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Abriss bedeutet nicht planlose Zerstörung

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Bevor Sie damit beginnen, Ängste abzubauen, müssen Sie wissen, was für spezifische Ängste Sie überhaupt plagen. Nicht allen Ängsten lässt sich nämlich auf dieselbe Weise beikommen.

Wer ein baufällig gewordenes Haus abreißen will, tut gut daran, erst einmal sorgfältig den Bauplan zu studieren. Sonst kann es unliebsame Überraschungen geben. Erinnern Sie sich an die Bilder aus Fernsehnachrichten, die die missglückte Sprengung eines Hochhauses oder einer alten Fabrikhalle zeigen? Rund um das Erdgeschoss bereitet sich rapide eine dichte Staubwolke aus, und das zehngeschossige Gebäude beginnt in sich zusammenzusinken. Aber kurz darauf bleibt es, leicht windschief geworden und nur rund fünf Meter kürzer, auf den Stahlbetonwänden des zweiten Obergeschosses stehen. So etwas ist der Albtraum eines jeden Sprengmeisters, denn jetzt ist die Bauruine erst zu einer richtigen Gefahr geworden.

Oder Sie rücken mit einer Abrissbirne einer alten Villa zu Leibe, ohne genau zu wissen, welche Wände tragend sind und welche nicht. Und plötzlich bricht die ganze Ruine regelrecht über Ihrem Kopf zusammen.

Oder Sie legen wild und planlos einen ganzen Gebäudekomplex in Trümmer und stellen erst danach entsetzt fest, dass Sie im Übereifer nicht nur Baufälliges abgerissen, sondern zugleich auch durchaus erhaltenswerte Bausubstanz vernichtet haben.

Ein planvoller Abriss ist keine blindwütige Zerstörung, sondern will gründlich überlegt und geplant sein, wenn er Nutzen bringen soll.

Mit Angstbewältigung ist das genauso. Es ist nicht sinnvoll, undifferenziert all seine Ängste mit Stumpf und Stiel auszurotten. Manche sind auf Dauer lebensnotwendig, andere zumindest vorübergehend sinnvoll. Wieder andere erschweren das Leben unnötig und müssen fort. Aber jede Art dieser quälenden Ängste braucht eine andere Abrissmethode. Ein Stahlbetonbunker lässt sich nicht Stein für Stein abtragen, und für ein Fachwerkhaus wäre eine am Fundament ansetzende Sprengung die falsche Methode. Genetisch bedingten Ängsten lässt sich nicht mit denselben Methoden beikommen wie etwa traumatisch erzeugten oder anerzogenen Ängsten.

Erst müssen Sie also gleichsam die „Baupläne“ Ihrer Ängste studieren, bevor Sie ans Werk gehen.

Leben statt Angst

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