Читать книгу Facebook zur Telekollaboration im Kommunikativen Fremdsprachenunterricht - Fiona Zink - Страница 25
2.3.1 Canale und Swains Theoretischer Referenzrahmen für Kommunikative Kompetenz
ОглавлениеAls einer der bedeutendsten Beiträge, welcher noch bis in die Gegenwart als wegweisend gilt, wird das Modell kommunikativer Kompetenz von Canale und Swain (1980) geachtet. In ihrer Veröffentlichung werden die diversen Vorstellungen kommunikativer Kompetenz sowie kommunikativer Performanz erläutert und vorangegangene Theorien sowie die Vor- und Nachteile des kommunikativen Ansatzes ausführlich diskutiert (Canale & Swain, 1980). Canale und Swain sind der Meinung, dass kommunikative Kompetenz sich sowohl auf Wissen (was bewusst und unbewusst über die Sprache und deren kommunikativen Gebrauch bekannt ist) als auch auf Fähigkeiten (wie gut dieses Wissen in der eigentlichen sprachlichen Kommunikation umgesetzt werden kann) bezieht und dass eine Kombination von grammatischen und soziolinguistischen Aspekten zur Förderung der kommunikativen Kompetenz notwendig ist. Sie argumentieren, dass die kommunikative Kompetenz mit anderen Systemen menschlichen Wissens (z.B. Allgemeinwissen) interagiert und nur Performanz, ergo die eigentliche Kommunikation, beobachtbar und messbar ist (Canale, 1983).
Gegründet auf Studien vorangegangener Theorien über kommunikative Kompetenz (Savignon, 1972; Halliday, 1975; Widdowson, 1978) erstellen Canale und Swain ihr eigenes Modell für den Fremdsprachenunterricht sowie zur Überprüfung von Sprachkenntnissen. Dieses besteht aus drei Komponenten: grammatischer, soziolinguistischer und strategischer Kompetenz.
1 Grammatische Kompetenz ist die allgemeine Sprachbeherrschung und besteht aus lexikalischen, morphologischen, syntaktischen und phonologischen Fähigkeiten. Sie konzentriert sich auf das Wissen und die Fähigkeit, die literarische Bedeutung von Äußerungen richtig verstehen und formulieren zu können (Canale, 1983). Laut Canale & Swain (1980) bezieht sich diese Kompetenz jedoch nicht auf eine bestimmte grammatische Theorie.
2 Soziolinguistische Kompetenz betrifft soziokulturelles Wissen und umfasst die Fähigkeit, dieses in einer entsprechenden Situation korrekt anzuwenden. Hierzu zählen soziokulturelle Regeln, also die Art und Weise wie Äußerungen im Kontext der Situation angemessen ausgedrückt und verstanden werden (beispielsweise in Hinsicht auf Thema, Rolle der Teilnehmenden, Setting und Normen der Interaktion).
3 Strategische Kompetenz beinhaltet verbale und non-verbale Kommunikationsstrategien, welche Kommunikationsteilnehmende anwenden, um Schwierigkeiten aufgrund mangelnder Sprachkompetenz (grammatische Komponente) oder Störfaktoren wie Müdigkeit oder Nicht-Bekanntsein der Kommunikationsteilnehmenden (soziolinguistische Komponente, z.B. Verwendung der Höflichkeitsformen) zu kompensieren.
Canale (1983) hat dieses Modell später um eine zusätzliche Kompetenz erweitert:
1 Diskurskompetenz. Diese besteht aus Textkohäsion, sprich der Fähigkeit zum Gebrauch kohäsiver Mittel wie Pronomen, Präpositionen, Konjunktionen und dergleichen sowie aus Textkohärenz, welche die Fähigkeit umschreibt, Sprachformen und Bedeutungen so zusammenzusetzen, dass ein sinnvoller schriftlicher und mündlicher Text entsteht.
Nach der Auffassung von Canale und Swain (1980) müsste dieses Modell fundamentale Konsequenzen für den kommunikativen Fremdsprachenunterricht nach sich ziehen. Sie fordern einen Lehrplan, der sich auf allen Stufen des Fremdsprachenunterrichts auf den kommunikativen Ansatz bezieht und empfehlen den Gebrauch von kommunikativen Aufgaben im Unterricht, die so sinnvoll und authentisch wie möglich sind (Kost, 2004). Dies impliziert, dass die Lehrkraft selbst über hohe kommunikative Kompetenz verfügen und als Initiator_in für kommunikative Situationen im Unterricht agieren muss (Canale & Swain, 1980).
Das Modell kommunikativer Kompetenz, welches Canale und Swain 1980 veröffentlichten und selbst als theoretischen Referenzrahmen bezeichneten, beeinflusste alle nachfolgenden Veröffentlichungen und wird trotz einiger Kritik und vorgeschlagener Änderungen beziehungsweise Ergänzungen, auf die im Folgenden eingegangen wird, bis in die Gegenwart als Grundlage aller theoretischen Ausführungen zu kommunikativer Kompetenz anerkannt (Kost, 2004).