Читать книгу Betrayal - Stirb für mich - Fenja Wächter - Страница 7
1998
ОглавлениеNew York City
Ein nervtötendes Klopfen übertönte das beruhigende Trommeln der Regentropfen auf den Scheiben und hallte scheinbar endlos in der Zweizimmerwohnung im fünften Stock nach.
»Reed, bist du da?«
Reed murrte vor sich hin, hievte sich auf der Couch herum und wandte der Tür damit demonstrativ den Rücken zu.
»Du hast mich heute schon zum zweiten Mal sitzen lassen.«
Tja, joggen mit Prellungen und Blutergüssen war halt nicht drin und wenn Reed ehrlich war, hatte er die morgendlichen Runden mit anschließendem Sex bisher gekonnt ignoriert. Bis jetzt. Aber nach wie vor wollte er Lance nicht unter die Augen treten. Nicht nachdem, was er getan hatte.
»Wenn du die Nase voll hast, dann sag mir das bitte ins Gesicht, und lass mich nicht einfach wortlos im Regen stehen.«
Reed stierte die Rückenlehne der biederen Couch an. Es war ein schrecklich hässliches Ding, passte hervorragend in sein verkorkstes Leben.
»Komm schon, das sieht dir nicht ähnlich.«
Lance konnte so eine Nervensäge sein! »Hau ab, Lanny!«, knurrte Reed und nutzte mit voller Absicht den Spitznamen, den er Lance gegeben hatte und den dieser wie die Pest hasste. Ein Stechen in der Brust bestrafte Reed umgehend für sein Verhalten. Scheiß Karma! Er schnitt eine Grimasse, sackte zurück auf den Rücken und fasste sich an die Rippen.
»Reed, bitte!« Lance ignorierte die Gemeinheit. Dafür nahm jedoch die Dringlichkeit in seiner Stimme zu und viel fehlte vermutlich nicht mehr, bis er sich gewaltsam Zutritt verschaffte. »Ich mache mir Sorgen!«
Reed gab sich geschlagen. »Warte.«
Sachte ließ er seine Beine von der Couch gleiten und stemmte sich hoch. Bittere Galle schoss in seine Kehle, weil sein nüchterner Magen endgültig gegen die Unmengen an Schmerzmittel rebellierte. Reed biss die Zähne zusammen, zwang den Brechreiz nieder. Er schwankte, taumelte Richtung Tür und griff kraftlos nach dem Knauf, drehte ihn. Die Sicherheitskette stoppte abrupt das Öffnen der Tür, bis Reed sie fluchend löste.
Lance war wirklich so nass, wie er behauptet hatte. Seine dunklen Haare klebten an seiner Stirn und sein T-Shirt haftete an seinem Körper, zeichnete seine Muskeln nach. Eine gute Mischung aus Kraft und Ästhetik, ohne jemals protzig zu wirken. Hörbar klappten Lances Zähne aufeinander und der sonst grimmige Gesichtsausdruck war tatsächlich einmal nicht anwesend. Dabei mochte Reed ihn eigentlich. Sexy, geheimnisvoll. Lance eben. Nur der Ansatz der Kerbe zwischen den Augenbrauen war noch erkennbar. Was auch daran lag, dass die Zornesfalte nie gänzlich aus Lances Gesicht verschwand.
»Was ist …? Butcher?«
Reed nickte ansatzweise, wich dem besorgt musternden Blick seines Liebhabers aus.
Der lachte auf. Es klang erleichtert. »Na ja, immerhin lebst du noch.«
Noch ehe Reed etwas darauf erwidern konnte, fasste Lance ihn behutsam an den Armen und schob ihn in die Wohnung. »Ich sag’s nicht gerne, aber du siehst echt mies aus! Setz dich lieber.« Mit den Worten beförderte er ihn zurück auf die Couch und spazierte ungefragt in die Küche.
Fahrig strich sich Reed durch die Haare. Er musste ihm beichten, was er getan hatte! »Lance, hör mal –«
»Warum hast du mich nicht angerufen?«, fragte Lance und inspizierte den Inhalt des Kühlschranks.
Auch das war typisch Lance, bei dem Reed höllisch aufpassen musste, dass dessen Fürsorge nicht in Bevormundung endete.
»Und was hätte ich sagen sollen? Oh, Lanny, Lanny, komm mich retten, ich komme nicht alleine klar?«
Lance gab der Kühlschranktür einen sachten Stoß, kam zurück zur Couch und blickte mit einem schiefen Grinsen auf Reed herunter. »Lass gut sein, Böckchen. In deinem Zustand lasse ich dich nicht alleine, egal, was du mir an den Kopf wirfst.« Ungefragt nahm er Reeds Schlüsselbund an sich. »Ich werde jetzt erst mal nach Hause fahren und mir trockene Sachen anziehen, und dann komme ich mit Einkäufen zurück!«