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Fred Beyer, 8. Januar 1942, Russland

Die unwirkliche Stille an ihrem Frontabschnitt hatte etwas Beunruhigendes. Außer gelegentlichen Artillerieüberfällen waren keine Aktivitäten der Russen festzustellen, nicht einmal Spähtätigkeit war zu erkennen. Die Deutschen hatten ihre Stellungen weiter ausgebaut und fühlten sich aufgrund der Beschaffenheit des Geländes auch vor Überraschungen sicher, da sie recht weit freies Blick- und Schussfeld hatten. Das Wetter hatte vor zwei Tagen umgeschlagen. Die Temperaturen waren etwas gestiegen, der vorher Winterkälte Himmel hatte sich eingetrübt, die Wolkendecke hing tiefer und ein kräftiger Wind trieb Schneeböen vor sich her. Die Soldaten in den Schützengräben schoben die Untätigkeit der Russen auf das zunehmend schlechter werdende Wetter und froren in ihren nicht für den russischen Winter tauglichen Schneeuniformen, sie sahen kaum 400 Meter weit und duckten sich schutzsuchend in den Gräben ab. 2 Kilometer von ihnen entfernt wurden in diesem Moment Panzermotoren angelassen, Infanteristen stiegen auf die Fahrzeuge und klammerten sich fest. Vollkommen unverhofft für die Deutschen feuerten in 5 Kilometern Entfernung russische Feldgeschütze ihre Salven ab. Als die ersten Granaten vor der Stellung der Deutschen einschlugen war auch klar, warum die langsame Doppeldeckermaschine täglich über dem Gelände gekreist hatte und welchen Sinn der tägliche schwache Beschuss gehabt hatte, die Russen hatten sich eingeschossen. Die Feuerwalze wanderte mit jeder Salve näher auf die Schützengräben zu und die Soldaten pressten sich an die Grabenwände oder flüchteten in die wenigen Unterstände. Die ersten Geschosse schlugen direkt in die Gräben ein aber es waren nur wenige, da die Feuerwalze zu weit nach hinten gewandert war und jetzt nur den Boden dort umpflügte. Fred Beyer und seine Männer waren sofort nach dem Beginn des Feuerüberfalls in den Panzer geklettert, ihr Fahrzeug war ungefähr 200 Meter hinter den Schützengräben postiert. Die Kanonade dauerte knapp 20 Minuten an, kurz vor deren Ende traten die Russen zum Angriff an. Die Panzer brachen aus dem Nebelvorhang hervor und feuerten sofort aus langsamer Fahrt mit Sprenggranaten auf die deutschen Stellungen. Dort schoben Artilleristen in den für die Pak ausgehobenen Deckungen eine Granate nach der anderen in die Rohre und feuerten in schneller Folge auf die gegnerischen Fahrzeuge. Die Panzer waren vom Typ BT 7 und KW 1. 3 BT 7 wurden getroffen und gingen in Flammen auf. Die Infanteristen auf den Panzern wurden getötet oder von den Fahrzeugen heruntergefegt und die noch lebten gingen im Schnee in Deckung. Einigen BT 7 gelang es bis auf 200 Meter an die Schützengräben heranzukommen aber dann wurden sie von den Pak und den deutschen Panzern vernichtet. Die russische Infanterie lag im Schnee fest, aber als 3 KW 1 vorstießen, erhoben sich die Männer zum Sturmangriff auf die deutschen Gräben. Es war ein wahnwitziger Angriffsversuch, denn sie wurden von den MG 34 in ganzen Reihen niedergemäht weil sie im tiefen Schnee kaum bewegungsfähig waren. Dennoch rollten die KW 1 weiter vor und einige Gruppen von russischen Soldaten versuchten in deren Deckung an die Gräben heranzukommen.

„Lahmann, 4 Uhr“ rief Fred Beyer „ziele auf die Seite, auf die Kette.“

Auf diese geringe Entfernung, die KW 1 waren keine 300 Meter von Beyers Panzer entfernt, schlug die 5 Zentimeter Granate durch die Seitenpanzerung des KW 1 durch. Lahmann hatte auf den Motorraum geschossen und der Panzer blieb ruckartig stehen. Auch die anderen deutschen Kampffahrzeuge und die Pak hatten sich auf die langsam vorrückenden russischen Panzer eingeschossen und brachten nun wirkungsvolle Treffer an. Alle 3 KW 1 wurden bewegungsunfähig geschossen. Aus zweien booteten die Besatzungen aus, aber die aussteigenden Männer gerieten sofort in einen Geschosshagel aus Infanteriewaffen und wurden getötet. Der dritte schwenkte seinen Turm und suchte wahrscheinlich nach den deutschen Panzern, da diese aber gedeckt standen konnte er sie nicht erkennen und anrichten. Während die Soldaten aus den Gräben weiter auf die russische Infanterie feuerten, die zum Teil noch angriff, hatten sich die Panzer III auf den KW I konzentriert. Lahmann brachte einen Treffer am Turm an der die Panzerung durchschlug. Die Turmbewegung stoppte sofort, dann explodierte die Bereitschaftsmunition. Fast alle Panzerfahrzeuge der Russen waren abgeschossen worden, lediglich 5 schafften es noch sich in die Nebelwand zurückzuziehen. Die durch das heftige deutsche Feuer im Schnee festgenagelte russische Infanterie war in einer hoffnungslosen Situation. Der Angriff auf die Schützengräben war sinnlos, die MG 34 sägten jeden nieder, der sich erhob. Ihnen blieb nur ein kriechender Rückzug durch den tiefen Schnee. Jetzt setzten die deutschen Panzer auch noch Sprenggranaten in die erkannten Bewegungen. Fred Beyer sah durch die Winkelspiegel der Kommandantenkuppel, wie ganze Gruppen von Männern hochgeschleudert wurden. Unter den Panzern und MG Schützen war eine Art Wettbewerb ausgebrochen, wer die meisten Ziele vernichtete. Erst als alle Bewegungen auf dem Gefechtsfeld erstarrt zu sein schienen, kam über Funk der Befehl zur Feuereinstellung. Nach dem ohrenbetäubenden Lärm, den die Panzer- und Schützenwaffen erzeugt hatten, wurde es mit einem Mal still. Fred Beyer öffnete die Turmluke und sah durch das Fernglas auf das Gelände vor ihm. Er erkannte einige langsam durch den Schnee kriechende Russen aber er gab diese Information nicht an seine Männer weiter. Sollten die Männer doch versuchen, ihr Leben zu retten. Wenn er auf sie hätte schießen lassen wäre ihm das unfair vorgekommen, da das Gefecht beendet war.

Wir haben die Russen aufgehalten und sie haben ordentlich Federn lassen müssen dachte er sich. Unser Panzer hat sich gut geschlagen und wir haben selbst die schweren Panzer des Gegners ausschalten können. Fred Beyer war als Panzermann froh jetzt ein Fahrzeug zu kommandieren, mit dessen Stärke man zum Teil wieder auf Augenhöhe mit dem Gegner war.

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 4

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