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Kapitel 3 - Sehnsucht

Es ist doch nicht viel, was die Welt in diesem Moment kann, nicht viel, was ich wahrnehme, und doch ist es alles, ist es alles.

Es ist so schön zu leben, so schön. Es ist alles, und doch nicht viel, nicht viel.

Erinnerungen, so viele schöne Erinnerungen, so ein Eintauchen in das, was war, in das, was ich einst erlebte in schönen Momenten, in nicht schönen, leidvollen Momenten.

Es ist alles und doch nicht wirklich viel.

Und doch es ist mein Herz, das jetzt in Resonanz geht mit einem Teil von mir, der wohl aus meinen Erinnerungen besteht, aus den Projektionen meiner Erinnerungen, aus Teilen, die zu mir gehörten, dich ich leben durfte...und von denen ich jetzt trinke. Einfach so. Und die nicht viel sind und mich doch tief berühren, weil ich es doch spüre, zu leben. Zu leben. Vom Leben zu trinken, vom Leben. Von der Welt zu trinken. Von unserer so wunderschönen, so wunderschönen, jetzt, in diesem Moment, Tränen der Rührung in mir auslösenden Welt.

Es ist doch unser Zuhause, es ist doch unsere Welt, unsere so schöne, so einzigartige, so duftende, so leuchtende, so lichte, so herrliche und liebende Welt. Die nur dazu da ist, damit wir uns in ihr erfahren dürfen, alles in ihr erleben dürfen, bestaunen dürfen, mit unseren Sinnen wahrnehmen dürfen.

Ist das nicht wundervoll? Ist das nicht ein Geschenk? Immer wieder jeden Moment neu? Mich jetzt zu Tränen rührend. Weil alles, die Welt und noch so vieles mehr in mir einfach nur Tränen hervorzaubert...Tränen der Liebe und Dankbarkeit allem gegenüber...weil doch das Leben so schön ist, so schön.

Ja schön und auch manchmal leidvoll. Manchmal doch nicht schön, manchmal schrecklich, manchmal so grau, so laut, so hässlich, so stinkend, so abstoßend, so mich zum davon laufen bringend.

Doch was ist wahr? Was ist wirklich wahr?

Sind dies meine Empfindungen, die wahr sind? Ich bezweifle es.

Die Welt ist doch so wie sie ist, ohne Bewertung. Ich gieße durch mein Zutun Wertigkeit hinein in die Welt und sehe sie dann entweder grau, leuchtend oder regenbogenfarben. So einfach. So einfach und doch immer wieder eine Berg- und Talfahrt mein Leben. Hoch und runter geht es. Immer wieder. Doch das Wirkliche der Welt, kann ich es denn überhaupt einmal sehen?

Ist es nicht so, dass ich die Brille meiner eigenen Illusion trage? Und so das Wirkliche überhaupt nicht sehe, wahrnehme? Und ist es schlimm, wenn es so wäre? Wäre dies dann schlimm?

Ach, wenn ich doch nur wüsste, was das Wahre ist? Das, was kein Leiden verursacht, was da ist, und immer wieder nur da ist? Und nichts als da ist, immer wieder...

Ja, ich suche. Und wenn man sucht, findet man dann?

Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, ob es eine Sehnsucht ist, oder nur ein kurzer Moment, weil ich mich mit dem Sinn des Lebens beschäftige. Hat es einen tieferen Grund?

Warum frage ich mich das?

Ja, sicherlich es ist eine Form der Suche. Ist das Wahre das Endgültige? Was kommt danach? Kommt danach mehr? ...Ich weiß nichts.

Was ist denn im Moment?

Ein, der Ostersonntag. Ich höre Klassikradio, etwas Dramatisches, und viele Fragen sind in mir und irgendetwas will aus mir heraus, durch dieses Schreiben hier. Was auch immer es ist, ich weiß es nicht.

Ist es wichtig? Nein, es ist nicht wichtig.

Was ist denn wichtig?

Mein Leben zu leben und zu lieben, bewusst zu leben und mein Leben zu lieben. Ja, zu lieben. Mir darüber bewusst sein, welch wundervolles Geschenk mir gemacht wurde und was es heißt, überhaupt zu leben, und zu fühlen, und zu atmen, und zu riechen, und zu tasten, zu schmecken und hören, und noch so vieles mehr.

Und dem Höherem zu Vertrauen, obwohl man es nicht beweisen kann, obwohl man es nicht nachweisen kann...ja, ich lebe, vertraue mich irgendeiner höheren Kraft an, weiß nicht, warum, weiß nur, dass es da etwas so unbeschreibliches Großes, Schönes, Wundervolles, Besonderes, Heiliges, Gnädiges gibt, und ich weiß, ich bin aufgehoben, obwohl ich denke, ich weiß nichts. Doch auch das ist nicht schlimm.

Ich schreibe einfach. Lebe einfach, versuche meinem Herzen zu folgen, versuche zu ergründen, warum ich mir etwas wünsche.

...

Gott, ich bitte dich so oft um Kraft und um Führung, ich wusste so oft nicht weiter und befand mich im selbstinszenierten Leid, in meiner eigenen Hölle, so oft, und kam nicht heraus...und empfand dennoch das Leben als wundervoll und liebte es einfach nur. Selbst dieses Leid und mich in ihm und wusste so oft nicht, wie es weiter gehen sollte, lieber GOTT. Immer wieder blieb mir nichts übrig, als um Deine Hilfe und Kraft zu bitten, Dir all meinem Kummer zu übergeben, noch und nöcher, immer weiter, immer weiter.

Und dann diese vielen, vielen Tränen, lieber Gott, diese Tränen des Erkennens mich in diesem Leben. Dieses viele und klare Erkennen, dieser Schmerz, dieses Leben zu leben, mich zu er-leben...

Es ist so schön, so unbeschreiblich schön, lieber Gott, selbst wenn ich leide und entnervt bin und selbst wenn ich denke, nichts mehr zu können und denke, im Chaos zu versinken, alles ist großartig, so wunderschön.

Doch ich nehme es dann in solch einem jammervollen Zustand einfach nicht mehr wahr. Warum ist das so, warum? Warum?...Ich weiß es nicht.

Es ist das Leben. So ist das Leben. Es ist das Menschsein. Ein Menschsein mit allem. Mein Menschsein.

...

Lieber Gott, was ist Wahrheit?...Warum bin ich hier?...Warum?...Ich weiß es nicht...Drehe ich mich im Kreise?...Was aber ist mit dem Herzen?...Was wünscht sich mein Herz?

Irgendwie ist es still geworden.

Wo sind sie hin, meine Träume? Was sind denn überhaupt meine Träume?

...Träume?“

Will ich einmal in mich hineinlauschen?

Diese Augen auf der Scheibe im Halbschatten, sie sehen so traurig aus, sie sehen aus, als ob sie schon so viel durchgemacht hätten.

So viel Leben, so viel Tränen, so viel Trauer, so viel Leid, so viel Lachen und Freude, so viel Liebe und Leuchten...so viel Schönheit der Welt sahen sie schon, so viel Schönheit, so viel. So tief geht der Blick, so tief, so offen, weltoffen, weltenoffen öffnet sich alles in diesen Augen, in diesem Blick, in diesem Blick in Alles...in dieses Eintauchen in mein eigenes Wesen.

Mein Wesen, mein Leben, meine Augen, mein Leuchten, mein Sehnen, mein Träumen, meine Tränen, alles ist so gut. Es ist so gut, dass es da ist, greifbar ist. Es ist gut, dass ich da bin und mich sehen kann, meine Augen leuchten sehen kann in dieser Scheibe meiner Wohnzimmertür im Halbschatten dieses Ostersonntags.

Ich bin da und schreibe über mich, einfach so, weil ich es liebe und weil etwas raus will, so viel, was in mir nach Antworten drängt, was das Leben verstehen möchte, was über das Leben einfach nur schreiben möchte.

Was sehe ich? Wer bin ich?

Ein Wesen dieser Welt. Und doch scheint es mir, nicht von dieser Welt zu sein. Scheint es, dass ich viel mehr als diese Welt kenne und ich mich an viel mehr erinnere, als dass es dieses Leben hier ausmachen könnte. Und ich weiß und spüre, es ist wahr...da ist noch viel mehr, was zu dir gehört, was dich ausmacht, was du wahrnimmst, was du erlebtest, was da ist und was nicht erklärt werden kann.

Ja, und dann ist da wieder diese Musik. Ja, diese Musik, die meine Musik ist. Und es ist so schön hören zu können und...ach was, einfach nur zu hören, einfach nur da zu sein und sich berauschen zu können an der Welt, an ihrer Vielfalt. Von ihrem Liebeslied trinken zu dürfen, von ihrem Segen naschen zu dürfen, in ihr leben zu dürfen, in ihr existieren zu dürfen, sie wahrnehmen zu dürfen...und das auch noch tief und mit Sinnen. Und dann auch noch das Bedürfnis zu verspüren Allem zu danken. Dem zu danken, Der dies ermöglichte, Dem Schöpfer oder Dem lieben Gott oder der Liebe und dem Universum, dem Großen Ganzen Mystischen, Unbeschreiblichen, Ewigen, Unendlichen, Unzerstörbaren, Licht...oder was auch immer dies alles schuf, erschafft, mach und verzaubert.

Ich weiß es ja nicht, wer oder was für mich und die liebe, so wundervolle Welt zuständig ist.

Ich weiß nur, es ist schön zu leben und ich könnte nur danken...und obwohl ich denke, nicht viel zu wissen, obwohl ich manchmal das Leben mit seinem Leid einfach nicht mehr ertragen kann, mit einer Last, so schwer, dass sie mich zu erdrücken scheint.

Aber auch nur scheint. Nur scheint. Denn da gibt es ja noch die Liebe. Und Liebe transformiert. Liebe heilt alles. Auch meinen Kummer, mein Leid, meine Last, meine Qual, meine Hölle, meine Fragen.

Ja, auch meine Fragen heilt sie. Erfüllt sie mit ihrer Liebe. Mit ihrem Segen, mit ihrem herzerfüllendem Schein, in meinem Menschsein.

Darum bin ich doch hier.

Frau Feders Frühlingstherapie

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