Читать книгу Sommer mit Ben - Frank Claudy - Страница 7
ОглавлениеKapitel 5
Die Woche verging wie im Flug. Morgens vor der Schule trafen Katja und ich uns auf der Treppe, die Pausen verbrachten wir getrennt, nachmittags hatten wir Probe, wobei ich mich bemühte, möglichst objektiv zu bleiben und Katja nicht zu bevorzugen, was mir insbesondere schwer fiel, weil sie auf der Bühne einfach die beste war.
Außerdem musste ich mich immer sehr zurück halten, wenn sie mit Romeo einen scheuen Kuss auf dem Balkon tauschte oder er sie leidenschaftlich küsste, bevor er sich den Dolch in die Rippen stieß. Hätte Romeo sich nicht selber umgebracht, hätte ich es getan. Ich musste mir immer wieder sagen, dass alles nur Schauspielerei war. Aber immerhin durfte Romeo sie küssen, während ich immer noch auf unseren ersten richtigen Kuss wartete. Nach der Probe brachte ich sie zwar jeden Abend nach Hause, wir gingen händchenhaltend nebeneinander und redeten sehr vertraut miteinander über unsere Wünsche und Gedanken, Bücher, Filme, einfach über alles Mögliche. Wir hatten uns immer total viel zu erzählen und ich glaube nicht, dass es vorkam, dass wir beide gleichzeitig nichts sagten.
Für mich war das etwas völlig Neues, war ich es doch gewohnt, meine Gedanken für mich zu behalten. Ich hatte nie so etwas wie einen guten Freund gehabt, mit dem ich hätte reden können oder wollen. Meine Freunde waren meine Bücher, und wenn ich etwas zu sagen hatte, schrieb ich es auf. Vielleicht lag das daran, dass ich es auch von zu Hause nicht anders kannte. Bei uns wurde noch nie viel geredet. Meine Eltern gingen beide den ganzen Tag arbeiten, und wenn sie abends nach Hause kamen, mochten sie nicht mehr reden. Da ich keine Geschwister hatte, kannte ich es nicht anders, als mit mir und meinen Gedanken allein zu sein. Es gab auch keine große Familie bei uns. Meine Eltern waren wegen ihres Berufs in die Stadt gekommen, ihre Familien wohnten weit weg, so dass wir uns nur zu Weihnachten oder Geburtstagen sahen, aber auch dann ging es eher ruhig bei uns zu.
Deswegen war ich ganz erstaunt, wie viel ich Katja immer zu erzählen hatte. Ich genoss diese langen Spaziergänge mit ihr, selbst wenn es regnete.
Aber irgendwie kamen wir über das Stadium des Händchenhaltens und zum Abschied küssen nicht hinaus. Immerhin war unser Abschiedskuss schon von der Wange zum Mund gewandert.
Wahrscheinlich hätte ich selber mich vorwagen und mehr aus dem Kuss machen müssen. Aber wie ich schon sagte, hatte ich auf dem Gebiet absolut keine Erfahrung und somit keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte, dass der Kuss mal länger dauern würde. Aber auch hier konnte ich mich wieder darauf verlassen, dass Katja den nächsten Schritt machen würde.
Am Freitagabend nach der Probe fragte sie mich, ob wir wieder zur alten Villa gehen sollten. Es hatte die ganze Woche geregnet, aber pünktlich zum Wochenende war das Wetter wieder schön geworden, und da den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte, konnten wir davon ausgehen, dass der Boden trocken genug sein würde, um im Gras zu sitzen. Aber ehrlich gesagt, hätte es mich auch nicht weiter gestört, bei Regen auf einer nassen Wiese zu liegen. Vermutlich hätte ich das noch nicht einmal bemerkt, solange Katja bei mir war.
Wir kauften also wieder Wein und suchten uns einen netten Platz am Flussufer. Diesmal waren kaum Leute im Garten der Villa. Vermutlich war das Wetter die Woche über einfach zu schlecht gewesen. Ich setzte mich ins Gras und Katja legte ganz selbstverständlich wieder ihren Kopf in meinen Schoß. Der Effekt war der gleiche wie die Woche zuvor. Katja schien das zu merken, zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie ihren Kopf noch fester gegen mich presste. Zum ersten Mal, seit wir zusammen waren, redeten wir nicht. Ich spielte wieder mit ihren Haaren, mit der anderen Hand streichelte ich über ihre Hand. Plötzlich setzte Katja sich auf und küsste mich. Damit hatte ich zwar gerade gar nicht gerechnet, aber nach einem kurzen Moment des Schocks erwiderte ich ihren Kuss und traute mich dann auch, meine Zunge vorsichtig zwischen ihre Lippen zu schieben. Zum Glück hatte ich gar keine Möglichkeit zum Denken, sonst hätte ich mich nie getraut, sie so zu küssen, aber mein Körper bestand nur noch aus Fühlen. Es dauert nicht lange, bis wir beide im Gras lagen. Wir lagen nebeneinander und küssten und streichelten uns. Ich hätte nie gedacht, dass sich der Körper einer Frau so gut anfühlt. Katja war ganz weich und roch total gut. Lange Zeit streichelte ich nur ihren Rücken und ihre Arme, doch dann nahm sie meine Hand und legte sie einfach auf ihre Brust. Für einen Moment habe ich sie einfach da liegen lassen, bis ich mich getraut habe, ihre Brust zu streicheln. Zur gleichen Zeit streichelte Katja auch meine Brust, doch das habe ich kaum bemerkt, weil ich so sehr damit beschäftigt war, Katja zu spüren.
Das war auch schon so ziemlich alles, was an dem Abend passiert ist. Doch für mich war es das Paradies, die Verheißung auf neue Abenteuer, der Beginn einer neuen Zeitrechnung.
Nachdem ich Katja nach Hause gebracht hatte und wir vor ihrem Gartentor noch einen heißen Gute-Nacht-Kuss ausgetauscht hatten, lief ich zurück zur Villa und legte mich dort noch mal ins Gras, um mir den ganzen Abend noch einmal vorzustellen. Ich wollte mir jedes Detail in mein Gehirn einbrennen, um nur ja nichts zu vergessen.
Ich bin dann auf der Wiese eingeschlafen. Kurz vor Sonnenaufgang wurde ich wach, weil es so furchtbar kalt war. Ich war völlig durchfroren und durchnässt vom Morgentau. Doch auf dem Heimweg dachte ich nur an Katja.