Читать книгу Betrayal - Stirb für mich - Fenja Wächter - Страница 9
1998
ОглавлениеNew York City
Sie joggten erst seit fünfzehn Minuten durch die kühle Morgendämmerung des Parks, aber Reed schnaufte bereits gequält. Zusätzlich breitete sich in seiner Seite ein fieses Stechen aus, was das Atmen auch nicht gerade erleichterte.
Er verzog das Gesicht, bremste ab. »Lauf ohne mich weiter.«
Seine Aussage unterstrich er mit einem entsprechenden Winken. Natürlich tat sein Liebhaber genau das nicht. Ohnehin war er innerhalb der letzten Woche zu einer Glucke mutiert, mit der Reed recht wenig anfangen konnte. Wofür hatte man einen Liebhaber, wenn der sich weigerte, einen zu vögeln? Und das nur, weil Lance der Meinung war, Reed sollte sich schonen!
»Vergiss es. Es war einfach noch zu früh, um wieder damit anzufangen«, sagte Lance. »Macht nichts, wir könnten –«
»Du nervst, Lanny!«
Die Worte waren Reed herausgerutscht und ein klein wenig bedauerte er sie auch. Im Grunde meinte Lance es nur gut, und es war Reed, der es auf ganzer Linie verbockt hatte. Sogar das Geständnis war er Lance immer noch schuldig. Aber je mehr Tage verstrichen, desto schwerer fiel es ihm. Außerdem hatte er bezüglich des Spiels überhaupt nichts gehört. Und egal, wie absurd es war, Reed klammerte sich allmählich an der Hoffnung fest, dass Butcher es dabei belassen würde.
Lance stand vor ihm, sagte kein Wort und schaute Reed wie ein treudoofer Hund an, der nicht so recht wusste, was er gerade falsch gemacht hatte. »Sorry, Lance, ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, aber … dieses ständige Aufeinanderhängen ist nichts für mich. Ich brauche ein bisschen Abstand.«
Sein Liebhaber schwieg weiterhin, wobei sich die Linien auf seiner Stirn vertieften. Es ging Reed näher, als es sollte. Lances grimmig stille Abneigung galt bisher immer anderen, aber niemals Reed!
Sachte stupste er Lance am Oberarm an. »Jetzt sei nicht so. Du hast mich gebeten, ehrlich zu dir zu sein!«
Er war ein mieser Lügner.
Unvermittelt schaute Lance ihn an. »Hast du immer noch Ärger mit Butcher?«
In Reeds Magen zog sich alles zusammen, verklumpte. »Äh, wie kommst du jetzt darauf?«
Lance nickte an ihm vorbei. Zögernd drehte Reed sich um, erstarrte. Butchers Leibwächter waren auf dem Weg zu ihnen.
»Scheiße! Lance, ich –«
»Egal, was passiert, halt dich raus«, raunte Lance ihm zu und lauter: »Was wollt ihr?«
Spencer grinste schräg. »Abholservice.«
»Vergesst es!«, knurrte Lance.
Die Erheiterung der Leibwächter erstarb. Dafür glitt ihr Blick unweigerlich zu Reed. Lance trat ihnen entgegen, versperrte den Weg und Reed war zu perplex, um zu reagieren. Sein Liebhaber legte sich gerade ohne zu zögern mit Butchers Leuten an, forderte damit im Prinzip den miesesten Typen überhaupt heraus.
»So oder so, ihr kommt mit.«
»Sehen wir dann.« Mit den Worten schnellte Lance vor, trieb Spencer die Faust in den Magen.
Dessen Schnaufen war eindeutig. Den nächsten Hieb fing er ab, während sein Kamerad einen Elektroschocker zückte.
»Wow, langsam!« Reed sprang vor, schlang von hinten seine Arme um Lance. Er zog und zerrte an ihm. »Komm runter!«
Es war Reeds Glück, dass Spencer von sich aus auf Abstand ging und auch der Kerl mit dem Schocker kein Interesse daran hatte, diesen auf Teufel komm raus zu verwenden.
»Lance, bitte, beruhig dich!«
Sein Liebhaber ließ sich von ihm zurückziehen. Doch sein Körper bebte vor ungewohnter Wut und Anspannung. Dabei war Reed sonst das Nervenbündel von ihnen und Lance der Ruhepol, der jeden Auftrag nüchtern und sachlich durchführte. Nicht einmal unvorhersehbare Ereignisse warfen ihn aus der Bahn.
Spencer rotzte Blut in den Dreck. »Schwuchtel!«
Ein Zucken jagte durch Lances Muskeln. »Die Schwuchtel reißt dir gleich den Arsch auf!«
Normalerweise …
»Lass gut sein«, raunte Reed Lance zu. »Bitte.«
Butchers Leichwächter hatten einen Befehl und sie würden ihn befolgen. Sie hatten keine andere Wahl und es lag an Reed, wie diese Sache hier ausgehen würde.
Unwillkürlich glitt sein Blick zu dem Elektroschocker. So sehr er Schmerzen fürchtete, noch viel weniger wollte er Zeuge davon werden, wie Lance litt.
Zärtlich stupste er Lance mit der Nasenspitze im Nacken an. Er hielt seinen Liebhaber nicht länger zurück. Die Geste war zu einer Umarmung geworden, mit der er ihn stumm für das um Verzeihung bat, was er getan hatte. Und was er noch tun würde.
»Lass uns bitte einfach mitgehen, in Ordnung?«, flüsterte er.
Es war ihr Todesurteil