Читать книгу Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian - Страница 7

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Percy betrat den Verhörraum. Milten schloss die Tür hinter sich. Der Raum hatte schon alles gehört, was es an Grausamkeiten und Verbrechen gab. Und die abblätternde Farbe an den Wänden machte jedem klar, dass es hier nicht darum ging, Gemütlichkeit zu verbreiten. Hier wurde geredet. Was gesagt wurde, konnte Leben verändern. Der Verhörraum war die Zwischenstation jedes Kriminellen. Und wer nicht gesprächsbereit war, landete oftmals an einem Ort, der noch um einiges grässlicher war.

Milten setzte sich gegenüber einem Mann, den sie nach eigener Aussage (und seinen Papieren) als Earl Gros identifiziert hatten. Er zog das Notizbuch aus dem Halfter um seinen Gürtel, breitete es vor sich aus und zückte den Bleistift hinter seinem Ohr. Percy lehnte hinten in der Ecke und kaute an einem Schokoriegel.

„Earl, woher wusstet ihr, dass die Bücher in dem Bürogebäude gelagert wurden?“

„Wir haben geraten.“

„Geraten?“, sagte Milten mit gespielter Verwunderung. „Bravo, Earl, da habt ihr wahrlich hervorragend geraten. Sag mir, wenn du raten müsstest, was passiert, wenn du mir weiterhin auf die freche Art kommst. Würdest du raten, dass mein Partner dich hier auf seine freche Art um Antworten bittet, oder glaubst du, dass wir dich einfach gehen lassen? Earl, was meinst du? Rate doch mal.“

Earl schaute zu Percy. Der hatte seinen Schokoriegel aufgegessen und machte auf dem Boden Liegestütze. „Was macht der da?“

„Ich hab keine Ahnung, Earl, was glaubst du, was er macht?“

„Was habe ich davon, wenn ich unsere Quelle verrate?“

„Das weiß ich nicht, Earl. Aber ich sehe so einiges, das du verlieren könntest, wenn du uns Informationen vorenthältst. Deine Freiheit zum Beispiel, aber lange davor, hier und heute wäre da noch deine Gesundheit. Und, Earl, was bleibt uns schon noch, wenn die Gesundheit nicht mehr stimmt, hab ich nicht recht?“

Detective Percy war wieder auf den Beinen und boxte jetzt in die Luft. Er versetzte seinem Gegenüber zuerst ein paar harte Schläge in die linke Niere, tippelte zurück und wich einem Schlag aus. Dann begann, er im Dauerfeuer seiner Fäuste die Magengegend seines luftigen Gegners zu bearbeiten. Earl starrte wie gebannt auf das kämpfende Erdmännchen. Er war gerade mal 1,20 m groß, aber zuschlagen konnte er ordentlich. Kräftig war er auch. Es war mitten in der Nacht, wenn die beiden Detectives auf ihn losgehen würden, konnte kein anderer Bulle die zwei zurückhalten. Welche Option hatte er schon noch?

„Sein Name ist Eddie, Eddie, die Plastikschnauze. Er betreibt eine Pfandleihe in der Innenstadt.“

„Sehr gut, Earl, danke dir. Damit sind wir hier auch schon fertig.“ Milten notierte den Namen in sein Notizbuch und schlug es zu.

„Kann ich jetzt gehen?“

„Gehen? Wohin denn?“, fragte Milten mit gespielter Überraschung.

„Nach Hause?“

„Earl, davon war nie die Rede. Du kommst wie jeder andere vor den Richter und der entscheidet, was mit dir passiert.“

Darauf wusste Earl nichts zu sagen. Die Taktik hatte ihn überrumpelt. Milten und Percy verließen den Raum. Draußen klopfte der Erfinder seinem Partner auf die Schulter.

„Gut gemacht, Percy.“

„Wie bitte?“, sagte das Erdmännchen verdattert.

„Dein kleiner Schattenboxkampf da drin hat ihn mächtig verunsichert.“

„Schattenboxkampf? Tut mir leid, ich hab dir gar nicht richtig zugehört.“

„Du hast mir gar nicht zugehört?“

„Das mache ich doch nie. Du bist der Bessere von uns beiden, wenn es ums Verhör geht. Ich reagiere, wie sagt der Captain so schön, zu impulsiv auf die Verschwiegenheit des Verdächtigen. Was hast du rausbekommen?“

„Einen Namen, der Besitzer einer Pfandleihe. Er hat Earl gesteckt, dass die Bücher in dem Bürogebäude gelagert werden.“

„Wollen wir gleich vorbeischauen?“

„Natürlich, Typen wie der haben auch bei Nacht noch offen. Da wird das richtige Geschäft doch erst gemacht, wenn die Leute verzweifelt sind und die Langfinger den Tagesumsatz abholen. Und danach ist Schluss für heute. So langsam kommt ein Wunsch in mir auf. Und zwar diesen Bart loszuwerden und mich zu duschen.“

Percy blieb stehen. „Na endlich.“

Auf der Fahrt in die Innenstadt lief das Autoradio. Das Zentrum der Stadt war ein hartes Pflaster.

Bimbeldove konnte, was die Kriminalitätsrate anging, in Ringe eingeteilt werden. Je weiter man ins Innere vordrang, desto größer war die Gefahr, Opfer eines Verbrechens zu werden. Die Innenstadt? Hier stank sogar schon die Gemüse-Abteilung im Supermarkt nach Bier und Pisse. Aber wenn man es sich leisten konnte, in einem der äußeren Ringe zu leben, hatte man einen schönen Garten und ein nettes Haus nebst Nachbarn, die morgens freundlich grüßten.

Es wirkte, als hätte die Stadt ihre guten Seiten nach außen gekehrt, um nicht gleich zu zeigen, was für aussichtslose Verhältnisse wirklich vorherrschten.

Milten arbeitete innerlich an Dingen, die er an sich verändern wollte. Percy fragte sich, was den plötzlichen Gemütswandel in seinem Partner ausgelöst hatte. Aber konkreter Grund hin oder her, er war dankbar, dass er stattgefunden hatte. Milten gab ein jämmerliches Bild ab und auch wenn das Erdmännchen zu allen Tageszeiten mit Sonnenbrille und gelegentlich mit ungekämmtem Fell auftrat, war Milten eine echte Zumutung. Er zog einen Mief hinter sich her, dass man meinen könnte, der Erfinder würde nicht auf Percys Couch, sondern in seinem Mülleimer nächtigen. Noch so eine Angelegenheit, an der es zu arbeiten galt: Miltens Wohnsituation. Seitdem er sich von seiner Frau getrennt hatte, lebte er auf Percys Couch. Damit hatte das Erdmännchen keine Probleme, ganz im Gegenteil. Zwischen den beiden hatte sich eine starke Freundschaft entwickelt und Percy war froh, jemanden zu haben, mit dem er seine Freizeit verbringen konnte und der auch mal den Abwasch übernahm. Milten war anfangs ein angenehmer Mitbewohner gewesen. Er räumte auf und kochte hin und wieder. Beide blieben nachts lange wach, spielten Videospiele und unterhielten sich. Milten war eine echte Bereicherung. Jedenfalls so lange, bis aus der Trennung auf Probe ein Briefträger mit Scheidungspapieren wurde. Ohne ein letztes Mal Luft zu holen, tauchte er in seinem Selbstmitleid ab. Als Grund für die Scheidung nannte Melody Miltens unvorhersehbaren Drang, an Ideen zu arbeiten, die ihn nächtelang ans Zeichenbrett oder den Computer fesselten, wo er Tabellen erstellte und Rechnungen durchführte, die ins Endlose zu laufen schienen. Percy hatte ihm dafür in seiner Wohnung einen eigenen Raum überlassen. Sollte er doch machen, was er wollte. Nur weil er gerne Zeit mit sich selbst verbrachte, fühlte sich Percy noch lange nicht von ihm vernachlässigt. Daher konnte er auch nicht nachvollziehen, wieso Melody irgendetwas in der Richtung empfunden hatte. Erst recht, wenn diese komische Frau sich gleich mehrere Kerle hielt.

Möglich war natürlich, dass Milten lieber Zeit mit seinen Erfindungen verbrachte anstatt mit seiner Partnerin. Vielleicht war ihm die Idee der Ehe lieber als die tatsächliche Realität, darin zu leben. Und Percy kannte auch Miltens negative Seiten. Oft kam es vor, dass er ihn morgens einsammeln musste, weil er nicht pünktlich auf der Polizeistation aufgetaucht war. Und so gut wie jeden Tag murmelte er unterwegs vor sich hin und machte sich Notizen in seinen ständigen Begleiter: das Notizbuch an seinem Hosenbund. Inzwischen war das dicke Buch eine Ansammlung aus verrückten Ideen für Erfindungen und Notizen, die zu ihren Fällen gehörten. Nur noch Milten konnte das Gekritzel wirklich auseinanderhalten. Der Erfinder war ein guter Detective, aber seine Gedanken flossen gleichzeitig in zu viele Richtungen und manchmal hatte Percy das Gefühl, dass dann zu wenig von Milten an einem Ort war, um zu funktionieren. Aber bald würde Ordnung in Miltens Leben einkehren, dafür würde Percy schon sorgen.

Das Erdmännchen schaute zu ihm herüber. Milten saß auf dem Beifahrersitz und machte sich über sein Notizbuch gebeugt einen Vermerk. Jedenfalls glaubte Percy das. Denn Milten kritzelte auf Seiten herum, die schon bis zum Rande vollgeschrieben waren. Dann blätterte der Erfinder zwei Seiten vor, machte eine Notiz, zehn Seiten zurück und zog ein paar Kreise um ein ganz bestimmtes Wort. Es schien, als befinde sich in seinem Kopf ein Inhaltsverzeichnis, von dem nur er wusste.

„Woran arbeitest du gerade?“, fragte Percy und parkte seinen 68er Mustang vor der Pfandleihe.

„Ein Roboter, der den Leuten helfen soll.“ Milten fertigte eine kleine Skizze an. Percy beugte sich vor und erkannte ein Gerät, das aussah wie eine Bowlingkugel mit Armen, die in der Luft schwebte.

„Wobei helfen?“

„Beim Rasieren. Ich nenne ihn Shave-O-Bot.“

Percy lächelte. Sei nett zu ihm, altes Erdmännchen, egal wie bescheuert seine Idee klingt. Er kann jetzt keine negativen Gedanken gebrauchen. „Das ist ein toller Name, Milten. Ich glaube nicht, dass es so was schon gibt.“

„Das könnte sie sein, Percy, die eine große Erfindung, die uns reich macht.“

Das Erdmännchen zog den Zündschlüssel ab und steckte ihn ein. „Bisher hast du meines Wissens nach nur ein riesiges Baggerrad gebaut, das abgebrannt ist. Als wir versucht haben, es als Kinderspielzeug zu vertreiben, haben sich mehrere Kinder daran Holzsplitter eingefangen und die Sache ging in Blutstropfen und Elterngeschrei unter. Dann hattest du die geniale Idee mit der Schokosahne-Kuh.“

„Eine gute Idee, musst du zugeben!“, verteidigte sich Milten.

„Ja, eine gute Idee, aber, Milten, die Welt ist ein wenig komplexer, als dass du eine Milchkuh mit Schokolade fütterst und sie dann durchschüttelst, um Schokosahne zu bekommen.“

„Aber es hat funktioniert!“

„Ja, es hat funktioniert. Bis die Kuh von dem ganzen Geschüttel direkt in die Schokosahne gekotzt hat.“

„Ich weiß, ich weiß“, sagte Milten und wollte gerade noch etwas hinzufügen, als ihn Percy unterbrach.

„Du weißt es und ich werde es nie vergessen. Dreißig Kühe auf der Weide, die einen haben sich übergeben, die anderen hatten explosive Diarrhö. Der Tierarzt hat es nachher liebevoll den Durchfall des Todes genannt. Ein paar von den Tieren sind mit Donnergetöse abgekackt.“ Percy schüttelte sich vor Ekel und lachte gleich darauf. „Der Geruch verfolgt mich noch immer in meinen Träumen. Dein Werbeslogan war auch nicht der beste: Frisch und braun, direkt aus der Kuh!“, Percy hob eine Augenbraue. „Der Slogan hat gepasst, nur dass das frische Braune nicht aus dem Euter kam.“

„Aber meine letzte Idee war doch ganz gut, oder? Das vollautomatische Gemüsebeet. Es hat sich selber bepflanzt und abgeerntet.“

„Das war sie, und weißt du was? Sie ist außerdem teuer. Sag mir, Milten, bevor wir dieses Gespräch beenden, denn meine Geduld ist fast so gering wie deine Verkaufszahlen, wie viele von den Gemüsebeeten haben wir bisher verkauft?“

„Eines.“

„Richtig. An meine Mutter. Und Erdmännchen essen selten Gemüse.“

Milten kratzte sich am Nacken. „Aber immerhin hat es funktioniert.“

„Es hat nicht wirklich funktioniert, Milten, es hat zu viel Geld gefressen und war ein wirtschaftlicher Albtraum. Bisher haben uns deine Ideen nur eins gebracht: die billigsten Lebensmittel und einen gekündigten Internetanschluss. Wir haben weniger Geld als eine Maus, die in einer Schuhschachtel lebt. Um ehrlich zu sein, wenn dem Mustang der Sprit ausgeht, müssen wir laufen.“

„Zahlt das nicht der Steuerzahler?“

„Der Steuerzahler zahlt für ein Fahrzeug, das er für angemessen hält. Nicht für den Spritverbrauch eines 68er Mustangs mit Turbolader und Oldtimerstatus.“

„Dann machen wir es so, wir bauen den Shave-O-Bot erst, wenn wir es uns leisten können. Einverstanden?“

Percy schüttelte den Kopf und öffnete leicht die Fahrertür. „Weißt du, wenn du deine Ideen nicht so gut verkaufen könntest, und ich bin mir sicher, dass die Donuts bei deinen Präsentationen etwas damit zu tun haben, würde ich nie und nimmer mein ganzes Erspartes in all deine Einfälle stecken. Aber du hast Glück.“

„Glück?“

Percy grinste. „Ich hab kein Geld mehr. Und du auch nicht, also was immer für ein Chaos deine nächste Draht-und-Schrauben-Kreation anrichtet, es wird uns noch eine Weile erspart bleiben. Zumindest bis uns ein unerwarteter Geldsegen trifft ...“

Milten nickte und stieg aus. Sie standen vor einem Laden, der den einfachen Namen Eddie's trug. Darunter besagte ein Schild, dass, wenn du es nicht brauchst, Eddie es dir abkauft. Percy erklärte Milten, dass er seine Dienstmarke wegstecken sollte, ihre Revolver ließen sie ebenfalls im Mustang zurück. Er hatte vor, sich Eddie ganz langsam anzunähern, ohne ihm gleich mit Blaulicht und Megafon in den Laden zu marschieren. Pfandleiher waren in der Regel vorsichtig, was Polizei anging, denn nicht immer war alles, was in ihren Regalen lag, geliehen, manches war geborgt worden. Und zwar nicht unbedingt mit dem Einverständnis des Eigentümers.

Milten öffnete die Türe und ließ Percy den Vortritt. Im Laden schlug ihnen der unverkennbare Geruch von billigem Teppichkleber entgegen, der sich mit Kellermief vermischte. Percy meinte sogar, die vielen Hände riechen zu können, die all die Dinge in den Regalen berührt hatten. Hier gab es alles: Fernseher, Fahrräder, teure Tennisschläger und sogar Minidisc-Player.

Ganz vorne befand sich ein Gitter, hinter dem der Pfandleiher mit Zigarre im Mundwinkel und einem fleckigen Unterhemd Zeitung las. Hinter dem Gitter machte er den Eindruck, als wäre er unantastbar. Und genauso musste sich Eddie auch fühlen, denn sein Leib war der einer Person, die den Großteil seines Tages damit verbrachte, zu sitzen und sich keine Sorgen zu machen. Bei Eddie handelte es sich um einen Findmeral. Eine Kreuzung aus Wildschwein und Mensch, die besonders gut darin war, Edelmetalle und Rohstoffe zu erschnüffeln. Darüber wie diese Kreuzung zustande kam, verlor man nur ungern ein Wort. Allerdings hatte dieser Findmeral keine Nase mehr. Percy erkannte, dass es sich dabei um eine Prothese handelte, die mit einem Gummiband in seinem Gesicht gehalten wurde. Daher wohl auch der Spitzname: Plastikschnauze.

„N’Abend, Eddie“, sagte Percy.

„Was willst du?“, gab der Findmeral zurück, ohne von seiner Zeitung aufzusehen.

„Ich bin auf der Suche nach ’ner Knarre, kannst du mir da helfen? Soll ein Revolver sein.“

Eddie faltete seine Zeitung zusammen und knallte sie neben sich auf den Tisch. Dann stand er auf und klappte eine der Vitrinen hinter sich auf. Er entnahm zwei Revolver, beide waren nicht geladen, und schob sie Percy in einem kleinen Fach zu, das ihm genau wie das Gitter, Abstand von seinen Kunden verschaffte.

„Danke, Eddie“, sagte Percy.

„Hundert Piepen das Stück, Munition verkaufe ich keine, dafür bin ich schon zu oft angeschossen worden. Kauf die Dinger oder lass es bleiben, also was ist?“

Percy hob den einen Revolver an. “Dieses Fügeisen nehme ich, weil es mir gefällt“, er hob den anderen Revolver hoch, „und diese Sargpetunie, weil zwei immer besser sind als eine.“ Das Erdmännchen legte beide zurück in das Fach. „Zum Mitnehmen bitte.“

Eddie verzog eine Lefze, dass Percy glaubte, er freute sich über den Umsatz. „Sag mal, Eddie, weißt du, wo ich ein Exemplar des neuen Booktian-Romans herbekomme?“

„Der ist noch gar nicht draußen.“

„Wirklich? Schade. Ich kann es gar nicht abwarten. Er ist mein absoluter Lieblingsautor. Da werde ich wohl wie alle anderen warten müssen. Um ehrlich zu sein, ich wäre bereit, noch mal so viel für das Buch zu bezahlen wie für die Knarren. Aber Geld spielt wohl keine Rolle, wenn man das Produkt einfach nicht bekommen kann.“

In Eddies Kopf leuchteten zweihundert weitere Piepen auf, die es einzuheimsen galt. Seine Wildschweinohren stellten sich auf. Er blickte einmal zu Milten und schien ihn zu mustern. Das Geld war verlockend, aber der lange dünne Kerl schmeckte ihm einfach nicht. Und warum schaute er sich ausgerechnet jetzt die alten Dienstbücher an, die nur aus Gesetzen bestanden? Sogar mit seiner Plastikschnauze konnte er einen Bullen noch riechen, wenn er direkt vor ihm stand. Andererseits, die Kundschaft war hier oft von merkwürdiger Natur und sein Spürsinn war auch nicht mehr das, was er mal war. Er blieb vorsichtig, ja nicht allzu schnell irgendetwas zugeben.

Percy legte nach. „Du kannst mir nicht helfen, oder? Weißt du, wo ich ein Exemplar herbekommen könnte?“

„Nein, woher soll ich so was wissen? Die Taschenbücher sind dort hinten“, sagte er und zeigte auf eine Ecke im Laden.

„Eddie, ich glaube, du lügst. Ich glaube, du weißt ganz genau, wo Exemplare der Bücher zu bekommen sind. Und ich glaube auch, dass du es mir sagen wirst.“

„Kannst du vergessen.“

„Wir haben die Bücher sichergestellt“, sagte Milten, der es nicht lassen konnte, den eigenen Erfolg zu erwähnen. „Plus einen der Täter. Er ist bereit, dich vor Gericht als Zeuge zu belasten.“

„Wer seid ihr zwei? Bullen?“

„Nein, die größte Trachtengruppe der Stadt ohne einheitliche Uniform“, gab Milten zurück.

Percy schnappte sich einen der Revolver, griff in seine Hosentasche und fand eine 9-mm-Patrone. Er legte sie in den Revolver ein und feuerte die Kugel in die Decke. Etwas Putz rieselte zu Boden. Dann zog er eine weitere Kugel aus seiner Hosentasche und schob sie in die Trommel. Die geladene Waffe richtete er auf Eddie.

„Hör zu Eddie, wer wir sind, spielt keine Rolle, aber was wir dich fragen wollen, schon. Also, woher wusstest du, dass die Bücher in dem Bürogebäude geparkt waren?“

Der Pfandleiher bekam es mit der Angst und dann begann er zu reden. „Ich habe einen Kumpel, er ist ’ne große Nummer. Ihr glaubt nicht, wie viel Einfluss der hat. Wenn ich seinen Namen verrate, bin ich so gut wie tot.“

„Eine Frau ist gestern gestorben, Eddie. Wegen dir. Ich nehme mal an, du hast die clevere Idee gehabt, die Bücher klauen zu lassen und sie dann zu verschachern?“

„Selbst wenn“, sagte der Findmeral, der einen Teil seiner Selbstsicherheit wiedergefunden hatte, „was juckt euch das?“

„Darf ich vorstellen“, sagte Milten und zeigte auf Percy. „Detective Percy Meercat und Detective Milten Greenbutton.“

Eddies Kopf knallte aus Frustration auf den Tisch.

„Wenn du jetzt mitkommst und keinen Aufstand machst, sorgen wir dafür, dass du deine eigene Zelle bekommst. Wenn du uns den Namen deines Freundes verrätst, können wir vielleicht sogar deinen vergessen. Wie sieht's aus? Spitzel oder Knast?“

„Knast.“ Eddie öffnete die Gittertür und Milten legte ihm Handschellen an. Für einen Moment wartete Percy, ob sich der wuchtige Pfandleiher doch noch zur Flucht hinreißen ließ, aber scheinbar war er clever genug, um zu realisieren, dass er gegen Milten und dessen flotten Beine keine Chance hatte. Milten führte den Findmeral ab, doch als er ihn auf den Rücksitz des Mustangs packen wollte, passte der nicht hinein.

Percy kicherte und schnappte sich das Funkgerät.

„Zentrale hier ist Wagen 25, bitte melden. Over.“

„Zentrale hier.“

„Wir brauchen den größten Streifenwagen, den ihr habt, wir haben hier einen Tunichtgut, den wir nicht mal gefaltet eingepackt bekommen.“

„Soll ich einen Kastenwagen schicken oder einen Bus?“

Percy überlegte und erntete dafür von Eddie einen wütenden Blick. „Danke, Doreen, aber der Kastenwagen sollte reichen. Keine Sorge, der hier wird garantiert nicht durch die Gitterstäbe abhauen.“

Milten setzte Eddie an den Straßenrand neben den Mustang und holte dann seine Dienstwaffe und Marke aus dem Auto. „Damit wäre der Fall so gut wie geklärt“, sagte er. „Morgen quetschen wir Eddie nach dem Namen seines Freundes aus und dann heißt es: ab zu den Akten!“

„Ganz richtig Partner, das sollte es gewesen sein.“ Percy hängte sich seine Dienstmarke wieder um. „Wir machen uns jetzt auf den Heimweg. Du auf die Couch, ich ins Bett. Und morgen sieht die Welt gleich wieder ein bisschen freundlicher aus.“

Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian

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