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Mehr Arbeit für den Staatsanwalt

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für Maxim Biller

Es war nachts in der letzten Straßenbahn, als ich Bärbel Schumann kennenlernte. Auch die Balletttänzerin, die es mit Mitte zwanzig immer noch nicht bis an die Spitze des nicht ganz unbekannten Ensembles geschafft hatte, wollte in dieser Nacht nicht allein sein. Beim Ficken verschränkte sie die Arme hinter dem Kopf, machte die Augen zu und sonst nichts, und nach zwei Wochen war mir das dann zu wenig.

Mit Renate Kehl musste ich zuvor immer genug Rotwein trinken. Mit ihr zu vögeln war eine Art Ringkampf, sie war so schnell oben, unten, vorne, hinten und wieder oben, dass mir leicht schwindlig wurde. Danach erzählte die Architekturstudentin gern von ihrer Mutter oder ihren drei Schwestern und immer wieder forderte sie mich auf, aus den komplizierten Verbindungen, Liebhaber wurden durchgereicht und solche Sachen, einen Familienroman zu machen.

Lydia Auersberg war verbittert, weil sie ihre Artikel immer nur in Frauenzeitschriften unterbrachte. Sie hielt sich für toll, weil sie eine Sammlung mit Pornofilmen hatte, und eine Zeit lang war ich ihrer Meinung. Eigentlich machte ihr Sex nur Spaß, wenn sie mich mit ihrem Dildo bearbeitete, während sie sich selbst masturbierte. Ich habe gehört, dass sie jetzt einen Buchvertrag in der Tasche hat, irgendwas mit Single-Abenteuern in Berlin kurz nach der Wende.

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In der Woche nach dem Tod von Sid Vicious im Februar 1979 war Sandra Dzerbynski auch modemäßig hängen geblieben, was für eine Frau von vierzig Jahren doch irgendwie seltsam war. Ihr Zimmer war ein Schlachtfeld, sie trug nie einen Schlüpfer, lebte von der Stütze, behielt ihre Stiefel auch im Bett an und mochte schnellen Sex, egal wie. Wenn sie besoffen war, beschimpfte sie mich, weil ich nichts über ihre Band schreiben wollte, die nur dreimal im Jahr in der Gegend spielte und nur eine Single hinbekommen hatte. Plötzlich aber sind sie ziemlich gut im Rennen und sie freut sich, wenn ich sie hier eine dreckige Punkfickmaus nenne.

Die Zeit mit der Klavierlehrerin Erika Kohut war mit Problemen beladen, aber ich denke gern an sie zurück. Sie verknotete ihre Haare am Hinterkopf, trug eine altmodische Brille und knielange Röcke. Sie stand auf Situationen, in denen sie richtig genommen wurde, weil sie glaubte, auf die Art keine Sünde zu begehen. Gespräche über Persönliches oder ihre mit in der Wohnung lebende alte Mutter lehnte sie ab. Sie mochte Analsex und noch lieber, wenn ich sie, während sie Klavier spielte, am Hinterkopf festhielt und ihr mein Glied in den Mund schob. Neulich sah ich die Kohut seit langem mal wieder, auf der Bühne bei einem Konzertabend der Musikschule.

Meine Liaison mit der bekannten Verlegerin Katja Wallner war kurz und schmerzlos. Ich habe selten jemanden getroffen mit einem so sonnigen Gemüt, obwohl sie da schon lange überlegte, ob sie sich von ihrem Mann, einem ehemaligen Rechtsanwalt, trennen sollte. Einmal, als sie über mir thronte und Atem holte, beschwerte sich die dralle Rothaarige, wo denn verdammt noch mal das Exposé zu dem tollen Roman bliebe, den ich ihr versprochen hätte. Sie war dann mit meiner Antwort sehr zufrieden.

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