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Die Professorin für Frauenstudien, Rikke, nahm es ihrem Lebensgefährten, dem arbeitslosen Spieleerfinder Jochen Kuptschek, genannt Wansl, weder übel, daß er Spieleerfinder, noch daß er arbeitslos war. Auch, daß sie mit ihm nicht über die japanische Mythologie des knochenlosen Kindes, die Weltmythologien der in einem Fluß ausgesetzten Kinder oder das letzte Schlachtfeld der biblischen Prophezeiung, Armageddon, reden konnte, machte ihr nichts aus. Im Gegenteil. Es störte sie, wenn er umgekehrt versuchte, mit ihr ein Thema anzuschneiden, das über seine Elektronikbastelei und seinen sich mittlerweile schon ein halbes Jahr hinziehenden Prozeß hinausging. Wansl hatte große Chancen, endlich mit seiner Klage durchzudringen und eine umfangreiche Entschädigung zu erhalten, da seine alte Firma die noch von ihm entwickelte Idee für ein neuartiges Murmelspiel ohne seine Zustimmung umgesetzt und auf den Markt gebracht hatte.

Professorin Rikke mochte ihn am liebsten passiv, und sie war reif genug, um auch an einem Abend wie diesem zu sehen, daß man nicht alles von einem Lebenspartner erwarten kann. Obwohl sie gerade jetzt im Moment, nach dem etwas mißglückten Besuch der Schmuckgalerie, ein wenig phantasievolle Abwechslung durchaus zu schätzen gewußt hätte. Aber für die Phantasie konnte sie schließlich auch selbst sorgen. Sie ging ins Schlafzimmer und holte den Prototyp des Murmelspiels in dem von Wansl selbst zurechtgesägten und mit Buntpapier beklebten Kasten aus dem Schrank. Professorin Rikke zog sich völlig aus und ging mit der Schachtel Murmeln ins Wohnzimmer zurück, wo sie sich vor Wansl auf den Teppich setzte.

„Spielen!“ rief sie in einer etwas höheren als ihrer normalen Stimme.

„Und was willst du spielen?“ fragte Wansl interessiert zurück, während er seinen Katalog zuschlug. Rikke lachte. Sie lehnte sich weit zurück und schloß die Augen. Für einen Moment drehte sich alles im Gesumme der Spülmaschine aus der Küche. Sie hatte das Gefühl, als sei sie mit dem Kopf in einen Blecheimer getaucht, in dem Perlen wie Luftblasen vorbeischwammen. Ihre Beine steckten in Treibsand. Und während sie mit dem Oberkörper immer tiefer in dem Eimer verschwand, glitten ihre Beine immer weiter in den Sand. Sie steckte fest. Oben und unten. Nur ihre glattrasierte Scham war noch frei. Und jetzt spürte sie die erste Murmel über sie hinweg zwischen ihre Beine rollen. Wansl führte die Kugel geschickt mit einem Finger. Es war die kirschgroße mit den blauen Einschlüssen. Festgefrorene Flocken Eierstich, die sie übermorgen, am Sonntag, dem Tag, an dem sie kochte, in die Hühnerbrühe gleiten lassen würde. Geronnene Fäden, die zehn Minuten später auf ihren Bauch tropften. Ein Mann ohne Knochen, der seine Hand leicht in sie zwängen könnte. Sie ließ sich ganz zurücksacken. Schon spürte sie die Murmeln unter ihren Schenkeln nicht mehr. In dem Blecheimer lag eine letzte leuchtende Perle. Genau vor ihren Augen.

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