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5. Das Sonntagsfrühstück

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In den nächsten Tagen versuchte Andi mehrfach, Otto zu besuchen oder bei ihr anzurufen. Ihre Mutter blieb aber hart und wies ihn mit dem Hinweis auf den bestehenden Hausarrest ab. Trotzdem wurde es Andi nicht langweilig. Er unternahm viel mit Ferdi. An einem Tag fuhren die beiden Jungen mit dem Bus in die Stadt, um zu shoppen. Leider waren die meisten interessanten Sachen zu teuer, sodass ihr Taschengeld dafür nicht ausreichte. Andi kaufte sich die neuste Musik-CD einer Band, deren Musik er gerne hörte. Ferdi fand die aktuelle Ausgabe einer wissenschaftlichen Zeitschrift und deckte sich mit Süßigkeiten ein.

Am Samstag unternahmen Andis Eltern mit den beiden einen Ausflug. Es ging zu einem Automobilmuseum. Ferdi war begeistert. Andi verstand zunächst nicht weshalb, weil dort nur alte Autos herumstanden. Dann erklärte ihm Ferdi aber, was an den einzelnen Fahrzeugen jeweils so besonders war. Ferdi konnte auch komplizierte Dinge anschaulich begreiflich machen. Andi verstand es sofort. Wenn in der Schule alle seine Lehrer so gut erklären könnten, dann hätte er in allen Fächer eine Eins. Andi hoffte, dass Ferdi einmal Lehrer würde. Der wollte aber lieber Wissenschaftler oder Forscher werden. Dabei erkannte Andi auch Ferdis Sinn für Humor. Ferdi liebte intelligente Witze, über die man erst nachdenken musste, bevor man darüber lachen konnte. Obwohl Andi manchmal länger grübeln musste, lachten sie trotzdem viel gemeinsam.

Andi war froh, dass Ferdi da war. Sie verstanden sich immer besser, obwohl sie so verschieden waren. Zweimal trafen sie sich mit Karl. Zu dritt fuhren sie mit ihren Rädern durch die Siedlung. Einmal machten sie eine kleine Radtour zum Nachbarort. Über ihre Erlebnisse auf dem Schrottplatz sprachen sie nicht. Auch Otto erwähnten sie selten und wenn, dann beiläufig. Andi musste oft an sie denken, aber er sagte niemandem etwas davon. Er versuchte sich vorzustellen, wie es ihr ging und was sie gerade machte. Der Junge konnte es nicht abwarten, sie endlich wiederzusehen.

Otto hatte im Vergleich zu den Jungen eine langweilige Woche verbracht. Alle zwei Tage musste sie zum Verbandwechsel. Obwohl die Praxis von Dr. Müller nur wenige Straßen entfernt war, fuhr ihre Mutter sie mit dem Auto zum Arzt, damit Otto nicht laufen musste. Abgesehen davon durfte Otto das Haus wegen ihres Arrestes nicht verlassen. Es störte sie kaum, da sie ohnehin nicht umherlaufen konnte. Ab Mittwoch durfte sie aufstehen, konnte aber keine weiten Strecken gehen. Otto dachte oft an die drei Jungen und freute sich auf ein Wiedersehen.

Endlich war es soweit und Ottos Hausarrest hatte ein Ende. Es war ein schöner Sonntagmorgen. Andi und Ferdi saßen auf der Terrasse und frühstückten frische Brötchen mit Erdbeermarmelade. Andis Eltern besuchten eine Matinee, sodass die Jungen allein waren. Sie waren fast mit ihrem Frühstück fertig, als Otto auf ihrem Fahrrad angeradelt kam. Von der Terrasse aus konnten die beiden sehen, wie Otto ihr Rad in die Einfahrt schob. Sie ging, ohne zu humpeln. Nur einem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass sie ihren rechten Fuß etwas vorsichtig aufsetzte. Das Mädchen winkte von Weitem fröhlich und rief den Jungen einen freundlichen Gruß zu. Die Jungen erwiderten den Gruß und winkten vor Freude zurück.

Otto betrat die Terrasse und umarmte beide Jungen zur Begrüßung. In ihrem roten Sommerkleid und mit ihrem roten Haarreifen sah sie wie ein niedliches, kleines Mädchen aus. Wenn man ihre zarten Füße in ihren offenen Sandalen sah, konnte man kaum glauben, dass sie vor einer Woche beim Fußballspielen die Jungen damit hoffnungslos ausgedribbelt hatte.

Andi fragte sie nach ihrer Verletzung. Otto hob ihr knielanges Kleid hoch, so dass beide Jungen sich ihren Oberschenkel anschauen konnten. Der Verband war weg. Stattdessen klebte ein langes Pflaster auf ihrem Bein, das von ihrem Knie bis kurz vor ihr Höschen reichte. Das Pflaster verdeckte ihre Wunde, sodass die Jungen sie nicht sehen konnten. Doch die beiden waren sich einig, dass Ottos Bein längst nicht mehr so gefährlich aussah wie zuvor mit der dicken Bandage.

Otto setzte sich neben Andi und gegenüber von Ferdi an den Frühstückstisch. Andi bot ihr zu Essen an. Otto nahm sich sogleich eines der Brötchen. Sie wartete nicht, bis Andi ihr Teller und Besteck gebracht hatte, sondern legte das Brötchen auf die Tischdecke. Dann griff sie sich Andis Messer, um das Brötchen aufzuschneiden und zu schmieren. Mit großem Appetit verschlang sie es. Ferdi aß aus Sympathie ein Brötchen mit, obwohl er bereits satt war.

Andi holte für Otto eine Tasse heißen Kakao aus der Küche. Otto trank davon und leckte sich anschließend genüsslich den Schokoladenbart von ihrer Oberlippe. Sie nahm sich, ohne zu fragen, ein zweites Brötchen und schmierte Butter und Marmelade darauf, bevor sie es aufaß.

„Es scheint, dir gut zu schmecken“, sagte Andi.

„Ja“, antwortete Otto, „immer wenn ich krank bin, habe ich kaum Appetit und esse nur wenig. Wenn ich aber wieder gesund bin, hole ich alles nach.“

Ferdi konnte dem nur zustimmen und nahm sich ein weiteres Brötchen.

Dann tauchte Karl auf. Er wollte Otto zur „Haftentlassung“ gratulieren und war zuerst zu ihr nach Hause geradelt. Dort hatte ihre Mutter ihm erzählt, dass Otto zu Andi und Ferdi gefahren war. Karl begrüßte Otto herzlich und setzte sich auf den freien Platz neben Ferdi. Er nahm sich ebenfalls eins von den Brötchen und verspeiste es. Die vier erzählten durcheinander, was sie in der vergangenen Woche erlebt hatten. Es war eine fröhliche Runde. Otto sprudelte aus sich heraus. Es war ihr anzumerken, dass sie in den letzten Tagen kaum Gelegenheit zu einem längeren Gespräch hatte. Alle lachten und waren fröhlich. Sie freuten sich über ihr Wiedersehen.

Andi hatte sich viel vorgenommen, was er Otto sagen wollte, wenn er sie endlich wiedersehen würde, aber das Mädchen sprach und scherzte nicht nur mit ihm, sondern auch mit Ferdi und Karl. Ebenso hatte Andi erhofft, dass sich die Vertrautheit, die er bei seinem Besuch vor einer Woche mit ihr erlebt hatte, unmittelbar heute fortsetzen würde. Jedoch das war nicht der Fall. Für Vertraulichkeiten zwischen ihm und ihr bot ihnen die Runde keine Gelegenheit. Stattdessen beobachtete er Otto genau. Er betrachtete ihre sonnengebräunte Haut und die feinen Härchen auf ihren Unterarmen. Alles an ihr gefiel ihm und fand er schön, ihre schlanken Finger, ihre schmalen Hände, ihr Lachen und das kleine Grübchen in der Wange, das sich dabei zeigte. Sie war wunderhübsch.

Andi wollte Otto gerade erzählen, wie er zu seinem Namen gekommen ist, als Ferdi eine Frage stellte, die auch ihn neugierig machte: „Ach Otto, was wolltest du uns auf dem Schrottplatz zeigen, kurz bevor du zwischen die Autos gestürzt bist?“

Augenblicklich waren alle still, starrten auf Otto und lauschten gebannt auf das, was sie berichten würde.

Otto spürte den Druck der Erwartungen und versuchte, die Situation herunterzuspielen, indem sie sagte: „Da war so ein altes Maschinenteil. Das sah komisch aus. Ich dachte, wenn ich es Ferdi zeige, dann würde er sofort wissen, was es ist. Ich wollte ihn testen, ihn etwas hochnehmen.“

„Na warte!“, rief Ferdi. „So leicht lasse ich mich nicht von dir vorführen.“

Er griff nach einem Brötchen und warf es aus Übermut in Richtung auf Ottos Kopf. Instinktiv reagierte Otto und fing das Brötchen in der Luft, bevor es sie traf. Jetzt mussten alle lachen. Otto schnitt das Brötchen auf und aß es mit Marmelade. Dabei kicherte sie ununterbrochen.

Ganz allmählich beruhigte sich die Lage und das Lachen ebbte ab. Die vier verabredeten sich, in den nächsten Tagen gemeinsam etwas zu unternehmen. Danach verabschiedeten sich Otto und Karl. Vorher halfen sie Andi und Ferdi, den Frühstückstisch abzuräumen.

Am Nachmittag lagen Andi und Ferdi auf der Terrasse auf Sonnenliegen. Andi las einen Abenteuerroman. Ferdi vertiefte sich in einem Buch, dass er mitgebracht hatte. Andi fragte ihn, worum es darin ging.

„Um Ufosichtungen und die Landung von Außerirdischen“, antwortete Ferdi.

„Ist es ein Science-Fiction-Roman?“, wollte Andi wissen.

„Nein, ein Sachbuch“, erwiderte Ferdi.

„So ein Quatsch! Das gibt es doch nicht“, widersprach Andi.

„Mag schon sein, dass es unwahrscheinlich oder sogar unglaubwürdig erscheint, aber bislang hat keiner das Gegenteil davon beweisen können“, sagte Ferdi beherrscht.

„Trotzdem, ich glaube daran nicht“, erwiderte Andi unnachgiebig.

„Das hat nichts mit glauben oder nicht glauben zu tun. Wenn es so etwas gibt, dann gibt es das selbst dann, wenn keiner daran glaubt“, argumentierte Ferdi weiter.

„Das verstehe ich nicht“, gab Andi zurück.

„Das ist etwas anderes“, entgegnete Ferdi. „Nur weil man etwas nicht versteht, kann es aber trotzdem möglich sein.“

„Ich habe noch keine kleinen grünen Männchen mit Antennen auf dem Kopf gesehen“, blieb Andi hartnäckig.

„Ich auch nicht und ich denke nicht, dass ich jemals welchen begegnen werde, aber dennoch kann ich nicht ausschließen, dass es welche gibt“, vertrat Ferdi seine Meinung.

„Sag mir Bescheid, wenn du eines siehst“, entgegnete Andi. „Bis dahin lese ich meinen Abenteuerroman. Bei dem weiß ich wenigstens, dass das nie wirklich passiert ist, was darin steht.“

Damit war dieses Gespräch beendet.

Andi und die Außerirdischen

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