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Weder Mann noch Frau

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Wie bereits darauf hingewiesen, sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau und können es auch niemals werden, auch nicht nach einer operativen Geschlechtsangleichung. Eine Operation ist lediglich ein kosmetischer Eingriff, wobei die organischen Geschlechtsmerkmale der psychischen Identität entsprechend angeglichen werden. Bei einer transsexuellen Person mit weiblicher Identität werden also die männlichen Geschlechtsorgane kosmetisch zu einer Vagina verändert. Die Sinnesempfindungen bleiben jedoch unverändert in der Seele als Erinnerungen gespeichert, wie auch die oben beschriebenen Phantomschmerzen. Das erklärt auch die große Enttäuschung, die viele Betroffene nach einer noch so gelungenen Operation erfahren. Ein diesbezüglich aufklärendes Gespräch vor einer Operation könnte dazu beitragen, den vorgefassten Entschluss zu einer Operation nochmals ernsthaft zu überdenken, insbesondere wenn der Entschluss auf äußeren Druck gefällt wurde und nicht auf ein unbändiges inneres Bedürfnis gegründet war. Eine Operation kann weder Seele noch Geist verändern, sondern eher Frustration und Enttäuschung auslösen.

Deshalb hege ich doch ernsthafte Zweifel an der Aussage einer transsexuellen Person während einer Talksendung im Fernsehen, die sich operativ von Frau zu Mann hatte angleichen lassen, er sei jetzt ein ganzer Mann und wisse, wie Frauen und Männer denken, da er ja vor der Operation eine Frau gewesen sei.

Wenn Transsexuelle mit weiblicher Identität sich als Frauen fühlen, dann heißt das jedoch nicht, dass sie auch wie Frauen denken, weil der Intellekt dem physischen Hirn zuzuschreiben ist. In vielen freundschaftlichen Gesprächen mit Betroffenen sowohl in Europa als auch in asiatischen Ländern konnte ich immer wieder beobachten, dass ihre Denkweise weder typisch weiblich noch typisch männlich ist. Sie sind sozusagen ein ausgleichendes Mittelstück, ein Mix zwischen Frau und Mann. Sie lassen sich weniger von Emotionen beherrschen als Frauen, sind weniger rechthaberisch, dafür pragmatischer, denken logischer und rationaler; deshalb sind die typisch weiblichen Emotionsausbrüche eher selten. Auch die für Frauen typische Einstellung, mehr Rechte im täglichen Leben einfordern zu können, zuvorkommender behandelt werden zu wollen („Ladies first“) etc. zählen nicht zu ihren Charaktereigenschaften. Stattdessen beeinflusst ihre ausgeprägte Sensibilität die Denk- und Verhaltensweise, was wiederum manchen Männern abgeht. Daher sind sie in mancher Hinsicht ruhiger, überlegter, ausgeglichener. Sie sind sozusagen die Verbindung, der Ausgleich zwischen weiblich-emotionalen und männlich-rationalen Extremen.

Das Transgender-Phänomen

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