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2. Kapitel: Mensch, was nun

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Die Israeliten verlassen den Lagerplatz am Sinai

Moses hatte abermals am Berg Sinai Gott um Verzeihung für die Frevel seines Volkes gegenüber ihrem Gott während seiner Abwesenheit, als er bei Ihm am Berge war, gebeten; er möge sein Volk weiterziehen lassen und dafür ihn aus seinem Buch und Bund streichen. Doch Gott gebot Moses, er möge mit dem Volk, das er aus Ägypten geführt habe, den Lagerplatz am Sinai verlassen und den Weg in das Land, das er seinen Vorvätern versprochen hat, in dem Milch und Honig fließen wird, weiterziehen sollen. Auch wolle er weiter einen Engel als Leitfigur an die Spitze des Zuges stellen, der allen Völkern, die sich dem Zuge in den Weg stellen Angst und Schrecken einjagen werde, egal ob es die Kanaaniter, die Amorrhiter, die Hethiter, die Phereziter, die Heviter oder Jebusiter sind. Und sage deinem Volk, wenn ich auch nur einen Augenblick in ihrer Mitte mit hinaufziehen würde, müsste ich dich mein Volk, ob deiner Unverlässlichkeit, deiner Undankbarkeit und deiner Sünden vernichten. „Lege mein Volk darum all deinen Schmuck ab, dann will ich sehen, was ich mit dir noch tun kann!“

So marschierten sie von dem Berg Horeb ab oder wie sie ihn auch nannten, dem Berg Sinai, ohne jeden sichtbaren Schmuck.

Erneuerung des Bundes

Gott erhörte Moses Bitten, die er für sein aufsässiges und unverlässiges Volk vor Gott brachte, denn sein auserwähltes hielt keine seiner Versprechungen ihrem Gott gegenüber, sie waren keine Kupfermünze wert. Und er wollte, dass Moses morgen, ganz alleine, mit zwei Steintafeln zu ihm auf den Gipfel des Berges komme, es sollten zwei ähnliche Tafeln sein wie damals, als Gott ihm die Gesetzes- und Gebotstafeln gab, die er vor lauter Enttäuschung nach dem Abfall des auserwählten Volkes zerschlagen hat, denn er wolle den von den Israeliten gebrochen Bund wieder erneuern.

Moses stand auf dem Gipfel und wartete mit gemischten Gefühlen der Dinge, die jetzt auf ihn zukamen. Als der Herr in der Wolke niederfuhr, rief Moses den Namen des Herrn an, der langsam an ihm vorüberzog und dabei sprach: „Der Herr ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Gnade und Treue, der Tausenden die Treue wahrt, der Schuld, Frevel und Sünde vergibt, aber niemand frei ausgehen lässt, sondern die Schuld der Väter an Kindern und Kindeskindern heimsucht am dritten und vierten Geschlecht.“

Moses bat nochmals für sein halsstarriges Volk um Gnade beim Herrn und er erwiderte: „Siehe, ich schließe einen Bund: Vor deinem ganzen Volke will ich Wundertaten vollbringen, wie sie auf der ganzen Erde und vor allen Völkern nicht geschehen, und das Volk, in dessen Mitte du lebst, wird das Wirken des Herrn nicht sehen.

Und Gott gab Moses noch einen guten Rat und gebot ihm und seinem Volk gut darauf zu achten auf das, was er ihm und dem Volk Israel ausrichten ließ: „Siehe, ich werde vor dir die Amorrhiter, Kanaaniter, Hethiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter vertreiben. Hüte dich, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommen wirst, ein Bündnis abzuschließen, damit sie dir nicht in deiner Mitte zum Fallstrick werden. Ihr sollt vielmehr ihre Altäre zerstören, ihre Malsteine zerbrechen und ihre heiligen Bäume umhauen. Denn du sollst, Israel, keinen anderen Gott anbeten. „Eifersüchtiger“ lautet ja der Name des Herrn, und ein eifersüchtiger Gott ist er. Schließe kein Bündnis mit den Bewohnern des Landes! Sie könnten dich zu ihren Götzendiensten einladen, dich mit deinen Kindern, und auch du müsstest dann nicht nur am Götzendienst, sondern dich auch an ihren „Götzenopfermalzeiten“ beteiligen. Darüber hinaus müsstest du auch ihre Töchter zu Frauen für deine Söhne nehmen, die dann auch deine Söhne verführen, Götzendienst mit ihnen zu treiben.

Als nun Gott sein Verhältnis zu seinem auserwählten Volk und umgekehrt in Gesetzen festgelegt hatte, mahnte er Moses noch einmal seinem Volk mitzuteilen, dass es sich keine Götterbilder weder gießen, schnitzen oder sonst wie anzuschaffen und sie verehren, denn es gibt außer mir keine anderen Götter, die gibt es nur in der schmutzigen Phantasie der verirrten Menschen, die mich nicht kennen wollen und vor denen ich dich, Volk Israel immer wieder warne, dich mit ihnen einzulassen, auf jedwede Art.

Danach befahl Gott, das Moses und sein Bruder Aaron mit Gehilfen aus den elf Stämmen, die Leviten, das Priestergeschlecht ausgenommen, die Männer, getrennt nach Jungen, wehrfähigen Männer und darüber hinaus. Danach wartete das ganze Volk auf das Signal des Himmels zum Aufbruch, zum Weitermarsch in das verheißene Land.

Und wie sollte das geschehen?

Zu den Bundesgesetzen, die Gott seinem Volke gab, die das Verhältnis zwischen ihm und seinem Volke regelt, gehörte auch, dass das Volk ihm in Form eines exklusiven Zeltes eine Wohnung baute, in dem er zwischen dem Volke leben wollte, sozusagen einen Vorläufer des späteren Tempels, das vor dem Abmarsch abgebrochen werden und am neuen Platz wieder aufgebaut werden musste. Abbau und Aufbau der Wohnung des Herrn oblag dem Stamme der Leviten, sowie auch der speziellen gottesdienstlichen Handlungen, für die ein besonderer Zweig der Leviten, die Aaroniten zuständig waren. Über dem Zelt des Herrn schwebte bei Tag eine Wolkensäule, die bei Nacht als eine Feuersäule, für alle sichtbar, erschien. Alle Israeliten wussten, wenn sich die für alle sichtbare Wolkensäule über dem Zelt des Herrn sich erhob, so ist das das Zeichen für den Aufbruch, für den Abmarsch in Richtung des verheißenen Landes.

Im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten des Monats des Auszuges aus Ägypten erhob sich die Wolke vom Zelte des Herrn. Da brachen die Israeliten Zug um Zug von der Wüste Sinai auf, und die Wolke ließ sich in der Wüste Pharan nieder. Hier meuterte das Volk wieder. Diesmal ging es um die Fleischrationen, die täglich immer kleiner wurden, bis sie schließlich ganz ausblieben. Der Schuldige war wieder bald gefunden. Es war wie üblich der, der sie von den vollen Fleischtöpfen in Ägypten fortführte und sie jetzt mit erbärmlicher Wüstenkost ernährte. Moses beklagte sich wieder beim Herrn, dass er dieses aufsässige Volk kaum noch weiter führen kann, denn es habe an allem etwas aus zu setzen. Wenn nicht an diesem, da an jenem. Hier war es wieder einmal das Fleisch, das es nicht gab.

Heute würde man sagen, die schlechten Gene, zuständig für Neid, Unzu-friedenheit und Engstirnigkeit der zehn ältesten Söhne Jakobs, die ihren jüngeren Bruder Josef aus diesen eben genannten Gründen verkauften und Stammväter der zehn ersten Stämme des Volkes Israel wurden, scheinen sich doch auf ihre Nachkommen vererbt zu haben; kein Gottvertrauen und voller Egoismus, voller Ichsucht. Oder ist doch etwas Wahres dran, dass Gott die Vergehen der Väter bis ins dritte Glied bestraft und die Nachkommen blendet und sie ins eigene Unglück laufen lässt?

Und Gott versprach Moses, dass das Volk einen ganzen Monat Fleisch zu essen bekomme, dass es ihnen zum Hals rauskommen werde. So geschah es, dass der Wind vom Meer her Wachteln herbeiführte, die im Umkreis einer Tagesreise ums Lager herum etwa zwei Ellen hoch lagen. Danach zog das Volk weiter nach Haserot, wo es sieben Tage blieb. Dann zog es, geführt von der Wolkensäule in die Wüste Pharan nach Kades. Hier sprach der Herr zu Moses: „Wähle von jedem Stamme einen Mann mit Führungsqualitäten aus und schicke sie nach Kanaan, in das Land, das vor euch liegt, in das Land, das ich euren Vorfahren versprochen habe und kundschaftet es aus!“ Moses tat wie der Herr es ihm aufgetragen hat und schickte sie in das Land Kanaan. Die ausgesuchten Männer zogen wie Moses ihnen befohlen hatte durch das Südland hinauf und kamen bis Hebron, wo die Nachkommen Enaks lebten, ein Geschlecht der Riesen. Weiter im Tal Eskol schnitten sie eine Rebe samt Traube ab, die so groß war, dass sie zwei Männer an einer Stange tragen mussten. Auch einige Granatäpfel und Feigen nahmen sie mit. Nach vierzig Tagen, nachdem sie das Land der Länge und Breite nach erkundigt haben, begannen sie den Heimweg nach Kades in der Wüste Pharan. In Kades angekommen, berichteten sie Moses, Aaron und der ganzen Gemeinde was sie erkundschaftet haben, zeigten ihre Früchte und sagten, das ist das Land, in dem Milch und Honig fließt, wie der Herr es unsern Vätern versprochen hat. Und sie berichteten weiter von befestigten Städten, wobei immer mehr Unwahrheiten beigemischt wurden; sie berichteten, wie auch Riesenmenschen da die schwächeren fressen würden, wir selbst kamen uns vor ihnen wie Miniheuschrecken vor, die sie, wenn wir ihnen in den Weg kamen einfach wegpusteten.

Da meuterten die Israeliten gegen Moses und Aaron und die alte Leier begann wieder wie schon so oft, warum sind wir bloß auf Moses, Aaron und den Herrn hereingefallen und haben das Land in dem wir genug zu essen, zu trinken und zum Leben hatten, warum haben wir es nur verlassen und all die Strapazen auf uns genommen. Ihr Gezeter ging so weit, dass sie einen neuen Anführer wählen wollten, der sie nach Ägypten zurückführen sollte. Da warf sich Moses und Aaron vor der ganzen versammelten Gemeinde der Israeliten mit dem Gesicht auf den Boden. Josue aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephones, zwei Männer, die zu den ausgewählten Kundschaftern gehörten und mit im Land Kanaan waren zerrissen ihre Kleider und sprachen zu der ganzen Gemeinde der Israeliten, dass das Land, das sie sahen ein vortreffliches Land sei, in dem, wie vom Herrn versprochen nicht nur Honig und Milch fließt, sondern es auch ein Land sei, in dem es sich vortrefflich leben lässt. Und wenn der Herr uns wohlgesonnen ist, wird er uns auch da hinein führen, die Bewohner vertreiben und uns da leben lassen. Und nicht vergessen, ihm die Ehre immer zukommen lassen, die ihm gebührt, wenn wir den Herrn, unsern Gott nicht verlassen und nicht an ihm zweifeln werden, wird er auch uns nicht verlassen und wir dann keine Furcht vor den Menschen des Landes Kanaan haben müssen. Doch die verblendete Gemeinde Israels wollte auch nicht auf Josue und Kaleb hören und machten Miene sie zu steinigen. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn allen Israeliten am Offenbarungszelt. Und der Herr sprach, für alle hörbar, zu Moses: „Wie lange noch wird mich dieses Volk verachten, wie lange noch mir keinen Glauben schenken trotz aller Wunderzeichen, die ich vor ihm gewirkt habe? Ich will es mit der Pest schlagen und es ausrotten. Dich aber will ich zu einem Volke machen, das größer und stärker ist als dieses.“ Aber Moses, der auch ein Emporkömmling dieses ehemals ausgewählten Gottesvolkes ist wagte es Gott zu widersprechen und an seine Versprechungen zu erinnern, die er diesem störrischen Volke immer wieder gegeben hat und erinnerte ihn auch daran was wohl die Ägypter und all die anderen Völker, die ihn, als ihren Gott nicht anerkennen, wohl von so einem Gott denken werden, der mitten unter seinem Volk lebte, wenn sie erfahren, dass der eine und alleinige Schöpfergott sein auserwähltes Volk vernichten musste, weil er nicht in der Lage war es zur Vernunft zu bringen und in das ihnen von dir versprochen Land zu führen, vor dem es gestanden hat, ohne es auszurotten! „So mögest denn du, o Herr, deine große und oft gepriesene Langmut walten lassen und vergib Sünde und Schuld deines Volkes nach deiner großen Barmherzigkeit, so wie du diesem deinem Volk seit dem Auszug aus Ägypten ihr Versagen immer wieder vergeben hast.“

Und der Herr sprach zu Moses: „Ich vergebe diesem Volk wie du mich gebeten hast. Aber von diesem störrischen Volk, das meine Wundertaten in Ägypten und in der Wüste immer wieder gesehen hat, und das mich trotzdem immer wieder herausforderte und kein Vertrauen zu mir hat, von diesem Volk soll keiner vom heutigen zwanzigsten Lebensjahr aufwärts das euern Vätern verheißene Land betreten außer euren Kindern, über die ihr gesagt habt, sie werden im verheißenen Land das Beutegut der dort wohnenden sein und Kaleb und Josue, die an meinen Verheißungen nicht gezweifelt haben. „Vierzig Jahre sollt ihr als Hirten in der Wüste am Schilfmeer umherziehen, bis eure Leiber in der Wüste zerfallen sind; so sollt ihr euren Abfall vom Bundesschwur, den ihr am Sinai gegeben habt büßen, bis eure Leiber im Wüstensand vollständig zerrieben sind. Doch das störrische Volk war jetzt bereit in Richtung verheißenes Land zu ziehen und notfalls das verheißene Land zu erobern. Moses jedoch warnte sie vor diesem Unternehmen, denn Gott ist nicht mehr mit ihnen, den über zwanzigjährigen Israeliten, und ohne ihn rennt ihr in das eigene Verderben. In ihrer Verblendung hörten sie wiederum nicht auf Moses, der sie vor diesem Unternehmen warnte, denn oben auf den Bergen warteten schon die Kanaaniter und die Amalekiter auf sie, die die Israeliten bis auf den letzten Angreifer töteten und versprengten den Rest der Aufmüpfigen bis nach Horma hin. Auch von den Männern, die Moses auf Gottes Geheiß in das verheißene Land geschickt hat, überlebte nur Josue und Kaleb, die sich nicht an den Lügenmärchen der anderen über das verheißene Land beteiligt haben, die anderen starben ganz plötzlich, kurz hintereinander, an einer bis dahin unbekannten und unerklärlichen Krankheit. Das restliche Volk zog in die Wüste am Schilfmeer und betätigte sich als Wüstenhirten vierzig Jahre lang, wie der Herr es verheißen hat.

Und was wäre passiert, wenn das störrische Volk der Israeliten auf Josue, dem Sohn Nuns und Kaleb, dem Sohn Jephones gehört hätten? Waren die Gene der zehn Söhne Jakobs, die zehn Stammväter doch stärker als alles was sie in der Wüste sehen konnten, die vielen Wunder , die ihr Gott sie schauen ließ?

In der Wüste am Schilfmeer

Dem Verführer dieser Welt gelang es immer wieder unter den überlebenden Israeliten Menschen zu finden, die sich gegen Gott, Moses und Aaron erhoben und nicht mit ihren Anweisungen zufrieden waren, die glaubten alles besser zu wissen und es besser zu können und dabei in ihr eigenes Unglück rannten, über das sich letzten Endes nur der Verführer gefreut hat, denn sie gehörten zu seinem Beutegut. So waren es diesmal einige Nachfahren Levis, die mit dem für sie vorgesehenen Dienst am und im Heiligen Zelt, ohne echte Priester zu sein, nicht einverstanden waren. Sie wollten und konnten nicht einsehen, dass Gott fürs Priestertum die Nachfahren Aarons auserwählt hat, und nicht auch uns, die andere Linie der Nachfahren Levis? Warum sollten nur wir, heute würden wir sagen, die zweite Garnitur vor Gott sein, die „Handlanger“ der von Gott bestellten Priesterkaste? Nun wollten sie unbedingt mit Gewalt auch noch Priester sein, denn sie meinten, durch den Bundesbeschluss am Sinai, sei das ganze Volk der Israeliten zu höheren Diensten nicht nur geheiligt, sondern auch berufen und nicht nur die direkten Nachfahren Aarons, was aber Gott ganz und gar nicht gefiel, denn er war da, was das Priestersein betrifft, doch anderer Meinung und duldete keine anderweitige Abmachungen unter seinem auserwählten Volk. Darum sagte Moses zu Kore, dem Anführer der Aufsässigen, nachdem er sah, dass Kore dabei war sich gegen Gott zu versündigen, was sicher nicht ohne Gottes Eingriff gut ausgegangen wäre.

Und er sagte zu ihm: „Du, Kore, und dein ganzer Anhang, 250 Personen insgesamt auf der einen Seite, Aaron und ich auf der andern Seite, wir erscheinen morgen früh mit unsern gefüllten Räucherpfannen vor dem Offenbarungszelt.“ Es geschah so wie Moses es angeordnet hatte; doch Kore brachte darüber hinaus die ganze, von ihm gegen Moses und Aaron aufgewiegelte Gemeinde mit zum Offenbarungszelt, was Gott ganz und gar schon mal nicht gefiel. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn und sagte zu Moses und Aaron: „Sondert euch von dieser immer wieder aufmüpfigen Gemeinde ab, ich will sie in einem einzigen Augenblick vernichten!“ Da warfen sich Moses und Aaron wieder auf ihr Angesicht und flehten zu Gott: „O Gott, du Herr des Lebensodems in jeglichem Leibe! Willst du, weil drei gegen dich gesündigt haben das ganze, dein Volk vernichten, deinen Zorn an allen auslassen?“

Da befahl der Herr dem Moses. „ Gebiete dem Volk, dass es sich aus der Umgebung des Kores, des Darthans und des Arbirons und ihren Zelten entferne, sonst werden auch sie, die Umstehenden, wegen ihrer Sünden hinweggerafft. Doch Kore, und Darthan traten in Siegerpose mit ihren Frauen und Kindern aus den Zelten. Und da geschah es, vor allen Augen tat sich die Erde auf und verschlang die drei Übeltäter, samt ihrer Frauen, Kinder und allem Hab und Gut. Danach schloss sich die Erde wieder über ihnen. Alle Umstehenden, die das Gottesurteil sahen, machten sich, so schnell wie möglich mit lauten Wehgeschrei aus dem Staub, denn sie wollten nicht wie die drei Übeltäter eben das gleiche Schicksal erleiden und von der Erde verschlungen zu werden. Von der Herrlichkeit des Herrn jedoch ging ein Feuer aus, das die von Kore bestimmten zweihundertfünfzig Männer augenblicklich verzehrte, die mit ihren Räucherpfannen vor das Offenbarungszelt kamen, um den Herrn zu versuchen. Bis auf ihre Räucherpfannen war von den Möchtegerns nichts übriggeblieben. Was sollte nun mit diesen kupfernen Räucherpfannen geschehen. Doch da hatte der Herr schon einen Auftrag an Moses, dass er Eleazar, dem Sohne Aarons sage, er solle alle 250 Kupferpfannen der Aufsässigen aus dem Stamme Levi, die nicht anerkennen wollten, dass aus dem Stamme Levi Aaron und seine Nachkommen zu Priestern des Herrn auserwählt seien, einsammle, sie zu Blechplatten ausklopfe und mit den Kupferplatten den Altar überziehe, denn dadurch, dass sie ihre Räucherpfannen vor den Herrn brachten, sind sie geheiligt. Sie sollten nun allen als Mahnung dienen, dass niemand, der nicht aus dem Stamme Aarons stamme, vor den Herrn treten dürfe, um ihm ein Räucherwerk dar zu bringen, sonst erginge es ihm wie Kore und seinen Anhängern.

Aber die Israeliten dürften nicht das auserwählte Volk Gottes gewesen sein, dem schon so viel von Gott gegeben worden ist. Nach dem Motto, wem viel gegeben worden ist, von dem wird sicher auch viel verlangt; so hat das „Sosein“ des Volkes auch den Neid des Bösen geweckt, der unter den Israeliten immer wieder Menschen fand, die er blenden und für sich, gegen ihren Gott verführen konnte, so dass sie, die Geblendeten glaubten, aufgrund ihres ‚Soseins’, als Angehöriger des auserwählten Volkes von Gott viel mehr fordern zu können, als sie es bisher taten und bekamen. Und so rotteten sich schon am nächsten Tag vor dem Offenbarungszelt viele Israeliten gegen Moses zusammen und machten ihn und Aaron für das Sterben der vielen Israeliten vom Vortag verantwortlich. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn in der Wolkensäule vor dem Offenbarungszelt und der Herr sprach zu Moses: „Macht euch aus dieser Gemeinde weg, denn ich will sie in einem Augenblick vernichten!“ Da warfen sich Moses und Aaron wiederum auf ihr Antlitz und Moses sprach zu Aaron: „Nimm die Räucherpfanne, tue Feuer vom Altar hinein, lege Räucherwerk darauf, trage es eiligst zur Gemeinde, um Versöhnung beim Herrn für sie zu erwirken, denn vom Herrn geht ein Strafgericht aus, das schon begonnen hat. Aaron nahm die Räucherpfanne, füllte sie wie Moses ihm geheißen hat und eilte mit ihr zur Gemeinde und musste feststellen, dass das Sterben der murrenden Gemeinde schon begonnen hat. Er nahm die Beräucherung der Gemeinde vor und verschaffte so dem Volk Gnade und Versöhnung vor dem Herrn und die Heimsuchung hörte wieder einmal auf. Die Zahl der heute durch das Strafgericht Verstorbenen betrug vierzehntausendsiebenhundert. Als die Heimsuchung aufhörte, kam Aaron zu Moses zum Eingang des Offenbarungszelts zurück. Doch der Herr wusste, dass das Murren unter den Israeliten wegen der Rangstreitigkeiten nie aufhören werde und sagte zu Moses: „Rede mit den Israeliten und lass dir von jedem Stammes Ältesten seinen Wanderstab geben. Auf den der Leviten schreib den Namen Aaron. Lege diese zwölf Stäbe im Offenbarungszelt vor die Bundeslade und sage dem Volk, dass Gott sich offenbaren wolle, denn dessen Stab, der über Nacht Sprossen bekommen werde, den habe ich erwählt, ihn und seine Nachkommen zu meinem Priestergeschlecht und dass das Murren gegen Moses und Aaron endlich aufhören möge.“ Moses tat wie der Herr ihm befohlen hat und legte alle 12 Wanderstäbe in das Offenbarungszelt vor die Bundeslade. Die Nachtwachen vor dem Offenbarungszelt waren in dieser Nacht um ein Vielfaches verstärkt, dass kein Ungebetener heute Nacht dem Herrn auf seine Weise ins Handwerk pfuschen möge und wie auch immer den einen oder den andern Wanderstab zum Sprießen zu bringen oder ihn zu verändern. Am nächsten Tag hat Moses unter großer Anteilnahme der Gemeinde die zwölf Wanderstäbe aus dem Offenbarungszelt geholt und sah, dass der Stab, auf dem der Name des Aaron stand nicht nur Knospen und Blüten hervorbrachte, sondern auch reife Mandeln trug. Moses gab jedem Stammesältesten seinen Wanderstab und was den Stamm der Leviten anbelangt sagte der Herr zu Moses, dass er den Stab Aarons als Zeugnis für die heutige Entscheidung, dass das Murren der Gemeinde gegen dich und Aaron nun ein Ende habe und die Kritiker wegen der Priesterwürde nicht mehr sterben müssen, in die Bundeslade. Moses tat wie der Herr ihm geboten hat und brachte Aarons Stab, versehen mit Blüten und Mandeln als Zeugnis in die Bundeslade.

Nachdem die Lebensbedingungen am Schilfmeer für die Israeliten immer härter wurden, zog das Volk in die Wüste Sin und ließ sich in Hades nieder. Hier fehlte es bald wieder an Wasser und das Volk, voller Ungeduld und mangelndes Gottvertrauen, meuterten wieder gegen Moses und Aaron, die sie wie üblich als Urheber ihrer Misere verantwortlich machten und fast gesteinigt hätten. Moses und Aaron nahmen in ihrer Not Zuflucht bei Gott vor dem Offenbarungszelt. Hier klagten sie über das mangelnde Gottvertrauen der Israeliten, die für jedes noch so kleine Missgeschick, das sie am eigenen Leib erfahren mussten, Moses und Aaron verantwortlich machten; sie wollten noch immer nicht begreifen, dass, wenn ihr Gottvertrauen ein bisschen größer gewesen wäre, wären sie schon lange sesshaft und wohlhabende Menschen im verheißenen Lande, das Gott ihnen versprochen hat. Obwohl es kaum noch Israeliten unter dem Volk gab, die die Gefangenschaft in Ägypten am eigenen Leib kannten, oder erlebt haben, lobten sie die ach so guten Zeiten in Ägypten, als ob die angeblich vollen Fleischtöpfe schon der Himmel auf Erden gewesen wären, von denen sie Moses und Aaron weggelockt hätten, von der steinharten Fronarbeit wollte keiner mehr erinnert werden und meinten, Moses und Aaron, sie alleine wären schuld daran, dass sie noch immer nicht im versprochenen Land leben dürfen, das Gott ihren Vätern verheißen hat. Nur das ihre Väter die alleinigen Schuldigen sind, dass sie immer noch nicht da sein dürfen, auf diese Idee kamen sie immer noch nicht und auf dies Idee wollten sie auch nicht kommen, denn dann müssten sie ja ihr jetziges Sosein radikal ändern. Also weiter mit dem Kopf durch die Wand, Schuld sind immer die anderen an meinem selbstverschuldeten Übel, denn ich selbst bi ja meiner Meinung nach immer unschuldig!

Diesmal ging es wieder mal um das liebe Wasser für Mensch und Vieh, dessen Mangel sich überall bemerkbar machte. Moses und Aaron klagten wieder dem Herrn ihre Sorgen, die sie mit diesem unfolgsamen Volk immer wieder haben, wenn etwas nicht gleich nach ihrem Willen abläuft, wie jetzt mit dem Wasser, das immer knapper wird.

Und Gott gebot Moses: „Nimm deinen Wanderstab, versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron! Gebt dem Felsen Befehl, so wird er Wasser spenden! Moses tat wie der Herr ihm geboten hatte, holte seinen Stab und sagte zu der Gemeinde: „Hört doch ihr Widerspenstigen! Können wir wohl aus diesem Felsen Wasser für euch hervorfließen lassen?“ Und Moses hob seine Hand, in der er den Wanderstab hielt und schlug zweimal an den Felsen und sogleich floss Wasser von bester Güte aus dem Felsen, genug für das Volk und ihr Vieh. Und der Herr sprach zu Moses und Aaron, weil ihr mich vor dem Volk nicht verherrlicht habt, mich den Urheber dieser Wasserquelle, sondern so gehandelt habt, als wäret ihr die alleinigen Wasserspender, so sollt ihr nicht mein Volk in das verheißene Land führen, das ich ihnen zu eigen geben werde. Die Quelle aber war fortan das Wasser von Meriba, wo die Israeliten mit Gott haderten und wo er sich trotzdem an ihnen wieder einmal verherrlichte.

Auf ihrem weiteren Weg ins Jordan Tal planten die Israeliten den Durchmarsch durch Edom. Moses schickte ein paar Abgesandte an den Königshof und baten den Herrscher, nachdem sie ihm ihren Lebensweg der letzten fünfzig Jahre geschildert haben, gnädigst zu erlauben, sein Land auf der Königsstraße, der Durchgangsstraße, ohne unterwegs irgendwo links oder rechts abzubiegen, zu durchqueren. Für das Wasser, das sie unterwegs trinken sollten, würden sie gerne reichlich bezahlen. Die Früchte des Landes werden unterwegs nicht angerührt. Aber der König von Edom verweigerte ihnen den Durchzug. So brach denn die ganze Israelitische Gemeinde von Hades auf. Da der König von Edom den Israeliten den Durchzug durch sein Land verweigerte, beabsichtigten die Israeliten Edom seitwärts zu um gehen und kamen zum Berg Hor, der an der Grenze zu Edom liegt. Hier sagte der Herr zu Moses und Aaron: „Aaron soll jetzt zu seinen Volksgenossen versammelt werden, denn er soll nicht, wie bei den Wassern von Meriba gesagt, in das Land, das ich euern Vätern versprochen habe, einziehen. Geht, du, dein Bruder Aaron und sein Sohn Eleazar auf den Berg Hor, lass dort Aaron seine Kleider ausziehen und zieh sie seinem Sohn Eleazar an, Aaron wird dann heimgehen und hier sterben.“ Moses tat wie ihm der Herr befahl und Aaron kehrte zu seinen Vätern heim. Danach kehrte Moses und Eleazar zur Gemeinde zurück und das Volk trauerte dreißig Tage um Aaron, dem ersten von Gott ausgesuchten und eingesetzten Hohen Priester der Israeliten, um den, mehr noch um seinen Posten es immer wieder viele, viele Neider gegeben hat, denn sehr viele glaubten sich für diesen Posten berufen gefühlt, doch die wenigsten waren für ihn geeignet.

Nach der Trauer kam es zum Kampf gegen die Kanaaniter, die unter dem König von Arad standen. Doch am ersten Kampftag war es gar nicht gut um die Isra-eliten bestellt, denn der Herr war nicht mit den Israeliten auf ihrer Seite. Die Israeliten waren sich des Sieges so sicher, dass sie schon von vielen kanaanitischen Sklaven und Sklavinnen träumten, die dann die israelitischen Eroberer von vorne und hinten bedienen und nicht daran dachten, dass der Herr ihnen befohlen hatte keine überlebenden Kanaaniter zu machen. Am ersten Kampfabend war die Stimmung doch recht tief gesunken, denn nicht die Israeliten haben Gefangene gemacht, sondern die Kanaaniter. Und die Israeliten machten am Abend des ersten Kampftages dem Herrn folgendes Gelübde: „Wenn du dieses Volk in unsere Hand gibst, so wollen wir an ihren Ortschaften den Bann vollziehen.“ „Den Bann vollziehen“, was ist das? Das Gelübde hängt mit dem Befehl Gottes zusammen, die kanaanitischen Völker, entsprechend dem Kriegsrecht der alten Zeit zu bannen, d. h. auszurotten. Gott hatte sie, um der Sünden willen, dem Untergang geweiht (Dt. 20, 16 ff). Das Gelübde war darum Gott wohlgefällig und wurde mit dem Sieg belohnt.

Der Herr erhörte die Bitten der Israeliten und gab die Kanaaniter in die Hand der Israeliten. An ihnen und ihren Ortschaften vollstreckten sie den Bann, das heißt: Sie machten keine überlebenden Gefangenen und nannten die Gegend Horma.

Von dem ersten Sieg gegen die Kanaaniter übermütig geworden, murrte das Volk wieder gegen ihr Leben hier in der Wüste, gegen das Essen, das tägliche Einheitsmenü und das knappe Trinkwasser und der böse Geist nutzt die Gelegenheit die sich bot, wohlwissend dass die Israeliten kurz vor ihrem Ziel standen und hoffte, dass sie sich mit Gott ihrem Herrn überwerfen und für Jahre hinaus nicht ins verheißene Land ziehen dürfen und so ließ er sie wieder über die vollen Fleischtöpfe jammern, die sie überhaupt nicht mehr aus eigener Erfahrung kannten, auch keine Ahnung hatten, wie das Fleisch, mit wie viel Mühe, es da hinein kam in diese Fleischtöpfe und murrten über den Gott, der jetzt, so meinten sie an allem Schuld sei, worüber der Verführer sich nur ins Fäustchen lachen konnte, über die Naivität dieser unkritischen und einfältigen israelischen Menschen.

Auf ihrer weiteren Wanderung zum Jordan mussten sie das Land Edom, dessen König ihnen den Durchzug verweigerte, auf beschwerlichen Wegen umgehen. Der Verführer entdeckte wieder ein neues Laster über das die vom vielen Wandern müde gewordenen Israeliten, nämlich das Wandern durch unwegsame Gebiete. Je mehr sie Moses und Eleazar und den Herrn mit Vorwürfen bedrängten, umso schlimmer wurde es, bis eines Tages Giftschlangen in unzählbaren Mengen auftauchten und die Israeliten wie die Fliegen nach einem Kälteeinbruch starben. Die Israeliten hatten einen neuen Grund mit allen zu hadern, die sie glaubten für die neue Plage „Giftschlangen“ verantwortlich machen zu können. Auf die Idee, das diese neue Schlangenplage eine Belohnung für ihre Unzufriedenheit, für ihr ständiges Hadern gegen Gott sein könnte, dass sie für ihre eigene und die Ungeduld ihrer Väter eventuell das alles durchmachen müssen, denn wie sagte doch Gott: „Ich bin ein eifernder Gott und strafe die Vergehen der Väter bis ins dritte und vierte Glied“, beziehungsweise es zulässt, dass sein Gegenspieler diese Strafen ausführen darf. Auf diese Idee wollten sie nicht kommen. Leichter ist es doch immer andere für ihr eigenes Unvermögen, für mein eigenes Versagen verantwortlich zu machen. Als die Schlangenplage der maßen anstieg, das die Sterberate täglich derart überhand nahm, besannen sie sich und gingen zu ihrem Lückenbüßer, der für sie bei Gott nach gut altväterlicher Manier vorstellig werden sollte, der wieder die von ihnen gerissenen Löcher im Verhältnis Gott und Mensch flicken sollte, Moses als Lückenbüßer bei Gott für uns einzuspringen. Sie wurden bei Moses vorstellig und baten zuerst, dass er ihnen verzeihen möchte, dass sie gegen ihn und über ihn schlecht gesprochen haben, darüber hinaus aber Gott immer wieder enttäuscht und beleidigten und all dass, was sie ihm hoch und heilig versprochen haben bei kleinster Gelegenheit gebrochen haben. Auch Gott unsern Herrn bitten wir um Verzeihung durch dich Vater Moses. Und Moses ließ sich wie immer von diesem störrischen Volk, so auch jetzt wieder breitschlagen und ging zum Offenbarungszelt und er betete für das Volk um Gnade und Barmherzigkeit, dass noch immer nicht den Ernst der Lage, in der es sich befand, erkennen wollte, und bei kleinster Gelegenheit wankelmütig werde. Moses wurde auch diesmal wie schon so oft vom Herrn erhört und sagte zu Moses, dass er sich das Bild einer Giftschlange anfertige und es an einer Stange befestige. „Und wer gebissen wird und auf das Bild schaut, soll am Leben bleiben. Moses tat wie der Herr ihm gesagt hat und wer von einer Schlange gebissen wurde und auf das Bild schaute, musste nicht sterben, er blieb am Leben. Eine „Giftschlange an einem Stock“, diese Worte erinnern mich an einen schon oft gehörten und gelesenen Satz: „Vom Stamm des Holzes kam die Sünde, der Tod“ – was geschah im Paradies beim Sündenfall? Schlange und Eva – „Vom Stamm des Holzes kam das Heil“ – was geschah am Kreuz und warum ist im Kreuz das Heil, wenn man auf ihn, auch nur halbwegs andächtig schaut und sich von dem Geschauten berühren lässt?

Nachdem sich die Menschen von dem Giftschlangenzwischenfall erholt haben zogen sie kreuz und quer bis sie an den Fluss Arnon kamen, der hier die Grenze zwischen den Moabitern und den Amorrhitern bildet. Von da zogen sie weiter nach Beer. Das ist der Brunnen, den der Herr meinte als er zu Moses sagte: „Versammle das Volk, dass ich ihm Wasser gebe.“ Dann sandten sie Boten an Sehon, dem König der Amorrhiter und baten auf der Königsstraße durch sein Land ziehen zu dürfen und versicherten auch ihm, dass sie nichts von den Früchten des Landes und auch kein Trinkwasser den Menschen wegnehmen wollen. Doch der König der Amorrhiter wollte von so einer Durchreise dieses Volkes, von dem er schon soviel gehört hat, auch nichts wissen, denn man kann nicht wissen was, wann und wie, wenn sie erstmals mitten im Lande sind. Und nachdem er erfahren hat, wie es den Kanaanitern bei der Begegnung mit den Israeliten ergangen ist, wollte er sie erst recht nicht ins Land lassen, sondern zog ihnen mit seiner ganzen Kriegsmacht entgegen und wurde von den Israeliten vernichtend geschlagen. Die Israeliten eroberten sein ganzes Land vom Arnon bis zum Jakob, bis zum Gebiet der Ammoniter und besetzten alle Orte und Städten der Amorrhiter. Nachdem sie sich im Land der Amorrhiter heimisch eingerichtet hatten, ließ Moses das Gebiet Jazzer auskundschaften. Nachdem sie die dazugehörigen Ortschaften eingenommen hatten und die da wohnenden Amorrhiter vertrieben hatten, verließen sie ihren bisherigen Weg und schwenkten nach Basan ein. Da kam ihnen Og, der König von Basan mit seiner ganzen Kriegsmaschinerie nach Edrai zum Kampf entgegen. Doch der Herr sagte zu Moses, dass er auch hier gegen König Og genau so wie gegen die Amorrhiter auf Seiten der Israeliten sein werde und auch sie alle, die Krieger, alle Bewohner und Ortschaften von Basan, ähnlich wie auch bei den Amorrhitern in eure Hände geben werde. Verfahret mit ihnen ebenso wie ihr mit den Amorrhitern verfahren seid. Nach dem Kampf ward keiner der Gefolgsleute des Königs Og übrig, der dem Volk daheim ihre Niederlage hätte berichten können. So nahmen die Israeliten auch dieses Land in Besitz, erholten sich hier und zogen weiter und lagerten sich in den Steppen der Moabiter, jenseits des Jordan, gegenüber der Stadt Jericho. Balak, der Sohn Sephors, und Herrscher der Moabiter, hat alles mitbekommen was dieses Volk, das ihnen gegenüber lagert, den Kanaanitern und den mächtigen Amorrhitern angetan hat, und sie gerieten darüber sehr in Furcht, dass es ihnen auch so ergehen wird wie den zwei eben genannten Völkern.

Da erinnerten sich die Moabiter, das am Euphrat ein Volk mit Sitz in Pethor lebt, dessen König als ein sehr gottesfürchtiger Herrscher sei, der Balaam heißt und ein Sohn Beors war. Und man wusste auch, wen dieser König Balaam segnet, der war über alle erhaben und unbezwingbar, wen er aber verflucht, der war unwiederbringbar dem Tode verfallen, oder dem Untergang geweiht. Balak und sein Hofstaat kamen auf die Idee König Balaam, mit dem sie um fünf Ecken verwandt sind zu bitten, dass er die Moabiter segnen wolle und das Volk der Israeliten, ein Volk, das aus Ägypten ausgewandert ist, zu verfluchen. Doch als König Balaam die Abordnung des Königs Balak anhörte, schwante ihm nichts Gutes. Und als er sich zum Gebet in sein Zelt zurückzog und mit seinem Gott redete, erfuhr er, dass er dieses Volk der Israeliten nicht verfluchen könne, da es das verheißene und bis dahin für viele noch unbekannte Volk Gottes ist. Mit diesen Worten sandte er die Abgesandten zurück in das Land Moab. König Balak sah seine Felle schon weg schwimmen, als er die Botschaft seines fernen Verwandten, dem König Balaam hörte. Doch er gab sich mit der Antwort nicht zufrieden, und sandte erneut eine Abordnung an den Euphrat nach Aram und bat erneut König Balaam, diesmal zu ihm nach Jericho zu kommen. „Er werde ihn“, so ließ er ihm sagen, „für sein Kommen reichlich mit Gold, Edelsteinen und Silber belohnen.“ Nach vielem Hin und Her begleitete er die Abgesandten des Königs Balak, aber auch gegen den Willen des Herrn, der es ihn wiederholt spüren ließ nicht mitzugehen, nach Jericho. Auch hier konnte er den Moabitern nichts anderes sagen als er ihnen schon bei ihrer letzten Begegnung in Pethor gesagt hat, obwohl sie ihm jede Menge Gold und Silber zur Belohnung versprachen, wenn er das Volk der Israeliten verfluche. Aber auch hier konnte er den Moabitern, trotz aller Versprechungen, nichts anderes sagen, als er ihnen schon gesagt habe, dass er dieses Volk nicht verfluchen kann, weil auch sein Gott nicht gegen den Gott dieses Volkes sei, der mit diesem Volk aus Ägypten ausgewandert ist und er es ist, der dieses Volk hier in dieses Land führt, das er vor vielen Hunderten von Jahren ihren Vätern versprochen hat. Nachdem Balak die vernichtenden Worte Balaams gehört hat, rief er laut: „Balaam, was tust du mir an? Meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich kommen lassen. Du aber hast sie leibhaftig gesegnet!“ Und Balaam entgegnete ihm: „Muss ich nicht das tun, was der Herr mir in den Mund legt und gewissenhaft künden?“

Hierauf nahm Balak seinen fernen Verwandten, König Balaam an eine andere Stelle, von der er das Lager der Israeliten besser überblicken kann und bat ihn erneut diese Gefahr, die ihnen gegenüber campiert zu verfluchen. Doch Balaam nahm ihn mit auf den Berg Phasga, baute hier sieben Altäre und opferte auf jedem einen Stier und einen Widder. Da sagte Balaam zu Balak: „Bleibe hier bei deinem Brandopfern stehen! Ich will derweil nach einer neuen Offenbarung Ausschau halten.“ Balaam bekam vom Herrn erneut die Offenbarung, dass er, der einzige und Allmächtige Gott weiter mit Israel zieht und keine Macht der Welt, solange es den Willen des Herrn tut, es verfluchen kann.

Da rief Balak voller Wehmut zu Balaam: „Wenn du es schon nicht fluchen kannst, so segne es wenigstens auch nicht!“ Doch Balaam entgegnete Balak: „Habe ich dir nicht schon gesagt, alles was der Her mir sagt, werde ich und muss ich tun!“

Doch Balak in seiner Angst vor dem eigenen Untergang, nahm Balaam noch ein drittes Mal mit auf den Gipfel des Phegor. Hier richtete Balak sieben Altäre her und richtete auf Wunsch Balaam sieben Stiere und sieben Widder zu Brandopfern her. Und Balaam erkannte wiederum, dass es dem Herrn Freude macht das Volk, das er aus Ägypten herausführte zu segnen und teilte diese neue Offenbarung König Balak mit. Da geriet Balak über Balaam in Zorn, streckte seine gefalteten Hände gegen den Himmel und rief laut: „Meine Feinde zu verfluchen hab ich dich rufen lassen. Du aber hast sie nun schon dreimal leibhaftig gesegnet. Verschwinde aus meinen Augen, denn ich habe gedacht dich reichlich zu entlohnen, der Herr aber hat dich um diesen deinen Lohn gebracht.“

Doch Balaam versuchte Balak aufzuklären, dass er ihm nur das sagen kann und darf, was der Herr ihm in den Mund legt. Auch wenn er für alle Schätze dieser Welt ihm etwas Wohlgefälliges sagen wollte was mit dem Wort des Herrn nicht übereinstimme, wären es leere Worte, die niemals das halten würden, was sie dir versprechen. Und er sagte Balak, dass bald die Israeliten auch sein Land erobern werden und es ihm nicht besser ergehen werde wie den Kanaanitern und Amorrhitern. Dann machte sich Balaam auf den Heimweg an den Euphrat und Balak ging nach Jericho.

Doch viele Israeliten genossen noch den Siegestaumel in Settin, gegenüber von Jericho wo sie sich niedergelassen haben. In ihrer Überheblichkeit begannen viele ihre Techtelmechtel mit den Moabiterinnen, was dem Herrn ganz und gar nicht gefiel. Diese Moabiterinnen luden ihre Liebhaber auch zu ihren Göt-zendiensten ein, die dann auch an ihren Opfermahlen teilnahmen, dienten und beteten Beelphegor, den Gott der Moabiter an, was den Zorn über die Übeltäter im Herrn weckte. Da sprach der Herr zu Mose: „Nimm alle, die mein Volk verführt haben und hänge sie für den Herrn mit dem Gesicht zur Sonne auf, damit der Herr aufhöre Israel zu zürnen.“

Hierauf befahl Moses den Anführern der Israeliten: „Tötet all die euren Leute, die dem Beelphegor gedient haben.“

Doch nach einigen Monaten, nach dem der Herr die Israeliten wegen ihres Abenteuers mit den Moabiterinnen wieder zur Vernunft brachte, befahl er Moses zum Krieg gegen die Madianiter alle Vorbereitungen zu treffen. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, zogen sie gegen die Madianiter, wie der Herr dem Moses geboten hatte, und machten alle männlichen Personen nieder. Unter den Getöteten waren auch die Madianiterkönige Evi, Rekem, Sur, Hur und Rebe. Auch Balaam, den Sohn des Beors erschlugen sie mit dem Schwerte. Dann nahmen sie alle Frauen, Kinder, alles lebende und unbewegliche Hab und Gut als Beute mit und zogen in das Lager zurück, das gegenüber von Jericho lag. Moses, der Priester Eleazar und sämtliche Stammesältesten gingen der rückkehrenden Truppe entgegen. Moses schallt die Hauptleute darob, dass sie alle weiblichen Personen am Leben gelassen haben, obwohl gerade sie es gewesen waren, die auf Geheiß Balaams die Israeliten zur Unzucht verführten , in der Hoffnung, dass ihr mächtiger Gott sich dann von seinem Volk abwenden möge und die Israeliten keine Gefahr mehr für die hier lebenden Völker sind.

Und Moses befahl, wie Gott es ihm offenbarte, alle männlichen Kinder und Ehefrauen zu töten. Die jungen Mädchen, die noch nicht verehelicht sind, lasst für euch am Leben. Und die Kriegsteilnehmer taten wie Moses ihnen im Namen des Herrn befohlen hatte. Danach begann, wie vom Herrn vorgeschrieben, die große Reinigungsprozedur aller Kriegsteilnehmer. Im Anschluss an die große Reinigung wurde die Kriegsbeute verteilt. Die Hälfte von allem ging an die Kriegsteilnehmer, die andere an die Familien der einzelnen Stämme. Die Hauptleute mussten darüber hinaus noch ihren Obolus an den Herrn entrichten.

Doch bald entbrannte unter den Israeliten neuer Streit über die Verteilung des verheißenen Landes, das sie überhaupt noch gar nicht ganz erobert hatten. Die Gaditen und die Rubeniten hatten einen sehr großen Viehbestand. Das Ostjordanland, das sie schon erobert hatten war in ihren Augen das Gebiet, das sich für ihre Viehzucht hervorragend geeignet hätte. Und so gingen sie zu Moses und sagten zu ihm: „Warum müssen wir mit den anderen mit über den Jordan ziehen, um Land zu erobern, an dem wir überhaupt nicht interessiert sind?“ Und Moses erwiderte ihnen sichtlich erbost: „Eure Brüder sollen nun ohne eure brüderliche Hilfe in den Kampf ziehen, während ihr hier bereits das genießen wollt was sie gemeinsam mit euch und Gottes Hilfe erobert haben?“ Auch Gott war von dem Ansinnen der Gaditen und Rubeniten nicht erfreut, die damals das verheißene Land erkundschaften sollten und den Israeliten den Mut nahmen, es in Besitz zu nehmen, und sagte: „Keiner der Israeliten, die beim Auszug aus Ägypten zwanzig Jahre alt und älter waren, sollen in das verheißene Land einziehen, denn sie haben mir nicht vollkommenden Gehorsam bewiesen, außer dem Keneziter Kaleb, dem Sohn Jephones und Josue, dem Sohn Nuns. Denn diese zwei, die einzigen des ausgesandten Kundschaftertrupps, die dem Herrn vollen Gehorsam bewiesen haben. Und weiter sprach Moses: „Jetzt seid ihr, ihr Rubeniten und ihr Gaditen an die Reihe eurer Väter getreten, eine Brut von Sündern, um den glühenden Zorn des Herrn zu reizen, denn als ein Volk hat der Herr uns aus Ägypten weggeführt und nicht als zwei oder mehr. Und sein Wille ist es, das es von einem Volk in Besitz genommen wird. Wenn ihr euch jetzt von ihm abwendet, so wird er es noch länger in der Wüste warten lassen, mit all den Folgen, die ihr auf eurer Wanderung durch die Wüste schon erlebt habt! Den eventuellen Untergang des Volkes nicht ausgeschlossen.“

Da traten die Stammesältesten der Rubeniten und der Gaditen an Moses heran und sagten, dass wir hier im Westjordanlang nur feste Wohnstätten für unsere Frauen und Kinder bauen wollen und Hürden für unser Vieh, in den sie sicher sind vor den hiesigen Bewohnern, während wir mit unsere Stammesbrüdern das Land Kanaan in Besitz nehmen. Moses war mit der Zusage der Gaditen und Rubeniten, am Kriegszug der Stammesbrüder, nachdem sie für die Sicherheit der Frauen, Kinder und ihrer Tiere gesorgt haben, teilzunehmen, einverstanden. Warnte sie aber, falls ihre Zusage eine leere Verssprechung sein sollte, dass der Herr dann nicht nur sie für ihre Lügen werde büßen lassen, sondern dass das ganze Volk darunter werde leiden müssen und der ihnen zugesagte Erbbesitz wohl auf lange Sicht ihnen nicht zufallen werde. Die Gaditen und die Rubeniten versprachen Moses alles so zu tun und dann mit allen kriegsfähigen Männern ihrer Stämme mit den israelitischen Brüdern vor dem Herrn hinüber zum Kampfe ziehen zu wollen, wie du Moses es befohlen hast. So verlieh Moses im Namen des Herrn den Gaditen, den Rubeniten und dem halben Stamm Manasses, die Nachfahren des Sohnes Josefs das Reich des Amorrhiterkönigs Sehon und das Reich des Königs Og von Basan, das Land mit all den darin liegenden Städten und Bezirken ringsum im Lande.

Moses Tod

Moses war nun 120 Jahre alt und vierzig Jahre zog er mit dem Volk umher in Richtung des verheißenen Landes. Nun standen sie dem verheißenen Land gegenüber. Da sprach der Herr zu ihm: „Siehe deine Tage gehen dem Tode zu. Berufe den Josue! Tretet in das Offenbarungszelt, dass ich ihm meine Befehle gebe!“ Da kam der Herr in einer Wolkensäule und blieb beim Eingang stehen und sprach: „Siehe Moses, du wirst nun zu deinen Vätern entschlafen. Dann wird dieses, mein, Volk ihre Treue zu mir brechen. Es wird sich mit fremden Göttern abgeben. Ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verhüllen, ob all dem Bösen, das sie getan haben, denn sie haben sich ja fremden Göttern zugewandt!

Zu Josue aber, dem Sohne Nuns, gebot er: „Sei mutig und tapfer! Denn du sollst die Israeliten in das Land führen, das ich ihnen zugeschworen habe. Ich werde mit dir sein auf allen deinen Wegen!“

Nachdem nun Moses das Gesetz vervollständigt hat und auch das Lied, das Gott ihn hat schreiben lassen, (siehe Buch Dt.32,1-43), in dem Gott seinem Volk die Untreue und Wortbruch und die Folgen ihrer Untreue ihres immer wiederkehrenden Wortbruchs für die Zukunft hat aufschreiben lassen, damit es immer wieder erfahren darf womit ihre Untreue vom Herrn belohnt wird für alle Zeit, besonders dann, wenn den Israeliten das Wasser bis an die Nase stand und dann alles in in der Bundeslade verwahrt wurde, sprach der Herr zu Moses: „Steige auf das Abarimgebirge, auf den Berg Nebo, der im Moabiterland liegt, gegenüber von Jericho! Betrachte von hier aus das Land Kanaan, das ich den Israeliten zu eigen geben will. Hier sollst du auf dem Berg, den ich dich ersteigen ließ, sterben und dann sollst du wie dein Bruder Aaron zu deinen Volksgenossen versammelt werden. Weil ihr inmitten der Israeliten Unrecht gegen mich gehandelt habt, und beim Haderwasser bei Kades in der Wüste Sin ihr mich nicht als heilig inmitten der Israeliten geoffenbart habt, sollst auch du nicht in das Land, das ich euern Vätern versprochen habe hineinziehen dürfen, sondern es nur von gegenüber sehen können!“ Dann zeigte der Herr ihm das ganze Land, das er seinen Stammvätern Abraham, Isaak und Jakob versprochen hat und jetzt ihren Nachfahren geben will. Als Moses das verheißene Land in seiner vollen Größe und Pracht mit seinen Augen in Besitz nahm, starb er als der Knecht des Herrn im Lande Moab. Der Herr hat ihn begraben, unten im Tale, Beth-Phogor gegenüber. Niemand kennt sein Grab, bis auf den heutigen Tag hat man es noch nicht entdeckt. Mit Moses starb nicht nur ein großer Prophet, es war wohl der größte Prophet den Israel überhaupt je hatte. Es war auch der einzige Prophet, der von Angesicht zu Angesicht mit Gott verkehrte und mit ihm sprechen durfte.

Josue, der Sohn Nuns, wurde wie der Herr es befahl Moses Nachfolger. Der Geist des Herrn war auch mit ihm, denn Moses hatte ja vor seinem Sterben im Offenbarungszelt seine Hände auf seinen Kopf gelegt, und wie Gott ihm sagte, zu seinem Nachfolger bestimmt, der das auserwählte Volk jetzt in das verheißene Land führen werde und darf.

Josue führt das Volk der Israeliten in das verhei-

ßene Land

Gott ermahnte Josue zu Beginn seiner Führungszeit, dass er wie Moses buchstabengetreu das Gesetz beachten und befolgen solle und keinen Strich von diesem Gesetz weder nach links noch nach rechts abweichen möge, er und das ihm anvertraute Volk Israel! Dann werde er auch immer treu, wie versprochen, an seiner Seite stehen und ihn und das Volk bis ans verheißene Ziel führen. „Auch werde ich“, sagt der Herr zu Josue, ein großes Wunder tun, dass das Volk vor dir gerade so viel Achtung haben werde wie vor Moses. Wenn ihr den Jordan überqueren werdet, soll die Bundeslade, von den Priestern getragen, vor dem Zug gehen. Und, wenn dann die Priester mit ihren Füßen das Jordanwasser betreten werden, werde das Wasser zu ihrer Rechten stehen bleiben und zu ihrer Linken abfließen. Solange die Bundeslade im Jordan auf den Schultern der Priester ruhen werde, können die Israeliten trockenen Fußes, ähnlich wie ihre Väter seinerseits trockenen Fußes durch das Schilfmeer vor den Ägypter gezogen ist, jetzt durch den Jordan ziehen!“ Dann befahl der Herr, dass zwölf Männer aus den zwölf Stämmen Israel zwölf größere Wackersteine aus dem Jordan ans Land bringen sollen und am Lagerplatz in Galgala, heute Nacht, gegenüber von Jericho ein Denkmal aufrichten, das die Israeliten immer wieder daran erinnern sollte an den heutigen Tag, dem Durchzug der Israeliten, trockenen Fußes, durch den Jordan in das verheißene Land. Danach gebot der Herr dem Josue, dass die Priester wieder mit der Bundeslade aus dem Flussbett ans Land steigen. Sobald die Priester mit der Bundeslade das Land betraten, floss das zur ihrer Rechten aufgestaute Wasser wieder wie gewohnt weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Als nun die Könige jenseits des Jordans und die Kanaaniter westwärts zum Meer hin hörten, dass der Herr den Israeliten das Wasser im Jordan, aufwärts der Stelle, an der sie den Jordan durchquerten staute und flussabwärts von ihnen austrocknen ließ, so dass sie trockenen Fußes den Jordan durchquerten, wurden sie ganz verzagt und verloren allen Mut vor den Israeliten weiter gegen sie zu kämpfen und ihrem Vormarsch Widerstand zu leisten.

Der Herr aber befahl Josue, dass er sich ein Steinmesser machen sollte, um alle Israeliten zu beschneiden, wie es das Gesetz vorschrieb und diese Beschneidung schon mal nach dem Auszug aus Ägypten an den israelischen Männern vollzogen wurde. Aber von diesen Männern lebte keiner mehr und danach hat man diese, im Gesetz vorgeschriebene Beschneidung, nicht mehr ausgeführt. Gott aber wollte es so, bevor sie das versprochen Land in Besitz nehmen, sollte alles Gesetz vor dem Herrn erfüllt sein. Danach wurde das Paschafest gefeiert und zum ersten Mal die Früchte des verheißenen Landes dazu gegessen. Und siehe, von dem Tag an, als die Früchte des Landes gegessen wurde, gab es kein Manna mehr, das früh morgens vor Sonnenaufgang fünf mal in der Woche an den Wochentagen, eine Tagesration, frisch gesammelt werden durfte. Am sechsten Tag, dem Tag vor dem Sabbat, musste die doppelte Portion, zwei Tagesrationen, Manna gesammelt werden, denn am Sabbat gab es nichts zu sammeln, denn es war der vom Herrn befohlene Ruhetag für alle Lebewesen.

Mit der Eroberung Jerichos sollte der Anfang der Besitzergreifung des verheißenen Landes seinen Anfang nehmen. Aber Jericho war für damalige Zeiten, ähnlich wie die Bergstadt Jerusalem zu Davids Zeiten, eine uneinnehmbare Stadt mit Türmen und einer dicken steinernen und hohen Mauer rundherum. Teile dieser Befestigungsanlagen sind auch heute noch erhalten und für jedermann zu besichtigen. Doch der Herr wusste schon, ähnlich wie um Jerusalem einen Weg auch Jericho zu erobern und sagte Josue, dass er jetzt Jericho mit all den Kriegern und ihrem König in seine Gewalt geben werde. „Ziehe mit allen deinen Kriegern und sieben Priestern an den nächsten sechs Tagen einmal außerhalb der Mauern um die Stad. Dabei sollen die sieben sie begleitenden Priester, die vor der Lade gehen sieben Hornposaunen mit sich hertragen und hineinblasen, ohne das übliche Kriegsgeschrei. Am siebenten Tag aber, am Tag des Herrn, sollen alle, die posaunentragenden Priester, die Lade und das ganze Kriegsvolk vor der Lade und dem gemeinen Volk hinter der Lade sieben mal um die Mauern schreiten, wobei die Priester in das Widerhorn blasen sollen, so kräftig wie sie können, und das ganze Volk soll dann, wenn es den Posaunenschall hört ein noch nie gehörtes und da gewesenes Kriegsgeschrei anstimmen. Dann werden die uneinnehmbaren Mauern, die die Stadt so beschützend umgeben, in sich zusammenfallen und jeder soll auf die Trümmer steigen, gerade da wo er steht. Stadt und Bewohner sollen dann dem Banne verfallen sein, mit Ausnahme der Buhlerin Rahab, die damals die ausgesandten Kundschafter nicht an die Häscher des Königs verraten und somit ihr Leben gerettet hat. Sie und alle, die in ihrem Hause sich aufhalten, sollen nicht dem Banne verfallen sein. Alles geschah so, wie es der Herr Josue gesagt hat und er es dem Volke weitergegeben hat. Und so geschah es. Nach der Einnahme der Stadt wurde an allen lebenden Menschen und ihren Tieren der Bann vollstreckt nur nicht an der Buhlerin Rahab und allen, die mit ihr in ihrem Hause waren. Danach wurde alles dem Feuer übergeben außer dem Gold, Silber, den ehernen Gefäßen und allen eisernen Geräten. Sie taten diese Sachen in das Haus des Schatzes des Herrn.

Danach sprach Josue den Fluch über Jericho, dass der Mann, der es wagen wollte den Grundstein für den Wiederaufbau der Stadt zu legen, das nur tun sollte zum Preis eines Erstgeborenen, und um den Preis seines jüngsten Sohnes die Tore einhängen.

Der Herr war mit Josue, so dass sein Ruf sich durch die ganzen Länder in und um Kanaan herum verbreitete.

Doch was geschah noch mit dem Banngut in Jericho? Da gab es den Achan, ein Emporkömmling der Judäer, der es mit dem Bannurteil des Herrn nicht so genau nahm und glaubte, bei der Menge der Beute in Jericho, die da anfiel, werde es dem Herrn nicht auffallen, wenn da das eine oder das andere Beutestück so nebenbei in seiner eigenen Tasche verschwindet. Doch der Herr versteht da bei der Befolgung und Handhabung seiner Gebote und Anordnungen keinen Spaß. Wie war das da wieder bei der Beute in Jericho? „Bis auf das Gold, Silber, den ehernen Gefäße, den eisernen Geräten sollten alle lebenden Wesen, Mensch und Vieh, vernichtet werden!“ Doch Achan glaubte, dass da das eine oder das andere Beutestück in seiner Sammlung noch fehle und zum Vernichten zu schade war. Doch Achan hat die Rechnung ohne ihren Herrn und Gott gemacht, der ja nicht nur alles weiß, sondern auch sieht, dem auch Achans Vergehen, der Griff in die eigene Tasche auffiel. Für sein Vergehen musste nicht nur er, sondern das ganze Volk der Israeliten büßen.

Josue schickte nämlich einige Männer nach Hai bei Bethaven östlich von Bethel und gab ihnen den Auftrag die Gegend zu erkunden. Die beauftragten Männer zogen nach Hai und kundschafteten die Gegend aus und kamen in das Stammlager zurück. Hier berichteten sie Josue, wahrscheinlich hat der Herr die Urteilskraft der Kundschafter, als Folge Achans Vergehen, geblendet, dass da das ganze Volk nicht mit hinauf nach Hai ziehen muss, da es da nicht viele Krieger gäbe, die Hai verteidigen. „Es langen zwei bis dreitausend israelische Krieger um Hai und das Umland zu erobern“, berichteten sie. So zogen etwa drei Tausend israelische Krieger aus, um Hai und das Umland zu erobern. Doch was passierte? Die wenigen Krieger in Hai schlugen die etwa drei Tausend Israeliten vernichtend in die Flucht, denn Gott war nicht auf der Seite der Israeliten, die sein „Bann-Gebot“ in Jericho nicht wie verlangt zu hundert Prozent durchgeführt haben, denn dadurch, das die ehemaligen Besitzer dieses Beutegutes Götzendiener waren, kam der eigene Besitz auch indirekt in Berührung der Götzen und wurde somit nach dem Gesetz des Herrn unrein. Diese Unreinheit ging somit auch auf die neuen Besitzer über, die durch die gemachte Beute auch unrein wurden.

Als Josue von der Niederlage bei Hai erfuhr und auch das Warum, zeriss er seine Kleidung und warf sich mit den Stammesältesten vor der Lade mit dem Antlitz auf den Boden. So lagen sie bis zum Abend. Dann streuten sie Asche auf ihre Häupter und Josue betet: „Ach mein Herr und mein Gott, warum hast du dein Volk über den Jordan ziehen lassen um es jetzt unsern Feinden in die Hände fallen zu lassen, die ja darauf nur warten, dass wir ihm fluchtartig den Rücken zeigen, um uns dann ganz zu vernichten? Was willst du dann für deinen großen Namen tun?“

Da befahl der Herr dem Josue, dass er aufstehe und sagte ihm, das Israel sich versündigt hat und gegen meine Anordnung sich Banngut angeeignet, Hehlerei betrieben und das Banngut zu ihren Sachen getan. „Ich werde nicht mehr mit den Israeliten sein, wenn sie nicht das Banngut aus ihrer Mitte schaffen werden und sich heiligen. Steh auf, lass das Volk sich heiligen und verkünde: Heiligt euch für morgen! Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Banngut ist in deiner Mitte, Israel! Du wirst deinen Feinden nicht standhalten können, bis ihr das Banngut aus eurer Mitte weggeschafft habt. Darum sollt ihr morgen Früh Stamm für Stamm herantreten und der Stamm, den der Herr bezeichnet, soll dann Geschlecht für Geschlecht herantreten, und dass Geschlecht, das der Herr dann bezeichnet, und die Familie, die der Herr dann in diesem Geschlecht bezeichnet, soll Mann für Mann herantreten. Wer dann mit dem Banngut erwischt wird, soll mit allem Besitz verbrannt werden, denn er hat das Gebot des Herrn übertreten und eine Schandtat in Israel begangen!“ Am andern Morgen geschah es so wie es Josue am gestrigen Tag den Israeliten befahl. Als der Herr den Stamm Juda bezeichnete, konnten die anderen Stämme abziehen. Vom Stamm Juda bezeichnete der Herr das Geschlecht der Zarchiter. Von den Zarchitern bezeichnete er den Sohn des Zares, Achan mit Namen, dem nichts Gutes schwante. Da sagte Josue zu Achan: „Mein Sohn verhehle mir nichts! Du hast dich vor Gott unserm Herrn versündigt und das ganze Volk dadurch ins Unglück gestürzt. Bekenne mir wodurch du vor dem Herrn schuldig geworden bist!“ Achan bekannte, das er einen wunderbaren kostbaren Mantel aus Sennaar, zweihundert Sekel Silber, eine Goldzunge, 50 Sekel schwer in den eigenen Taschen verschwinden ließ. „Ich nahm heimlich die Beute an mich und vergrub sie hier im Lager unter meinem Zelt im Boden. Josue schickte Boten in das Zelt des Achan, die all das fanden, was Achan benannte. Sie brachten den Fund zu Josue, der ihn vor den Herrn legte. Danach ließ Josue Achans Frau, dessen Söhne und Töchter holen aber auch das Zelt und alles Vieh und alles, was er noch so an Beweglichem und Unbeweglichem besaß, führte sie im Beisein des ganzen Volkes hinauf ins Tal Achor. Hier sagte ihm Josue: „Weil du durch dein unehrliches Handeln dein Volk ins Unglück gestürzt hast, wird der Herr auch dich heute ins Unglück stürzen!“ Da steinigten alle Israeliten Achan, seine ganze Familie, all sein Hab und Gut und auch alle seine Tiere. Dann verbrannten sie die gesteinigten Familienangehörigen, seine ganze Tierherden, aber auch sein ganzes Hab und Gut. Sie errichteten über der Asche der Verbrannten einen großen Steinhaufen, der angeblich zur Warnung der Mitmenschen auch heute noch zu sehen sein soll. Offensichtlich ließ sich der Herr durch den Tod Achans und all seiner Angehörigen und all seinem Hab und Gut versöhnen, denn er sprach zu Josue: „Sei ohne Furcht! Nimm das ganze Kriegsvolk und zieh hinauf nach Hai. Ich will dir den König von Hai, seine Stadt, sein ganzes Volk und sein ganzes Land in deine Hand geben. Verfahre dann mit ihnen wie ich es dir nach der Eroberung Jerichos befohlen habe. Die Beute, die ihr macht und das Vieh dürft ihr behalten. Und der Herr sagte Josue auch mit welcher Taktik sie die Stadt erobern sollen. Am andern Morgen wählte er aus dem Kriegsvolk der Israeliten dreißig Tausend Krieger aus, die er heimlich gegen Hai schickte und die sich westlich von der Stadt in ihrer unmittelbarer Nähe, für die Verteidiger der Stadt unsichtbar versteckt halten sollten, während er, Josue, sich mit dem restlichen Volk gegenüber von Osten für alle sichtbar der Stadt nähern sollte. Wenn jetzt, wie beim letzten Mal, die Verteidiger der Stadt herauskommen, um uns wieder zu besiegen, flüchten wir vor ihnen und locken sie immer weiter von der Stadt weg. Wenn sie dann weit genug von der Stadt weg sind, stürmt ihr in die offene Stadt und vollzieht an allen Bewohnern dieser Stadt den Bann. Die Beute an Vieh und anderen Werten dürfen diesmal behalten werden und zündet alle Häuser und Hürden an. Und so geschah es. Die Soldaten auf der Stadtmauer sahen bei Tageslicht die heranrückenden Israeliten, wussten aber nicht, dass gegenüber, auf der anderen Seite der Stadt Hai einpaar Tausend israelitische Elitekrieger versteckt lagern und nur darauf warten, dass sie die Stadt verlassen, um den anrückenden Israeliten entgegenzuziehen, um sie wieder wie das letzte Mal vor einigen Tagen, vernichtend zu schlagen. Vor den aus der Stadt heranrückenden Haier Soldaten unter der Führung ihres Königs wichen die Israeliten mehr und mehr zurück, bis der Herr Josue befahl seinen Stab gegen die Stadt auszustrecken. Das war das Zeichen für die im Versteck lagernden israelitischen Krieger jetzt in die offene Stadt einzurücken und sie dem Erdboden gleich zu machen. Als nun die aus der Stadt ausrückenden Krieger den Rauch über ihrer Stadt bemerkten, wussten sie, dass es für sie jetzt keine Überlebenschance mehr gibt, den die vor ihnen türmenden Israelis drehten sich um und aus den ängstlich Flüchtenden waren plötzlich tapfere Krieger, die die Haianer in die Zange nahmen, denn aus der Stadt kamen nach getaner Arbeit immer mehr Israelische Krieger, die den König und seine Krieger mehr und mehr dezimierten. Nur der König von Hai fiel lebend den Israeliten in die Hände. An ihm wurde dann in der Gefangenschaft der Bann vollzogen. Danach begann die Verfolgung der Bewohner von Hai auf dem freien Felde und derer, die in die Steppe geflohen sind. Nachdem alle Bewohner der Stadt gebannt waren, nahmen die Israeliten, so wie es der Herr erlaubt hat, die Beute und das Vieh der Bewohner von Hai an sich. Danach bauten sie dem Herrn gegenüber auf dem Berg Hebal einen Altar aus unbehauenen Steinen an den noch kein Eisen war und brachten Brand- und Friedopfer dar. Josue las dem umstehenden Volk das Gesetz des Herrn bis auf den letzten Buchstaben vor und segnete es, so wie es Moses vorgeschrieben hatte. Die Kunde, dass die Israeliten, nachdem sie Jericho erobert hatten und alles dem Erdboden gleich machten, nun auch die feste Stadt Hai erobert und gebannt haben, bekamen sie es mit der Angst zu tun, egal ob es die Hethiter, die Amorrhiter, die Kanaaniter, die Phereziter, Heviter oder Jebusiter waren, dass sie die nächsten sind, die von den Israeliten ausgerottet werden, überhaupt, wenn sie alleine den Israeliten gegenüberstehen müssten! Waren sie bis jetzt eifersüchtig darüber bedacht, dass ihre Eigenständigkeit gegenüber der Nachbarstädte gewahrt bleiben möge, so war die Kundschaft von den Siegeszügen der Israeliten doch stark genug, ihr Denken dahin gehend zu ändern, um überleben zu können, müssen sie ihre Eigenständigkeit aufgeben und sich zusammenzuschließen, um gegen Josue und die Israeliten bestehen zu können.

Die umliegenden Amorrhiterkönige hörten, dass der König der Gabaoniten mit Josue und den Israeliten Frieden geschlossen habe und nicht mit ihnen gegen die Israeliten kämpfen wollen, belagerten sie seine Stadt und das Umland der Gabaoniter und griffen sie an. Die belagerten Gabaoniten schickten Geheimkuriere an Josue und baten ihn um Hilfe gegen die Amorrhiterkönige. Daraufhin zog Josue mit seinem ganzen Kriegsvolk von Galgala herauf und der Herr sagte zu Josue: „ Habe keine Angst vor ihnen! Ich gebe sie in deine Gewalt. Als die Israeliten im Morgengrauen auf dem Schlachtfeld auftauchten, verwirrte der Herr die Amorrhiter derart, dass es ein leichtes Spiel für die müden Israeliten war, die die ganze Nacht hindurch hierher marschierten die Amorrhiter vor Gabaon in die Flucht zu schlagen und sie bis Betthoron und weiter bis nach Azeka und Makeda zurückschlagen konnten. Als die Amorrhiter nun vor den Israeliten auf dem Abhang von Bethhoron waren, ließ der Herr große Steine vom Himmel auf sie fallen, bis nach Azeka hin, so dass sie alle umkamen. Den fünf Amorrhiterkönigen, die sich zum Kampf gegen die Stadt Gabaon zusammentaten, gelang die Flucht und versteckten sich in der Höhle von Makeda. Josue befahl seinen Leuten wälzt große Steine vor den Eingang und stellt Wachen vor das Tor, dass keiner ein- noch aussteigen kann. Ihr andern sucht das Gelände nach weiteren Flüchtigen ab, denn keiner der Amorrhiter, so lautet der Befehle des Herrn, darf den Überfall auf die Gabaoniter überleben. Josue kehrte nun mit seinen Kriegern in das Lager nach Makeda zurück und befahl seinen Leuten den Eingang in die Höhle frei zu machen und die fünf Amorrhiterkönige zu ihm zu bringen. Den König von Jerusalem, den König von Hebron, den König von Jerimoth, den König von Lachis und den König von Eglon. Die israelischen Krieger brachten die fünf Könige vor Josue. Der rief seine obersten Kriegsleute und befahl ihnen, ihren Fuß auf ihre Nacken zu stellen, was die Israeliten zunächst nicht machen wollten. Da sagte Josue zu den israelitischen Kriegsoberen: „Fürchtet euch nicht das zu tun, denn ebenso wird der Herr euch all die Oberen, gegen die ihr noch kämpfen müsst, vor die Füße legen.“ Hierauf ließ Josue sie mit dem Schwerte töten und bis zum Abend an Pfähle hängen. Dann brachte man sie in die Höhle, in der sie sich vor den Israeliten versteckt hatten und ließ den Eingang in die Höhle wieder mit großen Steinen zulegen. So eroberte Josue nach und nach den ganzen Süden, eine Stadt nach der anderen und vollzog an den Städten, wie vom Herrn befohlen, den Bann.

Eroberung des Nordens

Als nun Jabin, der König von Asor von den Ruhmestaten der Israeliten und ihrem Anführer, Josue, hörte, schickte er zu Jobab, dem König von Madon, sowie zum König Semeron und zum König von Achsap und zu den Königen im Norden auf dem Berglande, in der Ebene südlich von Keneroth, in der Niederung und auf dem Höhenzug von Dor am Meer, zu den Kanaanitern im Osten und Westen, zu den Amorrhitern; Hethitern, Pherezitern und Jebusitern auf dem Gebirge und zu den Hevitern am Fuß des Hermon im Lande Maspha. So zogen sie mit all ihren Heeren aus, mit einer Kriegsmaschinerie, wie sie die Welt damals und die Israeliten noch nie gesehen haben, um mit Israel zu kämpfen, das am See von Merom lagerte und ihrem Eroberungsdrang ein jämmerliches Ende zu bereiten. Aber all die eben genannten Könige, samt ihrer überlegenen Kriegsmaschinerie , haben die Rechnung ohne den Gott Israels gemacht, denn der Herr hat zu Josue gesagt, dass er vor dieser militärischen Übermacht sich nicht fürchten müsse, denn er werde an der Seite der Israeliten kämpfen und all die heutigen Gegner morgen um die Zeit tot vor ihre Füße legen werde. Und Josue überkam ganz plötzlich eine noch nie gekannte Kraft und er überfiel die noch nicht aufgestellten gegnerischen Kämpfer, die noch nicht einmal vor lauter Überraschung ihre Schwerter ziehen konnten. Die Israeliten schlugen sie und verfolgten die flüchtenden Gegner bis Groß-Sidon und weiter bis Maserephoth Majim und bis in die Talebene von Masphe im Osten bis es keine Überlebende mehr gab, weder Krieger noch einfache Bewohner der Stadt und des Umlandes, denn Josue tat an ihnen, wie der Herr ihnen geboten hat. Darüber hinaus lähmte er ihre Rosse und verbrannte ihre Streitwagen.

Danach eroberte Josue mit seinen Kriegern, wie Gott ihm befohlen hat die Stadt Asor mit den dazugehörigen Königstädten und vollzog an den Bewohnern, so hart es auch klingen mag, auch hier wieder den Bann an allen Lebewesen, einschließlich der Könige und auch ihren Familien. Nun galt es nur noch die Enakiter im Gebirge, zu Hebron, Dabir und Anab, auf dem ganzen Bergland von Juda und auf dem ganzen Bergland von Israel an ihnen und den Städten, wie der Herr Josue befahl, den Bann zu vollziehen. Es blieben keine Enakiter im Lande der Israeliten mehr übrig. Nur in Gaza, Geth und Azot hielten sich versprengte kleine Reste, die nicht so richtig wussten was mit ihnen da geschehen ist, so überraschend kam für sie alle die vernichtende Niederlage.

So eroberte Josue das ganze Land, wie der Herr es Moses geboten hatte und Josue gab es den Israeliten zum Erbbesitz; aufgeteilt nach ihren Stämmen und Abteilungen. Das Land hatte vorerst Ruhe und Frieden und konnte die Segnungen des verheißenen Landes, Milch und Honig in Überfluss genießen, was dem Fürsten dieser Welt ganz und gar nicht gefallen konnte und darüber immer und immer wieder nachdachte, wie das auserwählte Volk wieder von Gottes Wegen abbringen konnte.

Die Zeit kam, dass auch Josue sich bereit machen sollte für die große Reise zu seinen Vätern. Josue berief die Ältesten der Stämme Israels zu sich nach Sichem und wollte das Volk der Israeliten auf die Zeit nach seinem Weggang zu den Vätern vorbereiten, dass sie unsern Gott, den alleinigen, nie verlassen sollten, denn so lange sie ihm alleine die Treue halten, nicht auf seinen Gegenspieler, dem Fürsten dieser Welt Gehör schenken und keinen weiteren Götzen huldigen wollen, wird auch er sie, wie sie es ja selbst immer wieder erleben konnten, wie bei der Eroberung des verheißenen Landes, als ihr die mächtigsten Gegner fast leichtfertig besiegt habt, nicht verlassen. Auch sollt ihr in Zukunft euch nicht mit den überlebenden Heiden im Lande vermischen, denn nicht sie werden unsern Gott anhangen, sondern ihr werdet zu den ihrigen Göttern wechseln, die weniger anspruchsvoll als unser Gott ist und unsern Gott erzürnen. Und wie es diesen Israeliten ergangen ist, die Gottes Gebote überschritten und nicht befolgt haben, habt ihr selbst an den Übeltätern sehen dürfen. Und so wird dann auch der Zorn des Herrn gegen euch entbrennen, und ihr werdet bald aus diesem schönen Land verschwinden, das er euch gegeben hat.

Doch der Herr drängte Josue die Stammesältesten, die Oberhäupter, die Richter und Amtsleute, noch vor seinem Tod, zu sich nach Sichem zu bestellen. Er ließ all die Geladen vor dem Offenbarungszelt, vor Gott, sich aufstellen und sagte zu ihnen, dass er im Namen des allmächtigen Gottes ihnen das, was er jetzt sagt noch einmal sagen muss. Und er begann mit Abraham, der in alter Zeit jenseits des Stromes Thares wohnte. Sein Vater verehrte fremde Götter. Gott aber holte ihn aus dieser anderen Götterwelt heraus, denn erwollte ihn zum Stammvater eines großen Volkes machen und er ließ ihn im verheißen Land Kanaan umherwandern, dass er sehen konnte, in was für ein schönes Land seine Nachkommen einst kommen werden. Er selbst musste vorerst noch in vielen Gegenden als Gast leben. Ihm selbst schenkte er den Isaak. Dem Isaak den Esau und den Jakob. Dem Jakob zwölf Söhne, die Stammväter des heutigen Volkes Israel. Durch seinen elften Sohn, dem Joseph, den seine Brüder aus Neid an ägyptische Händler verkauft haben. Durch diesen Bruder Joseph kamen sie als freie Gäste nach Ägypten. Doch als sich die Israeliten in Ägypten stark vermehrten, bekamen die Ägypter es mit der Angst zu tun und versklavten unsere Väter und knechteten sie von Generation zu Generation mehr und mehr. Ihre Hilfeschreie drangen bis zu unserm Herrn in die Himmel und er sandte Moses und Aaron zu ihnen, um sie aus der Knechtschaft zu befreien. Aber der Pharaon dachte nicht daran diese billigen und fleißigen Arbeiter so einfach ziehen zu lassen und sie aus der Sklaverei zu entlassen. Doch der Herr wirkte durch Moses große und beeindruckende Wunder, die den Pharaon anfangs eher humorvoll beeindruckte. Erst als es ans Leben der Ägypter ging, die Familie des Pharaon mit eingeschlossen, ließ er sie ziehen. Aber bald gereute es ihn, dass er sie hat ziehen lassen und er setzte ihnen mit seiner gesamten Kriegsmaschinerie nach. Und Gott hat durch seine Gegenwart eure Väter trockenen Fußes durch das Schilfmeer ziehen lassen und die ins Schilfmeer nachrückende Soldateska des Pharao mit allem ihren Kriegsmaterial ertrinken lassen. Dann zogen sie, weil sie an mir ihren Gott gezweifelt haben, jahrelang durch die Wüste und ich, euer Gott, habe sie dennnoch nicht verhungern noch verdursten lassen. Hierauf führte ich euch in das Land der Amorrhiter, die jenseits des Jordan lebten und ich gab sie euch in eure Hände und ich vernichtete sie vor euren Augen, wie auch den Moabiterkönig Balam. Und ihr zogt weiter trockenen Fußes durch den Jordan und kamt nach Jericho, die ich auf wunderbare Weise in eure Hände gab, obwohl hier die Amorrhiter, Phereziter, Kanaaniter, Hethiter, Gergesiter, Heviter und Jebusiter gegen euch kämpften. Doch ich gab sie alle in eure Gewalt. Nicht mit dem Schwert, noch den Bogen habt ihr sie besiegt. Ich habe Hornissen vor euch hergesandt, die haben die zwei Amorrhiter vor euch in die Flucht geschlagen. Und ich gab euch ein Land, um das ihr euch nicht groß abmühen musstet, ich gab euch Städte, die ihr nicht erbaut habt und in den ihr wohnen könnt, ich gab euch Weinberge und Olivenhaine, die ihr nicht gepflanzt habt zu euerm Gebrauch. So kann auch ich euch nur ermahnen: „Fürchtet nun den Herrn und dient euerm Gott ehrlich und aufrichtig. Schafft die Götter und Götzen weg, denen eure Väter jenseits des Stromes aber auch in Ägypten gedient haben. Entscheidet euch heute und hier, wem ihr in Zukunft dienen wollt; ob ihr in Frieden und Wohlergehen hier in diesem Land leben wollt, dass Gott euern Vätern verheißen hat oder wieder durch die Wüsten irren wollt und andere für euer Sosein verantwortlich machen wollt? Vergesst dabei nicht, dass ihr in seinem Land eine Bleibe gefunden habt, der keinen euren Treuebruch ihm gegenüber vergisst und ihn entsprechend ahnden wird, bis zum Verlust eurer Heimat!“

Das Volk bekannte darauf einmütig: „Auch wir wollen dem Herrn unsern Gott

dienen, offen und ehrlich auf ewige Zeiten, denn er ist unser Gott, gestern, heute und auch morgen, ja bis in alle Ewigkeit.“ Wie schön hätte es für die Israeliten doch sein können, wenn sie ihr Versprechen nicht nur ihrer Urväter sondern auch ihre eigenen, ihrer Kinder und auch ihrer Kindeskinder gehalten hätten! Josue erinnerte sie noch an Moses letztes schriftliches Vermächtnis, -/Siehe Buch Dt. 32, 1-43/-, in dem der Herr ihren Nachkommen den massenhafte Abfall von ihm vorhersagte, denn bei den fremden Göttern wird es sich kurzfristig besser, angenehmer und leichter leben. Aber auch die Folgen für das auserwählte Volk für ihr Sosein hat der Herr Moses für euch aufschreiben lassen, bis zu ihrer fast vollen Vernichtung, denn das Volk der Israeliten sollte dann nicht sagen können, es habe die Folgen ihres Soseins nicht gekannt. „Gott hat euch einen freien Willen gegeben, der euch die Möglichkeit gibt sich für ihn zu entscheiden, in Zucht und Ordnung, im Wohlstand und Frieden zu leben oder zügellos, niemandem hörig, dem Untergang geweiht, -/Siehe den Propheten Jeremias!/-, zu leben, der den Israeliten alle ihre Laster vorgehalten hat und Jeremias selbst die angedrohten Folgen auch erleben durfte, wie auch die Wegführung des restlichen, auserwählten Volkes in die Babylonische Gefangenschaft, von der er wie durch ein Wunder verschont geblieben ist. Und Josue ermahnte das versammelte Volk, anbetracht der Gefahren, die noch ringsum auf sie lauerten, dass sie nur mit Gott an ihrer Seite den Neidern ringsum wiederstehen werden können, andernfalls, wenn sie den falschen hier vorgefundenen Göttern nachlaufen werden, Gott sie wieder fallen lasse und sie zur Beute der umliegenden Völker werden, die ja nur auf diesen Abfall von ihrem starken Gott warten. Da sprach das Volk abermals zu Josue: „Dem Herrn, unsern Gott, wollen wir alleine dienen, auf seine Stimme hören und die hier vorgefundenen Götzenbilder und ihre Altäre restlos vernichten!“ Über den heutigen Tag und das erneute Treuegelöbnis verfasste Josue einen Bericht, der als das Gesetz von Sichem in das Gesetzbuch Gottes einging. Josue ließ einen großen Stein heranschaffen und stellte ihn unter der Eiche im Heiligtum Gottes auf, die alles was Josue zum Volk und das Volk zu Josue sprach. Und dieser Stein sollte die Israeliten immer wieder an den heutigen Tag und ihr erneutes Treuegelöbnis, ihrem Gott gegenüber, erinnern. Nachdem alles protokolliert war, was heute gesagt worden ist, entließ Josue das Volk in die ihnen zugeteilten Wohngebiete. Nach diesen ereignisreichen Tagen starb Josue im Alter von 110 Jahren und kehrte zu seinen Vätern heim. Man begrub ihn, unter großer Anteilnahme des Volkes zu Thamnathsare im Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaas.

Die Generation der Israeliten, die die Wundertaten des Herrn zu Josue Zeiten erlebt haben diente treu dem Herrn, wie es das Gesetz des Bundes vorsah. Doch schon die nächste Generation, die all die Wundertaten des Herrn die er seinem Volk erwies bis hin zur Inbesitznahme des verheißenen Landes nicht erlebt haben, kamen immer mehr auf die Idee, dass die Verehrung der Götter der hier noch lebenden Heiden, der Baalen, interessanter war als die Verehrung des einen Gott ihrer Väter, und die warnenden Verheißungen des Josue kurz vor seinem Tod an das Volk für diesen Fall des Treuebruchs gegenüber ihrem Gott sollte diese Warnungen an ihrem eigenen Leibe sehr bald zu spüren bekommen. Die wiederholten Misserfolge im weiteren Eroberungskrieg, und immer mehr Tote in den eigenen Reihen, was vorher nicht war, begann sie immer nachdenklicher zu stimmen. Aber für sie war es immer noch angenehmer den Baalen und den Astarten zu dienen, als dem Gott, mit dem ihre Väter einen Bund auf ewig geschlossen hatten, denn bei den Göttern ging es doch bisschen zügelloser zu als bei ihrem einen Gott, der in seinen Geboten den Ehebruch und die Vielweiberei verboten oder unter Sünde gestellt hat.

Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel und er sagte: „Von all den heidnischen Völkern, die Josue noch nicht vertrieben hat, soll das jetzige Geschlecht der Israeliten keines mehr vertreiben können. Ich will sehen, wie weit ihre Untreue zu mir noch geht?“ Und Gott sah, dass israelitische Männer heidnische Frauen nahmen und umgekehrt heidnische Männer israelitische Frauen ehelichten. Durch diese Mischehen zogen auch die heidnischen Götter, die Baalen und die Astarten und somit die Sünden mehr und mehr in die israelitischen Völker ein. So gab es bald keine Abgrenzungen mehr, und so ließ er sie in die Hände Chusan Rasathaims, des Königs vom nördlichen Mesopotamien fallen, der sie acht Jahre lang ausbeutete. Als das Volk restlos ausgepresst am Boden lag, kamen sie wieder, wie so oft schon, zur Besinnung und riefen zum Herrn um Erbarmen und Hilfe und er schickte ihnen einen neuen Retter in Gestalt des jüngeren Bruders Kaleb, Othoniel, den der Herr zum obersten Richter Israels bestellte. Als er zum Befreiungskrieg gegen Chusan Rasathaims auszog, gab der Herr ihn, den König von Nordmesopotamien in seine Hand der ihn und sein Heer tötete. Nun hatte das Volk unter seiner Führung vierzig Jahre Frieden und Wohlergehen, bis Othoniel starb. Bald danach fielen die Israeliten wieder von ihrem Gott ab und hangen den fremden Göttern an und die Folge war, dass der Herr den Moabiter König Eglon stärker und mächtiger werden ließ als die Israeliten, verbündete er sich gegen die Israeliten mit den Ammonitern, und den Amalekitern und besiegte die Israeliten und nahm die Palmenstadt ein. Achtzehn Jahre lang mussten die Israeliten ihm, dem König Eglon, bis zur völligen Erschöpfung ihre Abgaben entrichten. Was ist bloß in dieses Volk gefahren? Sie wussten doch, wenn sie treu zu ihrem Gott stehen und standen, ging es ihnen gut und sie waren die Herren in ihrem Lande und, wenn sie sich von Gott abwandten, sie zum Sklaven der umliegenden Völker wurden, die sie restlos aussaugten bis geht nicht mehr. Sie wussten es und trotzdem fielen sie immer wieder von ihrem Gott ab. Als das Volk wieder in der Knechtschaft zur Besinnung kam und Gott um Verzeihung und um Hilfe in ihrer Not bat, schickte er ihnen Aod, einen Nachkommen aus dem Stamm Benjamin, der als Linkshänder den König Eglon erstach und die Moabiter, ihres Königs beraubt, vernichtend geschlagen. Die Israeliten lebten dann achtzig Jahre in Frieden mit ihrem Gott und in völliger Unabhängigkeit von ihren Nachbarn. Diese Wechselspiele, Abfall und Wiederbekehrung der Israeliten wiederholte sich ständig, mal in kürzeren, mal in längeren Abschnitten. Die weitere Geschichte der Israeliten war eine Geschichte, ein Abschnitt für die nächsten Jahrhunderte voller Wechselspiele. Standen sie treu zu ihrem Gott, ging es ihnen gut, fanden sie Gefallen an den Lebensgewohnheiten der heidnischen Mitbewohner, ging es ihnen schlecht und gerieten in ihre Abhängigkeit. Jetzt mach ich einen Sprung über einige hundert Jahre zu dem vorletzten vom Herrn bestellten Richter, zu Heli, der zugleich im Offenbarungszelt als hoher Priester Dienst tat. Zu seiner Zeit lebte in Ramathaim Sophim im Gebirge Ephraim ein Gottesfürchtiger Mann, der Elkana hieß. Er hatte zwei Frauen. Die eine, seine Lieblingsfrau, hieß Anna und war kinderlos. Die zweite hieß Phenenna und schenkte ihm Söhne und Töchter, worunter die kinderlose Anna sehr litt, obwohl ihr Mann Elkana ihr immer wieder versicherte, das er sie sehr, sehr lieb habe zumal sie auch noch seine Hauptfrau war, ähnlich wie seinerzeit Abrahams Lieblingsfrau Sara, die erst, nachdem ihre ehemalige Magd Agar, die dann Abrahams Nebenfrau wurde, ihm, einen Sohn, den Ismael schenken durfte, sie, Sara, erst dann Abraham seinen Sohn, den Isaak, schenkte.

Jedes Jahr zog Elkana mit seinen beiden Frauen und Kindern zum Erntedankfest nach Sichem, um Gott zu danken und zu opfern. Für Anna war diese Wallfahrt nach Sichem jedes Jahr das reinste Martyrium, denn Phenenna stand als die Vollkommene vor dem Heiligtum und Anna als die Versagerin, was auch Phenenna sie immer wieder spüren ließ. In diesem Jahr blieb Anna lange alleine, an den Türpfosten gelehnt, in sich versunken, vor dem Heiligtum und trug ihm, ihrem Gott, nur die Lippen dabei bewegend, ihr Anliegen vor. Da Kam Heli aus dem Offenbarungszelt, dem Heiligtum, sah Anna ganz versunken, angelehnt an den Pfosten stehen und nur wie sie die Lippen bewegte, wobei die Tränen ihre Backen herab liefen. Sein erster Gedanke war: „Was will diese Frau, die offensichtlich zu viel des guten Weines genossen hat hier vor dem Heiligtum, statt in ihrer Wohnstatt den Rausch aus zuschlafen!“ In seiner Eigenschaft als Hüter des Heiligtums glaubte er Anna wegen ihres Rauschzustandes anzusprechen. Doch Anna antwortete ihm, dass sie keinen Rausch habe, sondern nur den Herrn darum bitte, ihren geheimsten Wunsch zu erfüllen. Jetzt merkte Heli, dass Anna nicht vom Zuviel des süßen Weines beseelt war und weinte, sondern ein Herzensproblem hatte, wo nur der Herr helfen kann. Anna legte ein Gelübde ab und versprach dem Herrn, dass wenn der Herr ihre Bitte erhören sollte und ihr einen Sohn schenkt, so will sie ihn für sein ganzes Leben dem Herrn weihen und kein Schermesser an sein Haupt lassen. Als Anna sich vom Eingang des Heiligtums entfernte segnete sie Heli und sagte zu Anna, dass der Herr ihr Anliegen ganz bestimmt erhören wird. Am nächsten Tag kehrte Elkana mit seiner Familie zurück nach Ramatha in ihr Haus und der Herr gedachte der Anna, die nach einem Jahr einen Sohn gebar, den sie Samuel nannte, „denn“, sagte sie, „vom Herrn habe ich ihn erbeten.“

Nach ein paar Jahren, als Samuel entwöhnt war, brachte Anna Samuel nach Sichem, um ihn Gott zu weihen. Mit einem dreijährigen Rind, einem Epha Mehl und einem Schlauch Wein. Als das Rind geschlachtet war und sie den Knaben zu Heli brachte, sagte sie zu ihm: „Verzeihe Herr! So wahr du lebst, mein Herr! Ich bin die Frau, die hier bei dir am Torpfosten stand, um den Herrn anzuflehen und du glaubtest, ich wäre berauscht voll süßen Weines. Um diesen Knaben habe ich gebetet, und du damals glaubtest, ich wäre weinselig. Nun hat mir der Herr die Bitte gewährt, die ich an ihn richtete. So übergebe ich ihn dem Herrn. Für sein ganzes Leben sei er dem Herrn geweiht!“ Dann betete Anna und dankte und lob pries den Herrn mit ihren eigenen Worten, mit ihrem Lobgesang.

Heli hatte zwei Söhne, zwei nichtswürdige Menschen. Ihre Aufgabe war es, sich um den Herrn und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften der Israeliten gegenüber dem Herrn zu kümmern. Die Brandopfer entweihten sie, indem sie von den Opfertieren Fleisch nahmen, bevor das Fett verbrannt war, beziehungsweise es noch nicht gar gekocht war. So ein Verhalten war vor dem Herrn eine große Sünde, denn es war in den Augen des Herrn eine große Geringschätzung des Brandopfers. Heli war schon sehr alt, als er hörte, was da seine beiden Söhne für Ungereimtheiten mit den Israeliten vor dem Herrn trieben. Nicht genug, dass sie sich an den Opfertieren vergriffen, vergingen sie sich sogar an den Frauen, die vor dem Offenbarungszelt Dienst taten. Was sie da taten, waren keine Sünden gegen ihr Mitmenschen, über die ein menschlicher Richter entscheiden müsste, nein, was sie taten, waren Sünden wider Gott, über die nur Gott urteilen kann. Und Gott hat entschieden, dass sie bald sterben müssen.

Der Knabe Samuel aber versah mit einem linnenen Schultertuch umgürtet, den Dienst vor dem Herrn. Seine Mutter brachte ihm alljährlich, wenn sie mit ihren Leuten nach Sichem kam, um zu opfern einen Rock mit, der dem Wuchs des Knaben angemessen war. Da segnete Heli Elkana und seine Frau Anna mit den Worten: „Möge der Herr dir Kinder schenken von dieser Frau an Stelle dessen, den sich der Herr erwählt hat!“ Wieder daheim nahm sich der Herr der Anna an. Sie wurde guter Hoffnung und gebar ihrem Mann Elkana noch drei Söhne und zwei Töchter. Der junge Samuel aber wuchs heran, zur Freude des Herrn und der Menschen, denn er hatte nicht nur immer beide Ohren, Augen und den Mund für den Herrn, sondern auch für die Probleme der Menschen, die hierher kamen und Hilfe beim Herrn suchten, was man von den Söhnen Helis nicht sagen konnte, denen offensichtlich das Hemd näher saß als der Rock. Auch dem Herrn ist das nicht immer gesetzestreue Verhalten der Heli Söhne aufgefallen, mehr noch aber, dass Vater Heli nichts dagegen tat, um es zu unterbinden, oder es zu verhindern, was Gott ganz und gar nicht gefallen konnte. Eines Tages trat ein fremder Gottesmann an Heli heran und brachte ihm vom Herrn sehr schlechte Kunde für dem Fortbestand seines von Gott erwählten Priesterstandes wegen des gottfernen Verhaltens seiner Söhne, und dass er nichts dagegen unternehme, die eigentlich von Gott dazu berufen wurden, um seine Ehre zu mehren und dann erst an ihre eigenen Ehre und das eigene Wohlergehen zu denken! „Und du Heli“, sagte der Gottesmann, „hast ihr Verhalten nicht verurteilt. So weit darf Vaterliebe nicht gehen. Dafür werden“, so spricht der Herr, „dein ganzes Haus in tiefer Erniedrigung sterben. Und dies soll das Zeichen sein, beide deine Söhne, Ophini und Phinees, sie beide werden an einem Tage sterben. Ich aber werde mir einen zuverlässigen Priester bestellen, der nach meinem Willen und Sinnen handelt. Wer dann noch von deinem Stamme übrig ist, wird sich vor ihm niederwerfen und um ein Brot oder um ein Geldstück, bestimmt aber um Hilfe betteln.“

Heli wurde älter und sein Augenlicht immer schwächer. Eines Nachts, Heli schlief in seinem Zelt, Samuel im Heiligtum, da wo die Bundeslade stand. Zweimal wurde er geweckt und bei seinem Namen gerufen. Samuel meinte, dass Heli ihn gerufen hat und ging zu ihm und meldete sich mit den Worten: „Hier bin ich, hast du mich gerufen?“ Doch Heli schickte ihn beide male zurück ins Heiligtum, wo Samuel geschlafen hat und sagte zu ihm: „Ich habe dich nicht gerufen, geh leg dich nieder und schlafe weiter. Und die Stimme rief Samuel zum dritten Mal und Samuel ging zum dritten Mal zu Heli, der jetzt erkannte, dass es der Herr persönlich ist, der Samuel gerufen hat und sagte Samuel: „Geh leg dich schlafen. Wenn die Stimme dich wieder ruft, so antworte: Rede Herr, dein Diener hört!“ Und da passierte es zum vierten Mal, dass der Rufer kam und Samuel beim Namen rief. Samuel antwortete, wie Heli es ihm gesagt hat: „Rede Herr, dein Diener hört!“ Und der Herr sagte zu Samuel, dass er jetzt die Heli angedrohte Strafe an ihm und seinem Hause vollziehen werde, denn er wusste, dass seine Söhne großes Unrecht in meinem Heiligtum tun und er nichts dagegen unternimmt.: „Nun ist das Maß so voll, dass kein noch so großes Opfer noch Gaben diese von seinen Söhnen angehäufte Schuld jemals gesühnt werden kann. Samuel blieb bis zum Morgen auf seinem Lager liegen, Dann öffnete er die Tore zum Heiligtum und fürchtete sich, Heli sein nächtliches Gesicht mitzuteilen. Doch es dauerte nicht lange und Heli, der wohl nichts Gutes ahnte, ob des nächtlichen Ereignisses rief Samuel zu sich und befahl ihm, in fast gebieterischem Ton, ihm alles zu sagen, was der Herr ihm gesagt hat. Ja, er drohte ihm die schlimmsten Strafen des Herrn an, wenn er ihm etwas verheimliche oder verschönere oder nur Halbwahrheiten erzählen würde. Samuel erzählte ihm die ganze Offenbarung, ohne ihm etwas zu verschweigen. Heli erwiderte mit sehr ernster und gefasster Stimme: „Es ist der Herr. Er tue, was ihm wohlgefällt. Samuel wuchs heran und sein Wort galt in ganz Israel. Zu jener Zeit zogen die Israeliten in den Kampf gegen die Philister, den die Philister gewannen. Die Israeliten, die die heutige Schlacht gegen die Philister verloren haben, hatten bald einen Grund, warum der Sieg heute an die Philister ging, denn die Bundeslade muss her, dass der Herr wieder unter uns und mit uns gegen die Philister kämpft. Eiligst wurde die Bundeslade herbeigeholt und bei ihrem Eintreffen erhob das Israelische Heer so ein lautes Jubelgeschrei an, das die Erde bebte und die Philister ob diesem Geschrei es mit der Angst zu tun bekamen. Doch die Heerführer der Philister beschwörten ihre Krieger mutig zu bleiben, denn morgen wird es sich entscheiden, wer der Herr im Lande sein werde, wir die Philister oder die Israeliten, wer dann wem zu Diensten sein werde! Und so kämpften die Philister und die Israeliten wurden noch vernichtender Geschlagen als am Vortag und auch die Bundeslade haben die Philister erobert. Dreißig Tausend Israeliten Fußvolk mussten an diesem Tage ihr Leben lassen. Auch die beiden Söhne Hels, Ophni und Phinees, die die Bundeslade von Sichem hier her begleiteten, warenunter den gefallenen Israeliten. Ein Krieger aus dem Stamme Benjamin brachte Kunde von der doppelten Niederlage und dem Tode der beiden Heli Söhne, Ophni und Phinees gegen die Philister nach Sichem. Heli, als er vernahm, dass die Bundeslade in die Hände der Philister geriet, fiel rückwärts von seinem Stuhl, brach sich das Genick und starb. Seine Schwiegertochter, die Frau des Phinees, die guter Hoffnung war, bekam als sie hörte was auf dem Schlachtfeld eben passierte, vorzeitig ihre Wehen und gebar einen Sohn, den sie Ischabod nannte, was so viel heißt: „Die Ehre Israels ist hin, denn die Lade Gottes ist von ihnen weg genommen!“

Die Philister nahmen die erbeutete Bundeslade vom Schlachtfeld mit nach Azon und brachten sie in den Tempel des Dagons und stellten sie neben Dagon, ihren Götzen, auf. Am nächsten Morgen, als die Bewohner in den Tempel kamen, stand Dagon nicht auf seinem Stammplatz auf seinem Sockel, sondern lag vor der Bundeslade bäuchlings auf der Erde. Die Philister hatten nichts Eiligeres zu tun, als ihn auf seinen Sockel, auf seinen Stammplatz zu hieven. Doch am nächsten Morgen lag Dagons Körper, diesmal ohne Kopf und Arme, wieder bäuchlings vor der Bundeslade. Kopf und Arme lagen auf der Schwelle, so als wollten sie eiligst den Tempel, angsterfüllt, verlassen. Den Bewohnern der Stadt Azon brachte die Bundeslade keinen Segen; die Menschen erkrankten mehr und mehr an den Pestbeulen. Die Bewohner Azons beschlossen, die Bundeslade der Israeliten nach Geth zu bringen. Aber der Stadt Geth erging es noch schlimmer als zuvor der Stadt Azot, denn hier in Geth hat der Gott der Israeliten nicht gekleckert wie in Azot, sondern gleich geklotzt. Die Grether Bewohner sandten die Bundeslade ohne lange Diskussionen wie zuvor in Azot, in die Stadt Akkaron. Doch die Akkaroner Bürger erkannten die wahre Gefahr, die von der Bundeslade ausging, versammelten alle fünf Häuptlinge der Philister und meinten, wenn ihr nicht unser ganzes Volk ausrotten wollt, so schickt die Bundeslade den Israeliten zurück. Doch die Häuptlinge der Philister wollten die wahre Lage, in der sie sich, die Philister befanden, immer noch nicht erkennen und glaubten, die Sterbefälle, der von den Pestbeulen geplagten sei eine vorübergehende und zufällige Erscheinung, wie sie immer wieder vorkommt und die Israeliten, ohne ihre Bundeslade bleiben ein hoffnungsloses Häufchen, das uns bedienen wird und nicht wir sie. Doch das Wehgeschrei der Philister wurde nicht nur täglich, sondern fast von Minute zu Minute lauter und angsterfüllter, denn die Menschen starben wie die Fliegen nach einem Kälteeinbruch, denn die Bundeslade der Israeliten war nun schon sieben Monate in den Händen der Philister. Die Häuptlinge der Philister ließen nun ihre Priester und Wahrsager kommen, um sie zu befragen, was nun mit der Bundeslade geschehen soll! Und die Wahrsager sagten den Philistern: „Wenn ihr den Israeliten die Lade ihres Gottes zurückgeben wollt, dann gebt sie nicht leer zurück, sondern schickt ein Sühnegeschenk mit; so werdet ihr geheilt werden und ihr erfährt, warum seine strafende Hand nicht von euch ablässt. Die Häuptlinge fragten, wie dieses Sühnegeschenk aussehen sollte. Und die Priester sagten: „Gemäß der fünf Häuptlinge lasst fünf goldene Pestbeulen, wie ihr sie am eigenen Körper ertragen habt, und fünf goldenen Mäuse, die in Überzahl eure Feldfrüchte fraßen anfertigen und gebt dem Gott Israels die Ehre. Vielleicht lässt er dann seine Hand nicht mehr auf eurem Land, auf eurem eigenen Gott und euch Bewohnern lasten. Und dann warnten sie die Philisterhäuptlinge noch, sie mögen nicht vergessen, sondern immer daran denken, wie der Gott der Israeliten den Pharao und ganz Ägypten durch seine lastenden und strafenden Hände auf ihm und seinem Volk, sie gezwungen hat, die Israeliten aus seinem Land ziehen zu lassen. Besorgt einen neuen Wagen, spannt zwei Milchkühe, die noch kein Joch getragen haben davor. Den ‚Sühne Schmuck’ legt in ein Schmuckkästchen neben die Lade. Lasst dann das Gespann ohne Antreiber ziehen. Ziehen sie mit dem Gefährt nach Bethsames, so wisset, der Herr hat das große Unglück über uns gebracht; ziehen sie wo anders hin, so wisset, dass nicht der Herr uns dieses Unglück gebracht hat, sondern es war ein ganz, sich immer wieder wiederholendes Unglück, das uns diesmal traf. “ Die Philister taten, wie ihnen ihre Priester und Wahrsager es ihnen befohlen hatten und trieben die Kühe zum Abmarsch an. Und siehe da, obwohl es viele Möglichkeiten gab, bogen sie auf die Straße nach Bethsames ab und blieben, immer laut brüllend auf dem Weg nach Bethsames, ohne auch nur einmal fälschlicherweise nach links oder rechts abzubiegen. Die Philisterfürsten begleiteten die Lade bis an die Grenze von Bethsames, um sicher zu sein, dass sie auch bei den Israeliten so ankommen möge, wie sie sie auf die Reise nach ihrem alten Standort abgeschickt haben. Die Bewohner Bethsames waren gerade dabei ihre Weizenernte heim zu bringen, als sie die Bundeslade kommen sahen. Sie ließen ihre Arbeit liegen und eilten der Bundeslade entgegen, die vor einem großen Stein auf dem Felde Josue aus Bethsames zum Stehen kam, denn die Kühe hielten wie von einer geheimen Stimme aufgefordert an. Die Bethsamer Menschen spalteten den Wagen, schlachteten die Kühe und brachten dem Herrn ein Brand- und Sühneopfer dar. Die Leviten aber stellten, für alle weithin sichtbar, die Lade und das Schmuckkästchen mit dem Sühneschmuck auf den großen Stein. Als die Philisterfürsten das sahen, wussten sie, das der Gott , der Israeliten wieder unter seinem Volke weilt und kehrten noch am gleichen Tag nach Akkaron ins Philisterland zurück. Aber die Bethsamer waren auch nur Menschen, die mit der Last der Neugier belastet waren. Und so schauten sie, obwohl sie es hätten wissen müssen, das kein normal sterblicher, auch von den Israeliten, in die Bundeslade hätten schauen dürfen um nachzugucken, ob auch alles was in der Bundeslade hätte sein müssen noch drinnen ist und nicht von den Philistern entwendet und zurückbehalten wurde. Gott belohnte ihre Neugier mit siebzig Toten aus Bethsamen und fünfzig Tausend Toten aus dem ganzen Volke. Die Bethsamer erkannten bald, dass sie sich am Heiligtum des Herrn vergriffen hatten, und dass die Lade nicht hier her zu uns gehört und schickten Boten nach Kariathiarim und ließen ihnen sagen, das die Philister die Bundeslade zu uns nach Bethsames gebracht haben: „Kommt herab und holt sie zu euch hinauf!“ Die Kariathiarimer holten die Lade in Bethsames und brachten sie hinauf in das Haus des Abinadabs, wo sie sich die nächsten zwanzig Jahre befand und bestimmten seinen Sohn Eleazar zum Hüter des Herrn. Doch die Lasten, mit denen die Philister und die anderen heidnischen Völker die unterlegenen Israeliten belegten, wurden immer drückender und sie gedachten der Zeiten, als es noch umgekehrt war und ihr Gott sie stark, groß und den heidnischen Völkern überlegen machte. Die ältesten der Israeliten, die noch aus ihrer Kinderzeit her die Gebote des Herrn kannten, nach denen sie leben sollten, waren die ersten, die die Ursachen ihres Sosein erkannten und verwünschten den Tag, an dem sie sich den heidnischen Göttern und Göttinnen zu wandten, denn ihre Gebote und ihre Befolgung, sie waren um ein vieles leichter und noch angenehmer sie zu befolgen, sprich Zügelloser, als die Gebote des Herrn. Doch die heidnischen Götzen- und Astartebilder haben immer wieder den Israeliten kein Glück und keinen Segen gebracht. Und was taten die Israeliten, wenn ihnen das Wasser wie jetzt bis an die Nase reichte und sie noch ein bisschen denken konnten? Sie wandten sich mit lautem Wehklagen zum Herrn und seinem Auserwählten, dass er mit ihnen beim Herrn interveniere, ihn um Verzeihung bitte und wir ihm Besserung geloben. Doch da traf Samuel bei den Israeliten den Nagel auf den Kopf und hielt dem ganzen jammernden Volk der Israeliten den Spiegel vor ihr eigenes Gesicht und sprach: „Volk Israel, hört auf zu Jammern! Wenn ihr zum Hause des Herrn zurückkehren wollt, so tut es mit euerm ganzen Wollen und nicht nur mit Halbwahrheiten und lautem Gejammer! Entsagt dem zügellosen Leben bei den Götzendiensten! Entfernt aus eurer Mitte die Götzen- und Astartebilder, denn sie bringen euch nur kurzfristige Befriedigungen eurer Selbstsucht, denn der Rausch und der Wahn ist kurz, die Reue danach aber sehr lang und schmerzhaft, aber kein erfülltes Leben in Wohlstand und vollkommener Zufriedenheit! Richtet daher eure Herzen und euer Sinnen auf den Herrn, der eure Väter schon aus der Knechtschaft Ägyptens hier her ins verheißene Land geführt hat und so wird er auch euch aus der Sklaverei der Philister führen, wenn ihr euch wieder auf den Herrn unsern Gott besinnen und zu ihm zurückkehren werdet. Die Israeliten taten was Samuel von ihnen verlangte und schafften als erstes die Baale- und die Astartebilder aus ihrer Mitte fort, die ihnen außer Zügellosigkeit nur Not und Elend brachten und dienten fortan nur dem Herrn allein. Samuel lud darauf ganz Israel nach Masphath zu einem Versöhnungstag ein, an dem er für das ganze Volk zum Herrn beten wolle und alle Israeliten sich mit Gott versöhnen mögen. So versammelte sich das ganze Israel in Masphath, schöpften Wasser und gossen es vor dem Herrn aus, um symbolisch eine äußere Reinigung vor dem Herrn zu vollziehen. Die innere Reinigung, sollte das ganztägige Fasten bewerkstelligen. Dann bekannten sie lautstark, dass sie sich vor dem Herrn versündigt haben und gelobten Besserung, nur für wie lange?

Doch die Philisterfürsten bekamen Kunde von der Versammlung der Israeliten in Masphath und glaubten, bevor sie sich wieder organisieren und zum Kampfe gegen uns ausziehen, besuchen wir sie mit unseren Truppen und bringen sie durch eine Niederlage wieder zur Vernunft. Als die Israeliten die Philister auf sie zu kommen sahen, war ihr Kampfes Mut, ob ihrer vergangenen Lebensweise auf den Nullpunkt gesunken, und sie bestürmten Samuel für sie beim Herrn zu beten, denn nur der Herr kann die, für den Krieg nicht gerüsteten Israeliten vor der endgültigen Vernichtung bewahren. Samuel nahm ein Lamm, das noch gesäugt wurde und brachte es dem Herrn als volles Brandopfer dar und betete dabei laut zum Herrn für sein Volk, das ohne himmlische Hilfe der Ausrottung entgegengehe. Und der Herr erhörte Samuels Gebet. Während er noch betete, erschienen die Philister und der Herr ließ für alle sichtbar ein noch nie erlebtes Gewitter mit noch nie dagewesenen Hagelstürmen für alle sichtbar auf die Philister niedergehen, dass sie ihre Orientierung verloren und sich gegenseitig umbrachten. Mit den erbeuteten Waffen verfolgten die Israeliten die türmenden Philister und schlugen sie bis unterhalb Betchar. Nach der Niederlage der Philister ließ Samuel einen sehr großen Stein zwischen Masphath und Sen aufstellen und nannte ihn: „Stein der Hilfe“; denn er sagte: „Bis hier her hat der Herr uns geholfen.“ Solange Samuel lebte war die Hand des Herrn schützend über den Israeliten und die Philister wagten es nicht sich gegen die Israeliten zu erheben. Auch die Städte von Akkaron bis Geth, die die Philister den Israeliten weg nahmen, kehrten, einschließlich der dazugehörenden Ländereiern wieder an Israel zurück. Unter Samuels Richterschaft lebte das Volk in Frieden mit Gott und seinen Nachbarvölkern und einem bisher nicht gekannten Wohlstand, denn die Abgaben, die sicher nicht klein waren und dem König zustanden, verblieben zum Eigengebrauch bei den Israeliten.

Auch Samuel wurde alt und bestellte seine beiden Söhne, Joel und Abia als seine Nachfolger zu Richtern. Während Samuel stets auf das Wohl der Israeliten bedacht war, waren seine Söhne, für alle sichtbar, auf das eigene Wohlergehen ihren eigenen Vorteil bedacht, ganz im Gegensatz zu ihrem Vater, was gerade nicht zum Frieden unter einander beigetragen hat.

Von allen Seiten wurden die Klagen, dass die Söhne Joel und Abia ihr Richteramt im Gegensatz zu ihren Vater missbrauchten an Samuel herangetragen, dass das mit den Richtern doch wohl nicht das richtige sein kann. Ihre Nachbarvölker haben auch keine Richter, die das Volk leiten, sondern einen König, der sie regiert, einen König zum Anfassen wohl, aber keinen König, der ihren Gott Jahwe auch nur in etwa ersetzen hätte können.

Und es dauerte nicht lange bis das Volk auf die Idee kam, und immer lauter rief: „Warum haben wir eigentlich keinen König wie unsere Nachbarvölker?“ Sie wollten es einfach nicht wahrhaben, dass ihr eigentlicher König und Führer Gott der Herr ist und sein will, der weiter nichts von ihnen keine materiellen Abgaben forderte, als die Erfüllung des Bundes, den er mit den Israeliten am Sinai geschlossen hat. Samuel blieb nichts anderes übrig, als dem Herrn sein Herz auszuschütten und ihm mitzuteilen, was das störrische Volk von ihm verlangt, dass es nicht nur ihn, unsern Gott, den sie nicht sehen können zum obersten Führer und König wollen, sondern wie die heidnischen Völker reihum einen König wollen, der für sie immer sichtbar ist aber ihren Gott nicht ersetzen kann. Doch Gott gab zu nächst für das Aufbegehren des Volkes auch Samuel ein wenig Schuld, denn seine beiden Söhne sind weit davon entfernt, ihm, ihrem Vater im Diensteifer nachzuahmen und weniger auf ihre eigenen Vorteile bedacht zu sein. Und weiter sagte der Herr zu Samuel: „Höre auf das Volk, denn so wie sie mich verworfen haben und mich nicht mehr zu ihrem König haben wollen, so haben sie auch dich verworfen. Höre auf ihr Verlangen, verwarne sie aber ernsthaft vor den Folgen einer Königsherrschaft, die auf euch, auf jeden einzelnen zukommen werden. Samuel versammelte daraufhin das Volk und teilte ihm alles mit, was der Herr ihm in punkto König aufgetragen hat. Man könnte fast meinen, das Volk der Israeliten wäre mit Blindheit geschlagen, den es stimmte zu allem was Samuel ihnen sagte zu, dass der König dann ihnen nicht nur Äcker und Weinberge und den Zehnten von allem was sie erwirtschaften nehmen werde, um seine Hofleute zu bezahlen, dass er ihnen Männer, Söhne und Töchter nehmen werde, um seine Hoffestivitäten zur Zufriedenheit der geladenen Gäste über die Bühne gehen zu lassen, dass ihr dem König zu Händen gehen müsst bei allem was er nicht nur für friedliche Zwecke benötigt, sondern auch für Kriegszwecke und letztlich, dass ihr bei allen königlichen Bauten ohne bezahlt zu werden Frondienste verrichten werdet. Euer Herr und Gott aber weiterhin darauf besteht, dass sein Volk auch weiterhin zu dem am Sinai geschlossenen Bund steht; es solle ja nicht denken, dass dann der Bund vom Berge Sinai für sie nicht mehr gilt. Was dem Volk bei Nichteinhaltung der Gebote passiert, das haben die Nachfahren bald erfahren dürfen; vor diesem Niedergang sie auch nicht ein König ihrer Wahl schützen konnte. Als ob das Volk mit Blindheit geschlagen worden sei, stimmten sie all diesen Forderungen zu und verlangten nach einem König, der über sie herrschen sollte, wie bei den anderen Völkern. Sicher glaubten sie, dass, wenn sie einen weltlichen König wie ihre Nachbarvölker auch haben, alles Weitere sich schon von alleine regeln wird und ihr Gott mit dem Sinaivertrag hinter dem König verschwindet. Der Herr aber sprach zu Samuel: „Gib ihrem Verlangen nach und setze einen König über sie ein!“Nur wer es sein sollte, der erste König der Israeliten, das hat Gott Samuel noch nicht gesagt, er sollte es aber bald erfahren, denn Gottes Mühlen mahlen bekanntlich langsam aber für alle sichtbar und unfehlbar sicher.

Und zum versammelten Volk sagte Samuel: „Ein jeder gehe in seine Hei-matstadt, euch geschehe wie ihr gewollt habt.“ Ihr armen Israeliten; ihr wollt jetzt zweigleisig fahren, als das auserwählte Volk Gottes und unter einem weltlichen König, obwohl euch schon das auserwählte Volk Gottes sein zu dürfen alleine mehr als sehr schwer gefallen ist! „Und wenn ihr glauben solltet, dass ihr jetzt, wenn ihr einen König haben solltet, dass dann der Bund, den eure Väter am Sinai mit euerm Gott geschlossen haben, dann für euch nicht mehr gelten wird, dann habt ihr euch getäuscht, denn der Bund vom Sinai garantiert den Aufenthalt im Land, in dem Milch und Honig fließt, dass unser Gott den Altvätern gegeben hat und diese Garantie kann nie und nimmer ein König euch geben und mag er euch auch noch so mit seinen Abgaben aussaugen und sich auch allmächtig fühlen. Und wenn ihr glaubt, dass dann unter einem König der Bund den Gott mit unsern Vätern geschlossen hat nicht mehr gilt, dann wird es für euch ein sehr, sehr bitter böses Erwachen geben, denn dann seid ihr schneller aus dem Land, in dem immer noch Milch und Honig fließt wieder draußen als es euch lieb ist oder in das eure Väter einst auf vielen, von ihnen selbst verursachten Umwegen hineinkamen kamen. Aber das verstockte Volk wollte partout nicht auf Samuel hören, der es mit dem Volk Israel nur sehr gut gemeint hat.

Die weitere Geschichte der Israeliten war eine Geschichte voller Wechselspiele, auch unter den Königen und sicher gereute es bald den einen oder die anderen Israeliten, was sie mit dem König sich da angetan haben, denn die materiellen Forderungen, die ihr weltlicher König stellte waren um ein vieles größer als das, was ihr Herr und Gott weiter zu den Lasten des Königs von ihnen forderte, dessen Forderungen, nämlich die Einhaltung des Gesetzes ebenfalls weiter bestanden, wie sie in den Zehn Geboten, im Bundesgesetz gegeben worden waren, die auch ihre Könige, ohne die Folgen erleben zu müssen nicht abschaffen konnten, denn wenn die Israeliten von ihrem Bundesgesetz abkamen, egal wer sie dazu verführte oder wer ihnen das Abweichen vom Bundesgesetz vormachte, konnte ihnen auch kein König weiterhelfen, aber der trotzdem, als der ihr König sehr viele und hohe Leistungen in allen Bereichen von seinen Untertanen ohne irgendwelche Rücksüchten buchstabengetreu verlangte. O ihr Israeliten, was ward ihr doch für ein störrisches und vergessliches Volk, dessen ewige Versprechen doch immer wieder nur eine sehr kurze Lebensdauer oder sehr kurze Ewigkeit gehalten hatten und ihrem kurzen Wohlergehen, wenn sie treu zu ihrem Gott standen, immer wieder sehr karge Zeiten voller Entbehrungen und Niederlagen folgten, wenn sie glaubten, dass sie ihren einen großen Gott jetzt nicht mehr brauchen, dass sie jetzt auch bestens ohne ihn in dieser Welt zurechtkommen..

Mensch was tust Du?

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