und ausreichend radikal ändern? Wie mich mit einer guten Haltung und ohne dabei kaputtzugehen für einen positiven Wandel einbringen? Wie mit den Frustrationen, den unlösbaren Konflikten und der um sich greifenden Hoffnungslosigkeit umgehen? Wo ist Gott in dem Ganzen? Um diese spirituellen Fragen soll es in diesem Buch gehen. Ein wesentlicher Punkt scheint mir dabei die Fähigkeit zu sein, freudig und kreativ an einer lebbaren Zukunft mitzubauen. Vor uns liegt ein überaus spannendes Kapitel der Menschheitsgeschichte! Papst Franziskus spricht davon in seinem Buch Wage zu träumen! (2020), in dem er dazu einlädt, die Chance tiefgreifender Veränderungen nach der Corona-Krise kreativ zu nutzen. Es entspricht auch meiner Erfahrung mit den vielen v.a. jungen Menschen, denen ich in der alternativen Business-Hochschule Campus de la Transition in Forges südlich von Paris begegne. Dort werden seit 2018 Studierende verschiedener Hochschulen sowie Menschen, die sich beruflich umorientieren, für die sozialökologische Transformation der Gesellschaft ausgebildet. Christinnen und Atheisten, Handwerker und Doktorinnen, Ingenieurinnen und Literaturstudenten, Konservative, Liberale und Linke begegnen sich dort, leben eine Zeit lang bei uns mit und kommen – hoffentlich – etwas ins Träumen. Die Welt von morgen wird bereits heute von ihnen erfunden. Ihnen sowie den vielen anderen, denen ich in zahlreichen Workshops, Vorträgen und Austauschgruppen zu dem Thema begegnet bin oder die ich ein Stück ihres Weges begleiten durfte, verdanke ich enorm viel. Sie sind eine wesentliche Inspirationsquelle für dieses Buch.

Doch die wichtigste Inspiration sind für mich die sog. Exerzitien (EB = Exerzitienbuch) von Ignatius von Loyola sowie die Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato Si’ (LS) von Papst Franziskus. Eine der prägendsten Erfahrungen meines Lebens war es, anhand der Exerzitien Jesus Christus, seinen Beziehungsstil und seine Botschaft ganz neu zu entdecken und so mein Leben mit Gott zu vertiefen. Man kann die Exerzitien (»geistliche Übungen«) als einen Umkehrprozess beschreiben, um sich von lebensschädlichen Haltungen zu lösen und sich neu auf den Gott des Lebens auszurichten. Laudato Si’ wiederum ist ein leidenschaftlicher Appell des Papstes, sich für die Erde, unser »gemeinsames Haus«, zu engagieren. Seit seinem Erscheinen 2015 begleitet mich dieser Text und ich entdecke immer wieder überraschende Seiten an ihm.

Im vorliegenden Buch nutze ich die Struktur der Exerzitien und kombiniere sie mit wichtigen Einsichten der Enzyklika und weiterer Texte des Papstes. Mein Grundgedanke ist, dass die verschiedenen »Phasen« des Exerzitienprozesses helfen können, wesentliche Aspekte einer »sozialökologischen Umkehr« zu verstehen, die den »Schrei der Erde« und den »Schrei der Armen« gleichermaßen hört und ernst nimmt. Ich richte mich primär an Leserinnen und Leser im deutschsprachigen Raum mit den bei uns spezifischen Bedingungen und Herausforderungen der Umkehr.

Nutzen Sie das Buch ganz so, wie es Ihnen hilfreich erscheint! Am Ende jedes Kapitels gibt es jeweils eine Reihe von Fragen und Übungen, die in die Tiefe führen wollen. Zögern Sie nicht, das Buch gemeinsam in einer Gruppe zu lesen und sich regelmäßig mit anderen über die Fragen und Übungen auszutauschen. Ein solcher Austausch wird meist als sehr hilfreich erlebt. Er ist auch bereits ein Teil der Antwort auf die gegenwärtige Krise, die uns herausfordert, »mit Netzen der Gemeinschaft« zu reagieren (LS 219). Sie finden außerdem verschiedene Literaturhinweise zur Vertiefung, v.a. aus Laudato Si’.

Ein Hinweis zur sprachlichen Form: Aus Gründen der Gendergerechtigkeit verwende ich hin und wieder eine feminine generische Form (»Expertinnen«), bei der alle Geschlechter mitgemeint sind.

Dieses Buch ist die Frucht eines vielfältigen Austausches mit anderen. Darum danke ich hier herzlich für die unschätzbar wertvollen Rückmeldungen auf mein Manuskript von Katharina, Jörg, Thomas, Moritz, Jonas, Arianna und Georg; danke auch an Sebastian, Claudia, Katharina, Garrett, Julien, Kathrin, Jacques und Gabriel für ihre Zeugnisse sowie an Willi und Stefan für die geduldige und fruchtbare redaktionelle Begleitung. Allen Aktivistinnen und Aktivisten, die mir Hoffnung und Lust machen, weiterzugehen: Vergelt’s Gott!

So bleibt mir nur noch, Ihnen ein offenes und großzügiges Herz und eine anregende Lektüre zu wünschen!

Der Zukunft eine Zukunft geben

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