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Lawinensuche, Selbstfindung
ОглавлениеSchröcksnadel wurde auf die Förster-Sonde aufmerksam, eine Erfindung des gleichnamigen deutschen Physikers Friedrich Förster, die bei Lawinenabgängen eingesetzt werden konnte. „Und da hat einer gesagt: Lawinensuchen wäre gescheit.“ Einen Magneten, Vorläufer des heutigen Suchsystems, perfektionierte er. Doch der Tiroler Pionier musste Geduld aufbringen, denn Geld konnte Schröcksnadel damit zunächst keines verdienen. Zu groß waren die Vorbehalte der Bergretter – es gab schließlich auch die bewährten Lawinenhunde.
Auch das damalige Bestreben, alle Skifahrer mit Magnet-Respondern für den Fall eines Lawinenunglücks zu versehen, stieß auf Widerstand. Für den jungen Peter Schröcksnadel war das eine weitere Lernphase, wie er später befand: „Wenn es drauf ankommt, bist allein, musst dich auf dich selbst verlassen. Du musst schauen, wie du mit der Situation fertig wirst.“
Da kam es ihm nicht ungelegen, dass die deutsche Illustrierte „Quick“ Gerüchten um verschollene Schätze nachging. Schröcksnadel wurde mit der Suche im Salzburger Hintersee betraut. Dem Auftrag zufolge ging es um drei Lkw-Ladungen Nazi-Gold des Reichsaußenministers Joachim von Ribbentrop. Der „Nibelungen-Hort“ des Kriegsverbrechers wurde zwar nie ausgehoben, aber Schröcksnadel verdiente mit 35 Deutsch-Mark Stundenlohn im Zuge dieses Projekts eine erkleckliche Summe. „Egal ob ich arbeitete, schlief oder aß – ich verdiente einen Haufen Geld damit, das half mir beim Überleben“, wurde er zitiert. Bereits beim ersten Tauchgang hätte man das unerfahrene Team aus dem Schlamm des Sees ziehen müssen. Doch bis auf ein paar Pfundnoten fand der Innsbrucker nichts, obwohl bis heute manche behaupten würden, sein Reichtum entstamme möglicherweise einem Salzkammergutsee. Zwei Monate nach diesem erfolglosen Abenteuer wollte es Schröcksnadel noch einmal versuchen, allerdings fand er an derselben Stelle eine leere Fläche vor: Man hatte in einem Stausee gesucht. „Da hat die Redaktion offensichtlich schlecht recherchiert.“ Auch am Königssee war Schröcksnadel im Einsatz, dort barg er den ersten Toten. „Ist die Leiche tot?“, hätten ihn die Beamten am Telefon gefragt.
Tote beförderte Schröcksnadel noch einige ans Tageslicht. Bei mehreren Lawinenunglücken rief man ihn in der Folge zu Hilfe, unter anderem in Sulden nahe dem Ortler, wo am 6. April 1975 eine enorme Lawine abgegangen war. Mehrere Autos in bis zu vier Meter Tiefe konnten dank Schröcksnadels Erfahrung geborgen werden, für acht Menschen kam jede Hilfe zu spät.
Am selben Tag war auch am Brennerpass eine Lawine abgegangen – mit ebenso dramatischen Folgen: 14 Tote galt es zu beklagen. Das wirkte nach, denn seit damals lockt den passionierten Skifahrer das freie Gelände nicht mehr: Das Terrain abseits der Piste sei „zu gefährlich“, befand der Experte für Ski-Sicherheit. Doch ausgerechnet die wenig einträgliche Lawinensuche brachte Schröcksnadel zum Österreichischen Skiverband: Am Dachstein-Gletscher ging ein ÖSV-Lift im Zuge anhaltenden Schneefalls verloren, eine Anlage mit Porsche-Aggregat, rund zwei Millionen Schilling teuer. ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner besann sich seines Bekannten Peter Schröcksnadel. Der war sich immer noch einer Sache sicher: „Beim Suchen bin ich der Beste gewesen.“ Er behielt Recht – und knüpfte gleichzeitig die ersten zarten Bande zum Verband.