Читать книгу Sommer mit Ben - Frank Claudy - Страница 8

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Kapitel 6

Katja hatte mich für Samstagnachmittag zu sich eingeladen. Ihre Eltern waren das Wochenende über weg, es würde nur noch ihr älterer Bruder da sein und vermutlich ein paar seiner Freunde. Ich würde also endlich Ben kennen lernen. Katja hatte schon ein paar Mal von ihm erzählt oder eher geschwärmt. Er schien ziemlich cool zu sein und einen Haufen Freunde zu haben. Er war ziemlich sportlich und würde dieses Jahr sein Abitur machen auf einem Sport-Gymnasium am anderen Ende der Stadt. Seine Familie erwartete, dass er dann studieren würde, doch Katja hatte mir erzählt, dass er nach dem Abi mit ein paar Freunden eine Auszeit nehmen und sich die Welt ansehen wollte.

Ich war schon sehr gespannt darauf, ihn zu treffen und hoffte, wir würden uns verstehen, zumal er Katja so viel bedeutete. Genauso aufgeregt war ich aber auch, weil ich den ganzen Tag mit Katja verbringen würde in ihrer sturmfreien Bude. Wir hatten nicht darüber gesprochen, aber ich hoffte, ich würde die Nacht über bei ihr bleiben können. Ich traute mich gar nicht, darüber nachzudenken, was zwischen uns passieren könnte. Ich hätte es einfach nur schön gefunden, neben ihr zu liegen und gemeinsam aufzuwachen. Trotz alledem fuhr ich vorsichtshalber in die Stadt, um Kondome zu kaufen.

Ich ging in eine dieser großen, anonymen Drogerien, in denen man so schnell wie möglich abgefertigt wird und die Kassiererin weder Zeit hat, sich die Artikel anzusehen, die sie über den Scanner zieht noch einen jemals ansieht. Einen kurzen Moment lang überlegte ich, noch irgendeinen anderen, für mich völlig unnützen Artikel zu kaufen, damit es mir an der Kasse nicht so peinlich sein würde, nur ein Päckchen Präservative zu bezahlen, doch mein chronisch klammer Geldbeutel nahm mir die Entscheidung ab. Er half mir allerdings nicht dabei zu entscheiden, welche Gummis ich nehmen sollte. Klar hatte ich schon das ein oder andere Mal geschaut, welche Auswahl es gab, doch bisher hatte es ja keinen konkreten Grund für mich gegeben, mich für eine Marke oder eine Sorte zu entscheiden. Irgendwie habe ich mir in dem Moment vor dem Regal gewünscht, in den prüden 50er Jahren zu leben, wo man zum Friseur seines Vertrauens gehen konnte, der die Kondome hinter seinem Ladentisch hervor zauberte. Aber vielleicht wäre mir das sogar noch viel peinlicher gewesen.

Die ganze Aufklärung in der Schule oder die Anti-AIDS-Kampagnen im Fernsehen, die uns einreden wollten, dass es ganz normal ist, Kondome zu kaufen und dass selbst ältere Damen die Preise kennen, halfen mir jetzt auch nicht weiter. Und dabei hielt ich mich bisher immer für jemand, der über den Dingen steht und niemals seine Nerven verliert.

Ich entschied mich, eine Packung ‚ganz normale’ Kondome zu kaufen, nicht extra-feucht, keine Noppen und vor allem ohne Geschmack. Die Frage war nur noch, wie viele ich kaufen sollte. Bisher wusste ich ja noch nicht einmal, ob ich überhaupt eins brauchen würde. Aber falls es wirklich dazu kommen sollte, würden wir es auch gleich mehrere Male tun? Oder würde es bei dem einen Mal bleiben? Da das Haltbarkeitsdatum auf den Packungen jedoch weit genug in der Zukunft lag, entschied ich mich ganz optimistisch, dass ich bis dahin auf jeden Fall Verwendung für die Dinger finden würde und kaufte ganz mutig eine 10er Packung. Ich war nur froh, dass es nicht auch noch verschiedene Größen gab, denn wie zum Teufel hätte ich wissen sollen, ob meiner eher groß oder klein oder durchschnittlich war. Klar fand ich mich selber ganz gut ausgestattet, aber ich hatte nun mal keine Vergleichsmöglichkeiten. Wie gesagt, hing ich nicht viel mit anderen Jungen herum. Ich hatte zwar davon gehört, dass sie untereinander schon mal Maß nahmen, aber in meiner Gegenwart war so etwas nie vorgekommen. Vielleicht handelte es sich dabei aber auch nur um eine der vielen Geschichten, die dauernd erzählt werden. Auf jeden Fall nahm ich mir vor, das nächste Mal nach dem Sport in der Umkleide mal genauer hinzusehen. Bisher hatte ich mich nie wirklich getraut, weil ich mir nicht sicher war, ob meine homoerotischen Phantasien nicht eine Reaktion auslösen würden, die mir vor den anderen ziemlich peinlich sein könnte.

Der Kassiervorgang war dann wirklich relativ angstfrei. Die Kassiererin zog die Packung über den Scanner, ich packte sie ganz schnell in eine Tüte, zahlte und war draußen, ohne auch nur einen Blick oder ein Wort gewechselt zu haben. Manchmal hat es schon seine Vorteile, in einer Großstadt zu leben.

Sommer mit Ben

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