Читать книгу Die Frau im Treppenhaus - Fee-Christine Aks - Страница 4

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Es regnet in Strömen. Doch heute stört es mich nicht. Ich sitze schließlich im Trockenen und warte auf sie – meine große Liebe, die Frau, ohne die ich nicht mehr sein will. Ich spüre, wie ich ungeduldig werde. Es ist Donnerstagabend, der August liegt wie eine bleierne Decke auf der Stadt und in der Ferne kündigt sich über dem East River bereits das ersehnte Gewitter an.

Die Elektrizität in der Luft scheint mir geradezu greifbar zu sein, auch hier drinnen im Restaurant, das seit der hervorragenden Bewertung in den Zeitungen vom vierundzwanzigsten Juli 2017 zu einem der It-Spots der Stadt geworden ist. Ich habe schon jahrelang gewusst, dass Alfonso der beste italienische Koch Manhattans ist – ein Grund, warum ich heute hier reserviert habe.

Außerdem hat Alfonsos Trattoria Italiana für uns beide sentimentale Bedeutung. Der wichtigste Grund ist aber der, dass dies – wie ich nur zu gut weiß – das einzige Restaurant der Stadt ist, in dem sie sich wohlfühlt. Jedenfalls war das früher so. Ob ich vielleicht doch…?

Ich wische die Zweifel energisch beiseite. Für Alternativplanungen ist es eh zu spät. Ich muss da jetzt durch, aber das ist leichter gedacht als getan. Ich bin aufgeregt und ungeduldig, denn gleich treffe ich sie wieder: die Frau, ohne die ich nicht mehr sein will. Klingt vielleicht etwas seltsam, wenn man bedenkt, dass wir uns jahrelang nicht gesehen haben, aber ich bin der absoluten Überzeugung, dass dies Treffen heute Abend genau das ist, was wir beide wollen und brauchen.

Ich spüre, wie mein Puls sich beschleunigt. Gleich werde ich zum ersten Mal in meinem Leben um Worte kämpfen müssen, gleich entscheidet sich der Rest meines Lebens…

Aber Moment, vielleicht sollte ich anders anfangen. Vielleicht sollte ich erst einmal erzählen, wie es kommt, dass ich jetzt hier bin. Dass ich hier bei meinem Lieblingsitaliener im East Village sitze, einen Teller Insalata Caprese und ein Glas Montepulciano vor mir, und auf sie warte.

Lange Jahre habe ich geglaubt, nie in diese Lage zu kommen, dass ich mit klopfendem Herzen auf meine Wunschfrau warte, geschweige denn, dass ich jemals die Frage aller Fragen stelle. Aber gleich wird es so weit sein.

Es ist ein langer und mühsamer Weg gewesen bis hierher, woran aber vor allem ich selbst schuld bin. Ich habe mir lange Zeit eingeredet, es so zu wollen, wie es war. Ich habe mir eingeredet, so wie es war mit Annie sei es gut und ich könne so mit ihr weiterleben. Heute weiß ich es besser.

Doch halt, ich wollte ja von vorne anfangen.

Am besten beginne ich an dem Tag, als ich Annie traf – dem Tag, als die Frau im Treppenhaus Teil meines Lebens wurde. Das Ganze liegt schon fast vierzehn Jahre zurück; dennoch scheint es mir, als sei es gerade erst gestern gewesen…


Die Frau im Treppenhaus

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