Читать книгу SwissQuest - Wettrennen durch die Schweiz - Fabienne Gschwind - Страница 6

Anfang der Vorbereitungen

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Petra hatte schlecht geschlafen, weil sie so aufgeregt war. In der Nacht war ihr plötzlich aufgefallen, dass sie nur neun Jahre alt war. Viele andere Schüler waren sicher schon elf oder sogar dreizehn, die wussten viel mehr als sie!

Sie würde also allerhand lernen müssen, damit sie sich nicht zu blöd anstellt, schließlich konnte die ganze Bevölkerung sie sehen. Doch nun wurde ihr wieder klar, wie wenig sie wusste. Warum hatte sie in der Schule nicht besser aufgepasst?

Doch nun war es zu spät, in den nächsten sechs Wochen musste sie soviel sie nur konnte lernen. Zum Glück begannen bald die Sommerferien, dann hätte sie noch mehr Zeit.

Kaum hatte sie gefrühstückt, da klingelte schon das Telefon.

„Sali, ich bin’s, der Samuel!“ Die Stimme klang fröhlich. Petra erinnerte sich jetzt: Es war der andere Gfitze, der in ihrem Team mitspielen würde.

„Ich habe gerade mit Leonie geredet und wir würden uns alle gerne treffen. Hast du heute Nachmittag Zeit?“

Natürlich hatte Petra Zeit; sie wollte die anderen Gfitzen unbedingt kennenlernen. Zum Glück wohnten alle nah beieinander. Leonie in Binningen, gleich beim Eingang vom zoologischen Garten und Samuel in Arlesheim.

Kurz nach zwei Uhr trafen sich alle gemeinsam bei Petra in Oberwil.

Es war schon Mitte Juni und schön warm draußen, also setzten sich die Kinder in den Garten. Samuels Vater war auch da und Leonies Mutter; sie hatten es sich im Wohnzimmer bequem gemacht und tranken mit Petras Eltern Kaffee.

Petra war ein bisschen schüchtern, als sie mit den zwei anderen im Garten saß. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Samuel – oder kurz Sam – trug eine dicke blauschimmernde Brille, war schon fast zwölf Jahre alt und machte einen ruhigen, intelligenten Eindruck. Leonie war elf Jahre alt. Sie trug ein rosafarbenes T-Shirt und sah sehr sportlich aus; dazu war sie besonders quirlig und redete gleich los:

„Also, ich fange einfach mal an. Ich heiße Leonie, aber ihr könnt mich gerne Leo nennen und gehe in die vierte Klasse in Binningen. Ich liebe Sport und würde gerne in einer richtigen Mannschaft spielen, aber meine Eltern haben nicht viel Geld. Deshalb kann ich nicht in einen Sportclub gehen. Ich renne viel und mache Seilspringen oder Bodyweight-Übungen oder ich schaue mir auf Vimeo Videos von Sportlern an und mache deren Übungen nach.“

Petra hatte keine Ahnung, was Bodyweight-Übungen waren oder Vimeo sein sollte, aber sie traute sich nicht, zu fragen.

„Ansonsten wandere ich gerne mit meiner Mutter oder ich spiele Brettspiele mit meinen Freundinnen. Ich bin so glücklich, dass ich beim SwissQuest mitmachen kann. Und ihr?“

Samuel hatte aufmerksam zugehört. „Also, ich heiße Sam. Ich bin leider nicht so sportlich wie du, Leo. Aber ich liebe Bücher und meine Tante Sophie erklärt und zeigt mir sehr viel. Ich liebe es auch zu reisen. Jedes Jahr darf ich mit meiner Tante zwei Reisen machen. Dieses Jahr zum Beispiel war ich sogar in Singapur! Meine Tante hat auch gesagt, sie würde uns gerne helfen und unterrichten.“

Dann erklärte er, dass seine Tante eine berühmte Physikochemikerin sei. Überall auf der Welt wird sie zu Konferenzen eingeladen. Wieder hatte Petra nichts verstanden. Diesmal fragte sie aber nach. Sam erläuterte, dass seine Tante eine Wissenschaftlerin sei und an der Universität forsche. Konferenzen seien eine Art Treffen, wo sich Experten ihre neusten Forschungen zeigen. Petra war sehr beeindruckt. Dann begann sie zu erzählen: „Ja, also ich heiße Petra. Ich mag Tiere und reite gerne. Außerdem lese ich gerne und ich spiele Blockflöte. Eigentlich finde ich alles interessant und ich will immer Neues lernen. Vor allem Abenteuer erleben! Deshalb habe ich mich für das SwissQuest angemeldet. Mein Vater arbeitet viel am Computer und hat mir gesagt, dass er uns da alles zeigen wird.“

Leonie berichtete daraufhin, dass ihr Cousin Bergführer ist und ihnen ganz viel über die Natur und Berge erzählen würde.

Petra fand das super und freute sich sehr. So machte Lernen viel mehr Spaß als in der Schule!

Schließlich holten die drei Kinder ein Blatt Papier und schrieben alles auf, was sie lernen müssten.

Auf der Liste stand folgendes:

 Naturkunde (man muss Bäume und Blumen erkennen können)

 Schweizer Geographie (schließlich würden sie durch die Schweiz reisen, also müssen sie genau wissen, wo welcher Ort ist)

 Bus und Bahn fahren (die Kinder werden zwar von Kameraleuten begleitet, aber helfen dürfen diese nicht. Nur im Notfall greifen sie ein)

 Sport und Turnen

 Geschichte

 Rechnen (denn häufig werden im SwissQuest Rechenaufgaben gestellt)

 Internet (seit der letzten Folge dürfen die Gfitzen auch Tablets benutzen, um nach Informationen zu suchen)

 schnell und gut lesen (denn immer wieder müssen lange Texte gelesen werden, es war also wirklich wichtig, schnell und gut lesen zu können)

 Sachen bauen und basteln

Das war schon ganz schön viel, dachte Petra bedrückt und atmete tief durch. Würde sie das alles schaffen?

Schließlich waren die Prüfungen in der Schule noch nicht vorbei und sie musste jeden Tag Hausaufgaben machen und auch für die kommenden Prüfungen lernen. Aber das hatte sie ja gewusst: ein Gfitzer (so nennt man die Teilnehmer des SwissQuests) zu sein, das war schwierig.

Damit das gemeinsame Lernen einfacher ging, tauschten die Eltern ihre Skype-Adressen aus. So konnten sich die Kinder am Abend besprechen.

Die Mama von Petra hatte auch schon eine E-Mail von Herrn Mossburg erhalten. Herr Mossburg war der Lehrer von Petra und er hatte sich bereit erklärt, ihr die ein oder andere Sache zu zeigen und zu lehren.

Petra war sich nicht sicher, ob sie das gut fand; alleine nach der Schule mit Herrn Mossburg zu sein. Aber sie hatte alle SwissQuest-Sendungen gesehen und wusste, dass andere Schüler sogar noch mehr Einzelunterricht erhielten. Sie musste also ebenfalls alles tun, um noch mehr zu lernen.

Es war nun Sonntagmorgen und sie wartete in Binningen auf Sam und Leo. Heute wollten sie lernen, mit Tram und Bus zu fahren. Leonies Mutter würde es ihnen zeigen. Gerade erst hatte Petra erfahren, dass Leonies Vater vor Jahren einen schweren Unfall hatte und deshalb gelähmt war. Seitdem saß er im Rollstuhl und konnte nicht mehr arbeiten. Leonies Mutter verdiente nicht so viel. Das war also der Grund, weshalb Leonies Familie nicht viel Geld hatte. Als Petra das hörte, war sie sehr traurig. Aber sie fand auch, dass Leonie sehr tapfer war. Sie versuchte alles, um Geld zu sparen. Petra hatte ein schlechtes Gewissen, sie hatte sich nie Gedanken um Geld gemacht. Wieviel ihre Reitstunden wohl kosten?

Dann war es soweit. Sie standen in Dorenbach an der Tramhaltestelle vor dem Automaten. Es war früh am Morgen und sie störten niemanden. „So, ihr drei wollt jetzt nach Rodersdorf fahren. Wie macht ihr das?“

Sie zeigte ihnen genau, wie man auf der Bedienfläche des Automaten nach dem Ort „Rodersdorf“ sucht. Dann musste man noch angeben, dass man ein Kind war. Das war einfach, man musste bloß den Knopf drücken, auf dem ein Kind abgebildet war. Schließlich zeigte der Automat an, wieviel die Fahrkarte kosten würde. Das Geld musste man in einen Schlitz reinwerfen. Doch bevor sie ein richtiges Ticket kauften, übten die drei Kinder fast eine halbe Stunde lang mit der Schaltfläche. Hiernach war sich Petra sicher, den Automaten problemlos bedienen zu können. Nun fühlte sie sich besser.

Das Gleiche übten sie dann am Bahnhof in Basel. Hier war es komplizierter. Man musste zusätzlich angeben, ob man erste oder zweite Klasse fahren wolle. Und ab und zu gab es verschiedene Wegmöglichkeiten. Jetzt merkte Petra, dass sie von Geographie nicht viel wusste. Aber immerhin war Sam ganz gut darin. Im Notfall würde er ihnen ein Billet besorgen. Doch es gab auch Rätsel, wo die drei Gfitzen getrennt wurden und zusammenfinden mussten. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als weiter zu lernen. Petra holte sich am Schalter auch gleich einen „Liniennetzplan“, also eine Karte, die genau zeigt, wo überall in der Schweiz Züge fahren. Dazu noch eine normale Karte der Schweiz.

Den ganzen Abend ging sie alleine oder mit Hilfe ihrer Mutter durch die beiden Karten und lernte Städten, Kantone und Dörfer auswendig.

Als Petra einschlief, war sie richtig glücklich. Soviel hatte sie heute gelernt! Jetzt konnte sie sogar ganz alleine den Weg nach Chur oder nach Ascona finden. Das war schön.

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