Читать книгу Betrayal - Stirb für mich - Fenja Wächter - Страница 6
Kapitel 1
ОглавлениеDas Ende der Spätschicht und das übliche Gewusel in der Umkleide. Normalerweise mochte Joshua es. Alles war so lebendig und er mitten drin, gehörte unweigerlich dazu. Nur heute Abend konnte er dem nichts abgewinnen, legte seine Straßenkleidung aus dem Spind auf die Bank und verstaute Uniform samt Dienstwaffe in den Fächern.
Ein Arm schlang sich um seine Schultern, zog ihn an eine nackte, haarige Männerbrust. »Erde an Josh, hallo? Jemand zu Hause?« Rafael tauchte neben ihm auf, knuffte ihn. Sein Dienstpartner strahlte den Charme aus, der Latinos nachgesagt wurde und dem sich Joshua sonst nur schwer entziehen konnte. Normalerweise.
»Was gibt’s?«
»Du bist in den letzten Stunden immer ruhiger geworden und aktuell nicht mehr wirklich anwesend.«
Joshua zuckte mit den Schultern, schüttelte ihn dabei ab und machte sich daran, seine Sachen anzuziehen.
Rafael kniff die Augen zusammen. »Alles in Ordnung?«
Natürlich entging ihm nicht, dass Joshua nicht wie üblich erst duschte, quatschte und die Schicht ausklingen ließ, um runterzukommen. »Alles bestens.«
»Ist wieder was mit deinem Bruder? Brauchst du Hilfe?«
Sein Dienstpartner ließ nicht locker und es war vermutlich zum Scheitern verurteilt, ihm weiterhin etwas vorzumachen. »Beziehungsprobleme«, nuschelte Joshua, blieb bewusst vage und wich dem musternden Blick aus.
»Verstehe.«
Im hinteren Teil brach Gelächter aus. Unweigerlich zuckte Joshua zusammen, schielte an Rafael vorbei. Doch die Aufmerksamkeit von Jason und zwei weiteren Kollegen galt nicht ihm, denn sie eilten unter Albereien zu den Duschen.
»Na, dann lass deine Süße nicht zu lange warten«, sagte Rafael, klopfte Joshua auf den Rücken und zog von dannen.
Seine Süße …
Durch das Wasserrauschen erklangen Jasons lautstarke Anekdoten, was für ein Held er war, übertönten wie üblich den Rest.
Joshua seufzte gequält.
»So schlimm?«
Er fuhr herum. »Shit, musst du dich so anschleichen?«
Stephen lachte, schloss den Spind neben Joshuas auf. »Ich sag’s dir, sobald man sie heiratet, werden Frauen zu Furien. Das ist nun mal so.«
Hätte Joshua doch einfach nur den Mund gehalten! »Mhm.« Er setzte sich auf die Bank und beeilte sich, die Schuhe anzuziehen, um hier endlich wegzukommen.
Seine Rechnung hatte er ohne Stephen gemacht, der sich gerade auszog. »Wusste gar nicht, dass du schon verheiratet bist.«
»Bin ich nicht.«
Stephen hielt in der Bewegung inne. »Aber ihr wohnt zusammen?«
»Wird das jetzt ein Verhör?«
»Sorry, ich dachte nur wegen deinen Eltern. Die sind doch so extrem konservativ unterwegs.«
Joshua öffnete den Mund, brach ab. Energisch stand er auf. »Sie wissen es nicht, okay?«
Beschwichtigend hob Stephen die Hände. »Schon gut, krieg dich wieder ein.«
Mit einem Schnauben schnappte Joshua seine Jacke und ging mit der Vorahnung, dass dieses Thema für seine Kollegen noch nicht vom Tisch sein würde.
Eine Stunde später stand Joshua vor seiner Wohnungstür, hielt den Schlüssel in der Hand und konnte sich nicht überwinden, aufzuschließen. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wer er eigentlich war. Es gab nur eine klare Antwort darauf: Polizist. Sein restliches Leben war eher ein befremdlicher Traum.
Das Licht im Treppenhaus erlosch und er fand sich in Dunkelheit wieder, die ihn vor der Welt verbarg. Er hob die Hand, tastete nach dem Knauf und dem Schlüsselloch. Möglichst leise schloss er auf.
Im Inneren erwartete ihn die gleiche Finsternis. Er schaltete das Licht im Flur an. Die Garderobe verwaist und auch kein weiteres Paar Schuhe flog herum – gar keins von den gefühlten tausend, die Bennett besaß.
Joshuas Puls beschleunigte sich. »Bennett?«
Zielstrebig ging er zu dessen Schlafzimmer, fand ein ordentlich gemachtes Bett vor. Er riss die Schranktüren auf. Leere.
Benommen taumelte er zurück, stieß gegen das Bett und sackte darauf nieder. Sein Mitbewohner war fort. Er sollte erleichtert sein, weil das viele seiner Probleme löste. Aber er war es nicht. Bennett war abgehauen, hatte ihm nicht einmal eine Nachricht hinterlassen. Stumm und heimlich, während Joshuas Schicht. Er hatte es geahnt. Es war so ein flaues Gefühl im Magen gewesen, als er mittags gegangen war. Bennett hatte genau hier an der gleichen Stelle gesessen. Sein Blick …
Joshua schluckte hart, angelte in seiner Hosentasche nach seinem Handy und ging seine Kontakte durch, bis er auf Bennetts Namen mit Foto stieß. Seine goldgelockten Haare, die ihm wirr in die Stirn fielen. Vom Display aus strahlte er Joshua an. Dieses Funkeln in seinen blauen Augen, das Joshua schon lange nicht mehr erlebt hatte. Sein Atem zitterte, als er Luft holte und auf Anrufen ging.
Es klingelte. Unzählige Male.
Er schloss seine Lider, rieb seine brennenden Augen. »Geh dran! Das bist du mir schuldig!«
Die Mailbox sprang an und er legte auf. Schmerzen breiteten sich in seiner Brust aus. Er vergrub das Gesicht in seiner Hand, klammerte sich mit der anderen am Handy fest. Es gab keinen Grund, traurig oder enttäuscht zu sein. Ihr Zusammenleben war von vornherein begrenzt gewesen. Bennetts Vater, ein hochkarätiger Anwalt, hatte ihn rausgeworfen und er hatte eine vorübergehende Unterkunft gebraucht. Dabei hätte es bleiben sollen. Eine WG, keine Beziehung.
Joshua ließ die Hand sinken, schüttelte den Kopf. Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen? Warum hatte ihn Bennetts Lachen so berührt? Und warum fühlte er sich jetzt so schrecklich einsam und verlassen? Bennett war ein Mann!
Fröhlich, unbeschwert, hingebungsvoll und schutzbedürftig. Er hätte so nicht sein und diese Gefühle in ihm wecken dürfen!
Sein Handy vibrierte, noch ehe der erste Ton erklang. Bennett strahlte ihn wieder vom Display an und er konnte nicht anders, nahm ab. »Hey«, sagte er leise.
»Hi.« Das Knacksen der Leitung füllte die Stille zwischen ihnen.
In seinem Kopf herrschte die gleiche Leere wie in seinem Inneren und trotzdem versuchten seine Lippen, die richtigen Worte zu formen. Am Ende kam ein lächerlich gehauchtes »Warum?« hervor. Er sollte ihn nicht vermissen, sich nicht nach ihm sehnen. Doch er tat es.
»Das weißt du!«
Bennett hatte ihm vorgeworfen, feige zu sein, weil er nicht zu ihrer Beziehung stand. Dabei ignorierte er gekonnt, worum es Joshua bei der Sache ging. »Joshi, mir ist das echt nicht leichtgefallen. Ich hab dich sehr gerne. Wirklich.« Bennetts Stimme bebte. »Aber ich habe dich so oft darum gebeten, mir wenigstens ein klein wenig entgegen–« Er brach erstickt ab.
»Es ist für uns beide sicherer so«, stieß Joshua hervor und fühlte sich jämmerlich.
Bennett lachte auf. Es klang gequält. »Das hier ist New York, Joshi, und nicht Idaho! Du suchst eine Sicherheit, die es nicht gibt. Für niemanden. Und ich will mich nicht mein ganzes Leben lang verstecken. Verstehst du?«
»Das hat nichts mit ›nicht verstehen‹ zu tun. Glaub mir, es sind die Menschen, von denen du es am wenigsten erwar–«
»Nein! Ich weiß nicht, was du erlebt hast. Du sprichst darüber ja nie und für mich war es jetzt an der Zeit, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Ich wünsche dir wirklich vom Herzen jemanden, der damit klarkommt. Aber mich macht das kaputt.« Hörbar atmete Bennett durch. »Leb wohl, Joshi.«
~~~
Chase rannte, hetzte zwischen den Bäumen und blutbesudelten Körpern hindurch, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Er würde es nicht rechtzeitig schaffen. Er schaffte es nie.
Die Toten starrten ihn mit ihren Fratzen an und kreisten ihn ein. Chase drehte sich um sich herum, suchte einen Ausweg. Es gab keinen. Nur ein vertrautes Gesicht hinter den Angreifern, umgeben von Schatten, die sich regten und nach ihm griffen. Er sollte nicht hier sein.
›Lauf!‹, brüllte Chase immer wieder, bis seine Lungen brannten.
Die geliebte Gestalt rührte sich nicht. Ihre Lippen formten ein Wort und ohne dass ein Ton entstand, hörte Chase einem Urteil gleich seinen Namen. Die Schatten verschlangen die Toten und streckten auch nach Chase ihre Klauen aus, berührte seine Brust. Sie brachen durch seine Rippen und raubten ihm den Atem. Chase schrak aus dem Traum auf und zerteilte die Luft mit einem Hieb. Sein Blick glitt umher, suchte nach den Angreifern. Aber hier war niemand. Nur er. Verschwitzt und einsam inmitten seines Bettes. Mit zittriger Hand fasste er nach seiner linken Brust, unter der schmerzend sein Herz tobte.
Einundzwanzig Jahre war es bereits her und trotzdem ließen ihm die Geister der Toten keine Ruhe. Er hatte geglaubt, dass es im Laufe der Zeit erträglicher werden würde … Doch noch immer wünschte er sich an jenen Tag zurück. Wünschte sich nur einen Versuch, es ungeschehen zu machen.
Er sackte zurück auf das Bett, starrte an die Zimmerdecke, während das Zittern seiner Muskeln seinen Körper gepackt hielt. Ihm blieb nur abzuwarten, bis es von sich aus verschwand.
Die Dunkelheit der Nacht verflüchtigte sich. Schwarz wurde zu Grau und wechselte in Verbindung mit der weißen Tapete zu einem Blauton. Sein ebenmäßiger Atem füllte die Stille in seinem Apartment. Aufstehen, duschen, anziehen, Kaffee. Das sollte er tun. Das tat er jeden Morgen. Nur selten war Chase so verwegen, die Reihenfolge über den Haufen zu werfen. Aber selbst dafür müsste er zunächst die erste Hürde überwinden und die war immer gleich.
Chase verzog das Gesicht, wälzte sich an die Bettkante. Schwerfällig sanken seine Beine aus dem Bett. Er setzte sich auf, stützte sich mit den Unterarmen auf seine Oberschenkel und strich sich fahrig durch die Haare.
Ein verdammter Versuch. Einer langte vollkommen …
Er würde ihn nie mehr bekommen.
Das Bett rief ihn, sich wieder hinzulegen und die Augen zu schließen. Die Welt ihren Lauf nehmen zu lassen ohne Chase. Jede einzelne Faser seines Körpers war erfüllt mit Schwere, die ihn zwingen wollte, zu erstarren. Mechanisch stand Chase auf, überwand die erste Hürde eines weiteren Tags.
Nur mit Boxershorts bekleidet schlurfte er aus dem Schlafzimmer zur Kaffeemaschine, ignorierte das unterschwellige Stechen in seinem rechten Knie. Er angelte eine Tasse aus dem Schrank, stellte sie unter die Ausgabe und betätigte den Knopf. Das Mahlwerk veranstaltete wie jeden Morgen ein ohrenbetäubendes Massaker an den Bohnen, während Chase sich auf der Arbeitsplatte abstützte und wartete, bis der heiße Aufguss endlich seine Tasse füllte. Beiläufig nahm er die beißende Kälte der Fliesen in seinen Füßen wahr, wanderte samt Kaffee zur Fensterfront.
Sein Apartment befand sich unmittelbar unter Butchers Penthaus. Chase hatte die Wahl gehabt: Entweder eine unverbaute Aussicht über den Central Park oder auf die vollgestopften Straßen Manhattans. Die Entscheidung war ihm nach den Erlebnissen in Kanada nicht schwergefallen. Er hasste Ansammlungen von Bäumen. Stattdessen beobachtete er viel lieber das hektische Gewusel der Menschen weit unter sich. Wie sie durch die Straßen irrten und krampfhaft versuchten, etwas zu erreichen, von dem sie nicht ahnten, wie schnell es ihnen wieder entrissen werden konnte. Chase war einer von ihnen gewesen. Vor einundzwanzig Jahren. Schwer lehnte er mit der Schulter an der Laibung. Sein Blick glitt über den Wald an kalten Hochhäusern hin zum Hudson River, versank darin, während er seinen Kaffee trank.
Frisch geduscht und noch genauso motivationslos betrat Chase das Penthaus, passierte die Security und nahm beiläufig deren Bemerkung zur Kenntnis, dass er Butcher im Büro antreffen würde. Hier protzten selbst die Flure, wetteiferten mit den Räumen. Eine Abstimmung aus Weiß und Gold, unterstrichen mit ausgewählten Gemälden und wenn sie nicht von Lampen in Szene gesetzt wurden, dann vom Tageslicht. Alles strahlte förmlich aus, wie wunderbar und luxuriös das Leben war. Chase könnte einfach nur kotzen.
Ohne anzuklopfen, öffnete er die Tür.
»Es ist fad. Es ist langweilig«, sagte Butcher und es war selten, dass er aufgebracht klang.
Auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch kauerte sein Assistent Kenai. Vor anderthalb Jahren hatten sie den Malaien von einer Geschäftsreise mitgebracht und seither arbeitete er für Butcher. Wobei er mit seinen zwanzig Jahren in Chases Augen viel zu jung dafür war.
»Wir brauchen etwas Neues!«
Chases Weg endete beim Kaffeeautomaten. Auch ohne Kontext wusste er bereits, um was es ging. Butcher empfand nur bei einem Thema Emotionen und das konsequent seit einundzwanzig Jahren.
»Ah, Chase, du kommst wie gerufen.«
Gezwungenermaßen wandte Chase sich um. »Morgen.«
Butcher musterte ihn. »Du siehst ein wenig … mitgenommen aus.«
Angriff war die beste Verteidigung, auch – oder vor allem – bei Butcher. Wenn der erst einmal die Spur von Schwäche roch, war Chase dran. »Kümmer dich um deinen Scheiß«, knurrte er und griff nach der Tasse.
Kenai schnappte fassungslos nach Atem, den er offenkundig nicht mehr zu genüge bekam. Ungerührt erwiderte Chase Kenais flüchtigen Blick, nahm sehr wohl die Schwellung an seinen Lippen wahr. Und auch das blaue Auge sprach für sich. Wenigstens das war nicht – oder nicht mehr – dick.
»Heute auf Konfrontation aus?« Butcher rieb sich die Hände, was in Verbindung mit seinen Lachgrübchen verschmitzt wirkte. »Hervorragend. Kenai, klär Chase bitte über unser derzeitiges Problem auf.«
»Ich, ähm, habe eine Auswertung über die vergangenen Spiele gemacht und dabei ist mir aufgefallen, dass beim Vierten, also dem Letzten, das Interesse gesunken ist.«
Chase nippte an seinem Kaffee, der es ja doch nicht schaffen würde, ihn wiederzubeleben. Er stellte die Tasse beiseite. »Und?«
Kenai zuckte zusammen. Sein Blick glitt zu Butcher und zurück zu Chase, der sich allmählich zusammenreimen konnte, was passiert war, als Kenai diese Botschaft Butcher überbracht hatte.
»Ich habe zu einem Upgrade geraten«, sagte Kenai leise und fixierte einen Punkt am Boden.
»Bin dafür. Vielleicht nehmen die gelangweilten Snobs zur Abwechslung selbst dran teil. Das wäre ein Spaß.«
»Originell, Chase, wirklich. Und wer bezahlt mich dann?«
Chase konnte nicht anders, grinste und zuckte mit den Schultern. »Dein Problem.«
Butcher seufzte theatralisch und rieb sich die Nasenwurzel. »Irgendwelche anderen, sinnvollen Vorschläge?«
Irgendwo, in den dunklen Abgründen von Chases Seele regte sich etwas. Ein klitzekleines Aufflammen, das seine Gedanken antrieb und noch ehe er den Grund für die Idee zu fassen bekam, sprach er sie bereits aus: »Ich könnte noch mal dran teilnehmen.«
Stille herrschte im Raum, bis Butcher lauthals lachte. »Na klar, mit achtundvierzig.«
»Sechsundvierzig!« Chase verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr wolltet ein Upgrade. Nicht ich. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht und wenn ein ehemaliger Sieger teilnimmt, dann ist das eine Neuerung.«
»Hm!« Butchers Erheiterung blieb und seine Augen funkelten. »Gehen wir davon aus, ich ließe mich darauf ein. Was hättest du davon?«
»Sollte ich abermals gewinnen, zahlst du mich aus und ich bin raus aus der Geschichte. Ganz.«
»Und dann?«
»Weiß nicht. Ein schönes Häuschen, an einem einsamen Strand. Mit Kenai.«
»Ausgeschlossen. Einen besseren Assistenten hatte ich noch nie. Er ist zu wertvoll für mich.«
»Dann solltest du vielleicht aufhören, ihn zu verprügeln«, knurrte Chase.
Butchers Lippen kräuselten sich, rieten zur Vorsicht. »Wir schweifen vom Thema ab.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Schreibtisch. »Mit Auszahlung meinst du mein Angebot vor der Sache mit –?«
Chase stieß ein mahnendes Grollen aus. Nach wie vor für ihn zu arbeiten, war eine Sache, aber Reeds Namen aus seinem Mund zu hören, eine ganz andere.
»Abgemacht. Solltest du gewinnen, bist du raus. Zu den gleichen Bedingungen, die du damals abgelehnt hast.« Butcher erhob sich und zog sich sein Jackett an. »Und du, Kenai, kannst uns schon einmal einen Nachfolger für Chase suchen.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und Chase atmete tief aus. Vermutlich hatte er gerade den größten Fehler seines Lebens begangen.
»Danke«, sagte Kenai leise.
Chase nickte knapp. So weit, die Missstände zwischen Butcher und seinem Assistenten offen anzusprechen, war er bisher noch nie gegangen. Aber vielleicht war es einfach an der Zeit gewesen. Genauso, um mit dem ganzen Scheiß aufzuhören.
Er stieß sich ab, trat an Kenai heran. Behutsam berührte er die Blessuren. »Er war im ersten Moment wohl nicht so glücklich über deine Eigeninitiative, was?«
»Möglich.« Es schien, als ob Kenai noch mehr sagen wollte, doch er schielte zur Kamera, grinste Chase dann an. »Zu dir oder zu mir?« Ein wenig stockend erhob er sich, lehnte sich lasziv über den Schreibtisch und schaute auffordernd über seine Schulter zu Chase zurück. »Oder gleich hier?«
Chase schnaubte belustigt, überbrückte den halben Meter Abstand zwischen ihnen und drückte seine beginnende Erregung gegen Kenais Hintern. »Beantwortet das deine Frage?«
Seine Hände glitten nach vorne, lösten die Knöpfe von Kenais löchriger Jeans.
»Chase?«
Er streifte Kenai die Hose samt engen Shorts nach unten. »Hm?«
»Meinst du nicht, dass du, ähm, zu alt für ein weiteres Spiel bist?«
Chase verharrte in der Bewegung, musste die Worte erst sacken lassen. »Zu alt?«
»Ich meine ja nur im Vergleich …«
»Mit?«, fragte Chase gedehnt, befreite seinen Schwanz und massierte sich.
»Na ja, dein Reaktionsvermögen ist mit Sicherheit nicht mehr –«
Grob stieß Chase Kenais Oberkörper auf den Tisch und drückte ihn mit seinem Gewicht nieder. »Du hast wirklich Talent, Kleiner!«, fauchte Chase. »Der Alte wird dich jetzt wundficken!«
Eine Mischung aus Keuchen und lustvollem Stöhnen entkam Kenai. Der Laut schoss geradewegs in Chases Eier. Hastig zog er ein Kondom aus der Tasche seiner Jeans, streifte es sich über, ehe er auf seine Hand spuckte und lieblos den Speichel auf Kenais Loch verteilte. Eine weitere Fuhre landete auf Chases Schwanz. Der Schließmuskel zuckte begierig um Chases Eichel, gab bereitwillig nach. Mühelos drang Chase ein Stück ein, was von Kenais eigener Vorbereitung zeugte, die ihn aber auch nicht mehr retten würde. Mit beiden Händen packte er Kenais Hüften, rammte sich mit einem Stoß in ihn. Kenai schrie auf. Genugtuung vermischte sich mit Lust, trieb Chase an. Hart stieß er in ihn.
Kenais Keuchen füllte die Stille, übertönte jedoch nicht Chases Gedanken über die Skepsis wegen seines Alters. Er grub seine Finger in Kenais weiche Haut, erhielt ein Wimmern. Seine Eier klatschten gegen Kenais.
»Nicht!«, keuchte Kenai. »Der Schreibtisch … Bitte!«
Jegliche Sauerei, die sie hier veranstalteten, würde Kenai ausbaden dürfen. Auch wenn er eindeutig derjenige war, der benutzt wurde und es nicht viel gab, was er Chase würde entgegensetzen können. Selbst, wenn er das wollte.
Noch einen Moment hämmerte sich Chase weiter in Kenai, dessen Laute immer verzweifelter klangen. Jäh zog er sich zurück und ließ los. Kenai sackte auf dem Tisch zusammen. Sein Körper bebte von der Anstrengung.
Chase streifte das Kondom ab, warf es in den Müll. Er zog seine Shorts hoch und zwang seinen Ständer in seine Jeans. »Na los, Großmaul.« Er packte Kenai, riss ihn herum und beugte sich über ihn.
Kenais Lippen bebten und stumm flehte er Chase mit seinen Augen an.
»Wir sind noch nicht fertig!«
»Danke«, hauchte Kenai, ehe Chase ihn küsste.