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2. Erste Manie

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Es ging mir immer besser. Die Familie und ich fassten den Plan, wieder zum Winterurlaub ins schwedische Smaland zu fahren. Ich rief die Besitzer des Holzhauses an, bei denen wir früher bereits schöne Tage verbracht hatten. Ich konnte zu dieser Zeit schon Schwedisch. Dann kaufte ich für viel Geld Langlauf- und Abfahrtsskier für mich. Bei Robben und Wientjes buchten wir einen Kleinbus. Fuhren los. Dort war ich grob zur Familie, fuhr wild Ski und überheizte am Silvesterabend den Kamin. Die Familie floh. Ich blieb allein zurück und sah fern. Es lief „Der mit dem Wolf tanzt“, dann die Neujahrsansprache des schwedischen Königs. Als der Urlaub zu Ende war, ging es zurück zur Fähre. Ich langweilte mich mit der Familie und ging in die Bar. Trank Cocktails und unterhielt mich mit einem norwegischen Matrosen auf Schwedisch. Zahlte mit Visacard. In Saßnitz angekommen, fiel ich trunken die Schiffstreppe herunter. Auf der Fahrt nach Berlin wurde ich melancholisch und beklagte lautstark die verlorenen Weltkriege der deutschen Soldaten.

Mein Geburtstag am 9. Januar stand an. Ich hatte in der Invalidenstraße ein Schlagzeug gekauft und es im Kinderzimmer aufgebaut. Der Bluesman Ubi Ferguson war engagiert, und wir machten laut Musik. Später fuhren Antje und ich zum Geburtstag meines Kompagnons nach Kamenz. Dieser freute sich sehr, mich wieder aktiv zu sehen. Wir vereinbarten, dass ich wieder in die Firma einsteigen würde. Aber das ging nicht lange gut. Wir stritten nur noch. Als ich dann mit meiner Kegelkugel altes Porzellan zertrümmerte, war sein Maß voll. Er sagte:

“Es geht nicht mehr! Wir müssen uns trennen.“

„Dann lass uns die Firma aufteilen. Ich will Geld, das E-Mobil und das Windkraftprojekt in Ostro.“

Dieses hatten wir noch gemeinsam angeschoben, Wir einigten uns. Ich mietete mich im Gasthof Thonberg ein und meldete mich beim Donder Sepp zur Fahrschule an. Nach den ersten paar Fahrstunden fuhr ich schon mit dem Puli. Die Theorieprüfung bestand ich ohne Problem. Bei der Praxis fiel ich einmal durch. Dann war es geschafft. Ich kaufte in Berlin einen alten Volvo GL 244 Automatik. Fuhr damit nach Kamenz. Ich stieg im Goldenen Hirschen, dem besten Haus am Platz, ab und hing die ganze Nacht an einem Kontakttelefon. Am nächsten Morgen hatte ich eine Telefonrechnung von achthundert D-Mark. Dann ging es nach Berlin zurück. Antje nahm mich zusehends ungern bei sich auf.

Es stand die entscheidende Gemeinderatssitzung in Panschwitz-Kuckau über mein Windkraftprojekt Ostro an. Ich fuhr mit der Bahn über Elsterwerda nach Dresden. Wollte zu Wolfs Geburtstag. Wolf war Windkraftpionier in Sachsen, hatte mir beim Bauantrag geholfen und würde bei der Gemeinderatssitzung dabeisein. Die Feier war aber schon zu Ende. Ich übernachtete im Freien und besuchte meine Großcousine Dörte in Arnsdorf. Sie schenkte mir ein altes Diamantfahrrad. Das tauschte ich in Kamenz gegen ein schickes Trek-Rad um. Geld hatte ich nur noch wenig, bezahlen sollte ich später. Mit dem Trek fuhr ich zur Sitzung. Das Projekt wurde abgelehnt. Aus Frust zettelte ich eine Kneipenschlägerei an und verbrachte die Nacht nicht in der von mir gebuchten Zelle im Kloster St. Marienstern, sondern in der Zelle der Polizeiwache Bautzen. Zurück in Kamenz checkte ich wieder im Goldenen Hirschen ein, um Zeit zu haben, mit meinem Ex-Kompagnon über mehr Geld zu verhandeln. Das schlug fehl, und ich bezahlte im Hirschen mit einem ungedeckten Scheck. Dann stieg ich im Gasthof Thonberg ab. Haute ohne zu bezahlen ab. Lief die ganze Nacht bis Bautzen an der Autobahn. Ich übernachtete für mein letztes Geld in einem Gasthof. Mietete in Panschwitz-Kuckau eine Garage für den Puli, schlief auf einer Werkbank. Dann hatte ich Glück: Ein großer Windkraftentwickler wollte ein E-Mobil kaufen. Für dreizehntausend D-Mark gab ich es ab. Inzwischen war der Hotzenblitz, ein schickeres E-Mobil aus Thüringen, in Produktion gegangen. Es kostete dreißigtausend D-Mark. Ich wollte es gemeinsam mit dem Kamenzer Peugeothändler im Landkreis vertreiben. Ich zahlte viertausend D-Mark an, der Rest wurde finanziert. Der Hotzenblitz kam. Ich war begeistert. Achtzig Stundenkilometer Spitze und eine Reichweite von sechzig Kilometern mit den Bleiakkus. Als erstes fuhr ich nach Dresden und machte einen Termin mit der Morgenpost. Wohnte im Hotel „Zur schönen Aussicht“ auf dem Weißen Hirschen. Der Wirt sagte:

„Wenn wir mit in die Morgenpost kommen, erhalten Sie das Zimmer frei!“

So geschah es dann auch. Die Morgenpost brachte einen umfangreichen Bildbericht. Das Hotel war dabei. Dann vermittelte mir Wolf einen Auftrag für Testfahrten mit dem Hotzenblitz anlässlich eines Solarfestes bei Dresden. Ich nahm einhundertfünfzig D-Mark ein. Ich fuhr über Hoyerswerda Richtung Berlin. In dieser Stadt hatte ich ein Pressegespräch mit der Lausitzer Zeitung. Nach mehrmaligem Zwischenladen erreichte ich nach vierundzwanzig Stunden Berlin. Fuhr auf dem Kurfürstendamm. Besuchte meine Mutter in Woltersdorf und John, der gerade bei seiner Großmutter in Rüdersdorf weilte. Am nächsten Tag ging es ins Vorwerk Heinersdorf zu meiner Schwester Anita und ihrem Lebenspartner Mats. Dann zurück nach Kamenz. Inzwischen hatte ich den Plan gefasst, an der American Tour de Sol teilzunehmen. Ich bekam einen weiteren Auftrag zu Testfahrten. Anstatt ihn auszuführen, fuhr ich nach Berlin zurück. Im Süden der Stadt, ich hatte den Hotzenblitz bei meinem Vater in Großbeeren vollgeladen, fiel die Ladeanzeige nach nur zehn Kilometern auf Null. Der Hotzenblitz war schon kaputt. Ich ließ ihn stehen, nahm die S-Bahn und fuhr zu meiner Mutter. Sie sagte:

„Hol das Auto her und rufe in Thüringen an!“

Das tat ich am nächsten Tag. Ich musste mehrmals zwischenladen. Aus Suhl kam ein Reparaturteam. Das Team untersuchte mit einem Notebook den Laderegler vom Hotzenblitz. Erfolglos. Die American Tour de Sol sagte ich ab. Dann ging die Hotzenblitz GmbH& Co. KG Pleite.

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