Читать книгу Tagebuch eines Hilflosen - Francis Nenik - Страница 679

23.11.2018

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Donald Trump ist kein historisch denkender Mensch. Er ist einer, der komplett in der Gegenwart lebt und dessen einziger Rückbezug die bedeutenden Leistungen sind, die man ihm seiner Meinung nach im großen Buch der Geschichte künftig und für alle Zeiten zuschreiben wird. Ansonsten interessiert ihn die Vergangenheit nicht weiter. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja auch eine Chance, etwas zu lernen. Warum Donald Trump nicht mal zum Vorbild nehmen und die Geschichte ein bisschen mehr ignorieren? Es heißt zwar immer, sie sei dazu da, um aus ihr zu lernen, gemachte Fehler nicht zu wiederholen, und die Gegenwart besser verstehen zu können. Aber tatsächlich wird die Geschichte meist nur dazu benutzt, um Vorwürfe zu (re-)konstruieren. Nicht gemeinsames Handeln und Einsicht, sondern gegenseitige Angriffe und Rückschläge, das ist die Dialektik eines Geschichtsbewusstsein, das klaftertief in der Gegenwart steckt und mit seiner Spitze immer schon den nächsten Morgen anbohrt. Bei Donnie dagegen fungiert der Präsentismus als Präservativ. Er schützt den Präsidenten vor sich selbst und bettet ihn ein in die prästabilisierte Harmonie einer präteritumslosen Zeit. Warum also – und sei’s auch nur zur Abwechslung – nicht mal diesen Blick auf die Welt präferieren?

Tagebuch eines Hilflosen

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