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Kapitel 2 - Leergelebt

Sie ist von der Welt verschwunden, die Sonne mit ihrem Licht, mit ihren Farben, mit ihrem Locken, mit ihrem Leben.

Ich sehe die Welt und doch ist sie so lichtleer und entfremdet, leblos, grau in grau, in Farblosigkeit, Trostlosigkeit getaucht und Tristes.

Die Welt scheint den Atem des Lebendigen anzuhalten...nichts scheint mehr zu zirkulieren, alles ist auf Stillstand eingestellt, alles lebt am wirklichen Leben vorbei, an der Lebenslust, die Welt zu genießen, zu feiern, die Welt dort draußen zu besuchen…

Sie lockt mich nicht, sie ist nur eine lustlose graue Leinwand, die sich vor meinem Fenster aufspannt, ohne ein kleinen Hauch von Neugier, der durch nur einen Farbkleckser meine Aufmerksamkeit hervorrufen könnte…

Sie lockt mich nicht, ich sehe sie auch nicht…sie ist unsichtbar…ohne dass mein Blick irgendwo haften bleiben würde, ohne dass meine Sehnsucht irgendwo ein Aufblühen meiner Seele erlauben würde…

Sie ist einfach da und spannt sich auf, spannt sich meine Welt ausmachend bis zum nächsten Frühling auf, ohne dem Hier und Jetzt und Heute einen Abglanz von Herrlichkeit, von Lebendigkeit, von Fröhlichkeit, von Farbenüberschwang oder irgendeiner Bewunderung zu verleihen, zu übermitteln…

Es scheint gerade so, als ob die Farben der Welt ausgelaufen sind…sie scheinen aus den vergangenen Hochzeiten des Frühlings, Sommers und Herbstes nicht mehr verfügbar zu sein, sie scheinen mit den Tagen und schönen Momenten, die vergingen, auch gegangen zu sein, ausgegangen, ausgelaufen und nicht mehr verfügbar für dieses Winterloch, diese lustlos grau- unsichtbare Leinwand, die die Welt auszumachen scheint…

Die Farbtiegel der Welt sind leer gelebt von all den wundervoll vergangenen Momenten voller Farbengewalt und Farbenglanz, die jetzt nur noch als Erinnerungsabbild in den Herzen und Seelen der Menschen fortbestehen und weiterleben...

Doch die Farbtiegel der Welt sind leergelebt und ausgelaufen. Sie sind von der Welt über die Augen in die Menschen hineingelaufen, die Farben des Lebens...und nun schlafen sie, regenerieren sich, erholen sich aber können das Hier und Jetzt, diese Winterloch- Tage- Leinwand einfach nicht anmalen, verzaubern, berauschend verschönern.

Ja, es ist leblos um mich herum, grau, lustlos, trist, leergelebt, wie ein Stillstand, wie eine Glocke, die über diese Welt gestülpt wurde, wie ein Atemstillstand, ohne jeden Hauch von Lebendigkeit…

Ja, die Tage scheinen nahtlos ineinander überzugehen, zu fließen, ohne, dass sich das Gestern vom Heute unterscheidet…

Die Welt feiert sich nicht, die Welt hat sich selbst den Rücken zugedreht und verweilt nur noch in einem Dämmerzustand, nur noch in einem Zustand von Ausharren, von Warten auf Etwas…

Und wie leergelebt, leergefegt, lebensausgelaufen die Tage sind, und die Wege der Welt, die ich so oft gehe, doch die einfach keinerlei Genuss in mir hervorrufen…

Sie sind da und doch sind sie nicht wirklich da...durch den fehlenden Licht- und Farbenglanz scheinen die Tage an mir vorbei zu laufen, an mir vorbei zu leben, als ob sich das Leben zwar selbst lebt aber ich darinnen nicht vorkomme, ich mich selbst nicht mehr finden kann, ich mich verloren habe, nachdem ich die Welt aus den Augen verloren habe…hat mich die Welt verloren…sie ist mir, ich bin mir verloren gegangen…ohne dass wir beide irgendetwas dagegen machen könnten…und wir erdulden diese Zeit der Verlustes einfach nur still, farben- und lebensleer und leergelebt.

Wir leben aneinander vorbei, als ob es kein Leben gäbe, als ob es den anderen nicht geben würde.

Als ob alles nur ein schlimmer Traum ist, aus dem wir hoffentlich schon bald aufwachen…

Doch ich wache nicht auf, und dieser Traum träumt sich einfach von allein weiter, lebt sich einfach von allein weiter...lebt sich als mein Leben weiter, als ein Leben, dem jegliches Leben ausgelaufen ist, als ein Leben, dem jegliche Farben ausgelaufen sind...und dem nur noch die Erinnerungen bleiben...

Doch auch sie sind ausgelaufen...und nur noch diese undefinierbare Leere bleibt zurück

Es ist wie ein Vakuum, in dem ich mich aufhalte, in dem ich die Welt und mich selbst aushalte...als ob alles still steht, als ob es nie wieder ein Morgen gibt, nie wieder ein Erwachen aus diesem Traum, diesem farblosen und lebensleeren ausgelaufenen Traum.

Als ob es nie enden würde, als ob sich diese Endlosschleife immer wiederholt, ohne einen Ausschalter…weiter und weiter und mehr und mehr Lebensüberdruss, lebensleerer Endlostag.

Es ist ein Kreislauf, eine endlos Schleife, die nichts weiter als ein Spiel ist, ein Anfang ohne Ende und ein Ende ohne Anfang.

Frau Feders Frühlingstherapie

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