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Hamburger
König des Fast Food
Anfang des letzten Jahrhunderts zum ersten Mal schriftlich erwähnt, entwickelte sich die Frikadelle im Brötchen zum bekanntesten Imbiss rund um den Globus. Politische und kulturelle Grenzen überschreitend, ist der Hamburger weit mehr als eine Bulette – er wurde zur Ikone eines modernen, schnellen Lebensstils.
Der Name legt es nahe: Der Hamburger als Imbiss könnte irgendetwas mit der Hansestadt Hamburg zu tun haben. Hier war es üblich, Schweinefleisch auf Brötchen zu essen. Hatte sich der Name daraus entwickelt? Allerdings ist er dort keineswegs so etwas wie ein traditionelles Regionalgericht – und außerdem gibt es schließlich allerlei andere Arten von Burgern. Da wäre nicht nur der Cheeseburger anzuführen, sondern diverse neuartige Bulettenkreationen, die sich modern Dinkel-Burger, Asia-Burger und sogar Bayern-Burger nennen. Vielleicht ist dann der Hamburger einfach eine Bulette, die Schinken (engl. ham) enthält?
Eine andere Geschichte erzählt, dass der Hamburger seinen Ursprung in Mittelasien hat, wo rohes, gehacktes Rindfleisch auf den Speisezettel der Tataren gehörte. Im 14. Jahrhundert sprang die Sitte, rohes Rinderhack zu essen, vom Baltikum auf Deutschland über – vermutlich zuerst nach Hamburg. Eine andere Theorie ergänzt, dass die Hanseaten die Rindfleischmasse lieber gebraten mochten – und so die Frikadelle entstand.
Von Hamburg in die weite Welt
Dass diese ihren Weg nach Amerika über Hamburg fand, darin sind sich die Experten allerdings einig. Denn die meisten Auswanderer verließen Europa über Hamburg. Fest steht aber auch, dass sich Hamburger in Hamburg erst verspeisen lassen, seit McDonald’s 1976 die erste Filiale dort eröffnet hat. Überhaupt scheint viel eher der Fast-Food-Konzern die Urheberschaft an der Lieblingsspeise der Amerikaner zu besitzen als die Hansestadt. Zumindest der weltweite Bekanntheitsgrad des beliebten Snacks ist auf McDonald’s zurückzuführen, hat doch die größte Hamburgerbräterei der Welt über 30 000 Filialen in fast allen Ländern der Erde. Doch als die Fast-Food-Kette mit den goldenen Bögen dem Fleischklops und somit sich selbst zum Siegeszug durch die ganze Welt verhalf, hatte das Hackfleischgericht schon eine bewegte Geschichte hinter sich.
»Bequem ist er und vielseitig: Zwischenmahlzeit oder
Hauptgericht, kulturelle Errungenschaft
und Klischee vom Feinsten.«
Jeffrey Tennyson, Autor von »Hamburger Heaven«
Die Legenden ranken sich vor allem darum, wer nun die glorreiche Idee hatte, angebratenes Hackfleisch zwischen zwei Brötchenhälften zu servieren, und wer das beliebteste amerikanische Gericht letztlich »Hamburger« taufte. Sicher ist, dass Hackfleischzubereitungen sowohl in deutschen als auch in amerikanischen Kochbüchern als »Hamburger Steak« oder »Steak nach Hamburger Art« bezeichnet wurden. Diese gab es nicht nur in Restaurants, sondern vor allem bei den Vorläufern der Fast-Food-Läden, den sogenannten Lunch-Karren. Und genau solche Mobile sind nach Meinung der amerikanischen »Hamburger-Forscher« der Geburtsort des Nationalgerichts. Zu diversen Anlässen und an unterschiedlichsten Orten, oft wohl auf Jahrmärkten, sollen die zahlreichen Verkäufer ihr Hacksteak zum leichteren Verzehr in Sandwichhälften gesteckt haben. Offiziell als »Hamburger-Debüt« geben die meisten gastronomischen Geschichtsbücher die Weltausstellung 1904 in St. Louis an. Von hier berichtete ein Reporter der »New York Tribune« über ein Sandwich mit dem Namen »Hamburger« als »Innovation eines Lebensmittelhändlers am Straßenrand«. Nachdem das »Hamburger Steak« in Brothälften gewandert war und fortan nur noch »Hamburger« hieß, fing die Entwicklung zu seiner legendären Form erst richtig an.
Der Siegeszug des Hamburgers
Dem an sich puren Hackfleischklops widerfuhr durch einen gewissen J. Walter Anderson eine nachhaltige Verwandlung. Besagter Herr begann 1916, den Kloß zu kleinen Küchlein breit zu schlagen, fein geschnittene Zwiebeln darunter zu mischen und das Ganze bei hoher Temperatur beidseitig zu garen. Diese »Urform« blieb der Nachwelt auch deshalb erhalten, weil Anderson als Vater des heutigen »Fast-Food-Hamburgers« bezeichnet werden kann. So betrieb er im Jahr 1930 an die hundert Restaurants mit dem vertrauenerweckenden Namen »White Castle« – sowohl Sauberkeit als auch Sicherheit signalisierend. Die Speisekarte war genauso standardisiert wie der Service, und das Unternehmen warb vehement für sein Produkt, sodass der Hamburger in der Popularität stetig stieg. Der Verkaufshit war die Tüte mit 20 Hamburgern für einen Dollar. 1957 war die 100-Millionen-Hamburger-Marke bei der »White-Castle«-Kette erreicht, die zu der Zeit schon von Nachahmern umringt wurde.
Auf den äußerst erfolgreichen Zug der Hamburgerbräterei waren 1937 auch die irischen Brüder Maurice und Richard McDonald aufgesprungen, die elf Jahre später eine für den weiteren Werdegang des Hamburgers bedeutsame Idee hatten. Sie stellten ihre Restaurants von Bedienung auf Selbstbedienung um, d. h. von 50 auf fünf Angestellte, schafften das Besteck ab und reduzierten dabei gleichzeitig die Preise. Und das mit einem so durchschlagenden Erfolg, dass drei Jahre später über eine Million Hamburger verkauft waren, verspeist von Arbeitern, Teenagern und Familien gleichermaßen.
»Die Gunst unserer Gäste ist die Messlatte für unseren Erfolg!«
Raymond Albert Kroc, Unternehmensgründer von McDonald’s
Im Jahr 1952 beschlossen die Brüder McDonald, das Selbstbedienungskonzept als Verbund von Franchiserestaurants im ganzen Land zu verbreiten. Am 15. April 1955 eröffneten sie in Des Plaines, einem Vorort von Chicago, das erste McDonald’s-Restaurant. 1957 hatten sie mehr als 100 McDonald’s-Restaurants. Der tüchtigste Partner der Brüder war Ray Kroc, ein ehemaliger Vertreter für Milchshakemixer. Er war derart Feuer und Flamme für das neue und lukrative Geschäft, dass er den Brüdern 1961 ihre ganze Ladenkette mitsamt dem Namen für 2,7 Millionen Dollar abkaufte. Kroc konnte mithilfe penibler Corporate Identity den Erfolg so steigern, dass seine Filialen heute die gesamte Welt umspannen und sowohl mit dem Hamburger als auch mit dem berühmten »American way of life« gleichgesetzt werden.
Das Fast-Food-Restaurant ist wie ein Brennglas der gesamten amerikanischen Kultur und hat so große Auswirkungen auf Wirtschaft (z. B. Industrialisierung der Landwirtschaft) und Gesellschaft, dass der amerikanische Schriftsteller Eric Schlosser sogar von einer wahren »McDonaldisierung« spricht.
Was als Imbiss begann, erreichte höchsten Symbolgehalt.
Wenn in Deutschland über das Verhältnis der Welt zu Amerika nachgedacht wird, geht das kaum ohne Bezug auf McDonald’s oder eben den Hamburger. So formuliert ein Journalist: »Widerstand gegen Amerika ist noch immer Kulturkampf: Wir gegen McDonald’s.« Was als Imbiss begann, erreichte höchsten Symbolgehalt. Der Autor des Buches »Hamburger Heaven«, Jeffrey Tennyson, beschreibt den Hamburger so: »Bequem ist er und vielseitig: Zwischenmahlzeit oder Hauptgericht, kulturelle Errungenschaft und Klischee vom Feinsten.«
Darijana Hahn