Читать книгу Schlank durch OP - Faris Abu-Naaj - Страница 11

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Meine eigene Story

Als Arztsohn sollte man eigentlich über die Risiken und Gefahren eines zu hohen Körpergewichtes informiert sein. Selbstverständlich versuchte mir mein Vater auch ins Gewissen zu reden, scheiterte jedoch an meiner Dickköpfigkeit. So schritt der Zeiger der Waage ab meinem 14. Lebensjahr kontinuierlich voran. Verantwortliche hierfür fand ich schnell: Mal waren es die Gene, ein anderes Mal ein zu schwerer Knochenbau oder einfach eine gewisse Veranlagung. Rückblickend betrachtet muss ich zugeben, dass ich immer maßloser in meinem Essverhalten wurde und mit wachsendem Gewicht das Thema Sport und Bewegung immer mehr vernachlässigte. Als Jugendlicher sportlich noch sehr aktiv, stellte ich den Sport infolge zunehmender schulischer Belastung allmählich ein. Gewichtsgrenzen korrigierte ich von Jahr zu Jahr nach oben und der wachsenden Anzahl »gaffender« Passanten ging ich durch »Couchsitting« (Stubenhockerei) aus dem Weg. Die fachlichen Argumente meines Vaters und anderer Mediziner prallten an mir ab. Auch wenn ich nach außen hin Stärke durch Ignoranz vorspielte, war ich mit 32 Jahren und einem Körpergewicht von 208 Kilogramm ein körperliches und psychisches Wrack. Nicht, dass ich es bis dahin nicht mit unterschiedlichen Diäten oder Medikamenten versucht hätte, aber sämtliche Versuche führten lediglich dazu, dass ich nach kurzen Erfolgserlebnissen noch stärker an Gewicht zulegte. Auch hier war der Grund des Scheiterns wohl eine Mischung aus mangelnder Disziplin und einem unrealistischen Selbstbild. Heute weiß ich, dass wohl auch Stoffwechselprozesse und mein Insulinspiegel ab einer gewissen Gewichtssituation für diese negative Entwicklung mitverantwortlich waren. Ab 1999 befasste ich mich intensiv mit der Möglichkeit, mein Körpergewicht durch eine Operation in den Griff zu bekommen. Damals gab es nur einige Chirurgen in Deutschland, die sich mit diesem Thema beschäftigten. Meine Wahl fiel auf Professor Hans Troidl und die Universitätsklinik in Köln-Mehrheim. Der Professor machte mir klar, dass dieser Eingriff für mich mit hohen Risiken verbunden sein würde. Dazu sollte man wissen, dass man vor 15 Jahren fast alle Operationen mit nicht minimaler Verletzung (laparoskopisch) durchgeführte. Vielmehr wurde der Bauchraum mit einem großen Schnitt geöffnet und später wieder vernäht. So ergaben sich gleich zwei größere Risikobereiche: der Blutverlust während der Operation und die Gefahr einer Infektion oder Komplikationen bei der Wundheilung. Dennoch entschloss ich mich zu diesem Eingriff. Für mich ist es heute faszinierend zu sehen, wie sich die Adipositaschirugie in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat. Meine Magenbypass-Operation dauerte sechs Stunden. Obwohl der Eingriff gut verlief und keine Komplikationen auftraten, musste ich über zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. In dieser – für mich schlimmsten – Zeit verlor ich zwar bereits acht Kilogramm Gewicht, fühlte mich jedoch »hundeelend«, da die etwa 40 Zentimeter lange Narbe zeitweise höllisch schmerzte und ich mich kaum bewegen konnte. Zudem konnte ich nichts essen und musste demzufolge künstlich ernährt werden. Mein Wohlbefinden besserte sich erst, als die Fäden gezogen worden und ich kleinere pürierte Mahlzeiten zu mir nehmen konnte. Innerhalb eines Monates nahm ich 12 Kilogramm ab. Es ging mir von Tag zu Tag besser. Wobei zu erwähnen ist, dass ich mich häufig übergeben musste, da ich sowohl meine Essgeschwindigkeit als auch die Nahrungsmenge häufig nicht der geänderten Magengröße anpasste – eine Erfahrung, die viele Operierte auch heutzutage noch mit mir teilen. Innerhalb von drei Jahren verlor ich durch den Magenbypass fast 65 Kilogramm Körpergewicht. Während dieser Phase hielten sich meine sportlichen Aktivitäten in Grenzen, und so muss ich heute erkennen, dass ein wesentlicher Teil meines damaligen Gewichtsverlustes aus der erzwungenen Umstellung auf kleinere Mahlzeiten resultierte. So änderten sich durch die Operation insgesamt folgende Faktoren:


1.Nahrungsmenge

Aufgrund des deutlich verringerten Magenvolumens konnte ich nur noch circa 20 Prozent der gewohnten Menge an Lebensmitteln zu mir nehmen. Überschritt ich diese Grenze, musste ich mich übergeben. Gerade kurz nach der Operation passierte dies sehr häufig, hatte ich mir doch in über 30 Jahren eine sehr schnelle und reichhaltige Nahrungsaufnahme angewöhnt, die ich nun schlagartig verändern musste. Dennoch konnte ich von Jahr zu Jahr immer etwas mehr essen, so dass für mich dieser Faktor mit der Zeit an Relevanz verlor.

2.Nahrungsverwertung und Stoffwechsel

Durch die Umgehung eines Teiles meines Dünndarmes konnte ich sowohl fettals auch zuckerhaltige Nahrungsmittel schlechter verdauen und damit auch die enthaltenen »Dickmacher« nur partiell verwerten. Zudem veränderten sich gewisse Stoffwechselprozesse, die das Hungergefühl reduzieren und die Darmflora beeinflussen. Diese und andere Begleiterscheinung werden in den medizinischen Fachbeiträgen ausführlich thematisiert.

3.Nahrungsqualität

Nach einem Magenbypass oder -ballon verursacht die Aufnahme von fett- und zuckerreicher Nahrung deutlich schneller Übelkeit als bei anderen Lebensmitteln. Meinem Selbstwertgefühl tat dies jedenfalls keinen Abbruch, denn dies war – bedingt durch den enormen Gewichtsverlust – auf einem Höhenflug. Von allen Seiten bekam ich Anerkennung und Respekt. Ich kaufte mir neue Kleidung und unternahm wieder viel mit Freunden. Bei all diesen positiven Einflüssen ignorierte ich, dass stetig weniger und später gar kein Gewichtsverlust mehr zu verzeichnen war – eine Entwicklung, die mich schockierte, als ich sie später wahrnahm. Sicher, ich hatte 65 Kilogramm abgenommen, war mit meinen 145 Kilogramm aber immer noch stark übergewichtig und musste meine Kleidung nach wie vor im Übergrößengeschäft kaufen. Zwar hatten sich mein Gesundheitszustand und meine Beweglichkeit schon deutlich verbessert, dennoch war mir bewusst, dass ich noch lange nicht am Ziel angekommen war. Also begann ich, meine Situation genau zu analysieren und erkannte schon bald die wesentlichen Gründe für meine Gewichtsstagnation:

Zum einen bewegte ich mich nach wie vor nicht genug, trieb keinen Sport und fuhr beinahe jede Strecke mit dem Auto. Das musste sich einfach irgendwann rächen. Schließlich hatte sich mein Körper langsam an die verminderte Kalorienzufuhr gewöhnt. Ein gravierender Grund war jedoch mein geändertes Essverhalten – denn ich hatte es nach drei Jahren geschafft, meinen Körper und die Einschränkung durch den Magenbypass zu überlisten. Zwar konnte ich deutlich weniger essen und musste mich gelegentlich nach wie vor übergeben, wenn ich zu schnell zu viel aß, jedoch hatte ich mir unwillkürlich ein Essverhalten angewöhnt, das diese Sanktionen umging. Ich aß kleine Mahlzeiten, nahm diese aber acht- bis zehnmal täglich zu mir. Nicht, dass ich jede Stunde in ein Restaurant ging oder den ganzen Tag in der Küche verbrachte, vielmehr waren es Tankstellen, Bäckereien und Supermärkte, die ich mehrmals am Tag aufsuchte, um kleinere Snacks zu konsumieren – keine »Monsterportionen«, aber über den Tag hinweg so viel, dass ich nicht weiter abnahm. Handeln war angesagt, denn ich war mir darüber bewusst, dass ich nie wieder so dick sein wollte. Zu groß war die gewonnene Lebensqualität schon jetzt. Also begann ich Sport zu treiben und änderte meine Ernährungsweise dahingehend, dass ich sowohl fette als auch süße Speisen noch stärker reduzierte und stattdessen immer Obst und Gemüse in einer Tupperwarenbox bei mir trug. Auch wenn es immer wieder zu sogenannten »Stagnationsperioden« kam, so habe ich doch heute mein Wohlfühlgewicht von 95 Kilogramm erreicht.

Warum ich Ihnen dies alles schildere? Ich möchte Ihnen vor Augen halten, dass ein solcher Eingriff kein Spaziergang ist. Jede Operation ist mit Chancen, aber auch mit Risiken verbunden, die Sie sehr sorgsam abwägen und über die Sie sich im Klaren sein sollten. Auch wenn Sie die in diesem Buch vorgestellten Operations- und Behandlungsmethoden beim Abnehmen deutlich unterstützen, sind doch immer Eigendisziplin und -initiative gefragt. Und sollten Sie glauben, auf Bewegungsangebote oder Ernährungsberatung nach der Operation verzichten zu können, so ist das ein Irrglaube, dem Sie sich spätestens nach dem ersten Gewichtsverlust bewusst werden.



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