Читать книгу Den Feigen tritt jeder Lump! - Frank Winter - Страница 15
ОглавлениеKonstanz, vierzehnter April 1848
Als er den Generalmarsch vernahm, rannte der Bürgermeister auf die Straße, nahm so etwas wie Haltung an und forderte Kommandant Sigel zum eigenen Erstaunen auf, die Volkswehr in Ruhe zu lassen. Franz Sigel, bereits in seinem militärischen Element, wies ihn darauf hin, dass Hecker und Struve nur Freiwillige rekrutierten. Sie könnten ihnen nun folgen oder es bleiben lassen, so wie die absente Konstanzer Volkswehr! Hüetlin stellte sich bußfertig in eine Ecke und sah dem Treiben zu. Bislang waren nur etwa fünfzig Mann bereit, für Demokratie zu kämpfen. Eine Stunde später erschienen noch etwa einhundertfünfzig Einheimische und erklärten, leider nicht am Zug teilnehmen zu können. Gründe gab es wie Sand in der Wüste: Frau, kranke Mutter, Kinder, pflegebedürftiger Hund, Broterwerb, ja und überhaupt. Herr General müsse das verstehen. Sigel nickte, ohne eine Miene zu verziehen, schickte sie davon. Als Hecker mit Willich, Schöninger, Mögling und Doll erschien, hatte er die Mitstreiter bereits in Reih und Glied aufgestellt. Hecker trug einen schwarzen Hut und lange Stulpenstiefel. Zwei große Pistolen hingen im Gürtel und an der Seite baumelte ein Säbel. Er begrüßte die vier Trommler an der Spitze, lobte alle Männer. »Ein Soldat besitzt nicht nur Tapferkeit, er ist auch ausdauernd, diszipliniert und gehorsam. Wer eine Frage auf dem Herzen hat, kann sie jetzt stellen.« Vor ihm standen Tagelöhner, Buchbinder, Schneider, Maler und Metzger, einfache Gemüter. Keiner traute sich zu sprechen. Wer Pistolen oder Säbel besaß, hatte sie mitgebracht. Sicheln, Sensen und Heugabeln waren häufiger. Sie trugen auch Proviantbündel, denn niemand sollte der Bevölkerung auf der Tasche liegen, Revolution hin oder her! Sigel setzte die Truppe in Bewegung. Hunderte Konstanzer ermunterten die Demokraten, eine gerechte Welt zu erkämpfen, und eskortierten sie entzückt bis zur nächsten Brücke. »Schön, wenn man am warmen Ofen auf bessere Zeiten warten kann!«, rief Hecker.