Читать книгу Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen - Frank Hole - Страница 8
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Bahnfahren kann so schön sein!
In den Zug setzen, die Gedanken ziehen lassen, die Landschaft oder ein gutes Buch genießen, in Ruhe arbeiten und am Ziel entspannt aussteigen.
Das ist die Hoffnung vieler Fahrgäste, und in vielen Fällen klappt das sehr gut. Doch es gibt auch zahlreiche Beispiele, bei denen es anders läuft. Und hört man die Erzählungen mancher Pendler oder liest die Berichte in den Zeitungen, so sind Störungen nicht nur an der Tagesordnung, sondern ist Chaos der Regelzustand.
Als Ursachen werden, je nach Wissensstand und Einstellung, die Unfähigkeit des Bahnvorstands, die verfehlte Verkehrspolitik, die EU-Gesetzgebung oder die Unwilligkeit der Lokführerinnen und Lokführer benannt, die nur Dienst nach Vorschrift schieben.
Das mögen alles Ansätze sein, sie helfen als wirkliche Erklärung im konkreten Fall allerdings nicht weiter. Und schon gar nicht nützen sie dabei, an einer misslichen Situation etwas zu verändern, in der sich der einzelne Fahrgast möglicherweise befindet. Sie helfen auch nicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Wahrnehmung der Bahn ist sehr stark davon abhängig, wie oft, auf welchen Strecken und zu welchen Zeiten Sie unterwegs sind. Wenn Ihre Erfahrungen überwiegend negativ sind, dann haben Sie diese gemacht und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Wie Sie diese jedoch bewerten und was Sie daraus machen, ist ein eigenes Thema. Umgekehrt gibt es auch Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag einen Sitzplatz finden und fast immer pünktlich ankommen, von zwei oder drei Ausnahmen im Jahr abgesehen.
Woran das liegt, das ist Thema dieses Buchs. Was dann jeder Fahrgast konkret in der jeweiligen Situation tun kann, das ist ebenfalls Schwerpunkt in diesem Band, und es geht auch darum, welche Maßnahmen die Bahn ergreift, um störende Einflüsse und deren Folgen zu minimieren.
Interessant wird es, wenn es darum geht, die Wurzeln der Unregelmäßigkeiten zu verstehen und dann anzupacken. Diese Themen sind in der Regel vielschichtig und hochkomplex.
Es ist zum Beispiel illusorisch, zu glauben, man könne der Bahn anordnen, dass sie pünktlicher fahren soll, und dass dies dann innerhalb von ein paar Wochen möglich wäre. Oder dass in den Hauptverkehrszeiten einfach zusätzliche Züge verkehren sollen, um mehr Platz zur Verfügung zu stellen.
Grundsätzliche Änderungen brauchen im Bahnsystem Jahre bis Jahrzehnte, bis sie geplant, beschlossen, finanziert und umgesetzt sind.1 Um an die Ursachen der tatsächlichen, gefühlten oder zumindest durch die Medien beschworenen Unzuverlässigkeit zu kommen, sind nach dem jahrzehntelangen Abbau der Bahn umfangreiche Investitionsmaßnahmen nötig. Und dazu wiederum benötigt man einen Konsens in der Bevölkerung, dass die Bahn wichtig und Teil einer Lösung der großen Umwelt- und Verkehrsprobleme ist. Und dann brauchen die jeweiligen Regierungen den entsprechenden Auftrag.
Bis diese langfristig umzusetzenden Maßnahmen angepackt werden und Wirkung zeigen, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass all die zahlreichen Menschen, die die Bahn nutzen, sich mit der heutigen Situation bestmöglich arrangieren müssen. Dazu gibt es glücklicherweise einige vielversprechende Möglichkeiten. Und die lernen Sie nun kennen, ergänzt um viele Hintergrundinformationen und praktische Beispiele.
Ziel ist es, dass Sie möglichst souverän und selbstbestimmt mobil sind. Dazu gehört es, Planabweichungen und Störungen im Betriebsablauf idealerweise bereits vorab zu erkennen und zu vermeiden. Und wenn Sie sich doch in einer derartigen, unangenehmen Situation befinden sollten, dass Sie sich über Ihre Handlungsmöglichkeiten im Klaren sind und eine eigene Entscheidung treffen können.
Es geht um nichts weniger, als dass Sie immer möglichst gut unterwegs sind!