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12.

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Miko freute sich über seine Entdeckung. »Schaut her, die Frau Walldorf hatte einen Stalker. Und jetzt hört genau hin. Der wurde vom Gericht angewiesen, ihrem Haus in einem Umkreis von einem Kilometer nicht näher zu kommen und auch sonst jeden Kontakt strikt zu vermeiden.«

»Und, was sagt uns das«, fragte Cosima eher beiläufig, als nehme sie den Stalker-Fall nicht ernst.

»Das sagt uns, dass er ein Besessener ist, und wer besessen ist, der hat sich nicht mehr unter Kontrolle.«

Cosima fragte ihn mit geschlossenen Augen, als sei sie mit ihren Gedanken gerade woanders, was er denn mit dem Stalker anstellten wollte.

»Kilian wollte von uns wissen, ob Frau Walldorf Feinde hatte. Hier hast Du einen Feind.«

»Oh Gott, dann habe ich ja viele Feinde, wenn man eben auch die dazu rechnet, die nicht ganz dicht im Kopf sind«, sagte sie so dahin.

»Und was bin ich für Dich«, fragte Miko vergnüglich.

»Du bist mein Lieblingsfeind.«

Miko gefiel diese Antwort, weil Cosima genau das Gegenteil damit meinte. Diese Art der Kommunikation, mit Ironie zu spielen, damit zu locken und zu necken, beherrschten beide prächtig.

Er blätterte weiter durch die Akte des Stalkers. Weil die Polizei in einer anderen Sache Diebesgut bei ihm vermutet hatte, erwirkte sie eine Hausdurchsuchung und machte Fotos von der Wohnung. An einer Wand hingen übereinander und nebeneinander Bilder von Chira Walldorf, überzeichnet mit einem wilden Gekritzel, als hätte ein Kind erstmals einen Stift in der Hand gehabt, um damit etwas anzufangen. Auf manchen Bildern standen Worte wie »Hässlich grässlich« oder »Saublöde Visage« oder »Ritz dir eine Falte auf die Stirn«.

Das Gesicht des Stalkers erinnerte ihn an einen römischen oder antiken Jüngling, wie er in etlichen Büchern abgebildet ist oder als Bildhauerei in einem Museum steht. Er hatte markante Wangenknochen und kurzgeschnitten Locken. »Ist das ein schöner Mann«, fragte Miko seine Kollegin.

»Er ist dann schön, wenn er ein Typ ist.«

»Verstehe ich nicht.«

»Miko, ich weiß, dass Du das nicht verstehst«, antwortete Cosima mit übertrieben fürsorglicher Stimme.

Beide mussten lachen.

Ihn ließ die Frage nicht los, was der Stalker von Frau Walldorf wollte. Glaubte er wirklich, sie würde ihn lieben und sich auf eine Beziehung mit ihm einlassen? War er beleidigt, weil seine Liebe verachtet wurde? Schlug dann eine Mischung aus Kränkung und mangelndes Selbstwertgefühl in Mord um? Miko stutzte über seine Gedanken, abwegig fand er sie aber nicht. Häufig in seinem Polizistenleben war er Psychopaten begegnet mit einer braven Umhüllung bürgerlicher Normalität. Was sie sagten, wie sie es sagten, wie sie sich kleideten, wie sie ihre Freizeit gestalteten, sie wirkten zufrieden und innerlich aufgeräumt. Doch in ihren Köpfen bildeten sich Nester mit gefährlichen Raubvögeln, die nur darauf warteten, Beute zu machen. Dann verwandelten sich die Körper zu einer Masse ohne Seele – zu einer Drangsal der bösen Tat.

Miko bestellte den Stalker ins Präsidium ein.

Ein letzter Frühling am Rhein

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