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MYTHOS 1: WER HEILT, HAT RECHT!

Der schlimmste und gefährlichste aller medizinischen Mythen, den man so gut wie überall hört und über dessen wahre Bedeutung kaum jemand wirklich nachdenkt. Denn oft ist es eben nicht der (Alternativ-)Mediziner, der heilt, und oft werden Korrelation und Kausalität (siehe >) auf gefährliche Art und Weise verwechselt. Selbst gebildete Menschen argumentieren nicht selten mit dieser völlig skurrilen und absurden Aussage. Die Gründe für die vorgebrachte Abneigung gegen das pauschale Totschlagargument jedweder medizinischen Diskussion sind vielseitig. Zum einen ist der Satz faktisch einfach falsch, zum anderen fehlt ihm jede Definition von »heilen« wie auch von »recht haben«. Das mag alles sehr theoretisch klingen, birgt aber in der täglichen Praxis unkalkulierbare Risiken. So wird ein Patient glauben, dass ein Antibiotikum seinen viralen Infekt geheilt hat, weil es ihm drei Tage nach der Antibiotikagabe wieder besser ging. Der Arzt vermag diesem Irrglauben ebenso aufzusitzen, weshalb er beim nächsten Patienten erneut zum falschen Medikament greift. Wer heilt, hat recht? Nein! Ein anderes Beispiel: Der Patient, erkrankt an einer selbstlimitierenden leichten Krankheit, also einer Krankheit, die auch ohne jegliche Therapie ausheilt, glaubt, die »Therapie« mit homöopathischen Mittelchen hätte sein Leiden gelindert, ja sogar geheilt. Derselbe Patient greift dann im Falle einer wirklich schweren Krankheit wieder zum homöopathischen Mittel – und stirbt. Nimmt man das allgegenwärtige Credo der immerwährenden Nichtzweifler ernst, dann führt das dazu, dass statistische Erhebungen ignoriert und individuelle Erfahrungen überhöht wahrgenommen werden. Die größte Gefahr für den Arzt ist aber die Überschätzung der eigenen Erfahrung auf Kosten großer, statistischer Erhebungen. »Wer heilt, hat recht« lädt genau dazu ein.

Der belogene Patient

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