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4. Zweite Manie und dritte Depression
ОглавлениеIch konnte in Sinas Einraumwohnung sein, weil sie noch auf Station blieb. Ich stand als Jongleur auf der Künstlerstation Mexikoplatz, nahm etwas Geld ein, flirtete mit Karola, einer großen Keramikerin. Später sollte ich sie neben Sina als Geliebte nehmen.
Sina wurde entlassen. Die erste Zeit lebten wir glücklich zusammen. Dann drehte ich wieder auf. Provozierte in der Kneipe Hollandmühle. Trieb mich in der Stadt herum, vernachlässigte die Beziehung. Ich war wieder manisch, aber nur kurz. Dann stürzte ich wieder ab. Das ertrug Sina nicht, schickte mich weg. Inzwischen war Achmed ausgezogen, sodass ich wenigstens in meine Wohnung konnte. Geld hatte ich nur von meinen Eltern, Miete und Krankenkasse zahlten sie auch. Ich schlief nachts nicht, las Bücher, die ich alle schon kannte. Morgens kaufte ich am Nordbahnhof Whiskey oder Liqueur, um schlafen zu können. Manchmal fuhr ich nachts zu Sina, wagte aber nicht zu klingeln. Einmal besuchte sie mich morgens, sah meinen Zustand, alarmierte meine Eltern. Sie nahmen mich mit ins Theodor Wenzel Werk. Diesmal empfing uns ein Psychiater. Bald war die Diagnose klar: Manisch depressiv oder weniger krass ausgedrückt Bipolares Syndrom. Der Arzt gab mir ein Buch über diese Krankheit. Ich war entsetzt. Musste Lithium nehmen. Auf der Station war ein melancholischer Künstler, mit dem ich mich gut verstand und mit dem ich lange Waldspaziergänge unternahm. Obwohl wir beide kaum Geld hatten, tranken wir manchmal ein Bier in Steinstücken. Es ging mir besser. Ich wurde nach einem ernsthaften Gespräch mit dem Psychiater entlassen. Es war Mai. Ich saß vor dem Krankenhaus neben den blühenden Rhododendren und sagte mir: Nie wieder! Lithium würde ich nicht weiter nehmen. Mein Vater war für ein Jahr der gerichtlich bestellte Betreuer für mich.