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Kapitel 2 - Der Fuchsbau
ОглавлениеDer Mond stand hoch am Himmel, wie eine Laterne erhellte er die Dunkelheit und spiegelte sich im Wasser eines Weihers. Ein Junge kauerte an seinem Ufer, ganz allein mitten im Wald. Feen umschwirrten ihn, leuchtend gelb, orange, blau und grün. Ihre Lichter tanzten über dem Wasser wie ein bunter Regenreigen. Sein Blick fiel auf sein eigenes Gesicht, das sich auf der Oberfläche des Teiches spiegelte.
Ein Junge mit braunem Haar und dunklen Augen starrte ihm entgegen. Gekleidet war er in ein feines weißrotes Wams, auf dessen Brust ein Fuchs als Wappentier prangte. Lange betrachtete er sein Ebenbild ohne jede Regung und fühlte doch eine Ungewissheit an sich nagen. Er dachte lange nach, bis sich eine zweite Gestalt im Wasser neben ihm spiegelte und ihn aus seinen Gedanken schreckte.
Ihr nachtblauer Umhang wiegte sich leicht im Wind, der auch das Wasser kräuselte. Silberne Runenzeichen waren in den Stoff gewebt, die sich ständig zu verändern schienen. Die Ärmel hatte sie ineinander gesteckt und eine weite Kapuze verbarg das Gesicht, der Gestalt.
„Wer seid Ihr?“, fragte der Junge ohne den Blick von der Wasseroberfläche zu nehmen.
„Die eigentliche Frage sollte doch lauten, wer bin ich?“, fragte die sanfte Stimme eines Mädchens.
Eine weiche, weiße Hand glitt aus einem der Ärmel und ließ einen Stein ins Wasser fallen. Er zerschlug das Bild des Jungen. Das Wasser geriet in Bewegung, wie ein Strudel drehte es sich, war dabei jedoch voller Farben. Die Feen stoben wild durcheinander. Als das Wasser wieder zur Ruhe kam, hatte es erneut eine Spiegelung gebildet. Allerdings … Sie stimmte nicht überein. Der Junge erkannte zwar seine Gesichtszüge wieder, doch er war älter und reifer, seine Kleidung wirkte zerlumpt. Seine Miene war entschlossener als in seinen jungen Jahren, die Stirn in Sorgenfalten gelegt und obendrein waren ihm Bartstoppeln gesprossen.
Eine Fee landete auf dem Wasser und trübte das Bild. Weitere der kleinen Wesen kamen neugierig näher und ließen sich auf der Oberfläche nieder.
„Doch wie wirst du dich machen?“, fuhr die mysteriöse Fremde fort. „Wirst du dich der Finsternis zuwenden?“ Das Antlitz verschwamm und die Feen stoben erschrocken auf. Das Wasser zeigte ihn in einem nachtschwarzen Umhang, mit verbissenem Gesicht und einem Zauberstab mit Knochenkopf als Griff. Und noch mehr sah er. Berge von Gold, eine dunkle Burg in der er thronte und Gefangene, die in einem Kerker um Gnade winselten. Es war … ein merkwürdiges Gefühl sich so mächtig und stark zu sehen. Berauschend und beängstigend zugleich.
„Oder vom Licht angezogen?“ Abermals geriet das Wasser in Bewegung. Als es sich beruhigte stand er aufrecht in einer Menschenmenge, die ihm offenbar lautstark zujubelte und dutzende von Händen klopften auf seinen prachtvollen, weißgoldenen Umhang.
Die Feen, die sich an das Ende des Weihers zurückgezogen hatten, kamen nun angeschossen, ließen sich auf seinen Armen, seiner Schulter und sogar seinem Kopf nieder.
Auch dieses Bild löste widerstreitende Gefühle in ihm aus. Der Zuspruch gefiel ihm. Doch nach einiger Zeit störte ihn der Überschwang der Leute. Unwirsch schüttelte er die Feen ab.
„Oder ist das alles nur Augenwischerei? Gibt es überhaupt Gut und Böse, Falsch und Richtig, eine Entscheidung zwischen einem Leben als Held und dem eines Tyrannen?“ Die Menschentraube verschwand, das Wasser setzte sich in Bewegung, diesmal heftiger als die Male davor, bis der ganze Weiher sich drehte. Die Feen stiegen auf. In großer Zahl flogen sie im Kreis, sich mit der Bewegung des Strudels drehend, bis der Wind sie erfasste und auseinander wehte.
„Wen möchtest du erblicken?“, rief die Fremde gegen das Tosen eines plötzlich aufkommenden Sturmes hinweg, der die Äste des Waldes schaukeln und Zweige und Laub auf den Teich niederregnen ließ. „Bist du ein Racheengel?“, wisperte ihre sanfte Stimme in sein Ohr.
Er fuhr herum. Der Wind riss der Gestalt die Kapuze zurück und offenbarte ein hübsches, schwarzhaariges Mädchen.
„Sagt mir lieber, wer Ihr seid?“, formten seine Lippen zu seiner eigenen Überraschung, seine dunklen Augen unverwandt auf die ihren gerichtet, die so unergründlich waren wie das Wasser des Teichs.
Das Mädchen strich sich eine Haarsträhne von den Lippen. „Das möchtest du wissen?“ Ihre Stimme hob sich kaum über das Fauchen der Natur hinweg, ihr märchenhaft schönes Gesicht zeigte sich verwirrt. Eigentlich hätte sie ihn bei dem Lärm der knarrenden Äste und dem Rascheln der Blätter gar nicht hören dürfen, schließlich hatte er kaum geflüstert.
Er stand auf und als er es tat, war es als fiele alle Last des Zweifelns und der Ungewissheit die er beim Anblick seines ersten Spiegelbildes verspürt hatte, von ihm ab.
„Ja, das möchte ich.“ Auf einen Schlag war es wieder windstill um die beiden herum geworden. Sie legte den Kopf leicht schräg, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen … und errötete. „Das hat mich noch nie jemand auf diese Weise gefragt.“
Er hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie zögernd und er zog sie langsam, ja geradezu behutsam zu sich heran. Ihre Gesichter waren sich nun ganz nahe.
„Bei allen Göttern“, raunte seine Stimme „sagt mir wer Ihr seid.“
„Ich kann nicht. Es ist verboten. Wenn sie herausfinden, dass wir miteinander in Kontakt getreten sind …“
„Wenn wer es herausfindet?“
Ein Heulen erklang, nicht das Heulen des Windes, das kurz darauf folgte, sondern ein anderes Heulen, ein gefährlicheres, das eines Wolfes. Sie riss sich von ihm los, als hätte ein Blitz zwischen ihnen eingeschlagen.
„Sie kommen. Du musst gehen. Sofort!“
„Wer …?“
„Keine Zeit“, sie starrte über das Wasser und er folgte ihrem Blick. Waldtiere und Vögel stoben in ihre Richtung, panisch in wilder Flucht vor dem, was hinter ihnen durch die Bäume kam. Fichten und Eschen bogen sich unter der Macht des Windes, brachen als wären es Strohhalme. Dunkle Wolken türmten sich über den Baumwipfeln. Wieder erklang Wolfsgeheul, nun näher und eindeutig zahlreicher.
„Die Wächter! Sie werden dich zerreißen und verschlingen. Nun beeil dich, diese Zwischenwelt ist nicht für Menschen bestimmt!“
Die Finsternis selbst schien sich ihnen zu nähern. Er spürte die Bedrohung so deutlich, als würde sich eine Hand um seine Kehle legen. Die Feen, die noch nicht geflohen waren, erstarrten in der Luft und gingen wie ein Schauer Hagelkörner auf den Teich nieder. Als er ihre kleinen Leiber leblos im Wasser treiben sah, wusste er, dass sie tot waren.
„Dummkopf!“ Das Mädchen packte ihn an der Hand und zog ihn mit sich. Wohl oder übel musste er seine Füße in Bewegung setzen, wenn er nicht auf die Nase fallen wollte.
Seite an Seite rannten sie durch die Bäume. Hinter ihnen brach mit lautem Getöse der Wald auseinander. Ein Fuchs tauchte auf dem Pfad vor ihnen auf.
„Ihm nach!“, befahl das Mädchen knapp und ließ ihn los. „Er kennt den Weg.“
Ohne zu überlegen folgte er dem Tier und plötzlich war er selbst der Fuchs. Seine Pfoten schienen den Weg von allein zu finden. Geschwind huschte er durch die Bäume. Der Radau, den die Meute hinter ihm veranstaltete, wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. Er konnte die Fremde zwar nicht sehen, doch er fühlte, dass sie bei ihm war. Ab und zu warf er einen Blick zurück, aber mehr als einen schemenhaften Umriss bekam er nicht zu Gesicht. Endlich, der Morgen graute bereits, lichteten sich die Bäume. Hechelnd tapste er zum Waldrand und verwandelte sich dabei wieder in seine menschliche Gestalt.
Was er sah, verschlug ihm die Sprache. Die Burg und die Ländereien seines Vaters lagen vor ihm, doch der Anblick hatte sich gewandelt. Burg und Felder standen in Flammen. Dichter, schwarzer Rauch hob sich in die Luft und verfinsterte den bewölkten Himmel.
„Nein!“ Er fiel auf die Knie. Seinem Aufschrei folgten ein Donnerschlag und ein Blitz, der den höchsten Turm des Schlosses spaltete. Wie ein Kartenhaus fiel er in sich zusammen.
Eine Hand legte sich sanft, aber entschlossen auf seine Schulter, er konnte ihr Haar an seiner Wange fühlen, als sie sich zu ihm herabbeugte. „Es wird Zeit, dass du aufwachst, Finley. Bevor du zu viel siehst.“
Mit einem Stöhnen drehte er sich auf die Seite. Wo war die sanfte Stimme geblieben? Finley blinzelte. Er lag in seinem Bett. Und es herrschte ziemliche Unordnung. Offenbar hatte er die Decke zu Boden gestrampelt. Finley setzte sich auf die Bettkante und rieb sich die Augen. Minutenlang saß er so da, spürte die klamme Kälte und konnte doch nur an den Traum denken, den er soeben geträumt hatte. Ein Mädchen war darin vorgekommen. So viel wusste er noch. Doch alles andere … Es verschwand bereits aus seinem Gedächtnis. „Sie ist kein Mensch“, murmelte er nachdenklich, wusste jedoch selbst nicht, woher er diese Gewissheit nahm. All die Bilder, die er geträumt hatte, verschwammen vor seinen Augen, wurden undurchsichtig und nichtssagend.
Er kapitulierte, stand auf, benetzte sein Gesicht mit Wasser aus einer Schüssel und trat ans Fenster. Eine laue Brise durchzauste sein Haar. Er blickte hinab auf die Mauern des Schlosses und die Ländereien seines Vaters, die in der Morgendämmerung friedlich dalagen und spürte dabei einen leichten, undefinierbaren Stich in der Magengegend. Irgendetwas sagte ihm, dass es mit seinem Traum zu tun hatte. Leichter Nebel waberte über die Felder und als er zum Waldrand blickte, meinte er, ein Rudel Wölfe zwischen den Bäumen verschwinden zu sehen.
Quirin, Fürst des Hauses Follow und Herr über den Fuchsbau und seine Ländereien, saß an seinem Schreibtisch, den Kopf auf einen Handballen gestützt und starrte durch das Fenster. Von seinem Studierzimmer aus, das in der Spitze des höchsten Turms des Schlosses lag, hatte man einen wundervollen Ausblick auf die Ländereien seines Hauses. Gedankenverloren blätterte er die Seiten des dicken, in rotes Leder gewickelten Buches um, das vor ihm auf dem Tisch lag, ohne dass er sein Augenmerk auf die Seiten richtete. Namen standen darin, die mit Geburts- und Todesjahr versehen, sich durch Linien verbanden und zu weiteren Namen führten. Die Liste schien sich endlos fortzusetzen, bis Quirins Suche ihn endlich zu nur einer halbbeschriebenen Seite führte. Sein Blick fiel auf die Abbildung und er beugte sich vor, um die Namen zu lesen. Seine Stirn war gerunzelt und seine Finger strichen über die Namen, als liebkose er einen geliebten Menschen. Abrupt klappte er das Buch zu und schlug ein anderes auf. Auch dieses war ein Stammbuch, allerdings mit schwarzem Einband. Seine Finger trommelten auf den Namen in der ersten Zeile, dem, mit dem alles begonnen hatte. Sein Gesicht verdüsterte sich.
Ruckartig erhob er sich aus seinem Sessel, riss die erste Seite aus dem roten Buch und schritt hinüber zum Kamin. Er schichtete ein paar Holzscheite aufeinander und legte das einzelne Blatt obenauf. Mit einem Zündholz setzte er den Stoß in Brand. Die Flammen lechzten nach dem Papier und zehrten es auf. Quirin hob das schwarze Buch noch einmal an die Augen. Seine Lippen formten ein Wort und als er es flüsternd aussprach, fühlte er eine Gänsehaut seine Arme hinaufkriechen, ein Windstoß schoss durch den Raum und das Feuer loderte auf.
Quirin zuckte vor der plötzlichen Hitze zurück. Sein Griff wurde fester und zerriss wütend ein paar Seiten. Mit grimmiger Miene warf er das Buch ins Feuer. Die Flammen züngelten empor und fraßen sich hindurch. Quirin wartete, bis nichts als Asche geblieben war. Erst dann gestattete er es sich aufzustehen und ans Fenster zu treten.
Er sah seinen Sohn auf dem gegenüberliegenden Balkon stehen. Der Junge bemerkte seinen Vater und winkte. Quirin erwiderte den Gruß und hielt inne. Etwas war seltsam. Das konnte er fühlen. Er lehnte sich zurück und strich sich über den dünnen Bart. Eine leichte Brise fuhr ihm durchs Haar und als er sich umwandte, sah er wie die Seiten eines dritten Buches, das auf seinem Schreibtisch lag, wie von selbst in Bewegung gerieten. Mit wachsamem Blick beobachtete er, wie die Seiten immer schneller wurden bis sie schlagartig inne hielten und der Wind erstarb.
Quirin trat an seinen Schreibtisch. Eine vertraute Zeichnung füllte die linke Seite aus. Sie zeigte eine schwarzhaarige Schönheit in einem Umhang aus Rabenfedern, die vor einem düsteren Gemäuer stand. Ihre Augen schienen ihn geradewegs anzusehen und auf ihren Lippen kräuselte sich ein boshaftes Lächeln. Quirin spürte, wie eine nagende Angst schleichend in ihm aufstieg. Wütend knallte er das Buch zu und schleuderte es von sich. Es krachte gegen einen Bücherstapel und blieb aufgeschlagen mit dem Rücken nach oben liegen.
Quirin raufte sich die Haare, als die Tür aufging und ein Mädchen mit dunkelrotem Haar und dunklen Augen ohne anzuklopfen sein Studierzimmer betrat.
„Vater, was ist los?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte seine Tochter sich das am Boden liegende Buch. „Wer ist das? Sie ist hübsch.“
Sie drehte das Buch, um ihm das Bild zu zeigen. Eine Frau in einem nachtblauen Umhang, der mit silbernen Runenzeichen durchwebt war, stand an einem Weiher, über dem der Mond schien. Im Hintergrund heulten ein paar Wölfe.
„Luzie Mondbraut. Die Seherin des Zwielichts, manche nennen sie auch die Traumwandlerin. Sie ist eine Überbringerin von Warnungen und schlechten Neuigkeiten. Und mein persönlicher Fluch.“ Er schaute die Zeichnung noch ein paar Sekunden an und wandte sich schließlich mit düsterem Gesichtsausdruck den Blick zum Fenster. Sein Sohn war verschwunden.
„Was hat sie dir getan?“, fragte seine Tochter. „Sie sieht doch nett aus. Mutter würde eifersüchtig werden, wenn ich ihr erzählte, dass du dich von solchen Schönheiten in deinen Träumen heimsuchen lässt.“
Ihr Vater brach in schallendes Gelächter aus. Er bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen und hielt sich mit Tränen überströmten Gesicht den Bauch.
„Also so lustig war das nun auch nicht.“ Das Mädchen runzelte die Stirn. „Geht es dir gut?“
„Bestens, Firena.“ Ihr Vater lachte noch immer. „Du musst wissen“, sagte er, nachdem er sich endlich wieder beruhigt hatte „das Luzie und deine Mutter sich in der Tat einmal begegnet sind. Und das war eine denkwürdige Geschichte.“
Firena ließ das Buch sinken. „Aber Vater … Ich dachte, das wären nur Geschichten.“
„Nun …“ Quirin rang mit sich, wie viel konnte er seiner Tochter anvertrauen? „Was würdest du denken, wenn ich dir sagen würde, dass dies nicht nur bloße Geschichten sind, die sich irgendwann einmal an einem fernen Ort zugetragen haben?“ Er sah seine Tochter mit ernstem Gesicht an. „Was würdest du sagen, wenn ich dir verraten würde, dass alles, was ich dir je über Nachtheim, die Raben und die Kinder der Vier erzählt habe, der Wahrheit entspricht? Und dass sich einige dieser Geschehnisse vor nicht einmal allzu langer Zeit zutrugen? Mit mir und deiner Mutter mittendrin.“
Firena hielt eine Hand vor ihren Mund und sah ihn mit großen Augen an. „Die Leute im Dorf haben Recht. Entweder du bist übergeschnappt oder …“, auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, „es stimmt, was man über dich und Mama sagt!“
Plötzlich machte seine Tochter einen Luftsprung. „Ich hatte Recht. All die Jahre. Finley wollte es mir nie glauben. Ich habe immer gesagt, die Figur der kleinen Hexe und des Fürstenjungen, von denen du uns erzähltest, passen haargenau auf dich und Mama! Aber er hat es immer bestritten. Er meinte, du wärest zu … sanftmütig, um zu kämpfen. Und du hättest zwei linke Hände, wüsstest weder mit einem Schwert noch mit einem Zauberstab umzugehen.“ Sie setzte eine entschuldigende Miene auf. „Das hätte ich nicht verraten sollen.“
Ihr Vater machte eine beruhigende Geste. „Schon gut. Ich nehme es Finley nicht übel, dass er in mir keinen Helden sieht. Das letzte Jahrzehnt habe ich kaum die Schreibfeder aus der Hand gelegt. Aber ein Schwert zu führen oder einen Zauberstab zu schwingen …“ Seine Gedanken wurden düster. „So etwas vergisst man nie.“
„Aber … wo …“
„Wir die Schwerter aufbewahren? Du hast sie jeden Tag vor Augen.“
„Die Schwerter über dem Kamin!“, rief Firena aus. „Das sind gar keine antiken Waffen, die du auf dem alten Schlachtfeld gefunden hast? Es sind Blutklinge und Schattenstahl! Wieso ist mir das nur nie aufgefallen?“
„Sie sind verzaubert. Eine simple kleine Hexerei, die sie für den unkundigen Betrachter mit Rost überzieht und die Schneiden stumpf wirken lässt.“
„Erzähl mir von dieser Begegnung mit Luzie Mondbraut!“
Quirin schüttelte den Kopf. Seine Tochter sah ihn so flehentlich an, dass er sich um ein Haar erbarmt hätte, doch dann fiel ihm ein, welches Abbild der Wind zuerst gezeigt hatte und so blieb er hart. „Ein andermal.“ Wenn es ein andermal geben wird, warnte eine ungebetene Stimme in seinem Hinterkopf.
„Nimmst du Vaters Geschichten wieder für bare Münze?“ Finley war in der Tür erschienen. „Mutter sagt, du sollst ihm nicht alles glauben, was er erzählt.“
Quirin sah etwas ungehalten zu seinem Sohn. „Und du tätest gut daran, nicht den Zorn deiner Mutter auf dich zu ziehen. Ich habe gehört, du und Firena seid wieder einmal zu Meister Arbos Unterricht nicht erschienen?“
Finley verzog keine Miene. „Meister Arbo erzählt viel. Mach es am besten wie wir, Vater. Hör ihm einfach nicht mehr zu.“
Firena grinste, packte ihren Bruder am Arm und ehe sich Quirin versah, waren seine Kinder auf und davon.
„Wie soll ich den beiden jemals eine Standpauke geben, wenn sie das Weite suchen, sobald ich ein ernstes Wort an sie richte?“, murmelte Quirin und widmete sich kopfschüttelnd seinen Studien.