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Kapitel 62: Continuare

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Ist das lateinisch korrekt, als Infinitiv auch richtig? Egal – Hauptsache, es klingt so gelehrt. Ist schon zu lange her mit dem Latein in der Schule, und so sehr aufgepaßt habe ich im Unterricht damals auch nicht, wußte ich doch nicht, wozu ich diese tote Sprache dereinst einmal brauchen würde: um mein Leben dahinter zu verstecken. To continue aber das stimmt, und wo ich doch schon einmal beim Englischen bin, eines to measure und eines cocks, den es zu messen gilt, was hier jedoch nicht einen Hahn meint und auch einen Piephahn nicht, denn der wäre ja viel zu klein und zu niedlich, sondern ein richtig stolzes Tier, einen Groß-, weil Negerschwanz, reicht mir das dann wegen seiner Ähnlichkeit auch aus. Also, wie gesagt und zumindest in Aussicht gestellt: sie maßen, sie nahmen das Zentimeterband und maßen und sie hatten ja auch etwas zu messen, bei diesem cock hatten sie es, und dieser schwarzafrikanische, dieser negroide Frauenbeglückungsapparat, er hatte ein paar entscheidende Zentimeter mehr als der von Speedys Masseck aufzubieten, und wenigstens das mußte mir gefallen und gefiel mir natürlich auch. Das mit Geld bewehrte Gespenst sollte mehr in ihrem, wenn ich das mal so ordinär und mitleidslos ausdrücken darf bei aller dabei empfundenen Scham, klaffenden Loch zu spüren haben als meine schöne Speedy bei ihrem Masseck, sie sollte nicht immer allen anderen Frauenzimmern überlegen sein können. Aber des schwarzen Riesen 20 cm, sie waren ja erstmal nur im hängenden Zustand gemessene Zentimeter, und nicht nur mich allein in dieser merkwürdigen Runde dürfte es interessiert haben, was das geistige Riesenbaby mit nur dem Einen im Kopf an erigierter Mannesgröße vorzuweisen hat – das wäre sicher Speedys nächste Frage gewesen, ob denn bei ihm auch die eigentlich interessante Messung vorzunehmen wäre, aber das häßliche Gespenst kam ihr zuvor, wohl mächtig stolz darauf, what money can buy, was ihr Geld sich in der Welt alles kaufen kann: ob sie denn nicht das Ding auch in seiner vollen Größe messen wollten, fragte sie die fleißigen Messerinnen, und natürlich wollten sie nur zu gerne, und auch Speedy wollte, die Spielleiterin, und so sagte sie, auch damit ihr nicht die Initiative des Ganzen entgleite, zu dem Ladenfräulein, das vor dem schwarzen Mann mit dem Maßband in der Hand auf den Knien hockte: »Leck ihn steif!« Na ja, auch dies sehr deutlich formuliert und jenseits der sexualkundlichen Fachausdrücke, deren Latein diese ungebildete Berliner Göre sicher auch nicht mächtig gewesen wäre, und also bleiben wir dabei, wenn nun zu berichten ist, daß sie dann, ganz folgsam und brav und wohl gewohnt, klar ausgesprochenen Anordnungen Folge zu leisten, leckte, ihn leckte, the black big cock, und, um noch ein Stückweit weiter in die rassenvermischenden anatomischen Details des Fellatio zu gehen: sie nahm ihn also in ihren kleinen, blassen Mund, und er wuchs und wuchs und wurde ein richtig big cock und erregte in seiner Erregung das Staunen aller um ihn versammelten, meines inklusive. Doch der schöne Spaß, er währte nicht ewiglich, er wurde brutal unterbrochen, unterbrochen von einer wie aus der Versenkung plötzlich auftauchenden Furie, der Inhaberin dieses Miederwarengeschäfts. »Die Chefin … « Ich weiß nicht, welche der drei Verkäuferinnen es war, die uns und in der Hauptsache wohl die ihrer Kolleginnen alarmierte, die so hingebungsvoll mit der Vorbereitung der eigentlichen Messung beschäftigt war und so schnell gar nicht das enorme Gerät aus ihrem Mund herausbekam, wie es ihr wohl nun doch lieb gewesen wäre – der gestrengen Chefin war das gar nicht recht, was sie da zu sehen bekam, sie schrie: »Was ist denn hier los?«, und hatte doch sicher genug davon gesehen, was denn da nun los war. »Habe ich denn euch nicht jeden intimen Kontakt mit unserer Kundschaft verboten?« So ging das Geschrei weiter, und ehe Speedy als die Hauptverantwortliche für diesen Zwischenfall überhaupt eingreifen und sich schützend vor das eben noch begierig schwanzleckende Ladenmädel stellen konnte, was sie doch wohl sicher getan hätte, hätte sie dazu die Zeit, die Möglichkeit gehabt, war das arme Mädchen entlassen, fristlos gekündigt und rausgeschmissen, und da half dann auch gar nicht mehr, daß Speedy im nachhinein die Schuld auf sich nahm, was sie jedenfalls tat, zumindest probierte. »Ich habe da meine Prinzipien«, sagte die Frau Chefin, sichtlich um einen konzilianteren Ton gegenüber Speedy bemüht. Interessant war, daß sich das häßliche Gespenst mit der vielen Knete aus allem heraushielt, nur hämisch grinste, mehr nicht. Sie verschwand in ihrer Kabine, als ob sie der ganze Vorfall nichts weiter anginge. Wir waren also mit der aufgebrachten Frau und ihren verbleibenden beiden Angestellten allein, die Dritte hatte sofort heulend das Weite gesucht, und sie bat uns, mit einem verwunderten Seitenblick auf mich, doch bitte den Laden zu verlassen, der für heute geschlossen sei. Speedy, sichtlich konsterniert, beharrte aber darauf, die Wäschestücke, die sie für ihren Mann haben wolle, auch kaufen zu können. Wieder folgte ein noch mal mehr erstaunter Seitenblick dieser Chefin und Ladenbesitzerin in meine Richtung, und dann sagte sie: »Bitte, tun Sie das, aber beeilen Sie sich, Sie haben doch gesehen, was da draußen los ist.« Die gute Frau war offensichtlich in Panik. Und sie hatte wahrscheinlich auch ihre guten Gründe dafür, Gründe, die wirklich nur mittelbar mit der Szene zu tun hatten, in die sie hereingeplatzt war, sehr viel aber mit dem Nazi da draußen, dessen Wiederkehr sie offenbar fürchtete und zu fürchten hatte – was das aber für Gründe waren, ich ahnte es in diesem Moment noch nicht.

Als Speedy dann bezahlte, den Unterrock, das Nachthemd, das Negligé für mich, flüsterten uns die beiden verbliebenen Verkäuferinnen aufgeregt, sich gegenseitig unterbrechend, ergänzend zu, daß ihre Chefin lesbisch sei, daß sie ihr alle abwechselnd zu Willen sein müßten, und daß es gerade ihre gegenwärtige Schmusi gewesen sei, die sie mit dem Negerschwanz im Mund überrascht habe – das gab schon mal eine Erklärung für den abrupten Rausschmiß dieser einen Verkäuferin und warf ein bezeichnendes Licht auch auf die Prinzipien dieser Dame, die als Chefin eben alles für sich haben wollte, aber ihre Panik erklärte es noch nicht, auch ihre Order nicht, sofort beim Herannahen der Nazis die Jalousien herunterrasseln zu lassen. Eine Erklärung dafür bekamen wir dann aber doch, und wir bekamen sie von der Chefin selber, die dann doch glaubte, es sei ihre Aufgabe, ihre Kundschaft, Speedy und mich und dann auch das flache Brett mit der Hakennase und dem vogelartigem Gesicht und ihren Neger im Schlepptau zu dem Seiteneingang zu geleiten, durch den wir den Laden verlassen sollten – sicher auch mit der Absicht, sich noch einmal für den Vorfall zu entschuldigen. Sie versuchte es jedenfalls, aber sie kam damit nicht weit, denn die häßliche Alte, sie konterte diesen Versuch schon nach dem ersten Satz mit dem Vorwurf, sie müsse eine Rassistin sein – auch das war natürlich eine mögliche Interpretation des Vorgefallenen. Nein, wie könne sie, so die ehrlich erstaunte Antwort dieser Frau, sie sei Jüdin – damit war alles klar. Und die häßliche Realität war wieder da. Und selbst die häßliche Frau mit dem schönen, dicken Konto entschuldigte sich und sagte dann, ganz von oben herab, die Nazis, das wär doch der Plebs, nichts als asozialer Plebs, aber die Deutschen bräuchten nun mal die Peitsche, und da die Aristokratie, der sie die zweifelhafte Ehre habe, anzugehören, viel zu dekadent sei, um noch Herrschaft ausüben zu können, bleibe nur die Wahl zwischen den Kommunisten, also Moskau, oder ob das der eigene Plebs mache, der nationale. Das war immerhin ein Standpunkt, ein klarer, aber Speedy sagte, und sie sagte es spitz und bloß halb als Frage: »Sie erwähnen das Bürgertum nicht?« »Weil es nicht erwähnenswert ist«, so die Antwort der adligen Dame, und wahrscheinlich hatte sie sehr, sehr recht damit.

Speedy – Skizzen

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