Читать книгу Leipzig - Neubau, Sanierung und Verfall - Frank Cobb Walter - Страница 4

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Das alte Messegelände im Südosten der Stadt sowie die Messehäuser in der Innenstadt entsprachen hinsichtlich Gebäude-und Infrastruktur nicht mehr den Anforderungen an eine moderne internationale Messe.


Neues Messegelände

Im Nordosten Leipzigs entstand deshalb die „Neue Messe“, die am 12.4.1996 feierlich eröffnet wurde. Viele Messehäuser, in erster Linie bestimmt für die sogenannte Konsumgüter-Messe, die alljährlich im Herbst stattfand, stehen in der Innenstadt. Die meisten wurden bzw. werden völlig umgebaut und einer anderen Nutzung zugeführt.

So zum Beispiel die Messehäuser

 Messehaus am Markt

 Messehof

 Petershof

 Handelshof

 Ringmessehaus

Diese einstigen Messehäuser dienen heute nach erfolgtem Umbau nicht mehr Messezwecken sondern als Kaufhäuser dem privaten Konsum bzw. im Fall Handelshof und Ringmessehaus als Hotel.

Das an der Westseite des Marktes gelegene ehemalige Verwaltungsgebäude der Leipziger Messe - das Messeamt - wurde abgerissen und machte damit dem Neubau der Marktgalerie Platz. Ein weiterer Kaufhausneubau entstand in der Petersstraße – das Kaufhaus von Karstadt.

Aber auch Kunst und Wissenschaft spielten seit jeher und auch heute wieder in Leipzig eine bedeutende Rolle. So gründeten Leipziger Bürger 1837 einen Kunstverein mit dem Ziel, ein städtisches Kunstmuseum, das Museum der bildenden Künste, zu bauen.


Museum der Bildenden Künste

Das Museum wurde 1858 am Augustusplatz erbaut. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die vorhandenen Räumlichkeiten nicht ausreichten. Deshalb wurde der Museumsbau in den Jahren 1883-1886 durch zwei Seitenflügel (Foto Copyright H.-P. Haack) erweitert.

Leider wurde das Museum, wie so viele andere wertvolle Bauten, in der Bombennacht vom 3.12. zum 4.12.1943 völlig zerstört. Nach Jahrzehnten einer interimsmäßigen Unterbringung im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichtes beschloss der Stadtrat 1996 den Neubau auf dem Sachsenplatz.

Das Museum wurde am 4. Dezember 2004 eröffnet - genau 61 Jahre nach seiner Zerstörung. Mit dem Neubau des Bildermuseums wurde auch der Umbau des gesamten Sachsenplatzes eingeleitet.

Die Leipziger Universität blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. 1409 gegründet, entstand sie auf dem Areal des ehemaligen Dominikanerklosters. Ihr wichtigstes Bauwerk - die Paulinerkirche - wurde 1545 mit einer Predigt Martin Luthers als Aula eingeweiht.

Sie hatte die Wirren der Kriege überstanden, wurde aber leider am 30. Mai 1968 im Auftrag der damaligen DDR-Regierung gesprengt. In der jetzt begonnenen Neugestaltung und Sanierung des Campus am Augustusplatz erlebt sie eine modifizierte Auferstehung.

Ergänzend soll nur noch erwähnt werden, dass sich die bauliche Umgestaltung der Stadt nicht in diesen Bauvorhaben erschöpft.

Industrieparks entstanden, z. B. der Industriepark Leipzig-Nord mit der Ansiedlung von BMW und Porsche. Der Flughafen Leipzig-Halle wurde ausgebaut und den Bedingungen des modernen internationalen Luftverkehrs angepasst. Interessante Objekte des Industriezeitalters führte man einer neuen Nutzung zu (s. Abschnitt „Industriebrachen - Gegenwart und Zukunft”).

Während Plattenbauten aus DDR-Zeiten, wie z. B. in Grünau, nach der Wende zum Teil abgerissen wurden, entstanden neue und moderne Wohnsiedlungen rings um Leipzig.

So z. B. das größte Neubaugebiet im Stadtteil Probstheida - der Sonnenpark. Auf ehemaligen Versuchsflächen der Leipziger Universität wurden hier seit Oktober 1995 über 1.000 Wohnungen und Eigenheime gebaut.

Weitere ca. 17 Hektar sollen erschlossen und bebaut werden. Auch in vielen Leipziger Stadtteilen ist der Wandel spürbar:

 Plagwitz - von einem Industriestandort zu einem interessanten Wohnquartier. Markantes Beispiel ist Europas größtes Industriedenkmal, die ehemalige Sächsische Wollgarnfabrik Tittel & Krüger in der Nonnenstraße, wo das Venezianische Quartier mit Wohnungen und Penthäusern entstand. Während einer Bootsfahrt auf dem Karl-Heine-Kanal kann man diese Veränderungen feststellen.

 Gohlis - liegt nördlich des Stadtzentrums und grenzt an das Rosental.Bis 1890 selbständig, gehörte Gohlis ab diesem Zeitpunkt zur Stadt Leipzig Bekannt sind in Gohlis: - Gohliser Schlößchen, ein im Rokoko - Stil erbautes Sommerpalais- Schillerhaus, hier schrieb Schiller die erste Fassung der „Ode an die Freude“. Gohliser Schlößchen und Schillerhaus erstrahlen in neuem Glanz.


Gohliser Schlößchen - Foto rechts: Schillerhaus

Zwei der größten Konversionsprojekte Leipzigs findet man auch in Gohlis – die Kaisergärten (2,7 Hektar, vor 110 Jahren dem XIX. Armeekorps als Bekleidungsamt übergeben) und das Quartier Siebengrün. Denkmalgeschützte ehemalige Kasernengebäude aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts wurden zu hochwertigen Wohnhäusern in parkähnlichen Anlagen umgebaut.

Das Projekt „Kaisergärten“ wurde von 2008 bis 2010 für 27 Millionen Euro zu einer modernen Wohnanlage mit 150 Wohnungen entwickelt.

Die Arbeiten am Quartier „Siebengrün“ mit der Schaffung von 300 Wohnungen und einer angelegten Seenlandschaft wurden 2014 abgeschlossen. Das Investitionsvolumen belief sich auf ca. 75 Millionen Euro.

Der Name „Siebengrün“ geht auf die sieben verschiedenen Typen der gründerzeitlichen Klinkerbauten zurück.


Quartier Siebengrün

Somit entstanden stattliche Wohnhäuser aus ehemaligen Kasernengebäuden.

Die langgestreckten Reitställe bzw. später Panzergaragen, die um 1900 aus gelben Klinkern entstanden, wurden zu Reihenhäusern umgebaut.


ehem.Reitställe


ehem.Panzergaragen


heute Reihenhäuser

Aufgewertet wird das Areal durch eine künstlich angelegte Gewässerlandschaft mit bis zu zwei Meter tiefen Kanälen und Teichen.

Der Umbau der ehemaligen Kasernenobjekte in der Olbrichtstraße in Möckern ist damit jedoch noch nicht abgeschlossen.

Weitere ehemalige militärische Objekte, so z. B. die Heeresbäckerei werden in Wohnungen, Kitas etc. umgebaut.

Interessante Objekte im Stadtzentrum wurden bzw. werden saniert: so z. B.

 „Hôtel de Pologne“.Der Gebäudekomplex des „Hôtel de Pologne“ befindet sich in der Hainstraße,16-18. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte dieses Hotel zu Leipzigs besten Adressen. Es verfügte über 130 Zimmer und prachtvoll ausgestatteten Speisesälen.Das heutige Grundstück setzt sich aus 3 ehemals getrennten Grundstücken zusammen. Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte erlebt, seit 1993 stand es leer. Nun erfolgte die Rekonstruktion und Nutzung als Bürogebäude.Im Erdgeschoß befinden Geschäfte und ein Café. Die drei Ballsäle wurden durch Restaurateure und Kirchenmaler in ihren Originalzustand versetzt und dienen öffentlichen Veranstaltungen.


ehem. Hôtel de Pologne, November 2011


Bürogebäude Hôtel de Pologne, Dezember 2013

 Löwen-Apotheke in der Grimmaischen Straße 19.

Sie ist die älteste Apotheke Leipzigs, eröffnet 1409, dem Gründungsjahr der Universität.

Es war der aus Prag nach Leipzig ziehende Apotheker Johann Huter, der mit zwei Gesellen die Apotheke gründete. Sie war zunächst im Kloster der Paulinerkirche untergebracht. Wer sich für die Geschichte der Apotheke interessiert, kann sich im Sächsischen Apothekenmuseum Leipzig, Thomaskirchhof 12 kundig machen. Das Gebäude befindet sich seit Oktober 2013 im Besitz der Rumpf-Immobiliengruppe.

Ab August 2015 hat die Apotheke nun ein neues Domizil – das Gloecks Haus am

Brühl 52.

Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen.


Februar 2008


April 2020

Und noch ein Blick auf die Rückfront.


April 2020

 Rokoko-Geschäftshaus in der Katharinenstraße 19

Dieses Haus wird zu den wichtigsten Leipziger Bauwerken gezählt, es ist ein barocker Prachtbau. Errichtet wurde die 1.400 m² große Immobilie Mitte des 18. Jahrhunderts von den Kaufmannsbrüdern Justus und Ludolph Hannsen.

Die Grundstücksgröße beträgt 1.400 m². Fassade und Dach sind mit Figuren reich verziert. Die damals eingebauten Läden sind noch heute vorhanden. Als Geschäftshaus befindet es sich mitten im historischen Leipziger Stadtzentrum in einer Toplage.

Nunmehr sollte es einschließlich der dahinterliegenden Höfe saniert werden. Eigentumswohnungen, Handel, Gastronomie und auch Büros entstehen.

Das Ensemble sollte dann den Namen „Katharinenhöfe“ tragen.

Auch hier brachten die 3,50 m tiefen Grabungen im Hof interessante Funde ans Tageslicht.


Katharinenstraße 19, April 2020

Leider wurde mit den vorgesehenen Arbeiten bis heute nicht begonnen.

Eine bemerkenswerte Entwicklung zeichnet sich insofern auch außerhalb des unmittelbaren Stadtzentrums ab, als ehemalige große Industrie- bzw. Verwaltungsgebäude in modernen Wohnraum konvertiert werden.

Drei Beispiele seien dafür stellvertretend genannt:

 LKG Carré1946 gegründet, hatte die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft als Verlagsauslieferung bis 1995 ihren Sitz in der Leipziger Prager Straße. Sie hatte in der DDR eine Monopolstellung und beschäftigte 1989 bis zu 1200 Mitarbeitern.Nach der Wende verlor der Betrieb diese Monoplstellung und beschäftigte 1992 noch 60 Mitarbeiter. Ein neues Betriebsgelände wurde schließlich in Espenhain erbaut. Das Gebäude in der Prager Straße war mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben.Für knapp 57 Millionen Euro (einschließlich eines angrenzenden Neubaus) wurde der gewaltige Komplex nunmehr von März 2013 bis Dezember 2015 für347 komfortable Wohnungen sowie Büros und Einzelhandel umgebaut.Eine Tiefgarage mit 216 Stellplätzen ist ebenfalls vorhanden.


Oktober 2015

 Technisches Rathaus Prager Straße Die Prager Straße ist eine zentrale Achse zwischen Stadtzentru(Grimmaischer Steinweg) und Alter MesseNeben dem LKG Carré (s.o.) befand sich der Stammbetrieb des Kombinate„Chemieanlagenbau Leipzig-Grimma“. Seit 2009 wurde das leerstehende Gebäudals Technisches Rathaus der Stadt Leipzig genutzt2016 wurde beschlossen, den Komplex zu einem Wohnensemble mi296 Wohnungen sowie Gewerbeeinheiten umzubauen.


Technisches Rathaus, April 2015

Der im Foto links ersichtliche Flachbau war der damalige Speisesaal, für dessen künftige Nutzung soll ein gesondertes Konzept erarbeitet werden.


Januar 2019


April 2020

 Parkkrankenhaus Dösen

Etwa 7 Km östlich vom Stadtzentrum Leipzigs befindet sich auf einem 14 Hektar großen Gelände das ehemalige Parkkrankenhaus Dösen.

Eröffnet wurde es 1901 als Heilanstalt zur Behandlung und Pflege von Geisteskranken. Es ist eine parkähnliche Landschaft mit vielen Einzelgebäuden.

1999 erfolgte der Umzug des gesamten Krankenhauses in einen Neubau in Probstheida.

Seitdem kennzeichnen Leerstand und Verfall die Anlage.

Nunmehr erfolgt der Umbau in eine moderne Wohanlage.

Der Name: „Parkstadt Leipzig“.

Mai 2020


Die rings um Leipzig gelegenen Tagebaue wurden geflutet und verwandelten sich in das

Leipziger Neuseenland, eine große Gewässerlandschaft.

Gleichzeitig wird die in der Mitte des 20. Jahrhunderts begonnene Verrohrung der Flüsse im innerstädtischen Bereich rückgängig gemacht – die Flüsse treten wieder ans Tageslicht. Somit bieten sich einzigartige Wassersportmöglichkeiten bis in den Bereich der Innenstadt.

Leipzig ist wieder eine interessante und lebenswerte Stadt geworden!

Leipzig - Neubau, Sanierung und Verfall

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