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Irdisches und himmlisches Licht

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Religionen und esoterische Schulen aller Couleur nehmen für sich in Anspruch, ihren Mitgliedern das Licht zu bringen. Es ist verwirrend. Im nächsten Kapitel schauen wir uns einige ihrer Ansichten und Angebote genauer an.

Es gibt meines Erachtens auch so etwas wie eine „Wissenschafts-Gläubigkeit“, wo die Glaubenden das Licht und die Orientierung von der Forschung erwarten. Es hat mit Gott ausdrücklich nichts zu tun. Dennoch gebärden sich deren „Jünger“ genauso engstirnig und missionarisch wie alle anderen. Auch gibt es Drogen, die das Bewusstsein erweitern und für das Licht öffnen können – welchem auch immer.

Heute erleben Yoga oder der Schamanismus eine Renaissance, in dem man sich durch bestimmte Übungen und Rituale der Welt der Geister öffnet, um deren „Licht“ zu erfahren. Mit der gleichen Intention wird auch in buddhistische oder christliche Klöster geeilt, um an uralten Traditionen anzuknüpfen und das Überzeitliche, ja Ewige zu berühren.

In alledem zeigt sich ein Hunger nach Spiritualität, nach Ganzheitlichkeit und einer Anbindung an das Göttliche. Es ist eine Art Erweckung, die im Gange ist – nur dass die Kirche dem häufig hilflos bis ablehnend gegenübersteht, anstatt die Sehnsucht aufzugreifen und mit Jesus in Verbindung zu bringen.

Aber auch was Jesus betrifft, haben wir das Problem der „selektiven Sicht“. Jede christliche Richtung hat ihre Erkenntnis über ihn, die sie zum Ganzen erklärt und gegen die anderen Denominationen verteidigt – manchmal bis aufs Blut.

Die Mission der Zukunft muss meines Erachtens darin bestehen, die Menschen weniger an unsere Dogmen und Theologien zu binden, sondern mehr an Jesus selbst, der sich ihnen auch selbst erklären muss. Ansonsten kommt wieder ein „irdisches Licht“ dabei heraus, eine „religiöse Lampe“, die wir fälschlich als „die Wahrheit“ deklarieren. Aber man kann die Wahrheit nicht „haben“ und dann verwalten und mit ihr handeln. Die wirkliche Wahrheit ist zu groß, zu weit, zu tief und dann auch noch lebendig; wir können sie in keine religiöse Leuchte fassen und dann auf den Altar unserer Kirche stellen, als hätten wir sie in unserem Besitz.

Die Wahrheit ist es, zu der wir durch die Prozesse der Erleuchtung immer „kompatibler“ werden. Und es ist der Heilige Geist, der uns „in alle Wahrheit“ und alle Wahrheit in uns leitet. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, das zu übernehmen, sondern ein Zeuge dieser Dinge zu sein: „Kommt und seht!“

In der oben bereits angesprochenen Offenbarung, die mir zum Thema Kunstlicht und wahrem Licht zuteilwurde, wurde mir weiter vermittelt:

Alle irdischen Lichter – egal welches Leuchtmittel auch immer du zur Hand nimmst und egal von welcher Firma es produziert wurde – befinden sich auf der irdischen Ebene. Die Sonne aber befindet sich nicht auf der irdischen Ebene, sondern auf einer außerirdischen. So verhält es sich auch mit den Ideologien und der Wahrheit.

Alle Philosophien und Gedankengebäude auf Erden haben ein irdisches Licht, ein wenig Wahrheit, einen Aspekt des Spektrums, den sie gerne zum einzigen und wahren Kern des Ganzen erklären. Aber wenn die Sonne aufgeht, ist jedem klar, dass dies ein Irrtum ist, dass es eine andere, vollkommene Sphäre gibt, auf der ein Licht von ganz anderer Qualität scheint. Es ist so hell und so umfassend, dass sämtliche Leuchtmittel der ganzen Welt dagegen „dunkel“ sind. Verstehst du das?“

Ich sehe das alles bildlich vor meinem inneren Auge vorüberziehen, während die Stimme spricht. Es ist sehr angenehm und erhellend, ihr zuzuhören. Die Worte sind sanft und eindringlich zugleich.

Ich stelle mir vor, dass ich in die Gottesdienste verschiedener christlicher Denominationen gehe und dann weiter in die von allerlei anderen Religionen. Tatsächlich habe ich das Empfinden, dass das alles nicht so sehr verschieden ist. Es ist wie diese verschiedenen Glühbirnen: die einen verkaufen LED- und die nächsten bieten Halogen-Birnen an, andere handeln mit Energiesparlampen und die Konservativen veräußern gute alte Birnen mit Glühfaden. Es erinnert mich an den „Jahrmarkt der Religionen“:

Mein Freund und ich gingen auf die Weltmesse der Religionen. Keine Handelsmesse, eine religiöse Messe. Aber der Wettbewerb war genauso verbissen, die Reklame genauso laut. Am jüdischen Stand erhielten wir Prospekte, die besagten, Gott sei allbarmherzig und die Juden sein auserwähltes Volk. Am islamischen Stand erfuhren wir, Gott sei voller Gnade und Mohammed sein Prophet. Das Heil erlange man, wenn man auf den einzigen Propheten Gottes höre. Am christlichen Stand entdeckten wir, dass Gott die Liebe sei und es außerhalb der Kirche keine Rettung gäbe. Nur ein Mitglied der Kirche läuft nicht Gefahr ewiger Verdammnis. Beim Hinausgehen fragte ich meinen Freund: „Was hältst du von Gott?“ Er erwiderte: „Er ist engstirnig, fanatisch und grausam.“ Wieder zu Hause fragte ich Gott: „Was hältst du von einer solchen Sache, Herr? Merkst du nicht, dass man dich jahrhundertelang in Misskredit gebracht hat?“ Gott sagte: „Ich habe die Messe nicht organisiert. Ich hätte mich geniert, auch nur hinzugehen.“3

1 Frank Krause, Über die Schwelle, GloryWorld-Medien 2015.

2 „Auf jeder Stufe gibt es einen neuen Teufel.“

3 Anthony de Mello, Geschichten, die gut tun, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2001, S. 191.

Das siebenfache Licht

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