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Kapitel 1 - AUFTAKT - Wir alle waren Sommer

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Wir alle waren Sommer, waren Welt, waren Schöpfung, waren Begierde, waren Sommerlust und Sommerfreude, wir alle waren eine sonnen- und lichtgebadete Welt...

Wir alle waren Welt, waren Hoffnung, Sommerhoffnung, Sommerverlangen und Sommerdasein voller nie- wieder- weg- wollen aus dieser ganz besonderen Hohezeit des Jahres, aus dieser ganz besonderen Auszeit des Jahres, aus diesem ganz besonderen Zauber des Jahres.

Wir wollten und konnten nichts anderes, außer Leben, außer den Sommer erleben.

Wir waren in ihm und er nicht nur um uns herum oder mitten unter uns, er verfing sich mit jedem Atemzug unseres Menschseins in uns Menschen und hinterließ sich, ohne dass wir es bemerkt hätten, einfach so in uns.

Wir haben es weder geahnt, noch gewusst, noch konnte man diesen unsichtbaren Zauber beweisen.

Es lag am Sommer allein, diese Offenbarung nur Jenen zukommen zu lassen, die er für dieses ganz besondere Spektakel auserkoren hatte.

Es lag an ihm allein, wer dieses Geheimnis preisgeben durfte.

Und ich, ich sommerhungrige, ich sommersehnsuchtsgetränkte Schreibende, ich Schriftstellerin, ich, die dem Sommer schon so oft seine Liebe erklärte...schon so oft, so unzählig oft und anbetungswürdig...ich musste, ich wollte seine Magie, ich musste, ich wollte seinen Zauber verewigen...seinen unzähligen Geschichten lauschen, ich musste, ich wollte in ihn abtauchen, mich von ihn verführen, vereinnahmen, verzaubern lassen...

...

Es war ein Abend, ein Sommerabend...doch eigentlich, eigentlich war es gar kein Abend, eigentlich, eigentlich...ist es noch Abend, genau dieser Abend.

Viele Menschen denken wohl, Schriftsteller arbeiten, wenn sie schreiben.

Für mich ist dieser Moment keine Arbeit, sondern das Schönste, dass ich mir im Moment vorstellen kann...ich kann etwas in die Welt hinaus fließen lassen, und es wird für immer Bestand haben, es wird verewigt.

Nun hat sich wohl der Sommer gedacht, er möchte sich hier bei mir verewigen, sich hier bei mir niederlassen, mich inspirieren, mich verführen, mich in seine Offenbarungen einweihen um sich somit unvergänglich zu machen...

Und so begann ich zu schreiben und er, er hat mich ergriffen...meine Stimmung, mein Herz, von meinem Wesen Besitz ergriffen und ich, ich bin schon längst nicht mehr ich, ich bin schon längst verwoben mit seinen Gesängen, seinen Klängen, seinem Zauber und seinem weiten, weiten Raum, seiner weiten, weiten Welt, seiner heiligen Sommerabendwelt.

Vielleicht wird morgen früh eine andere Stimmung, ein anderes Gefühl, ein anderer Klang diesen Sommer beherrschen und beschreiben und vielleicht ist nur dieser eine Moment genauso, wie er sich gerade hier und jetzt genau so offenbart.

...

Es ist alles Sommer, es ist alles Welt, es ist alles ein Fest und ein Geschenk und eine heilige, stille, ehrfürchtige Offenbarung daran teilhaben zu dürfen...

Ich liebe das Schreiben hier, ich liebe mich dafür, ich liebe diesen Moment dafür, ich liebe den Sommer dafür, ich liebe die Welt dafür und ich liebe meinen Job, meine Gabe und Berufung...

Diesem Ruf...vorhin musste ich ihm nachgehen, vorhin wurde ich gerufen, vom Sommer, vom Abend, vom Klang, von der Stille und vom Abendhimmel, von den vielen wundervollen Sommerlicht gemalten Bildern, die meine Augen, meine Seele, mein Herz und mein Wesen aufnahmen...

...

Wir wollten doch nur leben, wir wollten doch nur den Sommer erleben...seine Gnade, seine Kraft, seinen Zauber...seinen Zauber haben wir nicht ansatzweise erahnt, haben wir nicht ansatzweise zu schätzen gewusst.

Wir lebten doch nur, und wie wir lebten...doch er, er wusste schon längst, welcher Weg vor ihm liegt, noch bevor er überhaupt hier war, hat er sich schon längst mit den Anderen verbündet.

Und nun, beim hineinspüren, beim hinterherspüren all seiner Geschichten, beim hineinverlieren in seine Sommergesänge, hat er mich für einen Moment fallen lassen, sein Inspirationsfluss von mir abgestreift, mich allein an diesem besonderen Abend zurück gelassen und ich spüre, ich fühle ihn nicht mehr...seine Magie hat sich zurück gezogen, der flow, der Fluss ist ins Stocken geraten und ich, ich suche nach Worten, ihn zu beschreiben...

Sein Geheimnis hat er mir für einen Moment verschleiert, hat er für einen Moment vor mir verborgen und sehnsuchtsbettelnd lässt er mich zurück...

Für diesen einen Moment der Wahrheit durfte ich dich hier verewigen, doch nun, nun muss ich wohl all die anderen Augenblicke zu Wort kommen lassen, die du in all den anderen und längst vergangenen Augenblicken voller Sommeroffenbarung in mir verankert hast...

Ich weiß nicht, wann du mich wieder besuchst und mir den Einblick in dir gewährst, um dich hier für immer zu verewigen, ich weiß es nicht...ich kann nur hoffen und in der Zwischenzeit einfach nur dich erleben, dich genießen, dich anbeten und deine stille Heiligkeit lauschend und staunend in mir selbst vernehmen...

Für mich steht die Zeit still, wenn du mich berührst, besuchst, inspirierst, dich mir offenbarst und dich in mir verankerst.

Für mich ist zwar dieser eine kleine Moment verflogen, doch es ist nicht schlimm, ich kenne es ja.

Du hast dich schon so oft offenbart...

...

Wir alle waren Sommer, ich war Sommer, und ich bin immer noch Sommer...ich bin der Sommer, der sich selbst erfährt, der sich selbst seine Geschichten schreibt...ich bin der Sommer, der sich selbst seine Offenbarung hinterlässt...

Es war der Mensch, der staunte, es war der Mensch der voller Bewunderung dieser Magie verfallen war und es war der Sommer, der übrig blieb.

Es ist alles Sommer, es ist alles Welt, es ist alles ein Fest und ein Geschenk und eine heilige, stille, ehrfürchtige Offenbarung daran teilhaben zu dürfen...

Frau Feders Sommerzauber

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